Von der Autorin habe ich bisher ihren Thriller "Hillmoor Cross" unter ihrem Pseudonym Shannon Crowley gelesen, den ich mit fünf Sternen bewertet habe und richtig gut fand. Unter ihrem Klarnamen schreibt ...
Von der Autorin habe ich bisher ihren Thriller "Hillmoor Cross" unter ihrem Pseudonym Shannon Crowley gelesen, den ich mit fünf Sternen bewertet habe und richtig gut fand. Unter ihrem Klarnamen schreibt die Autorin Krimis, die nicht minder spannend sind.
"Zappeduschder" ist der zweite Teil um ihre Kriminalkommissarin Kristina Herbich, die nicht unbedingt zu den sympathischten Ermittlern gehört. Da ich aber Band 1 "Tod im Fichtelgebirge" nicht kenne, kann es auch daran liegen. Mit ihrem Kollegen versteht sie sich gut, aber die Zusammenarbeit ist trotzdem etwas distanziert.
Kurz vor Kristina Herbichs geplanten Urlaub passiert ein spektakulärer Mord in einer Bayreuther Tanzbar. Ein Mann wird mit einem vergifteten Brieföffner erstochen. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Konrad Breuer nimmt sie die Ermittlungen auf. Unter den Gästen des Lokals ist auch ein gewisser Philipp, der als Kurgast in der Stadt ist. Obwohl gar nicht ihre Art, verliebt sich Kristina in den Mann aus dem Saarland und die beiden tauschen ihre Nummern aus. Da ihr Kollege alleine mit dem Mordfall zurechtkommt, nimmt Kristina ihren geplanten Urlaub und ist auch schon auf den Weg zu Philipp ins Saarland. Auf einer Autobahnraststätte spricht sie ein Mädchen an, das gerne ein Stück mitfahren würde. Ihre pampige Art schreckt Kristina ab und außerdem nimmt sie generell keine Autostopper mit. Kurze Zeit später wird die Leiche der jungen Frau gefunden. Kristina macht sich Vorwürfe und das schlechte Gewissen nagt an ihr. Als Zeugin muss sie bei ihrem Kollegen vor Ort aussagen. Dieser nutzt die Chance und bittet sie um Mithilfe. Kristina forscht nach und findet dabei herraus, dass in letzter Zeit einige junge Frauen, die trampten, in der Gegend verschwunden sind. So wird der geplante Urlaub bald wieder von Arbeit überschattet.....
Jacqueline Lochmüller erzählt ihren Saarlandkrimi in mehreren Erzählsträngen. Neben den Ermittlungen, die Breuer in Bayreuth führt, soll Kristina vor Ort ihrem Kollegen helfen. Zusätzlich begleiten wir einige junge Tramperinnen und eine alte Dame in einem Seniorenheim, die lange Rätsel aufgibt.
Die Spannung ist von Beginn an hoch und endet in einem fulminaten Showdown, der keine Fragen offen lässt.
Schreibstil:
Die Autorin schreibt fesselnd und mit viel Lokalkolorit. Die Charaktere sind lebendig und facettenreich beschrieben. Auch wenn nicht alle richtig sympathisch sind, wirken sie authentisch.
Fazit:
Ein facettenreicher und spannender Krimi mit viel Lokalkolorit, dem es nicht an Nervenkitzel mangelt. Ich werde mir nun auch Band Eins kaufen und lesen, denn die Reihe scheint vielversprechend.
Auf Instagram habe ich vom Morawa Verlag in Wien das Vorabexemplar zu "Das Spiel" gewonnen. Vielen herzlichen Dank! Unter dem Pseudonym Jan Beck versteckt sich der österreichische Autor Joe Fischler, der ...
Auf Instagram habe ich vom Morawa Verlag in Wien das Vorabexemplar zu "Das Spiel" gewonnen. Vielen herzlichen Dank! Unter dem Pseudonym Jan Beck versteckt sich der österreichische Autor Joe Fischler, der hier einen Thriller abgeliefert hat, der im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut geht. Genau dort befindet sich nämlich bei einigen Menschen ein Skorpion-Tatoo, das nur bei UV-Licht sichtbar wird. Keiner der Personen, weiß darüber Bescheid oder sie entdecken es zufällig, wie die 14jährige Mavie, die bei einer Party plötzlich von ihren Mitschülern umringt wird. Noch ahnt sie nicht, dass sie damit zur Zielscheibe eines perfiden Spiels wird. Denn im Darknet ist das Jagdfieber ausgebrochen. Der todkranke Journalist Werner Krakauer wittert endlich eine Story, die ihn über seinen Tod hinaus berühmt werden könnte. Er loggt sich ebenfalls ins Darknet ein und will als vermeintlicher Mitspieler der Sache auf den Grund gehen. Doch so einfach, wie er sich denkt, läuft das nicht....
Von Joe Fischler habe ich bereits einige Teile seiner Valerie Mauser Krimis gelesen, die mir aber im Laufe der Zeit zu humorig wurden. Bei "Das Spiel" ist das ganz bestimmt nicht der Fall, deshalb auch das Pseudonym...denke ich. Mit diesem Thriller reiht sich Joe Fischler/Jan Beck in die Riege der deutschsprachigen Thrillerautoren ein, wie Andreas Winkelmann oder Max Bentow.
Obwohl man von der ersten Seite an im Spiel ist, ist der Thriller zu Beginn etwas verwirrend, denn es gibt jede Menge Figuren und Handlungsorte. Doch mit der Zeit ist dies kein Problem mehr. Mit Christian Brand, der zum österreichischen Einsatzkommando Cobra gehört und der Schwedin Inga Björk, die bei Europol ermittelt, hat der Autor ein interessantes Pärchen erschaffen, welches wohl noch weiter in Reihe ermitteln darf. Brand wird als Aufpasser für Björk zu Europol geholt, die zuvor bei einer Ermittlung ihre Partnerin verloren hat. Erst mit der Zeit erfährt er was eigentlich Sache ist und welchen Fall er zugeteilt wurde.
Inga Björk ist eine spannende Frau, die eine interessante Vergangenheit hat. Zusätzlich hat sie eine ganz besondere Eigenschaft: sie ist ein Super-Recognizer - ein Mensch, der sich ein Gesicht, das er nur einmal gesehen hat, für immer merkt und es erkennt.
Neben dem Ermittlerpaar verfolgen wir noch Mavie in Hamburg und den Journalisten Werner Krakauer, aber auch die Psychotherapeutin Marlies Bauer und einige zukünftige Opfer. Als Leser erleben wir die Handlung aus der Sicht der Jäger, der Gejagden und der Ermittler und die sind oftmals nichts für schwache Nerven.
Das Ende ist blutig und ein richtiges Finale....fast ein bisschen too much. Ich bin gespannt, wie es mit der Reihe weitergehen wird und werde sie auf jeden Fall weiter verfolgen.
Schreibstil:
Der Schreibstil ist, verglichen mit den Veilchen-Krimis, komplett anders und man hat wahrlich das Gefühl hier schreibt nicht derselbe Autor, was aber auch dem Genre zuzuführen ist. Es wird brutal und spannend. Die Figuren und Orte sind sehr lebendig beschrieben, was ich bereits vom Autor kenne.
Ständige Ortswechel, Zeitangaben, sowie Datum und Name des Protagonisten stehen zu Beginn jedes Kapitels. Diese sind eher kurz gehalten und fordern dazu auf immer noch ein weiteres Kapitel zu lesen. Der Spanungsbogen ist von Anfang an hoch und bleibt auf diesem Niveau.
Nicht passend finde ich das Cover. Der Skorpion ist im ganzen Buch über Thema und hätte als Cover viel besser gepasst, als eine Eule. Sicher ist die Eule auch Jägerin im Dunkeln...trotzdem hätte ich den Skorpion besser gefunden.
Fazit:
Ein spannender und brutaler Thriller, der die menschlichen Abgründe in uns aufzeigt. Der Plot fesselte mich wahrlich ans Buch, das mit grausamen Details nicht spart. Ich werde diese Reihe auf jeden Fall weiterverfolgen.
Nebelkinder" - die Kinder von Kriegskindern aus dem Zweiten Weltkrieg. Ein Begriff, den ich noch nicht kannte und mich trotzdem beschreibt, auch wenn ich kein Kriegsenkel bin. Meine Eltern erlebten als ...
Nebelkinder" - die Kinder von Kriegskindern aus dem Zweiten Weltkrieg. Ein Begriff, den ich noch nicht kannte und mich trotzdem beschreibt, auch wenn ich kein Kriegsenkel bin. Meine Eltern erlebten als junge Menschen den Krieg und mein Vater wurde mit 17 Jahren eingezogen. Sie heirateten 1945, als mein Bruder geboren wurde, der ganze 21 Jahre älter ist als ich. Da ich ein großer Nachzügler bin, wusste ich nun nicht, ob ich ebenfalls ein "Nebelkind" bin oder nicht... Umso mehr interessierte mich der Roman von Stefanie Gregg, der sich mit diesem Thema beschäftigt und einige Verhaltensweisen dieser Generation aufzeigt, die sie an ihre Nachkommen unbewusst weitergegeben haben. Mein Dank gilt der Autorin, die mir ihr Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.
Anhand der Geschichte von Käthe und ihren Töchtern Anastasia und Helene, die aus Breslau flüchten müssen, als die Russen bereits auf Vormarsch sind, erleben wir die letzten Monate des Krieges mit. Doch der Roman erzählt nicht nur von dieser Flucht, sondern von Käthes Leben zuvor, von Ana, die in München ansäßig wird und von ihrer Tochter Lillth, die vor einer großen Entscheidung steht.
In vielen Sätzen und Handlungsweisen erkannte ich in Ana auch meine Mutter wieder. Eine Generation, für die nach dem Krieg Sicherheit vor Liebe kam und die den Wunsch hatten, dass es ihren Kindern einmal besser gehen sollte...allerdings zu ihren eigenen Bedingungen.
Großes Thema ist ebenfalls das Schweigen über die Zeit während des Krieges und die Unfähigkeit Gefühle weiterzugeben...einem zu umarmen oder zu sagen, dass man sein Kind liebt. Auch Lilith leidet darunter und ist beziehungsunfähig geworden. Als sie vor einer wichtigen Entscheidung steht, versucht ihre Mutter Ana(stasia) ihr endlich mehr über die Zeit der Flucht und des Wiederaufbaus zu erzählen. Gemeinsam fahren sie nach Breslau und als Leser erfährt man durch nicht immer chronologischen Rückblicke in die Vergangenheit was damals passierte....
Drei Frauen, drei Generartionen und drei Schicksale. Käthe kommt aus guten Haus und wird früh verheiratet. Doch sie hasst ihren um Jahre älteren Mann und verliebt sich in Ludwig. Sie setzt alles daran eine Scheidung durchzubekommen, was zu dieser Zeit gleichbleibend mit Verlust des Ansehens und dem Ausschluss aus der Gesellschaft einherging. Mit Ludwig hat sie den Mann ihres Lebens gefunden, der allerdings auch anderen Frauen nicht abgeneigt ist. Als der Krieg beginnt und er eingezogen wird, versucht Käthe mit Ana und Lenchen über die Runden zu kommen, muss aber kurz vor Kriegsende fliehen. Auf dieser Reise passiert so einiges, was Käthe und ihre Töchter für immer verändern wird.
Die Erzählungen darüber sind grausam und doch Teil dieser schrecklichen Zeit und jeden Krieges. Ganz besonders erschüttert hat mich ein Brief an Käthe von ihrer Freundin Agnes, die in Breslau geblieben ist und durch die Rote Armee Schreckliches erdulden musste. Man fragt sich, wie ein Mensch jemals über diese Grausamkeiten hinwegkommen kann... ich denke gar nicht. Auch Käthe erlebt ein Trauma, das besonders Anas Leben nachhaltig verändert, denn auch in der Nachkriegszeit in München liegt die ganze Verantwortung auf ihren Schultern. Die depressive Käthe kümmert sich um nichts und Ana muss sich nicht nur um Lebensmittelmarken kümmern, sondern auch um Leni, die zu rebellieren beginnt.
Erst durch den Besuch in Breslau und Anas Erzählungen beginnt sich die Mutter-Tochter Beziehung etwas zu lockern und die Zusammenhänge zwischen den Generationen werden sichtbar. Ein Roman, der uns Kriegskinder und Kriegsenkel einiges zum Nachdenken aufgibt.
Charaktere:
Für Käthe empfand ich nicht wirklich Sympathie, auch wenn sie vor der Flucht eine starke Frau war, die Durchsetzungsvermögen hatte und bereits ihrer Zeit voraus war. Doch mit Kriegsende hat sie sich in Depressionen verloren und alles auf die Schultern ihrer Tochter geladen.Ich mag es nicht, wenn Erwachsene Kinder zwingen die Verantwortung zu übernehmen, die eigentlich ihnen zusteht.
Ana(stasia) wird durch die Flucht und das Verhalten ihrer Mutter schneller erwachsen, als ihr lieb ist. Sie trägt das Gewicht der traumatisierten Käthe auf ihren Schultern und muss die Versorgung ihrer kleinen, rebellischen Schwester übernehmen. Für Ana steht fortan Sicherheit an erster Stelle, was sich auch auf ihre Männerwahl auswirkt, aber auch in der Beziehung zu ihrer Tochter Lilith, die kaum von Wärme geprägt ist.
Robert ist Lilith's große Liebe, doch der kann sich nicht binden und heiratet später eine andere. Trotzdem kommt er immer wieder zu Lilith zurück und bittet sie eines Tages seinen unehelichen Sohn aufzunehmen. Die Mutter sei gestorben und seine Frau weigert sich Aaron ein Zuhause zu geben. Lilith ist vor den Kopf gestoßen. Ihre Mutter, die ihr nie große Gefühle gezeigt hat, bittet sie dem Kind eine Chance zu geben...
Schreibstil:
Stefanie Gregg erzählt sehr einfühlsam und eindringlich, aber auch teilweise sehr poetisch - trotz des schwierigen Themas. Der Roman ist Teil ihrer eigenen Familengeschichte.
Ich habe mit den Frauen mitgelitten, trotzdem kam ich ihnen nicht immer wirklich nahe. Obwohl ich bei der erwachsenen Ana viele Ähnlichkeiten zu meiner eigenen Mutter fand, waren mir alle drei Frauen nicht so wirklich sympathisch, was man bei der Charakterdarstellung oben auch rauslesen kann.
In einem erklärenden Nachwort erzählt die Autorin mehr über den Begriff "Nebelkinder" und warum dieses Buch entstand.
Fazit:
Ein berührendes Portrait einer Generation von Frauen, die Schlimmes durchmachen mussten und deren Erlebnisse bis heute in ihren Nachkommen nachhallen, den sogenannten "Nebelkindern". Ein Buch für ein besseres Verständnis, das noch lange nachwirkt. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!
Letztes Jahr im Mai war ich für ein paar Tage in Lissabon - eine wunderschöne und vorallem sehr vielfältige Stadt. Da wir dieses Jahr nur sehr beschränkt reisen dürfen, habe ich mich umso mehr gefreut, ...
Letztes Jahr im Mai war ich für ein paar Tage in Lissabon - eine wunderschöne und vorallem sehr vielfältige Stadt. Da wir dieses Jahr nur sehr beschränkt reisen dürfen, habe ich mich umso mehr gefreut, buchtechnisch wieder nach Lissabon zu reisen.
Claudia Winter hat mit ihrem neuen Roman "Wie sagt man ich liebe dich" eine wunderschöne Geschichte rund um die gehörlose Maelys und ihre Tante Valérie geschrieben, die gemeinsam in Paris leben. Maelys kommt aus der Bretagne und studiert Kunst an der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris. Zurzeit hat sie ihr Studium unterbrochen, um auf dem Montmarte Touristen zu portraitieren. Sie benötigt ein Einkommen, da sich ihre Tante den Arm gebrochen hat und sich die Mietforderungen und die unbezahlten Rechnungen bereits stapeln. Eines Tages spricht sie ein Mann an und bittet sie von seinem Großvater ein Portrait zu malen. Dieser wohnt allerdings in Lissabon. Maelys ahnt nicht, dass dieser besagte Großvater seinen Enkel António extra nach Paris geschickt hat, um Maelys anzuwerben. Er hat die junge Frau bei seinem Weihnachtseinkäufen in Paris gesehen. Der senfgelbe Mantel und die Ähnlichkeit mit seiner großen Liebe haben ihn nicht ruhen lassen. Obwohl Maelys anfangs zögert, greift sie doch auf das Angebot zurück, da sie dringend Geld braucht. Sie fordert jedoch, dass sie ihre Tante Valérie in die portugiesische Hauptstadt mitnehmen darf und ahnt nicht, welche Folgen dies haben wird....
Die Geschichte wird in zwei Zeitsträngen erzählt. Im Vergangenheitsstrang befinden wir uns im Jahr 1966. Die junge Valérie Durant hatte schon immer den Traum eines Tages nach Paris zu gehen und die schillernde Hauptstadt Frankreichs kennenzulernen. Sie will nicht in der Bretagne versauern und auch keinen Ehemann, den ihr Vater bereits eifrig auszusuchen scheint. Nur mit einem kleinen Koffer bricht sie nach Paris auf. Sie heuert als Zimmermädchen in einem Hotel an und setzt sich für die Frauenrechte in den 1960igern ein....
Während ihrer Zeit in Lissabon beginnt Maely die Notzhefte ihrer Tante zu lesen und lernt eine ganz andere Frau kennen, als diejenige, die sie heute kennt.
Liest man den Inhalt der Geschichte hat man doch so einige Vorahnungen, wie es in diesem Genre eben der Fall ist. Doch Claudia Winter gelingt es mehrere überraschende Wendungen einzubauen und auch die Spannung immer auf hohem Level zu halten. Besonders gefallen hat mir jedoch der wundervolle bildhafte Schreibstil. Ich hatte den Montmarte vor Augen mit den vielen Künstlern, hörte den Fado in den engen Gässchen Lissabons und hatte Lust auf die leckeren Blätterteigtörtchen mit Vanillecreme, die ich letztes Jahr genossen habe.
Zusätzlich war ich von der sehr selbstbewussten und flotten Valérie fasziniert, die nicht so schnell aufgibt - komme, was wolle. Sie sezte sich für Frauenrechte ein und spielte gleichzeitig mit ihrer Erotik und ihrem Charme.
Maelys hingegen ist eher ruhig und sagt, was sie sich denkt. Sie ist eine gute Beobachterin, liebt die Welt der Farben und die Schönheit in der Kunst. Von ihr war ich von Beginn an verzaubert.
Wunderbar fand ich, dass die Autorin diesmal eine gehörlose Protagonistin gewählt hat. Sie ist selbst Tochter von gehörlosen Eltern und hat all ihre Kenntnis in ihrem Roman miteingebracht. Die Beeinträchtigung steht allerdings nicht im Mittelpunkt des Romans, sondern ist Teil von Maely Welt.
António ist ein sympathischer Geschäftsmann, der sich allerdings als Hotelbesitzer nicht wirklich wohl fühlt. Mit seinem Charme bezirzt er die Frauen und hat eine Affäre mit seiner Rezeptionistin. Er liebt seinen Großvater und führt ohne Bedenken seinen Plan aus Maelys nach Lissabon zu holen...die bald darauf sein Herz stiehlt.
Jeder dieser drei Protagonisten erzählt abwechselnd aus seiner Perspektive. Als Leser kann man sich somit ausgezeichnet in die Gedanken- und Gefühlswelt hineinfühlen. Die Autorin verknüpft die beiden Handlungsstränge aus der Vergangenheit und der Gegenwart perfekt. Ich konnte nicht wirklich sagen, welche Lebensgeschichte mir besser gefallen hat. Es sind zwei sehr unterschiedliche Frauen und zwei sehr unterschiedliche Liebesgeschichten, die mich jede auf ihre Art bezaubern konnte.
Im Anhang gibt es einige landestypischen Rezepte und ein Glossar mit portugiesischen Begriffen.
Fazit:
Eine wunderschöne Geschichte über zwei sehr unterschiedliche Frauen, die auf zwei Zeitebenen erzählt wird. Besonders gefallen haben mir die bildhaften Orts- und Landschaftsbeschreibungen. Leicht und doch intensiv, verspielt und verträumt, aber auch mit Tiefe. Ich empfehle diesen Roman sehr gerne weiter.
Voller Vorfreude habe ich auf den neuen historischen Krimi von Alex Beer um August Emmerich und seinen Kollegen Ferdinand Winter gewartet.
Wien im Sommer 1921. Die Stadt wird von einer schlimmen Hitzewelle ...
Voller Vorfreude habe ich auf den neuen historischen Krimi von Alex Beer um August Emmerich und seinen Kollegen Ferdinand Winter gewartet.
Wien im Sommer 1921. Die Stadt wird von einer schlimmen Hitzewelle heimgesucht. August Emmerich wird zu einem Doppelmord in einem Wiener Wohnhaus gerufen. Zwei junge Frauen, die als Tänzerinnen in einer Bar arbeiten, wurden bestialisch ermordet. Von der dritten Mitbewohnerin fehlt jede Spur. Doch bevor er mit seinen Kollegen Winter den Fall weiter verfolgen kann, wird Emmerich verpflichtend zu einem Art Benimmkurs in der Schwarzenberg-Kaserne verdonnert, nachdem er bei einer Feier den neuen Bundeskanzler Schober beleidigt hat. Winter muss im Milieu alleine ermitteln, was August Bauchschmerzen bereitet. Er ist außer sich, als auch noch sein Erzfeind und Widersacher in der Abteilung, Peter Brühl, als sein Ausbilder im Kurs ist. Zusätzlich kommen ihm die wenigen Teilnehmer sehr suspekt vor. Als in der Kaserne ein Mord passiert, steckt er in der Zwickmühle. Soll er die Regeln brechen und eine Suspendierung riskieren oder ermitteln? Wer Emmerich kennt, weiß wie er sich entscheidet....
Alex Beer hat wieder ein sehr stimmungsvolles Zeitbild von Wien Anfang der Zwanziger Jahre geschaffen. Diesmal quält den Protagonisten nicht die Kälte, sondern die sengende Hitze. Hunger und Wohnungsnot sind jedoch noch immer allgegenwärtig, die Moral verfällt. Die junge Republik kämpft ums Überleben. Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer. Die Inflation treibt die Preise in ungeahnte Höhen. Emmerich macht sich zusätzlich Sorgen um die drei Kinder von Luise, die er bei sich aufgenommen hat.
Der Autorin gelingt es wieder hervorragend das Wiener Lokalkolorit einzufangen, Diesmal wird es allerdings politischer. Der neue Bundeskanzler hat einen schweren Stand und die Monarchisten versuchen alles, um wieder an die Macht zu kommen. Zusätzlich gibt es noch immer Verzögerungen betreffend des Vertrages von Trianon. Das Königreich Ungarn hat diesen noch nicht erfüllt und das damalige Deutsch-Westungarn, das heutige Burgenland, an Österreich abgetreten. So kommt es immer wieder zu politischen Unruhen, während Ferdinand in die Unterwelt abtaucht, wo der ehemalige Adelspross wie ein Elefant im Porzellanladen agiert. Erst durch Augusts Satz: "Machen sie genau das Gegenteil von dem, was sie normaler Weise tun würden" klappt es etwas besser. Doch so ohne Emmerichs Hilfe scheint es wirklich schwierig zu werden und der zusätzliche Mord in der Kaserne beunruhigt die beiden Ermittler sehr.....
Wie alles zusammenhängt und was dahinter steckt, müsst ihr allerdings selbst herausfinden. Am Ende gibt es noch einen kleinen Cliffhanger privater Natur, der auf einen weiteren Teil hoffen lässt.
Schreibstil:
Alex Beer alias Daniela Larcher schreibt wunderbar atmosphärisch. Diesmal tritt allerdings die Politik und ihre Machenschaften mehr in den Vordergrund, ebenso wie den Versuch Kaiser Karl I. und die Monarchie wieder einzuführen. Die Autorin hat hervorragend recherchiert. Das eine oder andere kleine Ereignis hat die Alex Beer zeitlich angepasst und dies in ihrem Nachwort geschildert. Die Charaktere entwickeln sich weiter, wobei eher Ferdinand Winter langsam zum perfekten Assistenten von Emmerich aufsteigt. Bei August Emmerich ist trotz "Benimmkurs" weiterhin Hopfen und Malz verloren...aber gerade so lieben ihn die Leser!
Fazit:
Ein atemberaubender vierter Teil der historischen Wien-Krimireihe, bei dem diesmal der politische Part mehr Raum einnimmt und das Düstere zurücktritt. Spannend von der ersten Seite an, gewohnt hervorragend recherchiert...nur war ich diesmal viel zu schnell durch!