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Veröffentlicht am 24.01.2017

Kein gewöhnliches Abenteuer

Hinter dem Wasserfall
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Allgemeines:

Titel: Hinter dem Wasserfall
Autor: Oliver Jungjohann
Genre: Fantasy
ASIN: B00VTPFC1C
ISBN-10: 3981768418
ISBN-13: 978-3981768411
Preis: 8,50€ (Taschenbuch)
0,99€ (Kindle-Edition)
Weitere ...

Allgemeines:

Titel: Hinter dem Wasserfall
Autor: Oliver Jungjohann
Genre: Fantasy
ASIN: B00VTPFC1C
ISBN-10: 3981768418
ISBN-13: 978-3981768411
Preis: 8,50€ (Taschenbuch)
0,99€ (Kindle-Edition)
Weitere Bände: "Das Geheimnis der Night Sky";
"Verrat am Elfenparadies"



Inhalt:

"Hiiilfeee!!", schrien sie und wurden in das Loch gezogen. Finja drehte sich mit Aaron im Strudelkreis. Sie nahm nur noch den tosenden Lärm in ihren Ohren wahr, das hellblaue Licht des Wasserdampfes, der durchs Gesicht fegte und die festgekrallte Hand ihres Bruders. Schreiend spürte sie, wie sie fiel, scheinbar endlos..."

Die elfjährige Finja und ihr neunjähriger Bruder Aaron sind zwei ganz normale Kinder mit ganz normalen Wünschen und Problemen des Alltags, bis sie auf einem kleinen, geheimen Abendausflug ohne Wissen ihrer Eltern durch Zufall eine andere Welt kennenlernen. Eine zauberhafte Elfenwelt, die anfangs perfekt erscheint. Die Kinder begeben sich auf die Suche nach dem verschwundenen Traumwanderer der Elfen und stehen vor der Herausforderung, alle Schwierigkeiten nur mit normalen Fähigkeiten lösen zu können...




Bewertung:


Erster Satz: "Ungeduldig sah sie auf den Wecker."

Bevor ich mit der Rezension beginne, will ich mich ganz herzlich bei dem Autor Oliver Jungjohann für das Zuschicken seiner Bücher als Rezensionsexemplare bedanken. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, als die hübsch verpackte "Elfenpost" bei mir ankam. Super praktisch, dass er außerdem so freundlich war, uns gleich alle drei Teile zukommen zu lassen, denn nachdem ich dieses Buch fertig gelesen habe, liegt gleich der zweite Teil auf meinem Nachttisch bereit, um meine Zeit zu versüßen. Schon mal vorweg also: Es besteht eindeutig Suchtgefahr bei dieser Reihe!
Vielen Dank!!!

Wie so oft zuerst ein paar Worte zur Ästhetik: Das Cover ist ganz in dunklen Blau- und Schwarz-Tönen gehalten, was schon gleich eine etwas mystische Stimmung hervorruft. Zusehen ist ein dunkelblauer See, von einer Felswand umkreist, welche durch einen magischen Wasserfall durchbrochen wird. Direkt über dem leuchtenden Wasserfall glüht ein helles Licht, das an einen Vollmond erinnert. Im oberen Hintergrund sind Sterne zu sehen. Was für mich nicht ganz so gut in diesen Zusammenhang passt, ist das angeschnittene Mädchengesicht. Wer immer schön fleißig meine Rezensionen liest, weiß inzwischen, dass ich Modelgesichter auf Buchcover absolut nicht ausstehen kann, weil ich mich dann in meiner Vorstellungskraft eingeschränkt fühle. Da dieses Mädchen halb im Schatten ist, habe ich mich hier nicht so sehr daran gestört. Ich nehme mal schwer an, dass das abgebildete Mädchen Finja sein soll, womit ich zu einem weiteren Kritikpunkt komme. Denn für mich sieht sie einfach nicht aus wie 11! Das Mädchen, das auf dem Bild zusehen ist, ist meiner Schätzung nach mindestens 13. Außerdem teilt sich Finja den Posten als Hauptperson mit ihrem kleinen Bruder Aaron. Wenn man sie abbilden möchte, kein Problem, aber dann sollte man ihn auch noch mit reinbringen!

Jetzt aber genug Kritik zum Cover! Denn eigentlich hat es mir im Nachhinein gesehen ganz gut gefallen. Es verkörpert nämlich sehr schön die Grundstimmung des Buches und mutet außerdem gar nicht wie ein Kinderbuch an, was das Buch an sich bei genauerem Hinsehen auch gar nicht ist. Zudem positiv aufgefallen sind mir die relativ große Schriftgröße und die angenehme Dicke der Buchseiten. Ich finde es immer ein tolles Gefühl, wirklich etwas Stabiles in der Hand zu haben, dass sich nicht wie geheftetes Pergament anfühlt und man sich nicht ängstigen muss, gleich einen losen Stapel Papier in der Hand zu haben, was häufig bei broschierten Taschenbüchern von Amazon Publishing der Fall ist.
Und noch ein kleiner Special Effekt, über den ich mich immer sehr gefreut habe: Zeichnungen. Oliver Jungjohann beflügelt unsere Fantasie mit sehr hübschen Kapitelzeichnungen, die noch einmal auf angenehme Art und Weise unterstreichen, was er erklärt.


"Wie ein Feuerwerk rauschte Liebe, Wärme und ein irres Glücksgefühl in ihr, heiß und kalt im schnellen Wechsel, und irgendwie war ihr schwindelig."


So, doch nun zum Wesentlichen: "Hinter dem Wasserfall" ist der erste Band der Trilogie, die von den spannenden Ereignissen in der entdeckten Elfenwelt berichtet und von Freundschaft, Familie, Herausforderungen und einer zauberhaften Liebesgeschichte erzählt. Ich fand es zur Abwechslung mal wieder erfrischend, etwas von einem deutschen Fantasy-Autor zu lesen und eine Bestätigung zu bekommen, dass nicht nur die Amis gute Fantasy schreiben können. Ich muss aber ganz ehrlich zugeben, dass ich zu Beginn nicht ganz so begeistert war und eine Weile gebraucht habe, bis ich wirklich in der Geschichte angekommen war.

Ich war auf ein jugendliches Abenteuer eingestellt und bekam dann erstmal den Alltag zweier Kinder vorgesetzt. Denn es ist wie es im Klapptext steht: Ganz normal und durchschnittlich tun die zwei, was alle Kinder in ihrem Alter tun - sie träumen, haben Angst und die selben Probleme wie alle anderen auch. So weit, so gut. Denn dann kommt irgendwann die Elfenwelt. Sehr auf kindlicher Fantasie beruhend aber voller magischem Potential wird uns eine Art Parallelwelt vorgestellt in der die Jungs das Wasser beherrschen und die Mädchen fliegen können. Eine wunderschöne Welt, in der Zerstörung, Neid, Krieg, Hass, Dreck und sogar Streit Fremdwörter sind. Ich kann nicht genau sagen, wann die Geschichte dann doch plötzlich angefangen hat, für mich ganz besonders zu werden, doch irgendwann konnte die Geschichte mich dann doch etwas verspätet in ihren Bann ziehen und ließ mich erstmal nicht mehr los.

Ich denke, genau diese Mischung aus langweiliger Realität mit dem dazugehörigen Alltag, dem Familienleben der Schule und dann diese andere Welt, die nach Abenteuer schmeckt und so voller geheimnisvoller Rituale, Mythen, Sagen, Gefahr, Heimat, Freundschaft und Magie ist, dass man sie kaum mit der anderen Welt vergleichen kann, in die die beiden Geschwister immer wieder zurückkehren müssen, genau diese Mischung macht das Buch so besonders. Der Plot mit einer Parallelwelt und jungen Protagonisten, denen die Aufgabe zu Teil wird, diese zu retten, ist eigentlich nicht unbekannt, wird aber auf sehr liebevolle und detailgetreue Art und Weise neu umgesetzt. Der Akzent liegt hierbei eindeutig nicht auf den fantastischen Aspekten sondern eher auf dem Innenleben der jungen Hauptcharaktere und deren Entwicklung.


„...Eine Freundschaft ohne Vertrauen ist keine Freundschaft...“


Wir Leser begleiten die beiden Geschwister durch ihr kleines Abenteuer und dürfen ihnen dabei zusehen, wie sie immer mutiger, selbstständiger und reifer werden. Durch dieses Geheimnis, dass sie alleine teilen und die Verantwortung, die auf ihren Schultern lastet, können sie anders sein, sich ein kleines bisschen von den normalen, anderen abgrenzen und sich ein bisschen besonders und auserwählt fühlen.

Zu den wirklichen Charakter der beiden kann ich leider noch nicht ganz so viel sagen, da sie auf mich recht stereotyp und identisch wirkten. Ich weiß nicht genau, woran es lag, dass ich die beiden nicht wirklich als eigenständige Charakter wahrnehmen konnte, denn sie nehmen aussagekräftige Rollen ein haben klar vorgegebene Charakterzüge, die Vorlieben und Abneigungen beinhalten, Ängste, Wünsche und Träume. Bei mir ist trotzdem leider nicht der gewisse Funke übergesprungen, der einem Charakter wirklich eine Seele verleiht. Möglicherweise lag das daran, dass die Geschwister beide noch recht jung sind - mit 11, beziehungsweise erst 9 Jahren sind beide noch sehr klein für so ein Abenteuer. Zu klein? Nun ja, was nicht ist, kann ja noch werden und ich habe ja noch zwei lange Bände Zeit, mein Urteil noch einmal zu überdenken.


"Sie sah sich ihre letzten Tagebucheinträge zu Toni an. Von diesen schönen, glücklichen Gefühlen, die da beschrieben waren, war sie heute weit entfernt. Zweifel fraßen an ihrem Herz und sie hatte auch ein drückendes Gefühl hinter der Brust..."


Finja hat mir eigentlich recht gut gefallen. Sie hängt gerne mit ihren Freundinnen ab, mag die Schule nicht so besonders, führt ein Tagebuch und ist eine Vorzeige-Große-Schwester. Natürlich gibt es da auch noch so einen Jungen... und gewisse Zweifel... Nicht ungewöhnlich für so junge Mädchen wie sie. Doch ihre gut durchdachten Gedanken und Gefühle, ließen sie viel älter erscheinen, was dann aber bruchstückweise durch kurze Episoden wieder zunichte gemacht wird. Das ist recht irritierend, aber eine interessante Darstellung dafür, dass sie in der Entwicklung einfach noch ganz am Anfang steht.

Ihr Bruder Aaron ist eher schüchtern, wird immer von den Größeren geärgert und hat ein kleines Problem mit seinem Selbstbewusstsein. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, zuzusehen, wie sein Leben durch das Entdecken der Welt hinter dem Wasserfall für immer auf den Kopf gestellt wird. Auch ihn fand ich eigentlich interessant und bin gespannt, was die anderen Teile noch so bringen.

Der Schreibstil des Autors ist sehr leicht und klar, weshalb man sehr schnell vorankommt. Mit der floskellosen, aufgeräumten und deutlichen Wortwahl, ist eine Anpassung an die Zielgruppe klar zu sehen. Im Gegensatz zu dem metaphorischen, bildgewaltig beschreibenden Stil, den ich eigentlich sonst bevorzuge, erscheint diese Art zu Schreiben geradezu minimalistisch und langweilig, hat aber auch aus meiner Perspektive deutlich etwas für sich.


"Finja legte sich ins Bett. Die Melodie des Nachtliedes war noch in ihren Ohren, und sie meinte, auch ganz leise in der Ferne die Windharfen zu hören.
"... deckst mich ganz leise zu... Lieber Silbermond...", summte sie noch mit Blick auf das funkelnde Herz."



Blablabla, jetzt bin ich endlich fertig und werde mich gleich daran machen, den nächsten Teil zu lesen. )


Fazit:


Der Autor schafft es seltsamerweise, durchgehend eine Grundspannung am Leben zu erhalten, ohne dass eigentlich wirklich viel passiert. Es gibt keine vielen verschiedene Handlungsstränge, überraschende Wendungen oder sonstige Stilmittel und doch entsteht am Ende ein faszinierendes Abenteuer, dass es schafft Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu belehren, zu unterhalten und zu begeistern. Das ist eine wahre Kunst!

Veröffentlicht am 10.01.2017

Ein Geister-Krimi

Whisper
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Allgemeines:


Titel: Whisper
Autor: Isabel Abedi
Genre: Thriller/ Fantasy
ISBN: 978-3401029993
Preis: 13,99 € (gebundene Ausgabe)
7,99 € (Taschenbuch)
6,99 € (Kindle-Edition)
!Kostenloser Hörspiel-Download!

Auszeichnungen: ...

Allgemeines:


Titel: Whisper
Autor: Isabel Abedi
Genre: Thriller/ Fantasy
ISBN: 978-3401029993
Preis: 13,99 € (gebundene Ausgabe)
7,99 € (Taschenbuch)
6,99 € (Kindle-Edition)
!Kostenloser Hörspiel-Download!

Auszeichnungen: für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert




Inhalt:



"Ich glaube, dass die Angst, die man hat,
wenn man an einem Abgrund steht,
vielmehr eine Sehnsucht ist.
Eine Sehnsucht, sich fallen zu lassen
- oder die Arme auszubreiten und zu fliegen!"




„Whisper“ – so tauft Noa das 500 Jahre alte Haus auf dem Land. Eine unwirkliche Stille liegt über dem alten Haus in dem die achtzehnjährige Noa Thalis ihre Ferien zusammen mit ihrer berühmten Mutter Kat und ihrem esoterischen Freund Gilbert verbringen soll, drückend und gefährlich. Doch niemand außer ihr scheint zu spüren, dass das alte Gebäude ein lang gehütetes Geheimnis birgt, über das niemand im Dorf sprechen will. Furcht und neugierige Erwartungen führen sie immer tiefer auf die Spur eines rätselhaften Verbrechens. Gemeinsam mit dem netten Nachbarsjungen David nähert sie sich langsam der Wahrheit eines nie geklärten Mords....




Bewertung:


"Man sehnt sich danach, dass es wirklich wird, ihr Lächeln.
Man sehnt sich so sehr danach, dass man alles dafür tun würde, um es nur einmal zu sehen..."



Ich habe "Whisper" gelesen, als ich gerade krank im Bett lag und dringend eine Abwechslung brauchte. Das hat auch wunderbar funktioniert! Isabel Abedi beschreibt das Dorf und das geheimnisvolle Haus so, dass man beinahe dort ist, wenn man nur ein paar Sätze liest. Ich wurde praktisch in eine vollkommen andere Welt entführt und hatte das Buch mit den wenigen 280 Seiten schon nach einigen Stunden ausgelesen.


Erwähnen möchte ich noch das schöne Cover, schlicht in schwarz gehalten aber der gewichtige Juwel sticht wunderbar hervor und verleiht dem Buch nochmal einen Extrapunkt. Das hat wie auch der Titel eine tiefere Bedeutung und sieht nicht nur einfach super aus. Eliza führt ein Tagebuch, das sie das "Juwel" nennt und in dessen Vorderseite ein kleiner roter Strassstein eingelassen ist. Wenn man über das Cover fährt, spürt man die Glattheit und leichte Unebenheiten des Steines, was mir sehr gefällt.



Es ist überraschenderweise ein Thriller mit fantastischen Elementen. Die Hauptpersonen beschwören den Geist eines ermordeten Mädchens und müssen sich dann durch die Intrigen im Dorf kämpfen um den Mord aufzuklären. Nach einer Weile fand ich diese neue Konstellation sehr interessant. Nun ja, "Geister-Krimi" mag vielleicht etwas abstrakt oder unglaubwürdig klingen, aber die Geschichte ist logisch erzählt und enthält einen klaren und sehr spannenden Handlungsstrang, der einen das Buch in einem Rutsch weg lesen lässt.


Das Buch wird aus der Sicht von Noa erzählt und hat am Anfang von jedem Kapitel einen kurzen Tagebucheintrag von Eliza - dem ermordeten Mädchen. Es ist in dreißig sehr kurze Kapitel eingeteilt und gewohnt erfrischend geschrieben. Ich habe schon mehrere Bücher von Isabel Abedi gelesen und es ist jedes Mal angenehm, mal etwas deutsches zu lesen, das zuvor nicht übersetzt wurde. Es konnte mich erneut durch diese wunderbar sinnbildliche Schreibweise der Autorin begeistern.


Was aber das Buch absolut lebendig und herausragend gemacht hat, waren die Charaktere. Die vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten, die vielschichtig und farbenfroh beschrieben wurden, hauchen der ganzen Geschichte ordentlich Leben ein. Es gibt nicht die Bösen oder die Guten, jeder hat seine Hintergründe, die schön aufbereitet nachvollziehbar wirken. Denn das Leben ist ja auch nicht schwarz-wieß. Die ganzen Zusammenhänge und Verknüpfungen, die sich im Laufe des Buches herauskristallisieren, hätte man dem winzigen Kuhdorf mitten im Westerwald gar nicht zugetraut. Da gibt es die achtzehnjährige Noa. Sie mochte ich sofort. Auch wenn sie ein bisschen kratzbürstig wirkt, konnte ich schnell nachvollziehen, warum sie von ihrer Mutter Kat so genervt war. Sie ist mutig, abenteuerlustig und trägt ein dunkles Geheimnis mit sich herum, das man am Ende erfährt. Es scheint nicht einfach zu sein, die Tochter einer berühmten Schauspielerin zu sein, zumal diese, wenn es darauf ankommt, nicht für Noa da ist.


Die Komplizierte Mutter-Tochter Geschichte um Kat und Noa fand ich also genauso spannend und toll beschrieben. Die Distanz zwischen ihr und Noa richtig spürbar, durch die enttäuschte und abweisende Art von Noa, die nicht nur darin Ausdruck findet ihre Mutter beim Vornamen zu nennen. Ein schönes Beispiel dafür das Mütter und Töchter eben auch ganz eigene Charaktere haben, die nicht aufgrund von Verwandtschaft miteinander harmonieren müssen. Kat die, sobald sie irgendwo in einen Raum tritt, sofort sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zieht und kaum Raum für ihre sich mehr zurückhaltende Tochter lässt, ist mehr als nur die geltungssüchtige Schauspielerin, obwohl man sie am Anfang als Leser nicht wirklich leiden kann, lernt man die lebensfrohe und ehrliche Kat gegen Ende besser kennen und verstehen. Auch wenn sie nicht immer für ihre Tochter da ist, wenn sie sie braucht, ist sie dennoch ein guter Mensch.

Doch dafür ist Gilbert, der schwule "Kumpel" von Kat, immer zur Stelle, wenn Noa einen Arm zum trösten braucht. Das macht ihn sympathisch, obwohl er einen Faible für Esoterik und Paranormales hat.

Wer mir sonst noch sehr gut gefallen hat, ist Marie, die überarbeitete Kellnerin in der Dorfkneipe, Davids Mutter und auch Mutter eines behinderten Kindes. Man hat unglaubliches Mitleid mit ihr und ihrem Kind "Krümel", das einfach sehr realistisch dargestellt ist. Die Art wie sie mit Davids behindertem Bruder umgeht, ist sehr berührend. Auch wie Noa sich in seiner Gegenwart fühlt, ist authentisch. Sie versucht besonders nett zu sein, sich kein Unbehagen anmerken zu lassen und schämt sich.


"Mir ist einmal eine Rolle angeboten worden", entgegnete Kat ruhig, "in der ich die Mutter eines behinderten Kindes spielen sollte. Ich habe die Rolle abgelehnt, weil ich die Rolle der Mutter unrealistisch fand. Sie war immer geduldig, immer liebevoll, hat nie die Nerven verloren, nie ein böses Wort an ihren Sohn gerichtet, der ihr das leben zur Hölle gemacht hat. Ich habe zu meinem Regisseur gesagt, der Drehbuchschreiber hätte keine Ahnung, solche Mütter gäbe es nicht. aber ich glaube, ich habe mich geirrt. Deine Mutter ist genau so, stimmt´s?"

David, der Sohn der Kellnerin Marie aus der Dorfkneipe, hilft bei den Renovierungsarbeiten - und Noa verliebt sich Hals über Kopf in ihn, doch ganz reibungslos verläuft ihre Beziehung nicht, beide haben aufgrund früherer Erlebnisse Vorbehalte und Ängste. Er ist Jim Caroll Fan, liebt die Sterne und kümmert sich rührend um seinen Bruder. Manchmal ist er etwas verschlossen, was ihn geheimnisvoll erscheinen lässt. Auch andere Charakter aus dem Dorf bleiben alles andere als blass und es ist interessant, Noas Wertung und die von Eliza auf die um dreißig Jahre jüngeren Charakter zu sehen.
Die geheimnisvolle Vergangenheit von Eliza und wie ihre Geschichte vor 30 Jahren geendet hat ist sehr spannend und obwohl man einige wenige Andeutungen heraus liest wie es um Eliza bestellt ist, finde ich das Ende wie all die Figuren und ihre Geschichte dann zusammenpassen echt toll gemacht. Sie wirkt sehr kalt und unnahbar.


Jeder scheint eine besondere Geschichte zu haben und lässt Noa vorsichtig nach und nach daran teilhaben. In dem Haus scheinen die Schicksale von allen Charakteren verwoben, und es war sehr spannend und aufregend zu erleben, wie sich der Handlungsstrang der Vergangenheit langsam, aber mit zunehmendem Tempo, mit der Gegenwart vereint. Das Ganze ist so geschickt und feinmaschig aufgebaut, dass ich das Buch ab der Hälfte nicht mehr aus der Hand legen konnte.



"Ein Ende. Ich habe mir gar kein Ende ausgedacht.
Gleich beginnt meine Geschichte, aber ich habe noch kein Ende.
Geht das überhaupt? Kann man sich eine Geschichte ausdenken und das Ende offen lassen?"



Das schreibt Eliza in ihrem letzten Tagebucheintrag und Noa beantwortet es im letzten Satz mit "Ja"! Ich würde mich da auf jeden Fall anschließen. Das Buch endet sehr offen, doch das geht in diesem Fall wirklich!




Fazit:


Mit "Whisper" hat Isabel Abedi ein Werk geschaffen, dass viele "schwere" Themen behandelt - angefangen von Missbrauch über Behinderungen bis zu einer gestörten Mutter-Kind-Beziehung. Die Autorin zeigt wirklich Feingefühl im Hinblick auf diese Themen und verarbeitet sie -auch mithilfe von wirklich überragenden Charakteren- so, dass auch Jugendliche sich damit auseinander setzen können.

Veröffentlicht am 09.01.2017

Ein außergewöhnliches Buch

Der Junge, der es regnen ließ
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Allgemeines:


Titel: Der Junge, der es regnen ließ
Autor: Brian Conaghan
Genre: Roman
ISBN-10: 3833901527
ISBN-13: 978-3833901522
Preis: 9,99€ (Kindle-Edtion)
12,49€ (gebundene Ausgabe)



Inhalt:


"Hunderte ...

Allgemeines:


Titel: Der Junge, der es regnen ließ
Autor: Brian Conaghan
Genre: Roman
ISBN-10: 3833901527
ISBN-13: 978-3833901522
Preis: 9,99€ (Kindle-Edtion)
12,49€ (gebundene Ausgabe)



Inhalt:


"Hunderte von Mädels haben sich die Augen ausgeheult, als es passierte. Typen auch. Ich hab gehört, dass Rosies Mutter woanders hinzieht. Ich denke, das ist das Beste. Vor allem hier. Sie wissen nicht, was Sie glauben sollen, was? [...] Man hört ja bloß eine Story nach der anderen. Und eine ist bekloppter als die andere. Ich will niemandem was anhängen, aber das war doch bloß eine Frage der Zeit."


Etwas Schreckliches ist geschehen. Die Schüler und Lehrer einer schottischen Highschool müssen sich fragen: Wie konnte so etwas passieren? Gab es Vorzeichen? Hätten sie es verhindern können? Viele äußern sich, doch nicht allen Aussagen ist zu trauen ...




Bewertung:


"Der Junge, der es regnen ließ", ist eben so ungewöhnlich, wie schon sein Titel. Anders als man vielleicht beim ersten durchlesen denkt, geht es nicht um Fantasy sondern um etwas viel existenzielleres: Mobbing. Eigentlich war dieses Buch nur als ein bedeutungsloser Lückenfüller für mich geplant, mit den etwa 200 Seiten, ließt es sich auch sehr schnell, doch bald entwickelte sich mehr daraus.


Mein erster Eindruck war etwas konfus. Das Buch ist in zwei Teile geteilt; "Wie sie gesagt haben" und "Was Clem sagte", so heißen die zwei Überschriften. Der völlig ahnungslose Leser wird durch knappe, wie Aussagen bei der Polizei klingende Perspektiv-Statements langsam mit Informationen gefüttert und macht sich auf den langen Weg der Meinungsbildung.


Das Cover ist mega passend. Wie der Inhalt wirkt es ebenfalls etwas wirr mit den zwei Schatten und den aufdringlichen schwarzen Buchstaben. Das helle grün blau und der helle Fleck unterstreicht super die gebückte Haltung des Jungen und erzeugt eine bedrückte Atmosphäre.



"Clem Curran? Nun ja, das ist eben so eine Geschichte."


Ja, das ist in der Tat so eine Geschichte! Und in diese werden wir eiskalt hineingeworfen und mit Aussagen und müssen versuchen, uns aus den vielen Stimmen der Beteiligten ein eigenes Gesamtbild zu entwerfen. Die Aussagen setzten nach dem ganzen Geschehen an und sind also praktisch ein Rückblick, welcher durch Erläuterungen zu Hintergründen, Aufzeigen von verschiedenen Beziehungen und Zusammenhänge, Gründe und Motive und verschiedene Sichtweisen auf Cem, Klarheit zu verschaffen versucht. Dabei ist nicht gerade eine Hilfe, dass die verschiedenen Stimme alle relativ unterschiedliche Dinge erzählen und dabei ganz und gar nicht objektiv oder gemäßigt bleiben.


Als ich endlich eine ungefähre Vorstellung zu haben glaubte, was passiert ist, setzt der zweite Teil aus Cems Sicht vor dem Geschehen ein und zeigt alles aus seinem Blickwinkel auf.

Seine Sichtweise auf die Dinge, warf dann ein komplett anderes Licht auf das Erfahrene und ließ mich dann meine Meinung noch einmal überdenken. So geht es dann eigentlich die ganze Zeit weiter, man denkt, man hat die Wahrheit gefunden, weiß jetzt, wer Schuld ist, was wirklich passierte und zur Eskalation führte, doch dann kommt wieder etwas Neues und man muss seine Meinung noch einmal überdenken. Wie verschieden doch Beteiligte eine Situation sehen können, ist sehr interessant dargestellt. Auch wie leicht man das Endergebnis eigentlich hätte verhindern können, wenn die richtige Person zur richtigen Zeit etwas anders gehandelt hätte, ist schockierend.


Doch worum geht es eigentlich konkret?

Aufgrund von familiäre Veränderungen muss der sechzehnjährige Cem Curran mit seinen Eltern nach Glasgow in Schottland umziehen. Als Einserschüler mit einem eigenwilligen Akzent fällt er natürlich auf und macht sich zur perfekten Zielscheibe für Spott und Häme. Auch das er sich mit einer Begeisterung für Musik und Literatur noch mehr von den anderen abzuhaben scheint, führt zu Hass.
Er findet zwar schon bald etwas Unterstützung in seiner Mitschülerin Rosie, die genau seine Andersartigkeit an ihm zu schätzen weiß, doch unter der Macht der vermeintlich Starken, die in ihm ein schwaches Opfer sehen, sieht er sich bald als schutzloses Opfer. Die Lage schlittert immer weiter auf die Eskalation zu...


Der Schreibstil ist ebenfalls wie die Staffelung der Ereignisse etwas seltsam, was aber in diesem Fall wohl an einer leicht wackeligen Übersetzung liegen könnte. Vor allem den Dialogen oder den Kapitelüberschriften merkt man den Transfer in eine andere Sprache doch sehr an.


Das Ende ist dann relativ offen und ließ mich betroffen und etwas ratlos zurück. Auch wenn mein Deutschlehrer mich für diesen Satz umbringen würde: "Es hat mich zum Nachdenken angeregt!"




Fazit:


Ein außergewöhnliches Buch über Mobbing, Hoffnung, Freundschaft, Vertrauen, Eskalation, Gruppendynamik und Selbstfindungsphasen. Auf besondere Art hat mich das Buch sehr gefesselt und hat mich mit zittern lassen, als wäre es ein spannender Krimi.

Veröffentlicht am 09.01.2017

Ein lehrreiches und spannendes Lesevergnügen

Die kurze Freiheit
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Allgemeines:



Titel: Die kurze Freiheit
Autor: Petra Milz
Genre: Historischer Roman
ISBN-10: 3867601968
ISBN-13: 978-3867601962
Preis: 6,95 € (Taschenbuch)

!Als unveröffentlichtes Manuskript bereits ...

Allgemeines:



Titel: Die kurze Freiheit
Autor: Petra Milz
Genre: Historischer Roman
ISBN-10: 3867601968
ISBN-13: 978-3867601962
Preis: 6,95 € (Taschenbuch)

!Als unveröffentlichtes Manuskript bereits 2014 für den Kinder- und Jugendbuchpreis nominiert!



Inhalt:


"David gegen Goliath", brüllte ich begeistert zurück. Im Nu hatte auch ich Steine in den Händen und rannte mit nach vorne. (...) Einige Sekunden lang standen wir uns reglos gegenüber. meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt...."


Als ihr Vater in Erfurt verhaftet wird, muss die dreizehnjährige Jette Hals über Kopf zu ihren Großtanten nach Ostberlin. Dort begegnet sie dem geheimnisvollen Haka, der sich im Keller ihres Hauses versteckt, und verliebt sich in ihn. Der Junge weckt in Jette und den anderen Jugendlichen aus der Tieckstraße die Begeisterung für Jazz und Blues. Sie gründen die East Berlin Band und spielen heimlich in einem amerikanischen Club im Westen – ein Auftritt mit Folgen.


Dann bricht der Volksaufstand vom 17. Juni über Jette und ihre Freunde herein. Und nichts ist mehr, wie es war.



Zur Autorin:


Auch wenn ich sonst nicht oft etwas über die Autoren der Bücher schreibe, die ich vorstelle (da ich finde, dass der Lebenslauf nicht viel zur Entscheidung, ob man ein Buch liest oder nicht beiträgt), finde ich bei diesem Genre das Leben der Autoren durchaus interessant. Je nachdem ob der Schriftsteller oder die Schriftstellerin direkten Bezug zum Plot oder dem Geschehen hatte, kann man viel mehr herauslesen oder nicht:


Petra Milz wurde 1948 in Erfurt geboren. Nach der Verhaftung ihres Vaters lebte sie bei Verwandten in Ostberlin. Später flüchtete die Familie nach Westdeutschland. Sie studierte Germanistik und Politikwissenschaft, wurde Lehrerin und absolvierte eine Ausbildung zur Kindertherapeutin. Petra Milz ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.




Bewertung:


Zuerst einmal ein dickes "Dankeschön" an Petra Milz, die mir im Rahmen einer Buchverlosung auf Lovelybooks ein Print-Exemplar ihres Romans "Die kurze Freiheit" hat zukommen lassen!


Und dann gleich zum Cover: In blassen Grau- und Brauntönen ist ein Mädchen vorangestellt und im Hintergrund eine recht versiffte Stadt zu sehen. Die Stimmung wirkt eher bedrückt und trist, was den Plot wunderbar untermalt. Da das Mädchen uns dekorativ den Hinterkopf zudreht und lange braune Zöpfe trägt, wie Jette im Buch es auch tut, kann ich mich dieses Mal nicht über das Modelgesicht auf dem Cover beschweren. Im Gegenteil - Der Kontrast zwischen dem Mädchen im Vordergrund und dem alten Echtzeitbild im Hintergrund, ist sehr interessant und zeigt auch den Spagat zwischen interessanter Story mit erfundenen Charakteren und der Vergangenheit mit ihren feststehenden Fakten, auf.

Zur Gestaltung des Buches ist mir außerdem noch das Glossar mit Erklärungen von Namen und Begriffen am Ende des Buches positiv aufgefallen. Zwar kannte ich die meisten Wörter und Erläuterungen, doch da das Buch auch als Lehrmaterial eingesetzt und jüngeren Lesern vorgesetzt werden kann, finde ich das super. Einige Begriffe aus dem Berliner Dialekt habe ich auch nachgeschaut


Falls bei der Erwähnung des Wortes "Lehrmaterial" gleich jemand "OMG, Schule, lernen, langweilig, igitt..." assoziiert hat, den kann ich beruhigen: Dieses Buch ist als nette Story in historischem Setting zu lesen und in ihrem Fortlauf interessant, gefühlvoll und spannend, wie reine Fiktion Bücher auch. Dass man gleichzeitig noch einen kurzen Einblick in das Leben in der DDR erhält und beim Lesen einen recht guten Eindruck bekommt, wie es war, Jugendlicher in Ostberlin zu sein, ist nur ein toller Bonus!



"Das ist der Volkszorn", sagte ein Mann mir Schiebermütze und sog an seiner Pfeife. "Da kommt alles hoch, was sich angestaut hat, und das ist mehr als genug."
"Wie bei der Französischen Revolution", stimmte ich ihm zu. "Richtig, Mädchen. Aber hoffen wir mal, dass das hier kein Blutbad gibt!"




Dabei geht Petra Milz nicht allzu sehr ins Detail was Politik, beziehungsweise das "DDR-System" anbelangt sondern vermittelt einen allgemeinen Überblick über das Leben in dieser Zeit, in der anders zu denken gefährlich, Musik aus dem Westen verboten und die Versorgungslage denkbar schlecht war. Berlin in Sektoren geteilt, scharfe Kontrollen an den Grenzen, die unerträgliche Politisierung in der Schule - der politische Druck überall stark zu spüren und erklärt sehr anschaulich, warum Jette und ihre Freunde sich in die Musik flüchten. Der Alltag der Jugendlichen nimmt wie schon gesagt einen großen Raum ein, die alltäglichen Schwierigkeiten in Schule und Betrieben, die Versorgungslage in der Stadt, die Not. Dadurch das uns diese Problematiken zuerst sehr anschaulich unterbreitet werden, ist der Aufstand der Arbeiter am 17. Juni 1953 nachvollziehbar. Man versteht den Zorn und den Rebellionsgeist, sodass die Geschichte dieser Zeit nicht länger abstrakt und in Weiter Ferne bleibt, sondern greifbar heranrückt. Dieses allgemeine Gefühl der Nähe an der Geschichte, dass da vermittelt wird, macht das Buch zu einem faszinierenden sowie lehreichen Jugendbuch, das sehr spannend zu lesen ist.


Neben der politischen Seite ist das Buch ebenfalls ein Coming-of-age-Roman. Wie es sich anfühlt, wenn das eigene Erwachsenwerden nicht nur unter den wachsamen Blicken der Familie, sondern auch unter dem des Staates stattfindet und was es bedeutet, nicht frei wählen zu können, wo man sich aufhält, welche Musik man hören und spielen darf, diese Aspekte werden gut beleuchtet.


Doch nun zur eigentlichen Story: Jette Polinski ist zarte 13 Jahre alt, als ihr Vater wegen Zigarettenschmuggel in Erfurt verhaftet wird und sie von ihrer Mutter Hals über Kopf zu ihren etwas schrägen Großtanten nach Ostberlin geschickt wird, um einem eventuellen Heimaufenthalt zu entgehen. Anders als im Elternhaus, genießt Jette im Osten eine gewisse Freiheit, da ihre Großtanten ihr nur wenige Regeln auferlegen. Doch neben ihrer neuen Freiheit hat sie das Problem, "DIE NEUE" zu sein und sich abseits davon in ihrer für ihr Alter ungewöhnlichen großen Haut nicht sehr wohlzufühlen. Allzeit bekannte Teenagerprobleme also, doch dann begegnet sie dem geheimnisvollen Haka, der im Luftschutzbunker ihres Hauses lebt und freundet sich langsam mit ihm an. Zusammen mit ihren neuen Freunden aus ihrer Gegend, der Tieckstraße, wird ihr amerikanische Musik, fetziger Jazz und den Blues, nähergebracht. Aus ersten Besuchen in amerikanischen Clubs, wird mehr, die neuen Freunde gründen eine Band. Die "East Berlin Band" hat sogar einige heimliche Auftritte in amerikanischen Clubs in Westberlin, doch dann beginnt es in den Straßen langsam zu brodeln, bis am 17. Juni 1953 beim Volksaufstand die Stimmung überkocht...



"Es ist so sinnlos. Krieg, Zerstörung, Tod."
"So schient uns das", antwortete der Totengräber.
"Was für ein trauriger Beruf", sagte ich.
"Findest du? Ich begrabe nur die leeren Hüllen..."




Die alte Geschichte erwacht zum Leben, allein schon durch die liebevoll gezeichneten Protagonisten. Ich hatte allerdings stets ein Problem damit, mir die Jugendlichen als 13jährige vorzustellen, da sie doch alle zeitweise viel älter wirken. Die junge Jette, die aus der Ich-Perspektive ihre Erlebnisse schildert, hat mir als Hauptcharakterin sehr gut gefallen. Wie auch ihre Körpergröße ahnen lässt, ist sie anderen in mancher Hinsicht etwas voraus und überrascht oft mit erstaunend erwachsenen Gedanken. Ihr ansonsten sehr rebellischer und mutiger Teenagergeist, der -wie scheinbar alle Mädchen in diesem Alter- auch mal von Liebenskummer, Eifersucht und anderen leidlichen Gefühlen beeinflusst wird, hat mir sehr zugesagt, da sie einfach authentisch rüberkommt. Ja, sie ist naiv, ja, sie lebt in ihrer eigenen Welt und ja, sie macht auch viele Fehler, doch sie ist trotzdem kein nerviger Charakter, wie in so vielen anderen Büchern. Sie ist recht eigensinnig, stur und lässt sich einfach nicht unterkriegen, eine liebenswerte Mischung. Mit ihrer Vorliebe für passende Sprüche, einer kleine Prise Sarkasmus und Unbekümmertheit zeigt sie die Geschehnisse des 17. Juni in einem komplett neuen und erfrischendem Licht, sodass man ihren Schilderungen gerne folgt und mit ihr durch Berlin stromert!


Da das Buch nur etwa 160 Seiten hat, kommen die anderen Charaktere etwas kurz, was in dem Fall aber durch die, in der Geschichte relativ dominante, Jette ausgeglichen wird. Also eine ganz kurze Zusammenfassung: Besonders gefallen hat mir der Lehrer Blume und die unbekümmerte Loni. Mein absoluter Liebling war aber der kleine Streber Reiner. Von Haka habe ich hingegen nicht besonders viel gehalten.



"In der einzigen heilen Wand vor mir befanden sich zwei Türen. Die eine hing noch in einer Angel, aus der Öffnung quoll Geröll wie das Erbrochene eines Reisen. Die Stahltür daneben hatte der Zerstörung getrotzt. Dahinter lief unglaubliche Musik: Klänge, Töne, fetzten fremder Melodien. Ich blieb stehen. So etwas hatte ich noch nie gehört. Wahrscheinlich war das bei uns verboten..."


Trotz der Kürze ist die Geschichte nie gehetzt, besitzt natürlich auch keine Längen und lässt sich in einem Rutsch durchlesen. Was nicht zuletzt auch am Schreibstil liegen könnte. Denn dieser ist rasant, lebendig und zeichnet ein buntes Bild vom damaligen Berlin. Kurze, einfache Sätze in die gekonnt viel Bedeutung, Witz und auch Information gesteckt werden, ohne sie zu überladen, dominieren dabei den Stil. Insgesamt eine angenehme Mischung!



Fazit:


Abschließend gesagt tritt das Buch als schnelles, lehrreiches und spannendes Lesevergnügen auf.
Klare Leseempfehlung an alle Altersgruppen!

Veröffentlicht am 09.01.2017

Nur zu empfehlen

Marty 1
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Allgemeines:

Titel: Marty 1
Autor: Sören Prescher
Genre: Krimi
ISBN: 978-3945744222
Preis: 13,90€ (Taschenbuch)
2,99€ (Kindle Edition)
Weitere Bände: Marty 2



Inhalt:

Dank eines Tipps ...

Allgemeines:

Titel: Marty 1
Autor: Sören Prescher
Genre: Krimi
ISBN: 978-3945744222
Preis: 13,90€ (Taschenbuch)
2,99€ (Kindle Edition)
Weitere Bände: Marty 2



Inhalt:

Dank eines Tipps filmt Journalist Marty ein illegales Waffengeschäft zwischen Regierungsvertretern und der Mafia. Statt des erhofften Pulitzerpreises bekommt er es mit korrupten FBI-Agenten, fingierten Verbrechen und einer Frau zu tun, die sich scheinbar in Luft auflösen kann. Eine nervenaufreibende Reise quer durch die USA beginnt, die alles auf den Kopf stellt, woran Marty je geglaubt hat.





Meine Meinung:

DISCLAIMER: Vielen Dank an Sören Prescher für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.

Marty führt ein relativ normales Leben. Er arbeitet als Journalist beim Daily View in Philadelphia und ist immer auf der Jagd nach den besten Stories. Als er eines Tages von einem Kumpel einen heißen Tipp bekommt und sich daraufhin in eine Lagerhalle begibt, wo er ein illegales Waffengeschäft filmt, gerät sein komplettes Leben aus den Fugen und er hat alle Hände voll zu tun, am Leben zu bleiben.

Mir war der Protagonist Marty schon von Anfang an sehr sympathisch. Er arbeitet hart für seinen Erfolg und pflegt ein sehr gutes Verhältnis zu seinen Freunden und Kollegen. Mit seiner Aufgeschlossenen Art erobert er nicht nur die Herzen seiner Mitmenschen sondern auch die des Lesers.

Bei der Handlung wird in "Marty 1" nicht lange gezögert und schon nach den ersten 30 Seiten ist man mittendrin in einem haarsträubenden Abenteuer. Nachdem Marty wegen Mordverdachts gesucht wird bleibt ihm nichts anderes übrig, als unterzutauchen. Und was bietet sich da besser an als die Straßen von Philadelphia? Eine Sache die mir sehr gut gefallen hat ist, dass sehr viele Aspekte des auf der Straße Lebens beleuchtet werden und auch die gesellschaftliche Ablehnung, die damit einher geht. Das Buch hat mir eine ganz neue Sichtweise auf Obdachlosigkeit und deren Teufelskreislauf gegeben. Es hat mir klar gemacht, dass die Menschen es sich nun mal nicht aussuchen können in welche Verhältnisse sie hineingeboren werden und dass wir die Alltäglichen Dinge nicht genug zu schätzen wissen!

Die Handlung des Buches ist total spannend! Es passieren so rasant neue Dinge und es tun sich immer neue Probleme auf, mit denen der Protagonist schwer zu kämpfen hat, dass es schwer ist das Buch auf die Seite zu legen. Der Autor hat einen sehr flüssigen Schreibstil und erzählt ohne lange und unnötige Umschweife. Auch die Personen, die man im Laufe der Geschichte kennenlernt, wirken sehr lebendig und authentisch. Man entwickelt außerdem einen richtigen Hass auf die Antagonisten, die ebenfalls sehr authentisch beschrieben werden.

Auch wenn Kriminalromane eigentlich nicht so mein Ding sind, habe ich mich beim Lesen von "Marty 1" sehr gut unterhalten gefühlt und kann das Buch nur weiterempfehlen!



Fazit:

Ein packender Kriminalroman mit viel Action, authentischen Charakteren und ganz viel Spannung!