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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2020

Obst ist nicht immer gesund

Schneewittchen und die sieben Särge
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Robert Mondrian ist Buchhändler in einer verträumten Kleinstadt im Rems-Murr Kreis. Er kann es sich leisten, seine Buchhandlung ganz nach seinen Wünschen zu bestücken, denn es gab ein aufregendes Leben ...

Robert Mondrian ist Buchhändler in einer verträumten Kleinstadt im Rems-Murr Kreis. Er kann es sich leisten, seine Buchhandlung ganz nach seinen Wünschen zu bestücken, denn es gab ein aufregendes Leben davor. Davon kündet der Prolog, der spannend wie ein Thriller-Auftakt daher kommt. Als ehemaliger Geheimagent scheint Mondrian mit allen Wassern gewaschen, aber sein Mut verlässt in regelmäßig, wenn er der attraktiven Obsthändlerin Sonja begegnet.

Doch dann wird Sonjas Obstlieferant mit einem vergifteten Apfel ermordet und sie selbst gerät in das Visier der Polizei. Robert macht sich auf eigene Faust daran, den wahren Täter zu finden. Er ist aber nicht allein, sein etwas verpeilter Buchhandelsgehilfe Alfons leistet mit erstaunlichen Einfällen Hilfe.

Schon aus dem Titelbild und dem Klappentext wird klar, dass dieser Krimi mit einer gehörigen Portion Humor aufwartet. Auch der Märchenbezug klang interessant.

Jürgen Seibold hat schon mit seiner witzigen Allgäu-Serie sein Können unter Beweis gestellt und dass das Buch der Auftakt zu einer neuen Reihe um Robert Mondrian wird, ist vielversprechend.

Er spart nicht mit Humor und witzigen Szenen, außerdem sind die Gags durchweg lesenswert. Vor allem mit Buchhändler Alfons und Kundin Marie sind ihm neben der Hauptfigur zwei vielversprechende Charaktere gelungen. Seibold schreibt einfach flüssig und unterhaltsam und dieses Buch macht Spaß. Zwar habe ich den Märchenbezug vermisst und auch den Titel finde ich zwar pfiffig und einprägsam, aber er spiegelt nicht unbedingt den Inhalt wider. Aber das Cover ist richtiger Hingucker und im Lauf des Plots erkennt man die vielen kleinen Details und Hinweise wieder.

Der Plot ist vielfach verschlungen, aber klärt sich nach einem fulminanten Endspurt schlüssig auf. Ich bin schon gespannt, wie sich Robert Mondrian in den folgenden Bänden schlägt.

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Veröffentlicht am 10.07.2020

Schöne Unterhaltung

Zwei Wochen im Juni
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Zwei ungleiche Schwestern, ein geliebtes Haus am Meer und die traurige Pflicht es nach dem Tod der Mutter auszuräumen und zu verkaufen. Das ist der Beginn von zwei sommerlichen Juniwochen, die beide Schwestern ...

Zwei ungleiche Schwestern, ein geliebtes Haus am Meer und die traurige Pflicht es nach dem Tod der Mutter auszuräumen und zu verkaufen. Das ist der Beginn von zwei sommerlichen Juniwochen, die beide Schwestern zwingen, ihren Lebensweg zu überdenken.
Ada ist Künstlerin, lebt seit Jahren in einer heimlichen Beziehung mit einem verheirateten Mann und scheint zufrieden mit der Zeit und der Aufmerksamkeit, die für sie abfallen. Toni, die ältere Schwester hat ihr Leben im Griff, durchorganisierte Abläufe, Perfektion im Beruf als Studienrätin und als Familienmanagerin gehen ihr über Alles. Aber das Haus, die Erinnerungen, die auf sie beide einströmen, bringen die Frauen dazu, ihr Leben auf den Prüfstand zu stellen.
Die Geschichte ist ganz linear und auch einfach erzählt. Als Stilmittel wählt die Autorin Tagebücher und Briefe um die Vergangenheit einzubeziehen. Sommerlich leicht und emotional erzählt, aber nie kitschig, hat mich der Roman sehr gut unterhalten. Mir waren die Protagonisten gleich sympathisch, ich habe mich gut in ihre Lebenssituation und in sie einfühlen können. Schön eingefangen wurde die sommerliche Stimmung an der Ostseeküste, das gefiel mir als Hintergrund, brachte auch eine richtige Urlaubsstimmung in die Geschichte.
Ich habe das Buch gern gelesen, auch wenn dem Roman manchmal ein wenig mehr Tiefgang gut getan hätte. So bleibt wenig Nachhall. außer dem Gefühl sich für einige Lesestunden gut unterhalten zu haben und damit wurden meine Erwartungen auch erfüllt.
Besonders gelungen ist die Gestaltung des Buches. Eine grafisch schöne Einbandgestaltung mit kleinen Akzenten, die sich auf dem Buchdeckel und Vorsatz wiederholen, dazu ein farblich passendes Lesebändchen sind mir gleich ins Auge gefallen.

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Veröffentlicht am 06.07.2020

Frisch gezapft und gemordet

Weißbier-Requiem
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Konrad Haslinger will sein erstes Bier-Wellness-Hotel eröffnen und zu diesem Anlass ein frisch gebrautes Weißbier kredenzen. Doch da sein Braumeister ausfällt, soll Alfred Sanktjohannser, kurz der Sanktus, ...

Konrad Haslinger will sein erstes Bier-Wellness-Hotel eröffnen und zu diesem Anlass ein frisch gebrautes Weißbier kredenzen. Doch da sein Braumeister ausfällt, soll Alfred Sanktjohannser, kurz der Sanktus, einspringen. Als kleines Dankeschön, darf er mit Familie anreisen und gleich die Annehmlichkeiten genießen. Doch daraus wird nichts. Denn schon am ersten Festabend spürt Sanktus große Spannungen unter den Gästen und am Morgen sieht er den Haslinger tot im Pool treiben. Doch bis er die Polizei informieren kann, ist die Leiche spurlos verschwunden.

Als muss wieder einmal der Sanktus ran! Zusammen mit seinem Spezl, dem Graffiti begibt er sich auf Spurensuche.

Der neue Krimi um den Bierspezialisten Sanktus und seinen ganz besonderen Ermittlungsmethoden – süffig wie eh und je. Wieder ein ausgefuchster Plot um Bier und Brauwesen und die Eitelkeiten hinter der vorgeschobenen Trachtenseligkeit. Der Autor kennt sein Thema und es macht Spaß, mit ihm den Dialektausflügen zu folgen, ob das Fränkisch eines Polizeibeamten oder die bodenständige bayrische Mundart von Sanktus und seinen Freunden. Wer nicht alles versteht, muss nicht verzweifeln: im Anhang gibt es eine ausführliche Worterklärung.

Für manche Leser ist vielleicht der besondere Sprachstil gewöhnungsbedürftig, denn ganz wie im Gespräch wird manchmal auf das Verb verzichtet. Das ergibt eine sehr unmittelbare, originelle Sprache bei den Dialogen und da nur sehr dosiert eingesetzt – auch Sprachspaß.

Der Sanktus hat ja nun schon einige Fälle lösen können und ist im Lauf der Jahre nicht nur zum Ehemann und Vater, sondern auch zum erfolgreichen Craft-Brauer geworden und in seinem Bierwerkel würde ich nur allzu gern mal seine Sorten verkosten. Allerdings muss man nicht die Vorläufer kennen oder in Chronologie lesen, um mit dem Weißbier-Requiem seinen Krimispaß zu haben.

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Veröffentlicht am 06.07.2020

Mörderspiel

Mord mit Brief und Siegel
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Leahs Großmutter hat einen Internet-Wettbewerb gewonnen und darf nun ein Krimiwochenende genießen. Eine edle Einladung auf Bütten und gesiegelt lässt die Erwartungen steigen. Da man eine Begleitperson ...

Leahs Großmutter hat einen Internet-Wettbewerb gewonnen und darf nun ein Krimiwochenende genießen. Eine edle Einladung auf Bütten und gesiegelt lässt die Erwartungen steigen. Da man eine Begleitperson mitbringen darf, wählt sie ihre Enkelin, die als ehemalige Polizistin und nun Privatdetektivin alle Voraussetzungen für ein Krimirätsel mitbringt.

Geheimnisvoll werden die Teilnehmer auf ein Landgut gelotst und bekommen ihre Aufgabe: ein alter Mordfall soll gelöst werden, auf den Gewinner wartet ein Preisgeld und die anderen haben einen luxuriösen Aufenthalt. Für das Wochenende wird die Verbindung zur Außenwelt gekappt, kein Telefon, kein Internet und das Eingangstor zur Villa verschlossen. Aber aus dem Spiel wird Ernst, als der Gastgeber am nächsten Morgen ermordet in seinem Bett liegt.

Cluedo in Buch- und Höchstform, da rätselt man Leser sofort mit, sucht nach Spuren und überlegt, wer hier ein falsch spielt. Von einem Teilnehmer weiß der Leser, das wird gleich zu Beginn enthüllt, aber umso spannender werden die Hintergründe. Leah muss auf ihren Partner Louis verzichten, aber die Nonna ist auch nicht ohne.

Ich hatte keine Schwierigkeiten mich in die Geschichte einzufinden, auch wenn das mein erstes Buch mit Leah und Louis ist. Wobei es mich schon interessiert hätte, warum Leah nicht mehr bei der Polizei ist und wie sie ihre frühere Ehe so problemlos in eine Freundschaft gewandelt haben.

Der Plot ist eine originelle Variation des klassischen Krimirätsels vom Mord in abgeschlossener Umgebung und es macht Spaß sich auf Spurensuche zu begeben.

Der angenehm lockere Stil und der bis in die Rahmenhandlung gut durchdachte Aufbau haben mir gefallen und einen unterhaltsamen Krimi beschert, vor allem weil ich bis zum Schluss im Dunkeln tappte.

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Veröffentlicht am 03.07.2020

Ein christliches Heim

Staub zu Staub
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Während des Zweiten Weltkriegs war Siem Coburg im Widerstand gegen die Nazibesetzer der Niederlande. Dort fand er auch seine große Liebe Rosa, mit der an gefährlichen Untergrundaktionen teilnahm. Der Krieg ...

Während des Zweiten Weltkriegs war Siem Coburg im Widerstand gegen die Nazibesetzer der Niederlande. Dort fand er auch seine große Liebe Rosa, mit der an gefährlichen Untergrundaktionen teilnahm. Der Krieg ist zu Ende, Rosa lebt nicht mehr und in die Bevölkerung möchte nach vorne schauen, viele Mitläufer sitzen wieder in guten Positionen und für einen entwurzelten Widerstandskämpfer findet sich kein Platz. So lebt Siem einsam und verwahrlost auf einem alten Hausboot.

Bauer Tammens bittet ihn um Hilfe, sein geistig behinderter Sohn ist in einer katholischen Pflegeeinrichtung zu Tode gekommen. Er glaubt nicht an einen natürlichen Tod und Siem hat Tammens gegenüber noch eine Schuld abzutragen, während des Kriegs hatte der Bauer in auf seinem Hof versteckt.

Als Journalist getarnt, besucht er das Kloster in dem die Einrichtung untergebracht ist und bekommt anfangs bereitwillig oberflächliche Auskünfte, aber bald spürt er die Mauer des Schweigens in und außerhalb der Klostermauern. Das ganze Dorf ist vom Kloster, dem einzigen Arbeitgeber, abhängig und mit dem Abt legt man sich besser nicht an.

Das Buch wird als Kriminalroman beworben und mit der Erwartung eines spannenden Krimis mit historischem Hintergrund bin auch ans Lesen gegangen. Aber durch diese Einschätzung kam ich nur schwer und langsam ins Buch. Siems Erinnerungen an den Widerstand, an Kollaborateure und Verrat werden in Rückblenden in die Handlung einbezogen. Außerdem lernen wir auch einen Klosterbruder näher kennen, der bereits im Ersten Weltkrieg die Schrecken der Schützengräben hautnah erlebte und aus dessen Tagebuch Auszüge ebenfalls in das Geschehen verflochten wird.

Als ich mich von der Erwartung an einen Krimi löste, hat die Geschichte mich durchaus gepackt und gefesselt. Felix Weber schreibt anspruchsvoll und sehr stimmig. Das düstere Kloster mit dem Kinderheim, die Differenzen der Brüder untereinander und das schweigende Dorf ergeben eine dunkle, unheilvolle Atmosphäre.

Im Anhang erfährt der Leser, dass der Autor durch einen Bericht über ein reales Pflegeheim für behinderte Kinder inspiriert wurde und die Erläuterungen zur niederländischen Besatzungszeit und zum Widerstand haben mich sehr interessiert, da ich bisher nur sehr wenig über die Niederlande in diesem Zusammenhang wusste.

Ich kann verstehen, dass Buch in den Niederlanden mit dem bedeutendsten Krimipreis ausgezeichnet wurde, denke aber, dass durch Einordnung ins Krimi-Genre viele Leser mit falschen Erwartungen an das Buch herangehen werden.

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