Cover-Bild Das wirkliche Leben
(74)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 24.04.2020
  • ISBN: 9783423282130
Adeline Dieudonné

Das wirkliche Leben

Roman
Sina de Malafosse (Übersetzer)

»Dieser Roman ist unglaublich krass, von ungeheurer Sprachgewalt, es ist ein Thriller, eine Geschichte, die man gar nicht aus der Hand legen kann.« Stefanie Stahl, WDR 5, Bücher

Eine Reihenhaussiedlung am Waldrand, wie es viele gibt. Im hellsten der Häuser wohnt ein zehnjähriges Mädchen mit seiner Familie. Alles normal. Wären da nicht die Leidenschaften des Vaters, der neben TV und Whisky vor allem den Rausch der Jagd liebt.
In diesem Sommer erhellt nur das Lachen ihres kleinen Bruders Gilles das Leben des Mädchens. Bis eines Abends vor ihren Augen eine Tragödie passiert. Nichts ist mehr wie zuvor. Mit der Energie und der Intelligenz einer mutigen Kämpferin setzt das Mädchen alles daran, sich und ihren Bruder vor dem väterlichen Einfluss zu retten. Von Sommer zu Sommer spürt sie immer deutlicher, dass sie selbst die Zukunft in sich trägt, wird immer selbstbewusster – ihr Körper aber auch immer weiblicher, sodass sie zusehends ins Visier ihres Vaters gerät.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.04.2020

Der Jäger und seine Beute

0

In Adeline Dieudonnés hochgelobtem und vielfach ausgezeichnetem Debütroman „Das wirkliche Leben“ (“La vraie vie“) geht es um eine besondere Familie, die in einer hässlichen Siedlung in einer belgischen ...

In Adeline Dieudonnés hochgelobtem und vielfach ausgezeichnetem Debütroman „Das wirkliche Leben“ (“La vraie vie“) geht es um eine besondere Familie, die in einer hässlichen Siedlung in einer belgischen Vorstadt lebt. Ein Haus gleicht dem anderen, und dennoch ist dieses eine Haus anders als alle anderen. Die 10jährige Erzählerin und ihr Bruder Gilles, 6, haben einen gewalttätigen Vater, der drei Dinge im Leben liebt: die Großwildjagd, Fernsehen und Whiskey. Die Mutter der Kinder, von der Tochter als Amöbe bezeichnet, wird von ihrem Mann immer wieder schwer misshandelt und verletzt. Sie wehrt sich nicht, hat nur noch Angst. Die Kinder verstecken sich in ihren Zimmern, machen sich unsichtbar. Das Verhältnis der Geschwister ist sehr eng. Sie spielen im verbotenen Zimmer mit den ausgestopften Tierkadavern oder in kaputten Autos auf einem Schrottplatz. Eines Tages passiert etwas Schreckliches, und Gilles verändert sich völlig. Er verliert sein Lachen und wendet sich von seiner Schwester ab. Sein Vater bildet ihn zum Schützen aus, und der kleine Junge droht genau so blutrünstig und gewalttätig zu werden wie sein Vater. Seine Schwester versucht, eine Zeitmaschine aus einem kaputten Auto zu bauen, um in der Zeit zurückzugehen, das furchtbare Ereignis ungeschehen zu machen, damit ihr Bruder das wirkliche Leben führen kann und das Böse - symbolisch dargestellt von einer Hyäne im Kadaverzimmer - nicht völlig von ihm Besitz ergreift. Auch das Mädchen ändert sich, weil sie zur Kämpferin wird. Als sich herausstellt, dass sie überdurchschnittlich begabt im naturwissenschaftlichen Bereich ist, nimmt sie Privatstunden bei einem Physikprofessor, wodurch sie schnell ein erstaunliches Niveau erreicht. Sie gerät allerdings durch ihren überragenden Intellekt in den Fokus ihres Vaters und muss sich vor seiner Aufmerksamkeit schützen. Ihr Vater hat eines Tages die perfide Idee, sie bei einem nächtlichen Jagdspiel mit zwei weiteren Männern und drei Jungen, darunter Gilles, zur Beute zu machen. Bei der gnadenlosen Jagd durch den dunklen Wald wird sie erheblich verletzt, wodurch sie zum ersten Mal so etwas wie Liebe und Fürsorge von ihrer Mutter erfährt. Die Dinge eskalieren und steuern unausweichlich auf eine Katastrophe zu.
Die Handlung erstreckt sich über fünf Jahre. Das Mädchen ist 15, verliebt sich und hat ihr erstes sexuelles Erlebnis. Sie verliert keinen Augenblick ihre Ziele aus den Augen: dem Bruder das Lächeln zurückzugeben, sich nicht zur wehrlosen Beute machen zu lassen, nicht das Leben ihrer mutlosen Mutter zu wiederholen. Der kurze Roman über dieses besondere Erwachsenwerden ist packend erzählt, aber überwiegend sehr düster und ziemlich grausam. Die Geschichte aus dem Horrorhaus erinnert an die grausamsten Märchen der Gebrüder Grimm. Der Tod ist allgegenwärtig. Dennoch verdient dieses Buch die Beachtung, die es bekommen hat, auch weil es überzeugend häusliche Gewalt gegen Frauen thematisiert.

Veröffentlicht am 22.03.2020

Erschreckend!

0

Bei dem Buchcover bin ich mir nach dem Lesen nicht sicher, ob es passt bzw. mir gefällt, da der für mich niedliche pinke Hase etwas Schönes und Lustiges verspricht was ich im Buch so nicht finde. Einzig ...

Bei dem Buchcover bin ich mir nach dem Lesen nicht sicher, ob es passt bzw. mir gefällt, da der für mich niedliche pinke Hase etwas Schönes und Lustiges verspricht was ich im Buch so nicht finde. Einzig die Kraft, der Mut und Wissensdrang der Hauptprotagonisten sind Stark und Positiv alles Weitere ist sehr erschreckend. Durch den Erzählstil welcher auf viele Ausschmückungen verzichtet und die Greultaten teils sogar sehr analysierend und distanziert beschreibt wurde das Grauen für mich noch extrem hervorgehoben. Ich musste mich stellenweise daran erinnern, dass es ein Roman ist, da das Entsetzen schon groß war aber die Kraft und Stärke des Mädchens haben mich sehr berührt und in den Jahren ihres Schreckens immer wieder überrascht. Trotzdem glaube ich, dass dieses ganz hervorragende Buch nicht für jeden geeignet ist, da es mit seiner Geschichte auch sehr bedrücken kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.10.2020

Poetisch und Berührend

0

Das Leben des kleinen Mädchens ist weitestgehend glücklich. Sie liebt ihren Bruder Gilles und diese Liebe können auch die immer wiederkehrenden Wutausbrüche ihres Vaters nicht trüben. Bis eines Tages ein ...

Das Leben des kleinen Mädchens ist weitestgehend glücklich. Sie liebt ihren Bruder Gilles und diese Liebe können auch die immer wiederkehrenden Wutausbrüche ihres Vaters nicht trüben. Bis eines Tages ein schrecklicher Unfall passiert und sich ihr Bruder immer weiter von ihr entfernt.

Insgesamt fällt es mir nicht ganz leichte meine Gedanken zu diesem Buch in Worte zu fassen. Lange konnte ich nicht wirklich einordnen, was ich da lese.
Der Schreibstil ist sehr besonders. Ein wenig poetisch, aber auch sehr direkt.
Irgendwie wollte man auch immer wissen, was als nächstes kommt, da man eben nie wusste, in welche Richtung die Geschichte sich nun entwickelt.
Ich habe das Mädchen sehr bewundert. Es war stark, verbissen, ehrgeizig und unfassbar klug. Letztendlich waren es aber wahrscheinlich genau diese Eigenschaften, die es mir erschwert haben einen wirklichen Zugang zu ihr zu finden. Ich konnte zwar mit ihr mitfühlen, aber es gab immer eine gewisse Distanz.
Immer wieder gab es sehr krasse Momente, zu denen man erst mal pausieren und nachdenken musste. Ab und zu gab es dazwischen aber auch Momente der fehlenden Spannung.
Das Ende hat mir im Gesamten aber sehr gut gefallen und hat auch noch einmal einiges an Spannung gebracht.

Insgesamt kann ich das Buch auf jeden Fall empfehlen. Es ist eine sehr besondere Geschichte, aber nach ein wenig einfühlen, hat mir das Buch wichtige Dinge mit auf den Weg gegeben.

Veröffentlicht am 12.07.2020

Eine grausame Kindheit - und eine stellenweise schaurige Schreibweise (oder Übersetzung)

0

Ein namenloses junges Mädchen erzählt von ihrer Kindheit bis hin zu dem Tag, an dem das Grauen jener Zeit fast so endete wie es begann - mit einem zerstörten Gesicht. Obwohl - das Grauen begann schon viel ...

Ein namenloses junges Mädchen erzählt von ihrer Kindheit bis hin zu dem Tag, an dem das Grauen jener Zeit fast so endete wie es begann - mit einem zerstörten Gesicht. Obwohl - das Grauen begann schon viel früher ...
Die Eltern des kleinen Gilles und seiner vier Jahre älteren Schwester sind ein ungleiches Paar und alles andere als glücklich. Der Vater grobschlächtig, cholerisch, dominant, gewalttätig; die Mutter voller Angst, ohne Selbstbewusstsein, wie eine Amöbe wie ihre Tochter sie nennt. Regelmäßig wird sie wegen Nichts von ihrem Mann verprügelt, ohne dass sie sich wehrt. Und die Kinder wissen, irgendwann wird es auch sie treffen. Doch die große Schwester schützt ihren Bruder, bis dieser wie auch sie Zeuge eines entsetzlichen Unglücks wird. Ab diesem Tag zieht Gilles sich von seiner Schwester zurück und beginnt, sich in Richtung seines Vater zu entwickeln.
Es ist eine grauenvolle und auch brutale Geschichte, die im Tonfall eines jungen Menschen erzählt wird. Grundsätzlich gelingt dies recht gut, aber wie manche Stilmittel völlig überzogen werden, ist stellenweise wirklich gruselig. Beispielsweise Vergleiche wie 'Denn das Leben war nun mal eine Ladung Fruchtpüree in einem Mixer und man musste aufpassen, in dem Strudel nicht von den Klingen nach unten gezogen und zerkleinert zu werden.' oder Allegorien wie 'Die tief stehende Morgensonne leckte mir die Tränen von den Wangen.' oder '... ein Schluchzen legte seine Tentakeln um meine Kehle.'. Was hat die Autorin während des Schreibens denn zu sich genommen? Und falls sie das wirklich geschrieben haben sollte: So etwas mögen tatsächlich die französischen Buchhändlerinnen? Oder liegt es vielleicht an der Übersetzung?
Störend empfand ich auch die Verachtung des jungen Mädchens gegenüber seinem ganzen Umfeld. Die anderen Schülerinnen und Schüler ihrer Klasse: praktisch alles Deppen. Die Nachbarschaft in ihrem Zuhause: alles Idioten. Merkwürdigerweise sind jedoch die Leute, die sie näher kennenlernt, dann plötzlich alles tolle Menschen - wie kann das denn sein?
Meine Begeisterung hält sich aus diesen Gründen in Grenzen, auch wenn ich trotz der sprachlichen Schaurigkeiten unbedingt wissen wollte, wie die Geschichte endet. Ein Lieblingsbuch von mir wird es aber bestimmt nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.04.2020

Bist du Opfer oder Beute? Die grausame Geschichte und "Das wirkliche Leben"

0

Bist du Opfer oder Beute? Die grausame Geschichte und "Das wirkliche Leben"

Das wirkliche Leben von Adeline Dieudonné ist ein Buch, auf das ich mich schon lange gefreut habe. In Frankreich wurde dieser ...

Bist du Opfer oder Beute? Die grausame Geschichte und "Das wirkliche Leben"

Das wirkliche Leben von Adeline Dieudonné ist ein Buch, auf das ich mich schon lange gefreut habe. In Frankreich wurde dieser Roman zum Liebling der Buchhändler*innen und mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Nun erscheint diese bedrückende Coming-of-Age-Geschichte auch auf deutsch und was soll ich sagen? Ich habe das Buch eher mit gemischten Gefühlen beendet, aber eins nach dem anderen.

“Bei uns zu Hause gab es vier Schlafzimmer. Meines. Das meines Bruders Gilles. Das meiner Eltern. Und das der Kadaver.”

Doch das ist nicht alles, was dieses kleine Haus am Waldrand einer Reihenhaussiedlung so anders macht. Man erahnt vielleicht… der Vater hat eine blutrünstige Leidenschaft. Er ist begeisterter Jäger und so tummeln sich die kuriosesten Tierpräparate in seinem Sammlungszimmer. Eine ausgestopfte Hyäne, ein Stoßzahn eines Elefanten, zahlreiche ausgestopfte Köpfe und ein Bärenfell auf dem Sofa, auf dem er allabendlich die Nachrichten über sich ergehen lässt und zu seinem Whisky greift. Zum Leidwesen der bereits verängstigten Mutter und der beiden Kinder hat er zuhause das Sagen. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, so passiert dann eines Tages vor dem Haus eine Tragödie. Eine Explosion, die das elf Jahre alte Mädchen und ihren kleineren Bruder traumatisieren und in verschiedene Richtungen treibt. Während Gille sich in sich zurückzieht und Gefallen am Leiden der Tiere findet, möchte seine Schwester einfach alles tun, um sein Lächeln zu bewahren. Sie will eine Zeitmaschine erfinden, das Geschehene ungeschehen machen und ihren Bruder wieder zu dem aufgeweckten, liebenswürdigen Jungen zu machen, der er einmal war. Aus ihrem utopischen Plan wird schnell ein grausiges Spiel. Sie muss sich nicht nur um ihren Bruder bemühen, sondern sich auch den grausamen Ideen des Vaters unterziehen. Sie muss kämpfen, für sich, für ihren Bruder, für ihre Familie… doch was wird sie am Ende sein? Welche Rolle wird sie am Ende einnehmen? Opfer, Beute oder doch die Heldin des Romans?

“Mein Vater schlug meine Mutter zusammen – und den Vögeln war das egal. Ich fand das tröstlich. Ich fand es tröstlich, dass sie einfach weiter zwitscherten, dass die Bäume knarrten und der Wind in den Blättern der Kastanie rauschte. Ich war nur eine unbedeutende Zuschauerin bei dem Stück, das ununterbrochen aufgeführt wurde.”

Dieses Buch hat in Hinblick auf die erhaltenen Auszeichnungen sicherlich seine Berechtigung. Dennoch ist es für mich etwas fraglich, zumal ich es häufig mit den Romanen “Harz” von Ane Riel und “Was man sät” von Marieke Lucas Rijneveld verglichen habe und dieses Buch konnte den Vergleichen einfach nicht Stand halten. Die Geschichte zieht sich zu Anfang sehr in die Länge. Und ich habe mich so ein bisschen gelangweilt bzw. mir kam sehr vieles bekannt vor. Es passieren dann zwar hier und da etwas gewalttätige Schnitzer, aber so wirklich fordernd und überrumpelnd wird dieser Roman erst im letzten Viertel. Und das fand ich dann irgendwie schade. Ich hätte mir auch gewünscht, dass Dieudonné sich mehr auf diese angekündigte Tragödie fokussiert bzw. diese ausarbeitet und diese Hatz- und Waldszene und alles was in der Familie passiert und zu Grunde geht viel, viel umfassender darstellt. Diese Ausflüge in Richtung sexuelle Anziehungskraft oder Drang des Mädchens eine Zeitmaschine zu bauen, Physikstunden zu nehmen und und und waren für mich dann eher so Randgeschichten, die zum Ende hin irgendwie ihre Bedeutung verloren. Es ist eine faszinierende Geschichte, keine Frage, und für viele ist es bestimmt auch genau das richtige Maß an aufwühlenden Erlebnissen, Einblicken in das Gedankenleben der Protagonistin und Spannung, aber für mich war es insgesamt nicht ganz rund und ich fürchte dieser Roman hat durch die Übersetzung auch so einiges an der “funkelnden Sprache” eingebüßt. Die Geschichte ist gut, liest sich sehr schnell und man kann sicherlich tolle Szenen und Elemente finden, aber für große Begeisterungsstürme reicht es bei mir dann leider nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere