Eine tragikomische Geschichte über Liebe, Intoleranz und Vorurteile
Geliebte Feindin – verhasste FreundeZum Inhalt:
Frank Schulz lebt mit seiner Mutter in einem Städtchen namens Fritzfurt nah an der polnischen Grenze, hat einen vorzeigbaren Job, eine Freundin und Freunde, mit denen er sich gelegentlich trifft. ...
Zum Inhalt:
Frank Schulz lebt mit seiner Mutter in einem Städtchen namens Fritzfurt nah an der polnischen Grenze, hat einen vorzeigbaren Job, eine Freundin und Freunde, mit denen er sich gelegentlich trifft. Die wiederum sind Nazis und machen keinen Hehl daraus, ihre menschenverachtenden Meinungen offen zu äußern. So weiß Frank von ihnen auch, dass man den Polen nicht über den Weg traut. Und auch sonst sei Polen ein zurückgebliebenes armes Land voller 'Langfinger'. Doch dann wird er als Projektingenieur auf Dienstreise ins Nachbarland geschickt, und zwar nach Stułice, wo er auf die polnische Kollegin Milena Opalka trifft. Die passt als gebildete hübsche Frau so gar nicht in das Bild, das Frank von Polen hat. Als die beiden sich verlieben, ist der Ärger mit Franks Umfeld vorprogrammiert. Er macht eine rapide Wandlung durch und wird vom voreingenommenem Ausländerfeind zum couragierten Menschenfreund. Doch der Weg dahin ist voller Widrigkeiten, mit denen er erstmal hart zu kämpfen hat...
Meine Leseerfahrung:
Ausländerhass ist immer noch ein aktuelles Thema und es sieht so aus, dass Deutschland dieses Problem noch eine lange Zeit mit sich tragen wird. Umso wichtiger ist es, dass vermehrt Literatur über Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Extremismus in diesem Land geschrieben und gelesen wird. Davon bin ich nach wie vor überzeugt. Aus eigener Erfahrung weiß ich, welche hässlichen Gesichter Rassismus haben kann und wie schwierig es ist, dagegen effektiv vorzugehen. Wilfried Hildebrandt zeigt in seinem Buch deutlich, wie Vorurteile unseren Alltag prägen können und welch wichtige Bedeutung das eigene Umfeld eines Menschen in seiner Sozialisierung haben kann. Neu bei dieser Geschichte war für mich als Deutsche mit türkischen Wurzeln, dass der Rassismus vorliegend gegen das polnische Nachbarland gerichtet ist, was ja bezüglich des Settings an der deutsch-polnischen Grenze auch naheliegend ist. Zudem hat der Autor selbst einen persönlichen Bezug zu Polen, was er eindrucksvoll in diesem Roman verarbeitet hat.
Der Erzählstil des Autors ist allerdings ungewohnt sachlich und zeigt einen Hauch satirischen Humor, was nicht auf Anhieb für jeden Leser begreifbar wird. Stellenweise liefern sarkastisch anmutende Passagen überaus übertriebene Storyelemente, die die Welt von Frank Schulz zu Beginn geradezu ins Lächerliche ziehen. Einerseits wird damit verdeutlicht, in welch kleiner Nazi-Welt der Intellekt begraben liegt, bevor der Geist das Licht der realen Welt erblickt. Andererseits wirken die Protagonisten durch diese Erzählweise allerdings zu oberflächlich. Ein wenig mehr Tiefe wäre hier wünschenswert gewesen, ist aber wiederum für die Handlung auch irrelevant. Das Buch erzielt auch so die richtige Wirkung, wenn auch mit einigen überflüssigen und langatmigen Textpassagen.
Etwa ab Mitte der Geschichte erwartet den Leser eine Überraschung in Form von unerwarteten Wendungen. Schließlich gibt es auch ein befriedigendes Happy-End und die Erkenntnis, dass Menschen sehr wohl verbesserungsfähig sind, wenn man an ihrer eingeschränkten Weltanschauung rüttelt.
Fazit:
Wilfried Hildebrandt stellt in "Geliebte Feindin - Verhasste Freunde" der beschränkten kleinen Welt eines Nazis die Aussicht auf ein Leben frei von Vorurteilen und Fremdenfeindlichkeit gegenüber und bringt unmissverständlich die Absurdität hervor, die hinter einer rechtsextremen Gesinnung steckt. Er behandelt damit ein nach wie vor aktuelles Thema, das unbedingt gelesen werden muss. Es sollten noch mehr Bücher wie diese über Rassismus in Deutschland geben.