Achtung zweiter Band!
Nyxa vereint viele verschiedene Unterarten und Fähigkeiten in sich und ist schon allein dadurch gefährlich, aber auch selbst in Gefahr. Dabei ist ihr größter Wunsch die Freiheit. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste sie ihre Bestimmung vollständig hinter sich lassen, doch ob das wirklich möglich sein wird?
Der Auftakt der Reihe hat mir gut gefallen, man erhält erste Einblicke in die Welt von Nyxa und erfährt mit ihr gemeinsam so einige Dinge, die ihr bisher verschwiegen wurden. Ich war neugierig auf die Fortsetzung und gespannt darauf, was Nyxa wohl bekommen wird: ihre Freiheit oder doch Atlantis? Allerdings hat das Buch meine Erwartungen irgendwie nicht erfüllt.
Der zweite Band war sehr gefühlslastig, was an sich ja nicht schlimm sein müsste. Aber die Intensität und vor allem, wie das Chaos an Gefühlen ausgelebt wurde, haben mich leider mehr genervt, als erreicht oder berührt. Das Wechselspiel aus Anziehung und sich wieder wegstoßen, sich die Gefühle nicht eingestehen, aber sich doch irgendwie verbunden zu fühlen, kann ja auch ganz nett sein, für Spannung und prickelnde Momente sorgen. Dieser Effekt ist bei mir beim Lesen jedoch nicht aufgetreten. Um ein bisschen besser beschrieben zu können, was genau mein Problem war, schiebe ich einen Abschnitt ein, der eventuell ein bisschen spoilert, ich bemühe mich aber nicht zu viel zu verraten.
Achtung Spoilergefahr!
Nyxa und Night durchlebten ja schon im ersten Band so das eine oder andere Gefühlschaos. Besonders bei Night konnte man sich nie ganz sicher sein, was er nun eigentlich will und was nicht, was er ernst meint und was nur gespielt ist. In diesem Buch wird das Ganze auf die Spitze getrieben. Obwohl beide Seelen mehrere hundert Jahre alt sind, verhalten sie sich die pubertierende Teenager.
Eigentlich haben beide irgendwie Gefühle füreinander, gestehen sich das aber nicht ein und blocken die aufkommende Nähe daher immer wieder ab. Dann lässt doch der eine etwas mehr Nähe zu, der andere vielleicht auch zu einem gewissen Teil, bis der dann wieder blockt und den anderen wegstößt.
So nach dem Motto: Ich will dich küssen, tu es aber nicht, vielleicht tu ich es dann doch, stoß dich danach ber wieder weg, um dich dann doch wieder in meine Arme zu ziehen…
Obwohl beide eigentlich wollen, lassen sie es doch nicht so richtig zu und wenn sie dann mal etwas mehr Intimität zulassen, geht das Chaos hinterher erst richtig los. Es geht sogar soweit, dass bei Nyxa die Erinnerungen manipuliert werden, damit sie endlich tut, was ihre Bestimmung ist und sie sich von Night abwendet. Als sie es dann tut, ist Night aber auch nicht zufrieden und motzt die gesamt Zeit rum, ärgert sich, ist unzufrieden usw., obwohl er ja genau diese Reaktion wollte und provoziert hat. Er sucht ständig die Nähe, obwohl sie ihn ja nun hassen sollte und er vorher ja hätte haben können, was er nun ganz offensichtlich will, nachdem er dafür gesorgt hat, dass er es nicht mehr haben kann. Irgendwann weiß Nyxa dann auch, dass ihre Erinnerungen manipuliert wurden, aber sie nimmt es einfach so hin. Und als dann der Punkt kommt, an dem sie sie wiederbekommen könnte, lehnt sie ab, obwohl sie sie vorher unbedingt wieder haben wollte. Dauerhaft erfolgreich war diese Manipulation obendrein nicht, denn das Gefühlschaos geht munter weiter.
Dieses schwankende, wechselhafte Verhalten hat mich echt fertig gemacht. Die wissen beide überhaupt nicht, was sie wollen bzw. doch eigentlich wissen sie genau, was sie wollen, können oder dürfen das aber nicht ausleben oder vielleicht dürften sie, aber sie versuchen es nicht, wer weiß das schon so genau.
Spoilerende!
Viele der Figuren kennt man bereits aus dem Auftaktbuch, zu einigen kann man hier eine etwas bessere Bindung aufbauen, andere bleiben weiterhin eher undurchschaubar. Die Mischung an sich ist aber gelungen und facettenreich, es gibt immer genug Potenzial und Spannung für Streitigkeiten und Intrigen. Die meisten Figuren rund um die Protagonistin scheinen mehr zu wissen, als sie selbst. Ab und an wird sie eingeweiht, häufiger wird sie aber auch mit den Worten abgespeist, dass jemand anderes dafür zuständig wäre, es ihr zu sagen. Irgendwie ist es etwas schade, da man als Leser damit natürlich auch keinen weiteren Input erhält. Das Buch ist größtenteils aus der Ich-Perspektive von Nyxa geschildert, damit erfährt man selbst ja auch hauptsächlich das, was ihr offenbart wird.
Einige Aspekte aus dem Epilog des ersten Bandes werden noch einmal aufgegriffen und nun auch Nyxa offenbart. Darüber hinaus gibt es weitere Zusammenhänge und Verknüpfungen, die einen noch etwas tiefer in die Welt eintauchen lassen. Einige Passagen waren aber doch auch etwas verworren und man musste ziemlich aufpassen, um noch durchzusehen, wer wer ist, wer wer gewesen sein könnte und was daraus für Folgen resultieren.
Insgesamt kommt mir die ganze suche nach Atlantis etwas zu kurz neben dem ganzen Gefühlschaos. Erst im letzten Abschnitt des Buches kommt man dem ganzen noch mal etwas näher. Vorher gibt es zwar einige Passagen, in denen es Thema ist und auch Bedrohungen aufkommen, aber diese spielen scheinbar keine große Rolle für den Verlauf, denn sie geraten ebenso schnell, wie sie gekommen sind, wieder in den Hintergrund.
Fazit
Eine Fortsetzung, die mich leider enttäuscht zurück lässt. Zwar erfährt man gegen Ende des Buches dann doch noch etwas mehr zu Atlantis, den Figuren, die zwischendurch auftauchen, möglichen Verbindungen und Verknüpfungen, allerdings nimmt das pubertäre Gefühlschaos der Protagonisten doch den Großteil der Handlung ein. Mich hat das Verhalten der beiden leider irgendwann nur noch genervt und nicht mehr angesprochen. Andere werden es vielleicht aber auch ganz spannend finden, das ewige Hin und Her zu verfolgen, der Schreibstil an sich ist schon flüssig zu lesen.
Ich bin im Moment unschlüssig, ob ich den dritten Band der Reihe noch lesen werde.