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Veröffentlicht am 12.07.2020

Bukowski in Reinkultur

Notes on a Dirty Old Man.
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„Notes on a Dirty Old Man“ ist keine gewöhnliche Biographie. Ich habe mich anfangs gewundert, wo denn die Eckdaten bleiben, habe die Chronologie vermisst. Beginnt das Buch nicht mit Bukowskis Geburt und ...

„Notes on a Dirty Old Man“ ist keine gewöhnliche Biographie. Ich habe mich anfangs gewundert, wo denn die Eckdaten bleiben, habe die Chronologie vermisst. Beginnt das Buch nicht mit Bukowskis Geburt und endet mit seinem Tod? Nein, und das ist gut so, denn so huldigt es dem Querulanten, Quertreiber, dem unberechenbaren Suffkopf, dem bunten Hund, dem Literaturstricher, dem Oppositionsgeist, dem Lyriker, Briefschreiber, Erzähler und Romancier am besten.
Frank Schäfer biographiert Bukowski, indem er seine Literatur interpretiert. Das liefert mir zum einen nach und nach die gewünschten Eckdaten, macht mich aber auch vertraut mit einem Querschnitt seiner Werke, die ich nie gelesen habe. Zugegeben, ohne Vorkenntnisse habe ich mich anfangs mit der Lektüre schwer getan, weil u.a. Personen ohne Einführung genannt werden, aber bald störte mich das nicht mehr. Man muss sich drauf einlassen können. Aber es lohnt sich, mal aus seinen eingefahrenen Lesegewohnheiten auszubrechen. Ich habe einen umfassenden Eindruck über den Menschen Bukowski gewonnen, an den ich mich auch nach Monaten noch erinnern werde können.
Anteil daran hat sicherlich auch der Schreibstil von Frank Schäfer. Wörter wie satifaktionsfähig, splendide Isolation, verbale Libertinage, Spedieren oder defensive Insubordination lassen sich nicht so leicht überlesen, sie bleiben hängen. Aber keine Sorge, die Lektüre geht trotzdem gut von der Hand. Frank Schäfer schreibt auf keinen Fall geschwollen.
Ich habe verstanden, warum Bukowski seine Literatur als Therapie aufgefasst hat, warum er sich in Europa fremd gefühlt hat, warum er sich selbst als einen gebrochenen, desillusionierten, von sich selbst enttäuschten Romantiker bezeichnet hat und warum er kein professioneller Literaturkritiker sein konnte.
„Am besten ist Bukowski, wenn er nicht seine Gefühlswelt ausstellt, sondern einfach eine Situation einfängt, eine Atmosphäre beschreibt oder eine Person mit ein paar treffenden Strichen skizziert.“ Frank Schäfer hat mir diesen streitbaren Menschen näher gebracht. Dafür vergebe ich die volle Punktzahl und eine unbedingte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 12.07.2020

Es knistert und prickelt gewaltig

Fly with me
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„Fly with me“ ist ein erotischer Liebesroman. Für mich fällt er zusätzlich in die feel-good-Kategorie. Er liest sich super. Ich habe ihn in einem Tag gelesen. Er bietet eine gut durchdachte Story, eine ...

„Fly with me“ ist ein erotischer Liebesroman. Für mich fällt er zusätzlich in die feel-good-Kategorie. Er liest sich super. Ich habe ihn in einem Tag gelesen. Er bietet eine gut durchdachte Story, eine ausgewogene Anzahl an guten erotischen Szenen und ein tolles Setting.
Die Anwältin Lucy ist wunderbar authentisch gezeichnet. Ich konnte ihre Gefühle, ihre Zweifel, aber auch ihre Leidenschaft sehr gut nachvollziehen. Zudem ist sie eine toughe Anwältin, die weiß, wie man sowohl mit Klienten als aus ihrem anspruchsvollen Chef umgeht, ohne dabei seine Seele zu verkaufen.
Die Kapitel werden zum einen aus Sicht von Lucy, zum anderen aus Jareds Sicht erzählt, wobei Jared den kleineren Teil hat. Deswegen konnte ich mich besser in Lucy versetzen, was dem Lesegenuß keinen Abbruch getan hat.
Ich empfehle dieses Erotikroman-Debüt von Martina Gercke aufs Wärmste und vergebe dafür die volle Punktzahl. Er macht Lust auf weitere Folgen des Pilots‘ Clubs.

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Veröffentlicht am 05.07.2020

Agentin mit Herz

Falsche Nummer, richtiger Mann
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May Wexler ist 29 und arbeitet als freiberufliche Hochzeits- und Porträtfotografin. Sie kann einfach ihre vorlaute Klappe nicht halten. Und so stolpert sie in verrückte Situationen. Das Buch ist aus ihrer ...

May Wexler ist 29 und arbeitet als freiberufliche Hochzeits- und Porträtfotografin. Sie kann einfach ihre vorlaute Klappe nicht halten. Und so stolpert sie in verrückte Situationen. Das Buch ist aus ihrer Sicht geschrieben, eigentlich sind es ihre Gedanken, die die Geschichte erzählen. Und die sind echt witzig, so richtig verquer und wirr.
„Panisch denke ich, dies ist sicher das letzte Mal, dass ich ihn sehe. Schnell, Gehirn! Lass dir etwas Charmantes, Witziges und Interessantes einfallen, was ich sagen könnte!“ So geht es am laufenden Band. Diese Art Humor hat mir ziemlich gut gefallen und mich exzellent unterhalten. May stolpert zufällig in diese Sicherheitsfirma, lernt den Boss Ozzie und seine extrem sympathische Truppe kennenlernt und wird schließlich auch in die ein oder andere gefährliche Situation hineingezogen. Dabei bringt sie sich selbst immer in brenzlige Situationen.
Das hat mich sehr an die Serie „Agentin mit Herz“ erinnert, die ich in meiner Jugend so gern geschaut habe.
Natürlich entwickelt sich zwischen May und Ozzie eine heiße love-story, die mir auch sehr gut gefallen hat.
Ein wunderbarer feel-good Roman mit reichlich Sprachwitz, den man in einem Tag lesen kann und möchte.
Ich vergebe daher die volle Punktzahl und eine unbedingte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 09.06.2020

Freud und Leid liegen auch auf dem Olavsweg nah beieinander,

Abenteuer Olavsweg - Eine Frau pilgert den Neuanfang
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Die 36-jährige Stefanie Jarantowski ist den 643 km langen Olavsweg von Oslo nach Trondheim gepilgert und hat darüber ein Buch geschrieben. Der Weg ist nach dem frühmittelalterlichen norwegischen König ...

Die 36-jährige Stefanie Jarantowski ist den 643 km langen Olavsweg von Oslo nach Trondheim gepilgert und hat darüber ein Buch geschrieben. Der Weg ist nach dem frühmittelalterlichen norwegischen König Olav Haraldsson benannt. Er vereinte die vielen kleinen Königtümer Norwegens und brachte das Christentum nach Skandinavien. Daher ist der Pilgerweg im evangelischen Norwegen etwas besonderes.
Viele haben sicherlich schon mindestens ein Buch über den Jakobsweg gelesen. Der Olavsweg ist jedoch anders. Zwar verlangt er dem Pilger auch einiges ab- und zwar ebenfalls geistig und körperlich, aber die Landschaft ist ganz anders: Der norwegische Weg ist weniger karg, abwechslungsreicher, gebirgiger. Das Wetter ist regnerischer. Selbst im August kann man von Hagel und Schnee überrascht werden. Außerdem pilgern weit weniger Menschen den Olavsweg als den Jakobsweg.
Die Autorin ist den Weg nach einem beruflichen Umbruch mit ihrem Ehemann Stephan in 30 Tagen gegangen. Sie beschreibt sehr eindrucksvoll alle Widrigkeiten des Pilgerns auf diesem Weg: Frustration bezüglich des Wetters (tagelanger Regen oder brennende Hitze), körperliche Wehwehchen, Orientierungsverlust, schnarchende Mitbewohner und lärmende Jugendliche. Was ich ganz wunderbar beschrieben fand, war, daß ihr im Laufe des Weges diese Dinge nichts mehr anhaben konnten. Plötzlich sah sie viel mehr negative Dinge positiv. Der Weg hat sie eindeutig verändert.
Auf einmal übt sie sich im Nichtstun, kann daliegen, „die Glieder schwer wie Blei werden lassen, die Augenlider nicht mehr öffnen können, dem Vogelgezwitscher lauschen, den Hauch einer Brise an der Nasenspitze spüren. In und mit der Natur sein. Riechen, lauschen, spüren, wahrnehmen, mit allen Sinnen. Das Selbst leben lassen, das so einmalig geschaffen wurde. Kein Platz für Gedanken ans Morgen oder an gestern.“
Sie lernt alles auf dem Weg zu lassen, was sie am Leben hindert: übersteigerte Erwartungen, Leistungsdruck und einengende Regeln. Was für eine tolle Erkenntnis!
Was mir an dem Buch gut gefallen hat, war, daß es die Autorin geschafft hat, mich die ganze Lektüre über bei der Stange zu halten. Das gelingt ihr durch eine gute Balance zwischen Landschafts-und Wetterbeschreibungen, tierischen und menschlichen Begegnungen, Kulinarik, architektonischen und gesellschaftlichen Vergleichen zwischen Norwegen und Deutschland und der Beschäftigung mit ihren inneren Dämonen.
Ich finde das Buch sehr lesenswert und einen guten Kontrast zu den vielen Jakobsweg-Büchern.
Deshalb vergebe ich die volle Punktzahl und eine unbedingte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 02.06.2020

Von Spinnen, Leoparden und hilfsbereiten Einheimischen

Einmal mit der Katze um die halbe Welt
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Martin Klauka schrieb ein Buch über seine Motorradreise nach Indien. Zunächst hatte er „nur“ eine Fahrt nach Dubai geplant, weil das Geld nicht weiter reichen würde. Die Fahrt bis dorthin war reichlich ...

Martin Klauka schrieb ein Buch über seine Motorradreise nach Indien. Zunächst hatte er „nur“ eine Fahrt nach Dubai geplant, weil das Geld nicht weiter reichen würde. Die Fahrt bis dorthin war reichlich abenteuerlich, und daran lässt er uns im vorliegenden Buch teilnehmen. Mit dabei ist immer seine zugelaufene schwarz-weiße Katze Mogli.
Beide sind so wunderbar sympathisch! Ich habe sie von den ersten Seiten an ins Herz geschlossen. Aus jeder Seite sprang mich die Liebe zwischen Martin und Mogli förmlich an. Nicht nur Katzen- und Motorradliebhaber kommen auf ihre Kosten, sondern alle Menschen mit Fernweh, und davon gibt es unter uns bekanntlich viele.
Martin und Mogli lassen uns an ihren abenteuerlichen Erfahrungen auf der Halbweltreise teilhaben, ohne daß wir uns den widrigen Umständen wie Hitze, Dürre, Müdigkeit, Hunger und Warten aussetzen müssen. Martin beschreibt sehr anschaulich und leidenschaftlich, wie das Universum ihm immer wieder Auswege aus üblen Situationen bietet. Dabei lernt man den anständigen, bescheidenen und fürsorglichen jungen Mann besser kennen. Er ist einfallsreich, geduldig, friedfertig und entpuppt sich oft als ein guter Freund. Dabei ist es für ihn nicht immer einfach, die Balance zwischen Kommunikationsbedürftnis der Einheimischen und seinem Ruhebedürfnis zu finden.
Das Buch ist in Kapitel über die einzelnen bereisten Länder eingeteilt. Es gibt einige eingestreute Fotos von seiner Prinzessin (Mogli), seiner Königin (Motorrad Honda Africa Queen) und ein paar wenige von ihm, was ich sehr anschaulich und abwechslungsreich fand. Das hat den an sich schon informativen und spannenden Reisebericht für mich nochmal aufgewertet und rund gemacht. Natürlich könnten es noch ein paar mehr sein. Überhaupt hätte ich noch tagelang weiter lesen können. Das Buch hat mich gefesselt und in seinen Bann gezogen. Es hat noch einige Tage angenehm nachgewirkt, und ich habe es bereits Freunden weiterempfohlen. Sehr gerne würde ich noch weitere Bände über dieses sympathische Duo lesen.
Für dieses tolle Leseerlebnis gibt es die volle Punktzahl und eine unbedingte Leseempfehlung.

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