So viel mehr als nur ein "Sommerliebesroman"
Und wenn sie tanztTess hat die Liebe ihres Lebens verloren und weiß nicht, wie und in in welche Richtung sie nun gehen soll. Doch manchmal fällt das Leben einem einfach auf die Füße: Hier in Form eines kleinen Ortes in ...
Tess hat die Liebe ihres Lebens verloren und weiß nicht, wie und in in welche Richtung sie nun gehen soll. Doch manchmal fällt das Leben einem einfach auf die Füße: Hier in Form eines kleinen Ortes in der Nähe des Runaway Montain und seinen Bewohnern: Der impulsiven Bianca und dem anfangs mürrischen Street-Art Künstler Ian, oder dem Coffee-Shop Besitzer Phish und der vielen anderen leicht verrückten Bewohnern ...
Anders als die Wynette-Texas oder Chicago-Stars Romane, bei denen ich häufig herzlich lachen musste, schlägt dieser Einzelband von SEP eher melancholische Töne an und erinnert mich von den Stimmung her ein bisschen an „Dinner für Drei“, eines meiner Lieblingsbücher der Autorin.
Mit Tess und Ian als Hauptprotagonisten hat SEP wieder zwei Menschen geschaffen, die mit Hilfe von Musik, Kunst und ihren Mitmenschen ihren Weg im Leben erkennten. Ihre Dialoge untereinander und mit ihren Mitmenschen sind dabei wie immer unterhaltsam, humorvoll und manchmal auch mit einem ironischen Unterton versehen.
Wunderschön zu lesen waren auch die Szenen, in denen Ian seine Gefühle in seiner Kunst ausdrückte, so dass diese in meinem Kopf nahezu lebendig werden. Auch hier steht das aktuelle Buch, älteren Büchern wie „Verliebt, verrückt, verheiratet“, in denen Kunst z. T. eine ähnliche Rolle spielt, in nichts nach.
Besonders an diesem Buch war zudem die Thematik der Sexuellen Aufklärung Jugendlicher in den USA. Als Europäerin ist es für mich erschreckend zu lesen, wie rückschrittlich einige Landesteile dort noch geprägt zu sein scheinen: Enthaltsamkeit statt Aufklärung und Verhütung. Ich kann mit dieser Denkweise nichts anfangen. In Gestalt von Tess macht SEP deutlich, wie wichtig Aufklärung und das offene Gespräch zwischen Jugendlichen und Erwachsenen ist, was ich sehr positiv finde.
--- Achtung Spoiler ---
Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Aspekt mit in die Rezension aufnehme, aber mich nun doch dafür entschieden: Tess, die eigentlich Hebamme ist, muss miterleben, wie sie Bianca bei der Geburt von deren Tochter an einer Schwangerschaftsembolie verliert und rein gar nichts tun kann. Im Nachwort weist SEP ausdrücklich darauf hin, wie selten eine solche Schwangerschaftsembolie vorkommt und dass sich werdende Mütter keine Sorgen darüber machen müssen. Dennoch möchte ich hier gerne eine Warnung aussprechen: Die Szene bleibt im Gedächtnis und auch Tess als Profi wird immer wieder davon eingeholt, was auch Konsequenzen für ihre Arbeit als Hebamme mit sich bringt.
Wer also einen „sichten Sommerliebesroman“ erwartet hat, der wird also von dem Roman entweder enttäuscht sein, oder so viel mehr bekommen, als er erwartet hat. Für mich ist es eindeutig ein so viel mehr!