Cover-Bild Wir holen alles nach
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 25.03.2020
  • ISBN: 9783257071306
Martina Borger

Wir holen alles nach

Job und Kind unter einem Hut – die alleinerziehende Sina jongliert damit seit Jahren. Seit kurzem wird sie von ihrem neuen Partner Torsten dabei unterstützt. Und sie haben Ellen, Ende sechzig, die sich für Nachhaltigkeit einsetzt und das hat, was sich Sinas Sohn Elvis so wünscht: Zeit, Geduld – und einen Hund. Doch dann widerfährt dem sensiblen Jungen etwas Schlimmes. Da er sein Geheimnis nicht preisgibt, spinnt sich ein fatales Netz aus Gerüchten um die kleine Patchworkfamilie.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.01.2023

Über Voreingenommenheit und Vorurteile

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Inhalt:

„Job und Kind unter einem Hut – die alleinerziehende Sina jongliert damit seit Jahren. Seit kurzem wird sie von ihrem neuen Partner Torsten dabei unterstützt. Und sie haben Ellen, Ende sechzig, ...

Inhalt:

„Job und Kind unter einem Hut – die alleinerziehende Sina jongliert damit seit Jahren. Seit kurzem wird sie von ihrem neuen Partner Torsten dabei unterstützt. Und sie haben Ellen, Ende sechzig, die sich für Nachhaltigkeit einsetzt und das hat, was sich Sinas Sohn Elvis so wünscht: Zeit, Geduld – und einen Hund. Doch dann widerfährt dem sensiblen Jungen etwas Schlimmes. Da er sein Geheimnis nicht preisgibt, spinnt sich ein fatales Netz aus Gerüchten um die kleine Patchworkfamilie.“





Schreibstil/Art:

Die Autorin hat ein in sich stimmiges Gesamtbild erschaffen. Die Sprache ist feinfühlig, sensibel und eindringlich. Ich konnte mir jeden einzeln Charakter bildhaft vorstellen und habe den Wunsch in mir entdeckt, als Kind auch solch eine Nachbarin/Nachhilfelehrerin/Oma wie Ellen gehabt zu haben.

Die Stimmung ist trotz des alltäglichen Chaos und dem stressigen Zeitmanagement, zunächst friedvoll, ruhig und idyllisch, bis Elvis etwas erlebt, das deren aller Leben durcheinander bringt. Ich spürte die aufkommende Besorgnis und versucht mich selbst in den jeweiligen Charakter hineinzuversetzen. Die Autorin hat zu jedem beliebigen Zeitpunkt die richtigen Fragen verschleiert und den Lesenden zum Nachdenken angeregt. 





Fazit:

Ein Buch mit vielen schönen aber auch melancholischen Momenten. Diese Geschichte vereint Generationen, gibt Mut, lässt einen aber auch genauso nachdenklich zurück. Ist immer alles so wie es vermeintlich scheint? Sollte man sich nicht zuerst selbst ein Bild machen, bevor man zu schnell urteilt?

Ein gelungener Roman, der hinter die Fassade einer Familie und mehr als nur den alltäglichen Problemen blicken lässt.

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Veröffentlicht am 20.06.2021

eine sehr fein gezeichnete Geschichte

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Sina ist eine alleinerziehende Mutter, die immer im Zwiespalt mit ihren Gefühlen ist. Einerseits muss sie nach ihrer Scheidung arbeiten, um sich das teure Leben in München mit ihrem Sohn leisten zu können, ...

Sina ist eine alleinerziehende Mutter, die immer im Zwiespalt mit ihren Gefühlen ist. Einerseits muss sie nach ihrer Scheidung arbeiten, um sich das teure Leben in München mit ihrem Sohn leisten zu können, anderseits jongliert sie ständig, um ihrem Sohn Elvis, den sie über alles liebt, gerecht zu werden. Elvis ist ein sehr stiles und sehr liebenswertes Kind, der Misstimmungn hasst und alles tut, um seiner Mutter keinen Kummer zu bereiten. In dem Zuge lernt er auch Ellen kennen, eine 68-zig jährige Rentnerin, die durch Zeitungaustragen und Nachhilfestunden ihre Rente aufbessert. Die beiden freundn sich neben dem Nachhilfeunterricht an und so ist es auch Ellen, die Sina eines Tages auf etwas aufmerksam macht, dass sich dann verselbstständigt.

Mir hat dieses Buch wirklich sehr gut gefallen und ich habe es fast in einem Rutsch durchgelesen. Die Beschriebung der einzelnen Figuren fand ich sehr gelungen. Man konnte sich sehr gut in die Gefühlswelt jedes einzelnen hineinversetzen und jede einzelne Person gut verstehen. Sina, die alleinerziehende Mutter, die ständig mit sich hadert, ob sie auch alles richtig macht und ob sie noch ein Anrecht auf ein eigenes glückliches Leben hat, trotzdem sie merkt, dass ihr Sohn nicht glücklich ist. Ellen, die versucht ihr Leben nach ihrem berufsleben in den Griff zu bekommen und mit dem wenigen Geld , das ihr bleibt klarzukommen und Elvis, der ein sehr sensibler und ernster neunjähriger ist, der es allen Recht machen will und dabei sich selbst vergisst.

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Veröffentlicht am 26.10.2020

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Sina ist alleinerziehende Mutter des 8-jährigen Elvis und beide leben, nach der Scheidung von ihrem Mann David, in München. Sina arbeitet in einer Werbeagentur als Assistentin und ihr Job ist sehr zeitintensiv, ...

Sina ist alleinerziehende Mutter des 8-jährigen Elvis und beide leben, nach der Scheidung von ihrem Mann David, in München. Sina arbeitet in einer Werbeagentur als Assistentin und ihr Job ist sehr zeitintensiv, oftmals verlangt ihr Chef sogar am WE den Einsatz seiner Mitarbeiter*innen. Daraus resultiert, dass sie immer weniger Zeit für ihren Sohn hat, der für sein Alter noch ziemlich schüchtern und introvertiert ist. Da Elvis‘ Notendurchschnitt verbessern muss, aufgrund der Qualifikation für das Gymnasium, sucht Sina für ihn eine Nachhilfelehrerin. So trifft Elvis auf Ellen und ihren Hund. Bei Ellen blüht der Junge auf, spricht viel mit Helen, baut eine intensive Beziehung mit ihrem Hund auf. Auch mit Torsten, dem neuen Freund seiner Mutter, versteht Elvis sich gut, auch wenn er an seinem Vater, der ihn immer wieder versetzt oder vertröstet, vergöttert. Als Helen auf Elvis‘ Körper blaue Flecken sieht, nimmt die Geschichte für die gesamte Familie von Elvis eine Wendung.
Martina Borger ist es gelungen, auch wenn Teile des Buches etwas langatmig waren, mit Finten und Fährten auf Probleme im Alltag hinzuweisen, und zwar mit einem imaginären, fetten Zeigefinger! Es geht um Notlügen, um Vorurteile, um die Schnelligkeit des Schubladendenkens – auch ich habe das ein oder andere Mal spekuliert im Laufe des Lesens. Und da wir oft denken, etwas gut zu meinen, bedenken wir im Vorhinein oftmals nicht, was wir damit anrichten können. Wir rechtfertigen unseren eigenen Übereifer mit dem „Gutmensch-Dasein“, ohne groß alle Fakten zu kennen. Einige Male sind mir Dinge aus den letzten Jahren eingefallen, und ich bekam hier einen Spiegel vor die Nase gehalten. Auch andere Themen wie Kommunikation und der Umgang mit Konflikten wird in dem Buch gut beschrieben.

Fazit:
Der Roman von Martina Borger spricht durchwegs mehrere Themen des Alltags an sowie auch Situationen, in die der eine oder andere von uns schon einmal geraten ist, an. Die Autorin hat es für mich klar geschafft auf wichtige Themen hinzuweisen und uns ab und an auch an die eigene Nase zu fassen, die Ohren besser zu spitzen und uns Zeit für Dinge zu nehmen, die uns wichtig sind. Die Geschichte hat mich sehr bewegt, auch emotional an einigen Stellen mitgenommen. Mein Highlight in dem Buch sind zwei Personen: Elvis und Ellen. Sie haben mein Herz erobert.
Der Schreibstil von Martina Borger ist klar, schnörkellos und „rund“. Mit war immer alles klar, auch wenn es immer wieder Perspektivenwechsel in der Geschichte gab. Ein Buch, dass auf der einen Seite etwas Leichtigkeit verströmt, auf der anderen Seite dennoch sehr in die Tiefe geht, wenn man es zulässt.
Von meiner Seite eine klare Leseempfehlung! 5/5 Sterne

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Veröffentlicht am 14.07.2020

Zwischen Generationen

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Ellen, Ende sechzig, lebt alleine mit ihrem Hund. Ihr Mann verstarb schon vor längerer Zeit, die beiden Söhne sind ausgezogen und sie genießt ihr Leben in vollen Zügen, hat einen geregelten Ablauf und ...

Ellen, Ende sechzig, lebt alleine mit ihrem Hund. Ihr Mann verstarb schon vor längerer Zeit, die beiden Söhne sind ausgezogen und sie genießt ihr Leben in vollen Zügen, hat einen geregelten Ablauf und kleine Nebenarbeiten um die Rente aufzubessern. Doch dann tritt der junge, eher schüchterne Elvis in ihr Leben dem sie Nachhilfe geben soll. Beide freunden sich an, denn Elvis hat selbst kaum Freunde, seine Mutter muss viel arbeiten, der Vater hat eine neue Freundin und wohnt weiter weg, der neue Freund der Mutter gibt sich alle Mühe. Doch dann fällt Ellen etwas an Elvis auf und weiss nicht wie und ob sie reagieren kann oder soll…..

„Er wirkt gelöst und fröhlich, eine ganz neue Erfahrung; sie hat ihn bisher immer sehr still erlebt, fast bedrückt, so als trage er eine Last, die zu schwer ist für seine acht Jahre.“ (Seite 64)

Was für ein herrliches Buch welches mich sehr berührt hat. Die Autorin greift in ihrer Geschichte einen Alltag auf den es wohl zig Mal in Deutschland täglich gibt und wirft uns in das Alltagsleben von Elvis mit seiner Mutter Sina und ihrem neuen Freund Torsten. Und Ellen wird neben seiner Nachhilfelehrerin eine ebenso wichtige Stütze für Elvis.

Ich fand das Gesamtbild sehr stimmig, ruhig, und doch konnte man die Unruhe, diese Unvorhergesehene nachvollziehen, manchmal fast mit den Händen greifen. Wie der ein oder andere Protagonist im Buch merkt man schnell selbst dass man von Vorurteilen nicht befreit ist.

Ellen war mir sehr sympathisch, ich mag ihre „minimalistische“ Ansicht auf das Leben. Sie genießt ihren Ruhestand, die Zeit mit ihren Hobbies und Freunden, aber auch die Zeit für sich mit ihrem kleinen Job und ihrem Hund. Es muss nicht immer alles laut, viel und voller Leute und Geschwätz sein, ich glaube dass gerade „ältere“ Leser des Öfteren die Beweggründe von Ellen nachvollziehen können, mir erging es zumindest so.

Sina versucht alles um ihrem Sohn Elvis eine gute Mutter zu sein, natürlich macht man sich als Mutter auch immer Gedanken ob mit dem Kind alles okay ist, gerade wenn man berufstätig ist und nicht jederzeit daheim sein kann um sich um das Kind zu kümmern. Aber was wenn das Kind immer ruhiger wird, sich zurückzieht und mit vielen Situationen nicht klar kommt? Wenn es zu der Betreuung mehr Vertrauen aufbaut als zur eigenen Mutter? Und die Betreuung ihrer Sichtweisen offenbart die man als Mutter gar nicht gesehen hat?

Damit beschäftigt sich dieses Buch, damit beschäftigt sich auch der Leser. Und natürlich hat man immer die eigenen Gedanken im Hinterkopf wie man selbst reagieren würde, was würde man sagen, wie würde man handeln, was ist gerecht, was zu voreilig gesagt? Und es zeigt, in meinen Augen, auch auf wie wichtig es ist dass die Generationen sich austauschen, Zeit miteinander verbringen, dass beide Seiten davon neue Sichtweisen erhalten und voneinander lernen.

Für mich war das Buch ein Stück Kindheit als ich viel Zeit bei den Großeltern verbracht hatte und ich war gerne dort.

Ein Buch was schöne aber auch schwere Momente in der Realität von Familien, ja, der Gesellschaft aufwirft und man ein bisschen überlegt was man selbst eigentlich möchte und was einem gut tut und was nicht. Ich empfehle dieses Buch sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 14.05.2020

Martina Borger - Wir holen alles nach

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Zwei Frauen, die verschiedener kaum sein könnten. Ellen ist bereits im Ruhestand, mit Zeitungen austragen und Nachhilfeschülern kommt sie gerade so über die Runden. Sie genießt das ruhige Leben, Trubel ...

Zwei Frauen, die verschiedener kaum sein könnten. Ellen ist bereits im Ruhestand, mit Zeitungen austragen und Nachhilfeschülern kommt sie gerade so über die Runden. Sie genießt das ruhige Leben, Trubel hatte sie genug und nun ist es Zeit, das Leben so zu gestalten, wie sie es möchte. Sina steckt mit Mitte 30 zwischen den bekannten Polen Karriere in einer Werbeagentur und ihrem Sohn Elvis, dem sie nicht gerecht werden kann, weil ihr Job und auch die neue Beziehung regelrechte Zeitfresser sind. Als Elvis bei Ellen die Nachhilfe beginnt, ist dies der Anfang einer ungewöhnlichen Freundschaft. Der zurückhaltende Junge blüht bei der agilen Seniorin auf, lernt einen anderen Blick auf die Welt und ist vor allem von Ellens Hund restlos angetan.

Martina Borgers Roman ist eine ruhige Geschichte über die unscheinbaren, völlig normalen Menschen, die nicht im Mittelpunkt stehen (wollen), aber durchaus aufmerksam die Welt um sich herum beobachten. Die unaufgeregte Erzählweise öffnet den Raum für die vielen Zweifel, die die Figuren in ihrem Alltag begleiten, nicht zwingend die ganz großen Tragödien und Ereignisse, sondern die Kleinigkeiten, die an ihnen nagen und sie belasten. Man kann ihre Gedanken leicht nachvollziehen, spiegeln sie doch das wieder, was viele aus ihrem eigenen Leben kennen. Und trotz all dieser fast banalen Gewöhnlichkeit, haben sie etwas Besonderes in sich, dass sie interessant macht und weshalb man ihre Geschichte verfolgt. Es ist genau dieser kleine Funke, der einem in der Realität manchmal durchgeht und weshalb man nicht merkt, welch interessante Menschen einem begegnen.

Sina erlebt den klassischen Zwiespalt der arbeitenden Mutter, die immer das Gefühl hat, nicht genügend Zeit und Geduld für ihren Sohn zu haben und unter dem permanent schlechten Gewissen leidet. „Wir holen alles nach“ bleibt ihr unermüdlich wiederholtes Mantra, irgendwann, wenn mal Zeit ist. Sie ist zwar froh darüber, wie gut es Elvis bei Ellen geht, wie er offenbar der unscheinbaren Zeitungsausträgerin aufmerksam zuhört und die Tage mit ihr genießt, aber der Ärger, dass die fremde Frau ihrem Sohn gibt, was sie ihm geben sollte, nagt auch an ihr. Verschärft wird die Situation plötzlich, als Vorwürfe von Misshandlung aufkommen und sie beginnt, an ihrem neuen Partner zu zweifeln.

Ellen wiederum kann sich nicht wirklich von den Erwartungen ihres Familien- und Freundeskreises lösen, die ihr immer wieder vorhalten, dass sie zu viel alleine ist. Gerne würde sie ihre Söhne häufiger sehen, die angespannte finanzielle Lage jedoch verhindert dies immer wieder. Der junge Elvis scheint jedoch genau zu ihrem Rhythmus zu passen und von der ersten Minute an harmonieren sie miteinander. Muss sie sich nicht um ihn kümmern, kommen aber auch unweigerlich Erinnerungen in ihr hoch, ein Großteil ihres Lebens liegt nun schon hinter ihr und manche Dinge hätten womöglich auch einen ganz anderen Ausgang nehmen können.

Der Roman besticht durch seine Ruhe und den gelassen-bedachtsame Erzählton. Miete, Job, Familie - genau dieselben Sorgen, die jeden plagen, beschäftigen auch die Figuren. Dazwischen können Menschen, vor allem Kinder, schon einmal aufgerieben werden, aber manchmal wartet an unerwarteter Stelle genau der eine Mensch, der die richtigen Worte findet und allein schon durch seine Präsenz ganz viel auffängt. Ein Roman wie gemacht für das Frühjahr 2020, gibt er so viel bekanntes Leben zurück, das uns mit social distancing und Rückzug ins HomeOffice genommen wurde.