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Veröffentlicht am 09.07.2020

Empfehlenswertes Buch

Wie backe ich mir einen Mann?
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„...Ihr wolltet mir Böses tun, aber Gott hat Gutes daraus entstehen lassen...“

Fast am Ende des Buches zitiert Abigail Kemp diese Worte, die Joseph in der Bibel zu seinen Brüdern sprach. Erst im Rückblick ...

„...Ihr wolltet mir Böses tun, aber Gott hat Gutes daraus entstehen lassen...“

Fast am Ende des Buches zitiert Abigail Kemp diese Worte, die Joseph in der Bibel zu seinen Brüdern sprach. Erst im Rückblick erkennt Abigail, wozu alles gut war.
Doch beginnen wir mit dem Anfang. Wir befinden uns im Texas des Jahres 1896. Nach dem Tode des Vaters will Abigail die Bäckerei weiterführen, denn sie sichert ihr und ihrer jüngeren Schwester Rosalind den Lebensunterhalt. Doch der Stadtrat hat ein altes Gesetz ausgegraben. Frauen dürfen in dem Ort kein Geschäft führen. Abigail muss sich einen Partner suchen und ihm das Geschäft überschreiben oder verkaufen. Sie hat genau acht Tage Zeit für ihre Entscheidung. Der örtliche Apotheker würde lieber heute als morgen Geschäft und Grundstück übernehmen.
Die junge Frau ist clever. Sie sieht eine dritte Möglichkeit. In ihrem Cafè frühstücken regelmäßig drei Junggesellen. Sie wird ihnen einen Hochzeitsvertrag vorlegen, der ihr die Rechte an der Bäckerei sichert und trotzdem der Forderung des Stadtrates genügt. Ihre erste Wahl ist Zach Hamilton.

„...Einen Ehemann auszusuchen, das erschien Abigail dem Backvorgang zu ähneln, den eine Gutes Baguette nötig hatte. Das Äußere sollte fest und kross sein, das Innere aber weich. Am allerwichtigsten für die Herstellung eines solchen Baguettes war ein formbarer, guter Teig...“

Die Autorin hat einen amüsanten und trotzdem in die Tiefe gehenden Roman geschrieben.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Er ist von einem feinen Humor durchzogen, wie das folgende Zitat zeigt:

„...Soweit er das beurteilen konnte, fühlte Liebe sich etwa so an, als würde man auf einem ungezähmten Pferd ohne Sattel durch die Prärie direkt auf einen Abgrund zureiten...“

Abigail ist eine selbstbewusste junge Dame. Sie weiß, was sie kann und will. Allerdings glaubt sie, für Männer nicht attraktiv zu sein, weil sie sich mit ihrer schönen Schwester vergleicht.
Zach und seine Vorgeschichte wird in dem Buch „Ganz aus Versehen verliebt“ erzählt. Wesentliche Aspekte werden hier wiederholt. Zach redet nicht gern und kann seine Gefühle schlecht zeigen. Außerdem hat er innerlich noch nicht mit seiner Vergangenheit abgeschlossen.
Die ersten Gespräche zwischen Abigail und Zach machen eins deutlich. Beide begegnen sich auf Augenhöhe. Zach hat erstaunlich moderne Ansichten, wenn es um die Berufstätigkeit der Frau geht.
Was für mich als Leser am Anfang nicht ersichtlich war, wächst sich schnell zu einem Problem aus. Irgendjemand wirft Abigail im übertragenen Sinne bewusst Knüppel zwischen die Füße. Es geht um eine vermeintliche alte Schuld, um konservierten Hass und Rache.
Sehr detailliert wird beschrieben, wie die Zuneigung zwischen Zach und Abigail wächst. Auch ihre Dialoge gewinnen an Tiefe. Als Rosalind ein Problem hat, geht sie zuerst zu Zach. Der allerdings ermahnt sie:

„...Geheimnisse haben die Angewohnheit, eine Familie aufzufressen. Auch wenn wir das Gefühl haben, wir müssten sie bewahren, um die zu schützen, die wir lieben...“

Gekonnt integriert in die Handlung sind die Themen Schuld und Vergeben. Dabei wird als besonders schwierig herausgehoben, sich selbst zu vergeben.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es belegt, dass die Liebe es schafft, gegen die zerstörende Kraft der Rache anzukommen.

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.07.2020

Richtig schöner Sommerroman

Der Schmetterlingsgarten
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„...Das Neueste erfuhr man immer von Salvatore zuerst, dem der Ruf anhaftete, Nachrichten schneller als das Internet auf der Insel zu verbreiten...“

Seit zwei Jahren ist Lucia zurück auf der Insel Capri. ...

„...Das Neueste erfuhr man immer von Salvatore zuerst, dem der Ruf anhaftete, Nachrichten schneller als das Internet auf der Insel zu verbreiten...“

Seit zwei Jahren ist Lucia zurück auf der Insel Capri. Sie kümmert sich als Haushälterin um Contessa Farnese, die den Garten ihres Vaters hütet wie ihren Augapfel. Nach dem Tode des Vaters hat sie keine guten Erfahrungen gemacht. Das Kleinod weckt Begehrlichkeiten.
Doch Lucia trägt ebenfalls ein Geheimnis mit sich. Sie hofft, dass es zutage tritt. Nur wenige wissen davon. Heute ist sie mit ihrer blauen Vespa auf den Markt. Dort wendet sie sich zunächst den Stand von Salvatore zu. Zu seinem Produkten drückt er ihr meist noch ein Rezept in die Hand. Dann sieht sie aus den Augenwinkel einen Mann. Kann das sein? Das wäre das Letzte, was sie sich wünscht. Dann würden die Worte der Contessa wahr:

„...Auf Capri haben die Bäume Ohren und die Steine Augen. Nichts bleibt auf dieser Insel verborgen...“

Währenddessen erfährt in Heidelberg Martin Hubscheid, dass die Forschungsgelder für seine Habilitation bewilligt wurden. Martin beschäftigt sich mit Schmetterlingen. Einer hat es ihm besonders angetan. Seine Ausbreitung gen Norden ist Inhalt seiner Habilitationsschrift. Die Forschung führt ihn auf die Insel Capri.
Die Autorin hat einen sommerlich leichten und trotzdem inhaltsreichen Roman geschrieben.
Die beiden Protagonisten werden gut charakterisiert. Lucia ist ein gebranntes Kind. Männer sind für sie kein Thema. Dabei ist sie aufgeschlossen, geht auf die Menschen zu und kann, wenn es nötig ist, gehörig aus der Haut fahren.
Martin ist zurückhaltend. Gefühle in der Öffentlichkeit sind nicht sein Ding. In der Beziehung zu seiner Partnerin Anja ist sie die forschere, die die Regeln vorgibt und auch mal Grenzen überschreitet. Damit geht er pragmatisch um.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Besonders ausdrucksvoll und mit treffenden Metaphern wird die Landschaft der Insel wiedergegeben.

„...Zerklüftete helle Felsen in der Ferne, die klare blaue Horizontlinie des Meeres, die üppige grüne Vegetation, große Kakteen, die sich ihm entgegen reckten, Eidechsen und Feuersalamander, die sich auf dem kleinen Steinmäuerchen am Weg sonnten, Kräuter, Blumen, wilde Feigenbäume – Capri war wunderschön...“

Martin ist der erste Gast in Salvatores neu eingerichteter Ferienwohnung. Er wird gleich wie ein Familienmitglied behandelt. Mit dieser italienischen Leichtigkeit tut er sich schwer, doch Salvatore und seine Frau lassen keinen Abstand aufkommen. Und an seinen Kochkünsten kommt erst recht niemand vorbei.

„...Das ist normale Essenszeit für uns Italiener. Wenn ihr Deutschen unsere Ristoranti verlassen habt, dann rücken wir erst an...“

Während Lucia mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird, wird für die Contessa ein Problem immer drängender. Sie ist weit über 80 Jahre. Was soll aus dem Erbe ihres Vaters werden? Welche Möglichkeit gibt es, den Garten zu erhalten, der viele biologische Kostbarkeiten beinhaltet? Außerdem wird ihr Geld knapp.
Martin kommt für sie wie gerufen. Zum einen kann sie sich mit ihm wieder auf wissenschaftlicher Grundlage unterhalten, zum anderen hofft sie, dass er eine Lösung für ihr Problem hat.
Und dann ist Martin hin und weg, als er Lucia das erste Mal sieht. Dabei hat sie ihn mit heftigen Worten des Hofes verwiesen. Doch Treue ist für ihn ein Wert, an dem er nicht rütteln lässt, und in Heidelberg wartet Anja.
Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass ich eine Menge über Pflanzen und ihre Besonderheiten gelernt habe. Ich habe Martin im übertragenen Sinne gut zugehört, wenn er im Gespräch über Bestäubungssymbiose und die Bedeutung von Schmetterlingen für das Ökosystem gesprochen hat.
Kursiv eingebunden in die Handlung ist ein Blick in die Vergangenheit. Er beschreibt das Leben der Contessa, die Forschungsreise ihres Vaters nach Sumatra und die Entstehung des Garten aus Setzlinge, die er aus aller Welt mitgebracht und kultiviert hat.
Nicht nur zu Beginn jedes Kapitels auch innerhalb des Textes flattert oft ein fein stilisierter Schmetterling durch das Buch.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist eine gelungene Komposition aus Ernst und Leichtigkeit.

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Veröffentlicht am 06.07.2020

Paula und die kleine Oma

Paula und die Wortschätzchen
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„...Ein schönes Buch ist wie ein kostbarer Schatz. Ein Schatz aus Worten. Deshalb sage ich „Wortschätzchen“ zu meinen Büchern...“

Paula ist eine begeisterte Leserin. Doch sie mag es auch noch, wenn ihr ...

„...Ein schönes Buch ist wie ein kostbarer Schatz. Ein Schatz aus Worten. Deshalb sage ich „Wortschätzchen“ zu meinen Büchern...“

Paula ist eine begeisterte Leserin. Doch sie mag es auch noch, wenn ihr die Eltern abends vorlesen. Paula hat zwei Großmütter. Die große Oma liest ihr gern vor, die kleine Oma nie. Und ausgerechnet bei ihr soll Paula ihre Ferien verbringen.
Die Autoren haben ein inhaltsreiches Kinderbuch geschrieben.
Paula erzählt die Geschichte selbst. Der Schriftstil ist kindgerecht und eignet sich sowohl zum Vorlesen als auch zum selber Lesen für Erstleser.
Sehr behutsam erklärt der Vater, warum die kleine Oma so ist, wie sie ist.

„...Weißt du, die Oma ist schon sehr alt. […] Sie kommt aus einr ganz anderen Zeit als du. Damals war vieles anders als heute...“

Die kleine Oma hält ihr Versprechen und liest Paula jeden Abend eine Seite vor. Warum sie nicht vorlesen wollte und wie die geschichte weiter geht, möge der zukünftige Leser selbst herausfinden.
Sehr schöne Illustrationen veranschaulichen das Geschehen. Zum Teil passt sich auch der Text den Zeichnungen an.
Das Cover ist ein Hingucker. Besonders die Katze auf dem Buch zieht die Blicke auf sicher.
Das Kinderbuch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es belegt, dass man nie zu alt ist, um noch Freude am Lesen zu finden.

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Veröffentlicht am 04.07.2020

Bewegende Geschichte

Die Sehnsucht der Tulipane
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„...Seit jenem Tag vor vier Jahren sehnte sie sich nicht mehr nach der Sonne, die irgendwo hinter den leise zischenden automatischen Glastüren strahlte. Es war ihr gleichgültig, ob es regnete, ob Frühling ...

„...Seit jenem Tag vor vier Jahren sehnte sie sich nicht mehr nach der Sonne, die irgendwo hinter den leise zischenden automatischen Glastüren strahlte. Es war ihr gleichgültig, ob es regnete, ob Frühling in der Luft lag oder die Wolken Schneeflocken ausspien...“

Janna verkauft in einem Einkaufscenter Blumen. Jeden Samstag kommt Großvater Gerd, so nennt sie den alten Mann heimlich, um eine Blume für seine Flora zu kaufen. Er zaubert ihr ein Lächeln auf die Lippen. Und das ist selten. Vor vier Jahren hat Janna das Lächeln verlernt.
Am Abend steht sie am Grab ihres Sohnes Nick. Da spricht sie ein Mann an. Sie weiß nicht, was sie von ihm halten soll. Sie macht sich Sorgen, als er sie begleiten will. Dann erklärt er ihr:

„...Du musst dich nicht fürchten, Janna. Gott hat mich zu dir geschickt. Er will durch mich mit dir reden...“

Natürlich glaubt sie ihm nicht. Sie hält ihn für einen Spinner.
Die Autorin hat einerseits ein berührendes, andererseits ein humorvolles Buch geschrieben. Das ist kein Widerspruch. Es gibt Szenen, die bewegen grundlegende Fragen des Glaubens. Andererseits erweist sich der Engel Manuel als humorvoll.
Im Gespräch an der Haustür fordert Janna Manuel ganz schön heraus. Dann lässt sie ihn vor der Tür stehen.

„...Ein Verrückter in einem Kleid, auch das noch. Ein Engel? Die einzigen Engel, an die sie glaubte, waren klein, pausbäckig und aus Kunststein...“

Zu den stilistischen und Inhaltlichen Höhepunkten gehören die Gespräche zwischen Janna und Manuel. Er erlaubt ihr eine neue Sicht auf ihre Trauer und lehrt sie, wieder auf Menschen zuzugehen. Das alles geschieht nicht von Heute auf Morgen. Es braucht Zeit und es gibt Rückschläge. Eines der wichtigsten Zitate ist für mich das Folgende:

„...Denn Gott hat sich dafür entschieden zu lieben. Und man kann nicht lieben und zugleich jede Regung und jeden Wimpernschlag des anderen beherrschen. Er hat die Liebe gewählt und die Kontrolle aufgegeben, denn beides gleichzeitig ist nicht möglich. Er hat euch die Macht gegeben, Nein zu sagen...“

An vielen Stellen arbeitet Manuel mit einer sehr bildhaften Sprache. Doch ich möchte das Buch hier nicht zerreden. Um seine Feinheiten zu entdecken, muss man es selbst lesen und auf sich wirken lassen.

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Veröffentlicht am 03.07.2020

Tolles Kinderbuch

Hops & Holly 1: Die Schule geht los!
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„...Denn Herr Nimmersatt schien Nerven wie Drahtseile zu haben. Er ließ sich durch rein gar nichts aus der Ruhe bringen...“

Hasenmädchen Holly versucht ihren Zwillingsbruder Hops zu wecken. Es wird Zeit, ...

„...Denn Herr Nimmersatt schien Nerven wie Drahtseile zu haben. Er ließ sich durch rein gar nichts aus der Ruhe bringen...“

Hasenmädchen Holly versucht ihren Zwillingsbruder Hops zu wecken. Es wird Zeit, sich für die Schule fertig zu machen. Der will aber nicht aufstehen. Erst das Versprechen eines besonderen Frühstücks kann ihn aus dem Bett locken. Es ist das erste Mal, dass sie den Schulweg allein zurücklegen. So ganz wohl ist ihnen dabei nicht.
So beginnt die erste von zehn Geschichten. Die Autorinnen lassen ihr Zwillingspärchen nicht nur in der Schule eine Menge erleben.
Der Schriftstil ist für die Altersgruppe angemessen. Das Buch eignen sich gut zum Vorlesen.
Beim Eingangszitat geht es darin, dass die beliebte Lehrerin in eine Nachbarschule abgeordnet worden ist. Herr Nimmersatt soll sie vertreten. Und der ist nicht mehr der Jüngste. Bei ihm hatten schon die Eltern der Hasenkinder Unterricht. Also versucht man alles, um ihn zu vergraulen. Am Ende aber müssen die Kinder feststellen:

„...Wenn man genauer hinsah, war Herr Nimmersatt nämlich eine ziemlich coole Socke...“

Die Geschichten werden humorvoll erzählt. Das liegt auch begründet in den ungewöhnlichen Einfällen, die dahinter stecken. Es ist eben nicht ungefährlich, wenn einer der Freunde ein Wiesel als Gast mit in den Hasenbau bringt.
Auch ernste Themen werden angesprochen. So kann es durchaus schwierig sein, wenn man einen berühmten Vater hat. Man wird daran gemessen.
Viele sehr schöne und kindgerechte farbige Illustrationen veranschaulichen das Geschehen. Ein besonders Highlight ist das Lesebändchen. Das findet man bei Kinderbüchern nicht oft.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es bietet eine gute Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor und zeigt ab und an ungewöhnliche Lösungen auf.

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