Im Schatten des Sommers
Zwanzig Jahre nach dem mysteriösen Verschwinden ihrer Familie bekommt die Tierärztin Sophia Mildner einen Anruf der französischen Polizei. Nach deren Bericht wurde bei einem schwer verletzten Mann ein ...
Zwanzig Jahre nach dem mysteriösen Verschwinden ihrer Familie bekommt die Tierärztin Sophia Mildner einen Anruf der französischen Polizei. Nach deren Bericht wurde bei einem schwer verletzten Mann ein altes Bild von Sophias Mutter gefunden. Die junge Frau möchte endlich Klarheit, was damals mit ihren Eltern und dem kleinen Bruder wirklich geschah. Ohne zu zögern reist sie nach Südfrankreich. Nicolas, der zuständige Polizist, ist nicht begeistert, dass dieser alte Fall, an den sich für ihn schmerzliche Erinnerungen knüpfen, nun wieder aufgerollt wird und auch nicht über Sophias Erscheinen und Einmischung. Das lässt er sie auch deutlich spüren, und die Protagonisten tragen heftige Wortgefechte aus. Letztendlich ist Sophia doch eine nützliche und wichtige Zeugin für die Polizei. Je länger Nicolas und sie zusammenarbeiten, umso mehr wird deutlich, dass ihr Verhältnis nach und nach einen Stellenwert erreicht, der weit über die gemeinsamen Ermittlungen hinaus geht.
Zu Beginn zeigen sich die Protagonisten beide nicht von ihrer besten Seite. Sie können sich einfach nicht vernünftig unterhalten. Schnell merkt man jedoch, dass mehr hinter dem störrischen Verhalten steckt. Sowohl Sophia als auch Nicolas haben in der Vergangenheit Schlimmes erlebt, das ihnen bis heute wie ein Schatten anhängt. Die Zusammenhänge klären sich erst ganz allmählich. Mit über fünfhundert Seiten ist dieser Kriminalroman ziemlich dick, und doch kann ich sagen, dass es keine Längen gibt. Die vielschichtige Handlung hält immer wieder Überraschungen und Wendungen bereit, auf die man nicht gefasst ist. Vieles ist nicht so wie es scheint. Krimis mit blutigen Fällen sind eigentlich nicht mein bevorzugtes Genre, aber dieser hier hat mich absolut positiv überrascht, denn die betreffenden Szenen werden nicht ausgeschlachtet, sonder fügen sich ganz realistisch in den Fall ein. Der Autorin ist es gelungen, mich mit ihrem flüssigen Erzählstil zu fesseln. Ihre Charaktere, auch die in den Nebenrollen, haben Tiefe, und auch einen vierbeinigen Helden hat die Geschichte, nämlich Sophias Labradorrüden Tim, der sich immer wieder durch besondere Menschenkenntnis hervortut und die Handlung erfrischend auflockert.
Die Spurensuche zu dem alten Fall und dem neuen Opfer sowie die Frage, welche Verbindung zwischen beiden besteht, gestaltet sich höchst interessant. Dass Silke Ziegler auch noch eine kleine Romanze in den Roman integriert hat, bereichert diesen ungemein und zeichnet ein noch intensiveres Bild der Protagonisten. Auf 507 Seiten bekommt man hier geballte Spannung und beste Unterhaltung geboten.