Ein Liebesroman, der nicht vor ernsteren Themen zurückschreckt
Time to Love – Tausche altes Leben gegen neue LiebeLeenas Schwester Carla ist vor einem Jahr an Krebs gestorben. Seitdem stürzt sich die inzwischen 29-jährige Leena in ihre Arbeit als Beraterin - und sie ist daran eigentlich außerordentlich erfolgreich. ...
Leenas Schwester Carla ist vor einem Jahr an Krebs gestorben. Seitdem stürzt sich die inzwischen 29-jährige Leena in ihre Arbeit als Beraterin - und sie ist daran eigentlich außerordentlich erfolgreich. Bis sie bei einem Kunden einen Anfall von Panik bekommt, der ihrem Arbeitgeber beinahe den Auftrag gekostet hätte. Kurzerhand bekommt sie von ihrer Chefin zwei Monate Zwangsurlaub aufgedrückt. Leena nutzt die Zeit, um ihre Großmutter Eileen in ihrer alten Heimat zu besuchen und kommt auf eine verrückte Idee: Die beiden tauschen für zwei Monate ihre Wohnungen - und ihre Leben. Leena wird die kleinen Projekte des Dorflebens, wie z.B. das Fest zum Maifeiertag, organisieren und Eileen stürzt sich auf den Londoner Datingmarkt.
Das Buch ist abwechselnd aus den Perspektiven von Leena und Eileen geschrieben. Beginnen wir mit Leena: Sie war mir zunächst eher unsysmpatisch und farblos. Ihre Arbeit ist alles für sie, sie würde dafür jeden Feierabend und jedes Wochenende opfern - und tut dies vermutlich wohl auch. Sie und ihre Freundin und Arbeitskollegin Bee träumen schon eine Weile von ihrem eigenen Beratungsunternehmen. Doch seit Carlas Tod ist diese Idee eingeschlafen. Neben Bee ist auch Ethan ein wichtiger Teil von Leenas Leben. Er ist ihr Freund, dabei jedoch absolut farblos und noch viel langweiliger und unsympatischer. Er arbeitet ebenfalls in derselben Firma wie Leena und Bee und scheint davon mitzuprofitieren, dass seine Freundin wirklich gut in ihrem Job ist. Der Inbegriff eines gemütlichen Abends scheint es bei den beiden zu sein, sich gemeinsam Ethans PowerPoint-Präsentationen anzugucken. Da bekam ich schon direkt eine kleine Gänsehaut. Aber glückerlicherweise entwickelt sich Leenas Geschichte ganz anders, als sie in ihrem Heimatdorf einkehrt - und zufällig auch noch dem attraktiven Jackson aus der Nachbarschaft begegnet, den sie schon aus Kindertagen kennt.
Eileens Abschnitte legen dagegen direkt Lockerheit und Humor an den Tag. Nach dem Wade Eileen für eine Tanzlehrerin verlassen hat, möchte sie nun endlich wieder eine neue Liebe kennenlernen. Doch leider bietet ihr Heimatdörfchen nicht viel an passenden Kandidaten in ihrem Alter. Aus Verzweiflung führt sie sogar für jeden älteren Herren aus der Nachbarschaft eine Pro- und Contra-Liste, bei der jedoch keiner so richtig gut abschneidet. Höchste Zeit also mal die Perspektive zu ändern, denn in London gibt es ja nun mal de facto viel mehr Männer, die als neue Liebe infrage kämen. Eileen zieht in Leenas WG in London und krempelt dort das Leben von Leenas Mitbewohnern ordentlich um.
Anfangs haben mir die Abschnitte von Eileen sehr viel besser gefallen als von Leena, doch das änderte sich im Laufe der Geschichte. Im Prinzip ist es ein bisschen wie zwei Liebesgeschichten in einem Buch, denn nicht nur bei Eileen, sondern auch bei Leena geht es natürlich um die Liebe - auch wenn weniger dominant als bei Eileen. Ein anderes großes Thema, was hier vor allem Leena beschäftigt, ist die Verarbeitung des Todes ihrer Schwester und der Wut, die sie seitdem für ihre Mutter hegt. Bevor sich unsere Protagonisten also verlieben können, muss erst eine Familientragödie überstanden werden und das ist gar nicht so einfach. Dies nimmt im Roman fast mehr Raum ein, als die eigentlichen Liebesgeschichten. Das ist jedoch absolut nicht negativ, da die Autorin das Thema absolut überzeugend aufarbeitet. Es macht den Roman sehr bewegend, sodass man hier durchaus auch mal die ein oder andere Träne verdrücken darf. Ganz am Ende wird man dafür natürlich auch mit einem Happyend und der Liebe belohnt.
Obwohl sich der Roman - wie nunmal so häufig bei Liebesromanen - einer Reihe Klischees bedient, ist er authentisch und nah am Leben, was ihn definitiv aus der Masse an Liebesromanen hervorhebt. Sehr lesenswert, wenn man auch mal Wert auf ernstere Themen in unterhaltender Literatur legt.