In seiner eigenen Luftblase gefangen?
Etwas komplett anderes, wenn man den gebügelten, hochglänzenden Einheitsbrei satt hat! Einfühlsam, ernst ( aber nicht moralinsauer ), witzig!!!
Ruben leidet unter Paruresis. Was bedeutet das? Er kann ...
Etwas komplett anderes, wenn man den gebügelten, hochglänzenden Einheitsbrei satt hat! Einfühlsam, ernst ( aber nicht moralinsauer ), witzig!!!
Ruben leidet unter Paruresis. Was bedeutet das? Er kann in anderer Leute Anwesenheit nicht pinkeln. Sehr unangenehm, wenn man sich erleichtern muß, aber bei den Urinalen jemand ist oder hinzukommt.
Ruben ist eher introvertiert, was ihm die Teilnahme an Diskussionen ( engagiert isser ja! ) und das Anflirten von Frauen ungemein erschwert. Wenn die Probleme kommen und gedeihen, dann aber megaprächtig! Uah!
Drogen sind eine temporäre Lösung für seine Paruresis. Doch er lernt tatsächlich eine Frau kennen, Rosa und die zartenen seidenen Bande einer sein Herz umschlingenden Liebe blühen auf. Dann noch einen Altrocker, der ihn sehr ungewöhnlich zu coachen beginnt. Wird sich alles zum Besseren wenden? Wird sein schüchternes Organ ( seine bedauernswerte Blase ) in Gegenwart anderer endlich extrovertierter? Wird die Liebe ihn als Flächenbrand entflammen, bis all das, was ihn behindert, ein Häuflein Asche ist?
Marius Harrer hat einen außergewöhnlichen eleganten, charmanten Erstling auf die staunende Literaturwelt losgelassen. Und wer ihn noch nicht kennt, wird ihn noch ( auf positive Art selbstredend ) noch kennenlernen.
Er nimmt seinen Protagonisten Ruben ernst in dem Sinne, daß er ihn nicht lächerlich macht oder eindimensional darstellt. Er versteht es dennoch trotzdem, dem Leben, das an sich absurd ist, Humor abzugewinnen. Ein vielschichtiges, tiefgründiges Debüt! ( Wenn ich da an manch überschätztes anderes Debüt denke, die gleich unverdientermaßen mit Preisen überschüttet wurden, obwohl sie das Paper, auf dem sie gedruckt wurden, nicht wert sind! )
Ruben ist ein ganz eigener, aber sehr sympathischer Charakter, den ich gleich ins Herz geschlossen habe, authentisch inklusive seiner Genese.
Der Autor schafft es unter diesen Prämissen ein fluffiges Panorama unserer seltsamen Gegenwart zu entwerfen, die wir ohnehin alle kollektiv neurotisch sind, ja, es sein müssen, um zu überleben.
Das Buch liest sich gut weg, hat eine wunderbare Aura, ist informativ und unterhaltend, ohne bleiern zu sein.
Von diesem Autoren ist noch viel zu erwarten. Skurril, realistisch, ansprechend, witzig auf niveauvolle Art ( ohne jemals plump zu sein ) und liebenswert!