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Veröffentlicht am 11.07.2020

Leben heißt rückwärts gelesen Nebel, und dieser verklärt die Sicht

Nebelkinder
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Lilith steht vor einer allumfassenden Entscheidung - sie soll das uneheliche Kind ihres Geliebten und ihrer besten Freundin bei sich aufnehmen und großziehen. Doch wie soll ihr das gelingen, wo ihr doch ...

Lilith steht vor einer allumfassenden Entscheidung - sie soll das uneheliche Kind ihres Geliebten und ihrer besten Freundin bei sich aufnehmen und großziehen. Doch wie soll ihr das gelingen, wo ihr doch die eigene Mutter über Jahre hinweg fremd und distanziert geblieben ist. Damit Lilith besser ihre eigene Familiengeschichte versteht, fährt Ana mit ihr nach Breslau und erzählt ihr endlich, was sich damals wirklich zugetragen hat. Die Nebel lichten sich...

Stefanie Gregg widmet sich in diesem Buch den Nebelkindern, einer ganzen Generation von Kriegsenkeln, die über vieles, was damals geschehen ist, bewusst von ihren Eltern und Großeltern im Unklaren gelassen werden. Die Erlebnisse der Kriegsgeneration werfen bis heute ihre Schatten voraus und sorgen dafür, dass ein gewisser Abstand zwischen den einzelnen Generationen vorhanden ist und manchmal unüberwindbar scheint.

Die Autorin lässt die letzten Tage des Zweiten Weltkrieges wieder lebendig werden, die eisige Kälte und der frostige Winter dringend regelrecht durch die Seiten und fressen sich in die eigenen Knochen. Flucht und Vertreibung, Angst und Hunger und die traumatischen Erlebnisse des Flüchtlingstrecks werden für den Leser spür- & erlebbar, wenn Ana für Lilith die Zeit zurückdreht und endlich erzählt, was sie als Jugendliche erlebt hat.

Käthe, Liliths Großmutter, kämpft wie eine Löwin für das Überleben ihrer Kinder und wird dabei selbst zur Gejagten, die ein Leben lang die Narben von Not, Elend und Misshandlung während des Krieges auf ihrer geschunden Seele trägt und diese nicht mehr heilt. Ihr psychisches Trauma lässt eine emotionale Verarbeitung der Kriegserlebnisse nicht zu und sorgt so dafür, dass ihr die eigenen Kinder fremd bleiben und sie sie körperlich und gefühlsmäßig auf Abstand hält.

Dieses Verhalten für dazu, dass sich dieses "erlernte" Muster auf Ana und ihre Tochter Lilith überträgt und so eine enge Mutter-Tochter-Verbindung kaum möglich ist.

Stefanie Gregg schildert mit leisen, einfühlsamen, aber doch sehr eindringlich Worten die Geschichte, haucht ihren Figuren Leben ein und lässt so das Gefühl entstehen, dass sich Ana im Dialog mit dem Leser befindet. Die Szenen sind mit plastischen Bildern unterlegt und so wird das Buch zu einem ganz besonderen Leseereignis. Die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Generationen der Familie werden für den Leser deutlich und ermöglichen so, in die Rollen der jeweiligen Protagonisten zu schlüpfen und so die unbewusste Übermittlung der Erfahrungen mitzuerleben, mitzufühlen und ebenfalls zu erleiden.

Ein sehr gefühlvolles Buch, das zum Nachdenken über die eigene Familiengeschichte anregt und noch lange, lange nachklingt.

Absolute Leseempfehlung !

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.07.2020

Selbst wenn alles zerbricht, die Scherben spiegeln das Licht

Schatten der Welt
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Carl, Artur und Isi verbindet eine Freundschaft, die sie durch dick und dünn gehen lässt. Vom Charakter her könnten sie unterschiedlicher nicht sein, doch für alle drei steht fest, nichts und niemand kann ...

Carl, Artur und Isi verbindet eine Freundschaft, die sie durch dick und dünn gehen lässt. Vom Charakter her könnten sie unterschiedlicher nicht sein, doch für alle drei steht fest, nichts und niemand kann das Trio auseinanderbringen. Egal ob schräge Ideen, verrückte Streiche oder die ersten Schritte ins Erwachsenwerden - alles durchleben sie gemeinsam und sind unzertrennlich. Erst als die Schatten der Weltpolitik mit Beginn des Ersten Weltkrieges die Freunde aufsucht, wendet sich das Blatt...werden sie die Kriegswirren überstehen und wieder zueinanderfinden ?



Mit "Schatten der Welt" hat Andreas Izquierdo einen unfassbar mitreißenden, emotionalen und aufwühlenden Roman geschrieben, der mich berührt und fasziniert.

Beginnend mit den ersten Streichen der jungen Freunde kann man herzhaft lachen, wenn Carl und Artur gerissen genug sind und sogenannte Weltuntergangspillen an den Mann/die Frau bringen und ihr Geld machen. Vor der historischen Kulisse des noch jungen Jahrzehnt des letzten Jahrhunderts ist man live und in Farbe mit dabei, wenn die neuesten technischen Errungenschaften wie Fotografie und Lastkraftwagen die Szenerie beleben und so für die ersten modernen Umbrüche im Leben der drei Freunde sorgen.

Der Autor sieht die Menschen hinter seinen Figuren und lässt sie mit dem Leser kokettieren, spielen und reizen - fast so, was würden sie vor einer Kamera sich in Pose setzen und ihr Spiel mit der Linse beginnen.

Die unbeschwerte Kindheit nimmt ein jähes Ende, als der Erste Weltkrieg beginnt und somit das Trio regelrecht im Land versprengt. Die eindrucksvollen Ereignisse formen aus den unschuldigen Kinderseelen gebrandmarkte Menschen, die einiges an Leid, Schicksalsschlägen und Niedertracht ertragen müssen.

Izquierdo schildert mit aller Grausamkeit die Schrecken des Krieges, lässt aber immer wieder die Hoffnung aufblühen und sorgt so für eine abwechslungsreiche, spannungsgeladene und emotionale Handlung, die mich regelrecht an die Seiten kettet. Die Entwicklung der Persönlichkeiten ist sehr stark und mitreißend geschrieben, die einzelnen Charakterzüge prägen sich beim Lesen ein und brennen sich mit den durchlittenen Schicksalsschlägen wie Narben auf die Seelen der drei Freunde. Liebe, Vergebung, Rache und Freundschaft sind die großen Themen, die der Schreibende als fiktive Handlung in die großartige historische Kulisse einwebt.

Ein Buch, das die großen Schatten des Lebens mit dem Älterwerden und dem damit verbunden Reifeprozess auf geniale Weise dem Leser nahebringt.

Chapeau !

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Veröffentlicht am 06.07.2020

An manchen Tagen tut es gut, vom Himmel Herzen geschenkt zu bekommen (Beate Pracht)

Jeden Tag ein neuer Himmel
7

Charlotte hat gerade ihre neue Stelle im Kinderhospiz angetreten, als sie mit aller Macht wieder an den Verlust ihrer vor einem Jahr verstobenen Tochter erinnert wird. Ein junger Straßenmusiker spielt ...

Charlotte hat gerade ihre neue Stelle im Kinderhospiz angetreten, als sie mit aller Macht wieder an den Verlust ihrer vor einem Jahr verstobenen Tochter erinnert wird. Ein junger Straßenmusiker spielt seinen Song „Daisy“ und sorgt so dafür, dass sich alle Emotionen ihren Weg bahnen und Charlotte zu Tränen rühren. Sam kann nicht anders, er muss die junge Frau ansprechen, die emotional so sehr von seinem Lied berührt wird. Zwischen beiden entwickelt sich eine zarte Liebe, die auf eine harte Probe gestellt wird…



Violet Thomas hat mit „Jeden Tag ein neuer Himmel“ eine emotionsgeladene Story zu Papier gebracht, die dem Leser eine echte Achterbahnfahrt der Gefühle beschert und so die Tränen ungehindert fließen dürfen. Also, Taschentücher auf jeden Fall bereithalten!

Im Roman werden die Themen Verlust und Trauer, Vertrauen und Misstrauen, Liebe und Freundschaft auf ganz behutsame Weise miteinander verknüpft, sodass, trotz der Schwere der Themen die Leichtigkeit nicht verloren geht.

Charlotte ist eine warmherzige junge Frau, die mit dem Verlust des geliebten Kindes zu kämpfen hat. Ein schwerer Einschnitt in ihrem Leben, denn niemand hat sich wirklich darauf vorbereit. Sie muss damit zurechtkommen, ein verwaistes Elternteil zu sein und den schmerzhaften Verlust verarbeiten. Damit sie die Situation besser ertragen kann, widmet sie sich ganz ihrer Aufgabe im Kinderhospiz und geht regelrecht darin auf, den kleinen Hamish in seinen letzten Tagen zu begleiten.

Der kleine Knirps erinnert mich ein wenig an Jim Knopf, ist trotz seiner schweren Erkrankung und seinem Schicksal, ein kleiner Sonnenschein und nicht auf den Mund gefallen.

Sam, der Straßenmusiker, ist ein einfühlsamer und überaus talentierter Musiker, der das Herz auf dem rechten Fleck, sich aber bisher nicht so richtig aus den Startlöchern getraut hat.

Violet Thomas schafft es, die Gefühle und Gedanken ihrer Figuren auf den Leser zu übertragen, sodass man eins mit den Protagonisten wird und in ihre Haut schlüpft. Man spürt die Tränen aufsteigen und trauert mit, man hat Schmetterlinge in Bauch, den berühmten Kloß im Hals und fühlt den zarten Kuss auf den Lippen.

Der Roman lebt von den einfühlsamen Worten, dem leisen, aber trotzdem ausdrucksstarken Schreibstil der Autorin und ermöglicht so ein eindrucksvolles Leseerlebnis, das noch lange im Herzen nachklingt.

Absolute Leseempfehlung !

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Veröffentlicht am 30.06.2020

Lebenswege zwischen Tradition und Bürde

Die Schwestern von Marienfehn
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Hanna möchte Journalistin werden, doch als junge Frau hat sie sich dem Wunsch ihres Vaters zu fügen. Lehrerin soll sie werden und so in einem Beruf mit Ansehen und guten Verdienst Fuß fassen. In der familieneigenen ...

Hanna möchte Journalistin werden, doch als junge Frau hat sie sich dem Wunsch ihres Vaters zu fügen. Lehrerin soll sie werden und so in einem Beruf mit Ansehen und guten Verdienst Fuß fassen. In der familieneigenen Brennerei geht alles seinen Gang, bis Hanna Mitte der 1960er Jahre zurückbeordert wird.
Diese und andere Erinnerungen holen Hanna ein, als sie viele Jahre später als über 80jähirge ihrer Adoptivschwester Rosie im Altenheim gegenübersteht und der Fortbestand der Brennerei gefährdet ist. Hanna und Rosie besinnen sich auf ihre Familienbande und raufen sich zusammen, ja, sie vergessen sogar den großen Streit, der sie einst entzweite...

Jan Steinbach hat mit "Die Schwestern von Marienfehn" einen unglaublich atmosphärischen und emotionalen Familienroman geschrieben, der dem Leser eine ereignisreiche Zeitreise durch das Emsland ermöglicht.
Beginnend mit den Kriegsjahren und den harten Entbehrungen bis hin zur Gegenwart weiß der Autor die Leserschaft an die Seiten zu fesseln und die Geschichte mit einzigartigen Figuren, einprägsamen Szenen und tollen Dialogen auszustatten.
Die Schnapsbrennerei Brook lässt der Schreibende für den Leser regelrecht als Pop-up aus den Seiten entsteigen und so wird der Schauplatz auf für mich ein Handlungsort, an dem ich mich gerne einfinde, um Zeuge zu werden von Intrigen, Eifersucht und Traditionsbewusstsein.
Die Erzählung lebt von den innerfamiliären Spannungen, die sich zwischen den Geschwistern entfalten und bis zum heutigen Tage gehalten haben. Erst langsam lässt Steinbach den Leser hinter die Vorfällte blicken, die sich damals ereignet haben, um so immer tiefer in dieses Geflecht aus Tradition und Bürde mit eingewebt zu werden.
Rosie ist schon zu Kindheitszeiten glanzvoller Mittelpunkt der Familie und weiß diese Sonderstellung auszukosten, doch sie kann nicht verwinden, dass Hanna ihr die Liebe zu Carl abspenstig gemacht hat. Was sie sich alles einfallen lässt, um Hanna immer wieder genau da zu treffen, wo es ihr am meisten weh tut - nämlich im Herzen - ist schon recht heftig. Bis Hanna aber dahinter kommt, ist es ein langer Weg.
Die zeitlichen Sprünge zwischen den Erinnerungen von damals und den aktuellen Ereignissen um den geplanten Verkauf der Brennerei sind abwechslungsreich und sehr bildhaft erzählt und Jan Steinbach lässt hier den Leser den Spagat zwischen Tradition und Bürde, zwischen Gehen oder Bleiben , zwischen Pflichtgefühl oder Liebe hautnah mit erleben.
Das Happy End sorgt für einige Taschentuchmomente und geht unter die Haut. Für mich ist dieses Buch wieder ganz großes Kino - wie immer, wenn man einen Roman von Jan Steinbach zur Hand nimmt. Er versteht es vortrefflich, aus seinen Worten Bilder entstehen zu lassen und so seinen Lesern die Lebenswege seiner Figuren zu einem intensiven Leseerlebnis zum Hautnah miterleben zu machen.
Ey, wenn sich alles in Kreisen bewegt
Dann gehst du links, dann geh' ich rechts
Und irgendwann kreuzt sich der Weg
Wenn wir uns wieder sehen
(Johannes Oerding - Kreise)

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Veröffentlicht am 25.06.2020

…und erhalte dir die Farben seines Himmels - Weiß und Blau (Auszug aus der Bayernhymne)

111 Almen und Hütten in Oberbayern, die man gesehen haben muss
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Astrid Süssmuth hat die Wanderstiefel geschnürt und sich auf die schönen Wanderwege Bayerns begeben. Dabei hat sie für alle Bayernliebhaber die „111 Almen und Hütten in Oberbayern, die man gesehen haben ...

Astrid Süssmuth hat die Wanderstiefel geschnürt und sich auf die schönen Wanderwege Bayerns begeben. Dabei hat sie für alle Bayernliebhaber die „111 Almen und Hütten in Oberbayern, die man gesehen haben muss“ für uns neu entdeckt und mit all ihren Schönheiten, Geschichten, Mythen und Sagen zugänglich gemacht. Egal ob mit den Skiern im Winter oder zu Fuß im Sommer, jede Hütte hat ihren ganz eigenen Charme und Liebreiz und wird durch Astrid Süssmuth für den Bergwanderer zu einem echten Anlaufziel.
Die schönsten Gegenden Oberbayerns nimmt sie genauer unter die Lupe und überrascht selbst den eingefleischtesten Bayernliebhaber mit geheimnisvollen und manchmal auch atemberaubenden Anekdoten.
Die Hefteralm bei Grassau entpuppt sich als Pferdeparadies für Shetlandponys und dürfte auch für klitzekleine Wanderfüße ein lohnenswertes Ziel sein. Wer es lieber rustikal mag, der darf sich auf der Harbachalm bei Weißbach den Almburger mit Vintschgerl, Speck und Zwiebel gut schmecken lassen und sich für den Abstieg stärken.
Die geheimnisvolle Felsengrotte in der Nähe der Strohmalm bei Ruhpolding ist ein idyllischer Andachtsort und für eine kleine Verschnaufpause genau richtig.
Wer auf der Suche nach einem wildromantischen Ort für einen ganz ausgefallen Heiratsantrag ist, der sollte mit seinem Herzblatt die Unterlahner Alm besuchen, denn der „Heurathsstein“ ist heute noch Zeuge davon, dass junge Mädchen dem alten Brauch gerne folgen und dreimal hintereinander einen Stein in das vorhandene Loch werfen, um zur glücklichen Braut zu werden.
Solche und andere, teils gruselige Geschichten säumen den Weg hinauf zu den Almen und Hütten, die teilweise bewirtschaftet sind und manchmal auch nur als Rast- und Rückzugsort dienen.
Die im Buch vorgestellten Touren sind in unterschiedliche Schwierigkeitsgrade gegliedert und reichen vom leichten, einfachen Spaziergang bis hin zu schweren Wanderungen, die Berg- oder Skitouren bezeichnen.
Ergänzt wird jede Tour durch die detaillierten Informationen zur Hütte/Alm, ihre Adresse, den Anfahrtsweg, Öffnungszeiten und Bewirtschaftung.
Hier ist für jeden Liebhaber der Oberbayrischen Bergwelt etwas dabei und man kann sich dem weiß-blauen Bayernhimmel ein Stückchen näher fühlen.
Also, pack mer‘s – Wanderstiefel an und ab auf die Hütte

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