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Veröffentlicht am 20.07.2020

Ungewöhnlicher, aber spannender Thriller in bildgewaltiger Atmosphäre Islands

INSEL
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Zum Inhalt:
Vier Freunde kommen nach 10 Jahren wieder zusammen und verbringen ein Wochenende auf einer abgeschiedenen kleinen Insel, völlig isoliert von der Außenwelt. Plötzlich ist eine von ihnen tot. ...

Zum Inhalt:
Vier Freunde kommen nach 10 Jahren wieder zusammen und verbringen ein Wochenende auf einer abgeschiedenen kleinen Insel, völlig isoliert von der Außenwelt. Plötzlich ist eine von ihnen tot. Was zunächst nach einem Unfall aussieht, entpuppt sich bald darauf als ein Mord. Die Kommissarin Hulda Hermannsdóttir aus Reykjavík wird auf den Fall angesetzt. Eigentlich ein leichtes Spiel, denn der Kreis der Tatverdächtigen ist klein und überschaubar. Doch die Hintergründe des Treffens sind komplizierter und Hulda wird auch noch mit einem 10 Jahre alten Fall konfrontiert, der der Schlüssel zu allem ist.

Meine Leseerfahrung:
Ich war zunächst sehr skeptisch, als ich von dieser Rückwärts-Trilogie von Ragnar Jónasson hörte. Das ist für mich persönlich auch eine gänzlich neue Erfahrung, die Geschichte einer Protagonistin sozusagen am Ende zu beginnen. Aber nicht nur diese Erzählweise ist für mich neu. Auch der Aufbau des Thrillers war recht ungewohnt und ich war überrascht, dass die Spannung durchgehend konstant gehalten werden konnte, obwohl es lange dauert, bis sich der angekündigte Todesfall überhaupt ereignet. Denn der Prolog beginnt mit einer gänzlich anderen beunruhigenden Story aus 1988. Anschließend wird ein Fall aus 1987 in Teil 1 erörtert. Dabei bilden Prolog und Teil 1 tatsächlich fast ein Drittel des Buches, bis man sich zum zweiten Teil durchgelesen hat. Erst dann sind wir 10 Jahre weiter in 1997, als die besagten 4 Freunde sich wiedertreffen und sich gemeinsam zu der abgeschiedenen Insel begeben. 

Einige Figuren tauchen in beiden Teilen auf. Daher muss man gut Acht geben, wie die Zusammenhänge gestrickt sind. An einigen Stellen musste ich dann doch zurückblättern, insbesondere wenn man bei nächtlichen Lesestunden allmählich die Konzentration verliert, ist der rote Faden manchmal nicht mehr zu greifen. Zudem gibt es auch einzelne Leseabschnitte, bei denen es nur um Huldas Privatleben geht, völlig losgelöst vom eigentlichen Fall. Ich muss aber gestehen, dass ich trotz einiger komplizierter Begebenheiten das Buch insgesamt hochspannend fand und es innerhalb weniger Tage verschlungen habe. Bis zu dieser Rezension musste ich es allerdings nochmal verinnerlichen, denn die Geschichte hat nicht nur eine dunkle mitreißende Atmosphäre, die man aus der skandinavischen Erzählkultur her kennt, sondern überzeugt auch auf menschlicher Ebene. Sei es die schicksalhafte Vergangenheit der Hauptprotagonistin Hulda, die Beziehungen unter den 4 Freunden auf der Insel oder aber die unterschiedlichen Verhaltensweisen der isländischen Ermittler im Laufe der erzählten 10 Jahre, Jónasson zeigt viele Facetten der Charaktere und gibt jeder Figur die entscheidende Tiefe, um sie dem Leser authentisch näher zu bringen. Dabei ist die Einbettung des Plots in die 80er und 90er wunderbar gelungen.

Überhaupt hat der Autor die zeitliche Abfolge sowohl innerhalb des Buches als auch in der Trilogie-Reihe überraschend gut umgesetzt. Ich freue mich schon sehr auf den letzten Teil, der die Lebensgeschichte von Hulda abrunden wird und damit keinesfalls im Bücherregal fehlen darf.

Fazit:
Ragnar Jónasson liefert mit dem zweiten Band seiner Trilogie eine solide und spannende Geschichte, die ihrem Genre voll und ganz gerecht wird. Ein absolut stimmungsvoller und bildgewaltiger Island-Thriller mit einer starken Frau als Ermittlerin und vielen glaubwürdigen Nebencharakteren!

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Veröffentlicht am 08.07.2020

Kochen mit viel Abwechslung in authentischer Atmosphäre

Foutah Djallon
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Zum Inhalt:
Die Autoren Mamadou Oury Balde, Carla Behringer und Eva Behringer haben die Küche Westafrikas in einem unglaublich tollen und liebevoll gestalteten Kochbuch eingefangen und gaben ihm den Titel ...

Zum Inhalt:
Die Autoren Mamadou Oury Balde, Carla Behringer und Eva Behringer haben die Küche Westafrikas in einem unglaublich tollen und liebevoll gestalteten Kochbuch eingefangen und gaben ihm den Titel "Foutah Djallon", den Namen des Berglandes in Guinea. In einem auffällig gelben Hardcover mit unscheinbarem afrikanischem Motiv verbergen sich 77 traditionelle wie auch neuinterpretierte Rezepte, die gepaart mit eindrucksvollen Fotos aus der Region uns geistig direkt dorthin befördern, was ganz besonders durch einige auserwählte Musikempfehlungen verstärkt wird. 

Meine Leseerfahrung:
Dieses Kochbuch ist abgesehen vom auffallenden gelben Cover sehr zurückhaltend   gestaltet worden, beeindruckt aber mit sehr authentischen Fotos und ebenso authentischen Rezepten, die samt persönlichen Eindrücken der Autoren präsentiert werden. Da ich ein absoluter Neuling bin, was westafrikanische Küche anbelangt, war ich sehr dankbar über die 2 Seiten vorab, in denen Erklärungen zu den traditionellen Zutaten, die oft in den folgenden Rezepten vorkommen, geliefert werden, damit man zunächst einmal eine gute Vorstellung von dem bekommt, was man beim Kochen verarbeiten wird. 

Die Rezepte selbst sind unkompliziert erklärt und einfach nachzukochen, wobei ich die Menge mancher Zutaten, wie Erdnussbutter für uns persönlich reduzieren musste und bei einigen Rezepten daher Schwierigkeiten hatte, die entsprechende Konsistenz richtig hinzubekommen, wie zB beim traditionellen Maffe Tiga. Aber die Übung macht es, und für die ersten Male waren die Gerichte absolut gelungen. Zudem habe ich noch viele Experimente vor mir, denn "Foutah Djallon" beginnt mit Streetfood und Snacks sowie Suppen, von denen ich allgemein ein großer Fan bin und schon Einiges ausprobiert habe. (Unser Favorit ist hier ganz klar die guineische Süßkartoffelsuppe.) Dann sind viele Fleisch- und Fischgerichte enthalten. Den Abschluss bilden Salate, Beilagen, Dips und Desserts sowie Heiß-und Kaltgetränke. Für jeden ist was dabei, insbesondere auch für Vegetarier. 

Besonders gut gefallen hat mir auch der übersichtliche Aufbau des gesamten Inhalts und die Musiktipps zwischendurch. So habe ich neue Songs auf meine Playlist aufgenommen und konnte beim Kochen in die richtige Stimmung kommen. Auch die kurzen und knappen Leseabschnitte zur Kultur und Region Westafrikas waren sehr lesenswert.

Fazit:
"Foutah Djallon" bietet eindrucksvoll zusammen gestellte Rezepte und eine einzigartige authentische Atmosphäre zum Kochen für daheim. Sowohl Afrika-Begeisterte als auch neugierige Köche, die nach Abwechslung und neuen Herausforderungen suchen, werden große Freude mit diesem Kochbuch haben.

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Veröffentlicht am 30.06.2020

Die Welt der Insekten hervorragend erklärt

Sechs Beine oder mehr – Die Wunderwelt der Insekten und Spinnen
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Zum Inhalt: 
Insekten sind für einige Menschen zum Fürchten; Andere hingegen ekeln sich vor Allem, was krabbelt. Dabei kann es vielleicht ein wenig helfen, wenn man sich mit der Insektenwelt mal intensiver ...

Zum Inhalt: 
Insekten sind für einige Menschen zum Fürchten; Andere hingegen ekeln sich vor Allem, was krabbelt. Dabei kann es vielleicht ein wenig helfen, wenn man sich mit der Insektenwelt mal intensiver beschäftigt. Zudem sind diese kleinen Erdenbewohner so bedeutend für unser Ökosytem, dass die Natur ohne sie unvorstellbar wäre. Dieses Sachbuch ab 6 Jahren bringt unseren Kindern die größte Tiergruppe unseres Planeten näher und hebt die wichtigen Besonderheiten und kuriosen Fakten einzelner Insektenarten hervor. 

Meine Leseerfahrung:
Mit 48 Seiten ist dieses Sachbuch nicht besonders dick. Das muss es aber auch nicht sein, wenn es in Kinderhänden liegt. Unser Großer ist grade mal 4,5 Jahre alt und auch wenn das empfohlene Alter 6 beträgt, war dieses Sachbuch so faszinierend für ihn, dass er es kaum abgelegt hat. Schließlich sind wir momentan jedes Wochenende in der Natur unterwegs und er kann dadurch jedesmal neue Insekten entdecken und sie in diesem Buch wiederfinden. Natürlich muss ich dann auch vorlesen, aber die Illustrationen sind wunderschön und originalgetreu gestaltet und ziehen alle neugierigen Blicke der Kleinen auf sich. Die Texte sind dementsprechend kurz und kompakt gehalten und geben punktgenau die interessantesten Infos zum jeweiligen Krabbeltier wieder. Damit wird in etwa so viel erzählt, wie die Aufmerksamkeitsspanne eines Kindes erfassen kann. Aber nicht nur für die Kleinen bringt das Buch unterhaltsame Lesestunden. Ich habe soviel Neues und auch Wichtiges über einige Insektenarten gelernt, was ich ganz sicher nicht mehr vergessen werde. Denn die Bilder sind so liebevoll und künstlerisch schön gestaltet, dass sie sehr einprägsam auf den Leser wirken. Insbesondere für Personen, die sich eher vor Insekten ekeln, ist dieses Buch viel besser geeignet, als eins mit richtigen Insektenfotos.

Fazit:
Der Prestel-Verlag hat mit "Sechs Beine oder mehr" ein wundervolles Sachbuch mit hochinteressanten Fakten über die Insektenwelt herausgebracht, das nicht nur für Kinder faszinierend ist. Eine absolute Kauf- und Leseempfehlung von mir für alle Natur-Fans und diejenigen, die es werden wollen!

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Veröffentlicht am 24.04.2020

Reich an Informationen und Tipps 

Vis-à-Vis Reiseführer Rom
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Was ich nicht erwartet hatte und mich sehr positiv überrascht hat, waren die empfohlenen verschiedene Routen für 1 Tag, 3 oder 5 Tage Aufenthalt in Rom. Die einzelnen Sehenswürdigkeiten kann man dann im ...

Was ich nicht erwartet hatte und mich sehr positiv überrascht hat, waren die empfohlenen verschiedene Routen für 1 Tag, 3 oder 5 Tage Aufenthalt in Rom. Die einzelnen Sehenswürdigkeiten kann man dann im Detail noch auf den folgenden Seiten nachlesen bzw. auch selbst entscheiden, ob und was man von den einzelnen Etappen in den eigenen Routenplan aufnehmen möchte. Für mich als Laien ist die Zusammenstellung auf jeden Fall sehr hilfreich, da ich überhaupt keine Vorstellung von der Stadt habe. 

Zudem gibt es extra Tipps für Foodies oder Kunstbegeisterte oder aber Familien mit Kindern. Damit sind unsere Interessen bereits weitgehend abgedeckt.


Sehr informativ sind auch die Seiten vorab über den historischen Hintergrund der Stadt und die Übersicht, bei der man die Feierlichkeiten und Festivals über das ganze Jahr verteilt nachschauen kann.

Dann folgen die ausführlichen Seiten über die einzelnen Sehenswürdigkeiten. Alles sehr detailliert und gut beschrieben.


Am Ende des Reiseführers gibt es noch mal allgemeine Infos zur Reiseplanung sowie praktische Hinweise wie Trinkgelder, Etikette, Post etc. und eine zweiseitige Liste mit den wichtigsten Vokabeln, die man in verschiedenen Situationen zur Hand haben sollte. Für mich blieb keine Frage offen. Die Extrakarten ganz am Ende sind sehr detailreich. Es gibt einen Metro-Plan, eine Karte zu Bussen und Stadtbahnen und eine große Stadtkarte zum Herausfalten von ganz Rom. 

Insgesamt ein sehr kompakter und informativer Reiseführer, bei dem sich die Anschaffung lohnt. Ich zumindest fühle mich bereit für den nächsten Städtetrip nach Rom.

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Veröffentlicht am 05.04.2020

Fesselnder und bewegender Justizthriller

Die Wächter
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Zum Inhalt:
Cullen Post ist Anwalt und Geistlicher zugleich und kämpft bei Guardian Ministries, einer kleinen gemeinnützigen Organisation mit sehr bescheidenen Finanzmitteln, für die zu Unrecht verurteilten ...

Zum Inhalt:
Cullen Post ist Anwalt und Geistlicher zugleich und kämpft bei Guardian Ministries, einer kleinen gemeinnützigen Organisation mit sehr bescheidenen Finanzmitteln, für die zu Unrecht verurteilten armen Seelen, die jahrzehntelang in ihren Todeszellen einsitzen und hilflos auf ihr Ende warten. Quincy Miller ist so ein unschuldiger Häftling, der vor 22 Jahren für einen Mord verurteilt wurde. Angeblich soll er aus Wut seinen damaligen Scheidungsanwalt erschossen haben. Die Beweismittel sind mehr als dürftig gewesen und dennoch entging er mit einer Jury-Stimme ganz knapp dem endgültigen Todesurteil. Für Post beginnt eine Suche nach neuen Beweisen für Millers Unschuld. Doch diesmal begibt er sich auch selbst in Lebensgefahr, als er es mit einem Drogenkartell und korrupten Polizisten zu tun bekommt...

Meine Leseerfahrung:
Vorweg ist anzumerken, dass dieser Grisham einen eher ungewöhnlichen Schreibstil in der Präsenzform bietet, was dazu führt, dass man direkt in die Geschichte einsteigt und in dem rasanten Erzählstil gefangen ist. Nach den Vorgänger-Büchern war ich endlich froh, den Autor wieder auf Hochtouren zu erleben. Es ist aber dennoch kein typischer Justizthriller. Die Story ist angelehnt an eine tatsächlich existierende gemeinnützige Organisation namens Centurion Ministries und ist inspiriert von einem wahren Fall. So hat man hier eine ausgesprochen gute Mischung aus einer True-Crime Atmosphäre mit Cold-Case-Elementen, da ein über Jahrzehnte zurückliegender fiktiver Fall von Anfang an neu aufgerollt wird und eine gut durchdachte akribische Ermittlungsarbeit beginnt, bei der man quasi mit an Bord ist und alles hautnah miterleben darf. Demzufolge wirken sowohl die Charaktere als auch die jeweiligen Settings absolut authentisch. 

Ich habe schon so einige Bücher gelesen, die sich mit Fehlurteilen des amerikanischen Justizsystems auseinandersetzen. Es ist ein absolut brisantes Thema, das schon seit Urzeiten ein großes Problem der amerikanischen Gesellschaft darstellt. Nicht selten sind unter den zu Unrecht Verurteilten junge Männer mit afroamerikanischen Wurzeln, was ich in Anbetracht der heutigen Zeit schockierend finde. Es zeigt, dass Rassismus immer noch tief verwurzelt in der amerikanischen Gesellschaft besteht und seit der abgeschafften Rassentrennung keinen Milligramm seiner Existenz in den weißen Köpfen eingebüßt hat.

Nachdem ich so dermaßen gefesselt mit Quincy Millers Schicksal mitgelitten und -gefiebert habe, ob er seine wohlverdiente Freiheit tatsächlich auch wiedererlangt, war ich am Ende zutiefst aufgewühlt, dass ich sogar Tränen in den Augen hatte.

Grisham verarbeitet gekonnt wahre Tatsachen in dieser bewegenden Story und zeigt wieder einmal auf, dass die amerikanischen Gerichte größtenteils immer noch geprägt von Vorurteilen sind. Zudem gewinnen wir einen verstörenden Einblick in die miserable Beweisführung der 90er Jahre, als völlig unterirdisch ausgebildete Sachverständige die Gerichte zu vielen untragbaren Fehlurteilen verleitet haben, weswegen so viele unschuldige Häftlinge in US-Gefängnissen sitzen. Und wieder einmal kann man sich nur glücklich schätzen, nicht in den Staaten zu leben...

Fazit:
"Die Wächter" ist ein absolut herausragender Grisham-Roman, der sich an die früheren erfolgreichen Bestseller des Autoren anknüpft und zeigt, wie großartig und fesselnd ein Justizdrama erzählt werden kann. Ein Muss für jeden Grisham-Liebhaber, aber auch ein guter Einstieg für Neu-Fans von Justizthrillern dieser Art.

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