Mit „Sauer macht listig“ von Christine Ziegler gibt es einen weiteren Roman über eine verlassene Ehefrau und ihren anstrengenden und humorvollen Weg ins neue Leben.
Nach zweiundzwanzig Jahren gesteht der Ehemann, dass er eine Affäre hat. Natürlich spielt er diese Tatsache herunter, es wäre ja nicht so schlimm und es würde mit ihnen alles so weitergehen wie bisher. Er braucht einfach mal junges Blut. Eleonore fällt aus allen Wolken, denn sie hat ihren Mann Paul all die Jahre den Rücken freigehalten. Sie hat sich um den Haushalt und den inwischen erwachsenen Kindern gekümmert, damit er Karriere machen kann. Sie wäre nie auf die Idee gekommen, das Paul mit solchen Gedanken gespielt hätte.
Doch nachdem der große Schock mit depressiven Tendenzen vorüber ist, beginnt sie zu kämpfen. Sie möchte einen gewaltigen Schritt für sich selbst machen.
Man kommt als lese nicht umhin, ihr dabei viel Glück und Erfolg zu wünschen. Denn es gibt eine Reihe Figuren, die sind echt, mit Verlaub, A**********. Ziegler zeichnet also Figuren, die jedem bereits im wahren Leben begegnet sind. Und auch die geschilderten Situationen sind glaubwürdig und plausibel. Die eine oder andere Begebenheit hat man schon zumindest im erweiterten Bekanntenkreis erlebt. Hier in diesem Roman sind diese Situationen alle zusammengefasst und geballt auf die Spitze getrieben. Das macht ihn sehr unterhaltsam und spannend. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Mit einem Schmunzeln verfolgt man das Geschehen rund um die sympathischen Figuren.
An manchen Stellen, vor allem zu Beginn, war mir die Ähnlichkeit zu „Ausgemustert“ von Susanne Fröhlich zu groß. Es mag zwar an der Konstellation der realen Vorlagen liegen (Kinder aus dem Haus, Frau als Hausfrau und beim Mann im Job, Mann erfolgreich im Job und selbständig), aber die Ähnlichkeiten lassen den Einstieg in solch ein Roman etwas langwierig werden. Erst wenn der Kampf, die Rache oder was auch immer beginnt, wird es spannend und dann unterscheidet sich „Sauer macht listig“ enorm von „Ausgemustert“. Er nimmt einen ganz anderen Verlauf, der den Leser hineinzieht.
Christine Ziegler scheint ihren Bekanntenkreis aufs Maul geschaut zu haben und hat einen spannenden und unterhaltsamen Roman geschaffen, den man überall lesen kann und der nicht nur die Urlaubszeit dafür benötigt.
© Detlef Knut, Düsseldorf 2020