Nicht überzeugend
Riviera - Der Traum vom MeerIch hätte den Roman so gerne mögen wollen! Es waren nicht nur die Charaktere, sondern leider das Gesamtpaket.
Von Beginn an tat ich mir sehr schwer in die Geschichte hineinzufinden. Man lernt Salome als ...
Ich hätte den Roman so gerne mögen wollen! Es waren nicht nur die Charaktere, sondern leider das Gesamtpaket.
Von Beginn an tat ich mir sehr schwer in die Geschichte hineinzufinden. Man lernt Salome als Kind kennen, die bei ihrem Vater Artur aufwächst. Die Mutter ist gestorben. Artur besitzt ein Reisebüro und träumt selbst von weiten Reisen nach Afrika oder in die Antarktis. Er verliert sich in Tagträumen und erzählt fantastische Geschichten über seine Reisen, die nur in seinem Kopf stattgefunden haben. Salomes Großmutter Tilda hält eher das Zepter in der Hand, doch auch sie ist ein eigentümlicher Charakter. Ihre Erziehungsmethoden sind mehr als seltsam. Mit Paola kommt eine gebürtige Italienerin ins Haus, die als Art Ersatzmutter und Freundin für Salome fungiert. Doch Paola hat ganz andere Hoffnungen und Vorstellungen... Sie kann Artur dazu überreden nach Italien zu fahren und in Zukunft Reisen in den sonnigen Süden anzubieten, was in den Zwanziger Jahren noch volkommen indiskutabel war. Zu dritt fahren sie nach San Remo, wo Salomes Vater eine Kooperation mit dem Hotelier Renzo Barbera eingeht. Salome freundet sich mit seiner dicklichen und scheuen Tochter Ornella an. Sie werden beste Freundinnen. Als diese sich später in den französischen Industriellensohn Felix verliebt, steht die Freundschaft plötzlich auf der Kippe. Felix ist introvertiert, zitiert gerne Verse und liebt den Tod. Und er hat ein Auge auf Salome geworfen....
Interessant fand ich wie damals ein Reisebüro geführt wurde und welche Destinationen "en vogue" waren. Die Riviera spielte zu dieser Zeit für die Deutschen noch keine große Rolle, aber wer konnte sich nach dem ersten Weltkrieg schon weite Reisen ans Meer leisten? Der Adel ist großteils verarmt, die gewöhnliche Bevölkerung nagt am Hungertuch. Nur die Neureichen hatten Geld um sich zu amüsieren. Zusätzlich war damals ein blasser Teint noch in Mode. Doch Artur und Renzo gelingt das Unmögliche, bis die Politik ins Spiel kommt....
Da Band Eins von 1922 bis 1936 spielt, haben wir bereits einige politische Gegebenheitem, die später an Relevanz gewinnen. Julia Kröhn hat den beginnenden Faschismus jedoch eher unterschwellig eingebaut und legt mehr Gewicht auf die politischen Folgen im Leben ihrer Protagonisten. Mussolini hat bereits in Renzo Barberis Sohn Gedeone einen Anhänger gefunden, während Agapeo mehr Augen für Salome hat, als die beiden Mädchen heranwachsen.
Die Charaktere sind allesamt nicht wirklich sympathisch, bleiben blass und sind teilweise sehr seltsam. Nur Salome scheint "normal" geblieben zu sein. Ich beurteile normaler Weise einen Roman nicht unbedingt schlechter, nur weil mir die Figuren nicht gefallen haben - das möchte ich auch hier nicht. Die Autorin hat in der Leserunde auch viel Input zu ihren Figuren gegeben, was ich toll fand. Trotzdem konnten mich die Figuren nicht für sich einnehmen und mich die gesamte Handlung nicht richtig abholen. Ich fühlte mich über weite Strecken gelangweilt und begann auch manchmal querzulesen. Es passiert auf diesen 464 Seiten nicht sehr viel mehr, als was der Klappentext preis gibt.
Nun habe ich noch Band 2 vor mir und ich hoffe er gefällt mir etwas besser. Den ersten Leseabschnitt habe ich bereits gelesen und dieser gefiel mir ganz gut.
Fazit:
Leider konnte mich der erste Band der Dilogie nicht überzeugen und abholen, was ich sehr schade finde. Seltsame Charaktere und eine eher träge Handlung haben mich das Buch immer wieder zur Seite legen lassen. Da die geschichte aber doch vielen in der Leserunde gut gefallen hat, sollte sich jeder seine eigene Meinung bilden.