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Veröffentlicht am 03.08.2020

Wo die Sterne tanzen

Wo die Sterne tanzen
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Handlung:
Jeden Sommer ihrer Kindheit und Jugend hat Nele auf der Nordseeinsel Juist bei ihrer Oma Lotte verbracht. Dabei hat sie nicht nur traumhafte Tage erlebt, die erfüllt von Sonnenschein, guter Laune ...

Handlung:
Jeden Sommer ihrer Kindheit und Jugend hat Nele auf der Nordseeinsel Juist bei ihrer Oma Lotte verbracht. Dabei hat sie nicht nur traumhafte Tage erlebt, die erfüllt von Sonnenschein, guter Laune und Eis waren, sondern auch den ersten Kuss von ihrem besten Freund Henry bekommen. Und auf der Insel hat Nele ebenfalls ihren späteren Berufswunsch gefasst: sie möchte Musicaltänzerin werden.
Im Sommer 2019 reist die junge Frau mit ihrer Tochter ein vorerst letztes Mal auf die Insel. Ihre Oma ist gestorben und das Haus soll ausgeräumt und verkauft werden. Zurück auf Juist kommen Nele wieder allerhand Erinnerungen in den Sinn. Sei es an die Oma oder an ihren Jugendfreund, von dem sie arg enttäuscht wurde. Und als wäre es nicht schon schlimm genug, dass Nele sich von den Sachen und dem Haus ihrer geliebten Oma verabschieden muss, hält sich Henry zur selben Zeit auf Juist auf...

Meinung:
Das Cover ist herrlich leicht und in zarten Farben gehalten. Als einzige dunkle Farbe dient der Schriftzug des Verlags, ansonsten überwiegen helle Farben. Ein ganz besonderer Hingucker ist natürlich die goldene Schrift, welche edel und fein wirkt und der Blickfang des Covers ist. Ergänzt wird es durch rosa Details, seien es die Wolken oder die geometrischen Formen am oberen, sowie unteren Rand. Dazu gibt es noch Möwen, die natürlich perfekt zu dem Handlungsort passen und wunderschön gezeichnet wurden mit besonderen Schattierungen. Insgesamt ein schönes Cover, welches auf eine lockere sommerliche Geschichte schließen lässt.

Bei mir war es mal wieder soweit: ich hatte richtig Lust auf einen kitschig-schnulzigen sommerlichen Liebesroman und mein Auge ist auf den neuen Roman von Katharina Herzog gefallen. Der Handlungsort klingt vielversprechend und ich wollte mich mal wieder an eine Küste / auf eine Insel träumen. Und da dachte ich mir, dass dieses Buch perfekt passt. Zudem habe ich bereits von einigen Jahren einen Roman von ihr im Rahmen einer Leserunde bei Lovelybooks gelesen und war davon sehr angetan. Und auf genau eine solch eine gute Geschichte hatte ich auch hier gehofft.
Erstmals habe ich an einer Aktion der Buchboutique teilgenommen und mein Glück bei der Buchpremiere auf die Probe gestellt, wo genau dieser Roman vorgestellt wurde. Und tatsächlich hat es geklappt und ich durfte mich über eine buchige Reise nach Juist freuen. Auch an dieser Stelle noch einmal ein ganz herzliches Dankeschön für die Möglichkeit, das Buch zu lesen!

Den Kapiteln vorangestellt sind immer kleine Auszüge aus verschiedenen Musicals. Fast alle davon waren mir bekannt und während ich diese Zeilen gelesen habe, hatte ich die jeweilige Melodie im Kopf. Ein sehr schönes Detail, was auch sehr gut zu Neles Karriere als Musicaltänzerin passt!
Mir war der Beginn des Romans bereits durch die Leseprobe bekannt und auch als ich mit dem Buch richtig begonnen habe, war ich direkt wieder von der Schreibweise angetan. Sie ist einfach gehalten, manchmal verfallen die Protagonisten fast schon in eine Umgangssprache und ich konnte den Roman fix und flüssig lesen. Man hat Zeit um die Charaktere kennenzulernen und sich von ihnen ein Bild zu machen, das Setting war ein absolutes Träumchen und hat sehr lebendige Bilder entstehen lassen. Ich habe nur zu gerne das Buch in die Hand genommen, um weiteres zu erfahren, aber auch um von dem Setting zu schwärmen.

Ich empfand den Aufbau des Buches als interessant, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Die Kapitel von 2019 wechseln sich immer wieder mit Rückblicken in Neles Vergangenheit ab. Dabei erlebt man entweder eine begrenzte Zeit im Sommer mit ihr auf Juist oder wie sie später in New York lebt und sich ihren Traum als Musicaltänzerin erfüllt hat. Auf diese Weise entstehen Einblicke in Neles Kindheit und Jugend, man sieht sie ein Stück weit aufwachsen und kann dann schauen, wie sie sich über die Jahre entwickelt hat und wie ihre Pläne vorangeschritten sind. Man kann eine Entwicklung sehen und auf diese Weise die Protagonisten besser einschätzen. Zudem wird die Handlung aufgelockert und sie wurde für mich nicht langweilig. Außerdem konnten so auch keine Längen entstehen und man kann Erlebnisse aus der Vergangenheit besser verstehen und sich von den Situationen ein Bild machen.

Wie ich bereits erwähnt hatte, hat mir das Setting richtig gut gefallen. Ich mochte die Beschreibungen von Häusern und dem Strand, viele Orte konnte ich mir hervorragend vorstellen und diese haben zum Träumen eingeladen. Sei es das Deichschlösschen von Oma Lotte, der Strand oder die Tanzschule einer Nachbarin: jede Örtlichkeit wurde mit prägnanten und eingehenden Worten versehen und hat kleine Details bekommen, die sie einzigartig machen.
Dabei ist es der Autorin ebenfalls gelungen, dem jeweiligen Handlungsort eine passende Stimmung zu verleihen. In New York ist das pulsierende Leben der Metropole deutlich wahrzunehmen und man merkt, dass das Leben viel schneller und hektischer vonstatten geht als auf dem beschaulichen und ruhigen Juist. Es waren also Gegensätze zu erkennen und ich denke, dass genau das auch u.a. den Reiz des Romans ausmacht. Man lernt zwei Welten kennen, beide sind attraktiv und geben unterschiedliche Lebensweisen wieder.

Ich lese nur selten Liebesromane, weil sie mir häufig zu schnulzig und kitschig sind. Deshalb schaue ich ganz genau hin, welches Buch mir gefallen könnte um am Ende einen guten Roman lesen zu können. Und genau das habe ich auch bei diesem Werk von Katharina Herzog getan, ich habe genau überlegt und war mir am Ende sehr sicher, dass es mir gefallen wird. Und das hat es auch. Klar gab es ab und an kitschige Szenen und die Liebe kam auch nicht zu kurz. Doch diese zwei Komponenten sind in einem angenehmen Maß aufgetaucht, haben keine eine zu große Rolle eingenommen und haben so gut zu der Geschichte gepasst.
Mir war die Handlung ab und an etwas zu vorhersehbar und nur ganz selten konnte sie mich überraschen. Es traten keine Wendungen auf, die die Karten neu gemischt haben und neuen Schwung in die Geschichte gebracht haben. Das hat mir etwas gefehlt, es war ja eh von Anfang an klar, wie das Buch enden wird und in welchen Konstellationen die Protagonisten herausgehen werden. Trotzdem wäre es möglich gewesen, einige, wenige unverhoffte und der Geschichte einen neuen Lauf gebende Aktionen einzubauen.

Im Grunde treten die Protagonisten freundlich und sympathisch auf. Ganz viele habe ich schnell in mein Herz geschlossen und habe mir sie lebendig vorstellen können. Allen voran natürlich Nele und ihre Oma, aber auch die beste Freundin der Oma habe ich schnell gemocht.
Mir ist aufgefallen, dass die Männerfiguren seltener auftreten und auch eine nicht ganz so starke Zeichnung haben. Hier ist es mir deutlich schwerer gefallen, zu ihnen eine Bindung aufzubauen und sie einzuschätzen. Oft waren sie mir nicht so sympathisch wie die Damen und ich fand sie etwas schwach in ihrem ganzen Auftreten. Es scheint, als würde der Fokus eher auf den weiblichen Protagonisten liegen und die Männer spielen eine eher untergeordnete Rolle. Mir hätte es gefallen, wenn das Verhältnis ausgeglichener gewesen wäre.
Ansonsten hätte es mir noch gefallen, wenn die Protagonisten mehr Emotionen gezeigt hätten, denen man anmerkt, dass sie wirklich aus tiefstem Herzen kommen. Manches wirkte doch ein wenig oberflächlich und hat dazu geführt, dass ich mit den Personen nicht mitfühlen konnte.

Fazit:
Katharina Herzog hat einen wunderbar leichten Sommerroman geschaffen, der vor allem durch seine traumhaften Handlungsorte Juist und New York und die lockere Schreibweise besticht. Das Buch hat sich schnell und einfach lesen lassen, die Protagonisten waren sympathisch und es gab eine wundervolle Stimmung, die vor allem vom Setting ausging.
Ein solider Roman, der nicht mit großer Spannung aufwartet und wo die Ereignisse etwas vorhersehbar sind, der sich jedoch perfekt zum Entspannen eignet und seinen eigenen Charme ausstrahlt.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.07.2020

Das Brauhaus an der Isar - Im Sturm der Zeit

Das Brauhaus an der Isar: Im Sturm der Zeit
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Handlung:
München 1919
Clara Bruckner ist immer mit der Gewissheit aufgewachsen, dass ihr Bruder mal das Brauhaus der Familie übernehmen wird. Doch er hat den Krieg nicht überlebt und nun liegt es an ihr, ...

Handlung:
München 1919
Clara Bruckner ist immer mit der Gewissheit aufgewachsen, dass ihr Bruder mal das Brauhaus der Familie übernehmen wird. Doch er hat den Krieg nicht überlebt und nun liegt es an ihr, das Handwerk des Brauens zu lernen. Immerhin wird sie eines Tages das Brauhaus Brucknerbräu führen und die Geschicke leiten.
Clara hat einige Probleme mit ihrer neuen Aufgabe, allen voran glaubt sie an die Prohibition von Alkohol und es ist auch nicht immer leicht, von den fast durchweg männlichen Angestellten akzeptiert zu werden. Doch genau darin liegt auch der Anreiz: Frauen haben mehr Rechte und können etwas bewegen. Und diese Aussicht gefällt Clara, die dem Fortschritt nicht abgeneigt ist. In diesen für sie schwierigen und kraftraubenden Zeiten lernt die junge Frau einen Mann kennen, der Clara verwirrt und nicht in ihr hektisches Leben passt. Zudem ist die Welt in einem ständigen Wandel, vor allem auf politischer Ebene...

Meinung:
Das Cover ähnelt dem des ersten Teils. Wieder ist eine Frau von hinten zu sehen, diesmal in modernerer Kleidung und jetzt wendet sie ihr Profil halb dem Betrachter zu. Im Hintergrund sind einige Gebäude zu sehen, die leicht verblasst sind und die ich in München, dem Handlungsort des Buches verorten würde. An der Seite des Bildes gibt es einige Blätter, die dem Cover einen Rahmen geben und farblich sehr gut passen. Ich mag die gewählten Farben und finde das gesamte Bild ansprechend. Es ist auffallend und man verspürt das Bedürfnis, das Buch in die Hand zu nehmen und zu betrachten.

Vor fast einem Jahr, im August 2019 habe ich den ersten Teil der Reihe „Das Brauhaus an der Isar“ gelesen. Und diesen habe ich inhaliert, geliebt und in höchsten Tönen gelobt. Natürlich wollte ich da auch Band zwei lesen, in der Hoffnung, dass er mich genauso umhaut und begeistern wird. Aus diesem Grund war ich dem Rowohlt Verlag unglaublich dankbar, dass ich ein Rezensionsexemplar erhalten habe und wieder in die Welt von Familie Bruckner reisen durfte. Auch an dieser Stelle nochmal ein ganz herzliches Dankeschön!

Die Handlung von Band zwei setzt einige Jahre nach der von Band eins ein. Es gibt keinen fließenden Übergang, sondern einen Zeitsprung und diesmal stehen auch nicht Antonia und Melchior im Mittelpunkt, sondern deren gemeinsame Tochter Clara. Die Situation ist also eine Neue und es ist nicht so schlimm, wenn einem nicht mehr jedes Ereignis aus Band eins im Gedächtnis geblieben ist. Ich konnte mich noch an die grobe Handlung erinnern, aber nicht mehr an jedes Detail und hatte absolut keine Probleme, in die Geschichte zu starten und mich darauf zu konzentrieren.

Vor dem Textbeginn werden auf zwei Seiten noch die wichtigsten Protagonisten benannt und man kann direkt erkennen, dass einige alte Bekannte wieder auftauchen und sich neue Namen einprägen.
Es gibt einen direkten Start in den Roman, die Autorin hält sich nicht mit Einführungen auf, sondern Details werden erst nach und nach preisgegeben. Man kann sich einen guten Eindruck von den Protagonisten, den gesellschaftlichen Fortschritten und den politischen Geschehnissen machen und während diesen Seiten sind mir bereits allerhand Informationen aus Band eins wieder eingefallen.

Durchweg herrscht eine einfache und umgangssprachliche Schreibweise vor, die immer wieder gespickt wurde mit dem bayrischen Dialekt, der ernste Abschnitte aufgelockert hat und dem Roman Authentizität verliehen hat. Übrigens gibt es am Ende des Romans noch eine Art Wörterbuch, in dem bayrische Begriffe und Wendungen ins Hochdeutsche übersetzt werden. Fand ich gut und passend, gerade wenn man sich in dieser Mundart nicht auskennt!
Zudem erhält der Sprachstil durch versteckte Botschaften, die immer wieder auftauchen, ebenfalls einen angenehmen Anspruch. So muss man beim Lesen mitdenken und wird auch selbst gefordert. Außerdem fördert es ein aufmerksames Lesen und ich habe viele Schwankungen und Details wahrgenommen, die ich sonst vielleicht überlesen hätte.
Und zuletzt wird man auch durch die Einbindung von politischen Geschehnissen gefordert. Diese treten in einer hohen Anzahl auf und um sich Zusammenhänge zu merken ist es ebenfalls wichtig, dass man genau liest und manches in Gedanken nochmal Revue passieren lässt.
Anhand all dieser genannten Komponenten entsteht eine anspruchsvolle, trotzdem leicht lesbare Sprache, die mir hervorragend gefallen hat. Ich bin der Geschichte mit viel Interesse gefolgt und bin mit dem Lesen schneller vorangekommen, als anfangs gedacht.

Die Autorin hat verschiedene Sichtweisen genutzt, um dem Leser die Ereignisse näher zu bringen. Dabei wird die Geschichte stets von einem auktorialen Erzähler wiedergegeben. Auf diese Weise entstehen viele Einblicke und man kann sich ein wenig besser in die Gedanken- und Gefühlswelt der Charaktere einfinden. Teilweise konnte ich dadurch manche Personen und Aktionen besser verstehen, teilweise hat diese Art der Erzählsituation dazu beigetragen, dass sich mein negativer Eindruck von Situationen oder Protagonisten verstärkt.

Ich war überrascht davon, dass sich diese Fortsetzung nicht direkt um Antonia dreht, sondern sich vielmehr mit ihrer Tochter Clara beschäftigt. Es sind ein paar Jahre zwischen den Büchern vergangen, über die es nur sehr spartanische Informationen gibt und im Grunde kann man den zweiten Band auch lesen, wenn man keine Vorkenntnisse besitzt. Zumindest hatte ich keine Probleme damit, mich im Roman zurechtzufinden, immerhin hatte ich Teil eins vor ziemlich genau einem Jahr gelesen und mir sind in der Zwischenzeit allerhand wichtige Informationen entfallen.
Obwohl ich die Geschichte rund um Clara als interessant empfunden habe und sie zu weiten Teilen als recht sympathisch und zugänglich empfunden habe, haben mir Clara und Melchior doch ein wenig gefehlt. Sie tauchten zwar immer mal auf, waren jedoch nicht so stark wie ihre Tochter gezeichnet und man konnte deutlich merken, dass das Hauptaugenmerk nicht mehr auf ihnen lag. Was ich sehr schade finde, denn das Ehepaar Bruckner ist für mich ein großer Sympathieträger!

In ihren Roman hat die Autorin allerhand historische Informationen eingebunden. Angefangen von der Mode, über die Politik bis hin zur Entwicklung der Frau. Es wurden viele Themen angesprochen, sodass ein breites Bild von dem Leben und den Handlungen von Politikern entsteht. Ich finde es richtig gut, wie vielfältig sich der Roman in dieser Hinsicht erweist, man konnte einen zarten Eindruck von dem Leben in den 1920er Jahren erhalten. Doch leider war es mir ein bisschen zu viel Politik, die eingebunden wurde. Es ist ein wichtiges Thema und ich mag es, dass verschiedenste Sachverhalte eine Erwähnung finden, doch oft sind Clara und ihr Brucknerbräu in den Hintergrund geraten. An diesen Stellen hätte es mir gefallen, wenn der Text kürzer und prägnanter gewesen wäre.
Zudem wurden gerade am Anfang manche Themen wie die immer mehr aufkeimende Freikörperkultur oder sportliche Betätigungen der Damen erwähnt. Und es gab in der ersten Hälfte des Buches auch ab und an eine Erwähnung dessen, ohne das zu sehr in die Tiefe gegangen wird. Doch leider werden diese Themen irgendwann vollkommen fallengelassen und es wird nichts weiter zu der Entwicklung dessen gesagt.

Als Handlungsort dient ausschließlich München und das Umland. Von den Beschreibungen der Stadt konnte ich mir lediglich das Wohnhaus der Familie Bruckner, sowie die dazugehörige Brauerei und die Wohnung von René vorstellen. Ansonsten wollten vor meinen Augen partout keine Bilder entstehen und ich bin bei dem restlichen Setting ein wenig im Dunklen getappt.
Auch diesmal war mein Highlight wieder das Haus von den Bruckners. Es hat eine ganz tolle Aura und ich konnte es mir genaustens vorstellen. Das Gebäude strahlt eine unglaubliche Würde aus und ich stelle es mir einfach traumhaft vor. Schade, dass nicht noch mehr Szenen in diesem glanzvollen Rahmen stattgefunden haben.

Die Protagonisten lassen mich etwas zwiegespalten zurück. Mir hat es gefallen, dass manche, allen voran Clara, sehr lebendig daherkommen und man sie richtig gut kennenlernt. Außerdem wurden auch wenige, historisch verbürgte Personen eingebunden, was der Geschichte, vermischt mit den politischen Geschehnissen, einen angenehmen Wahrheitsgehalt gegeben hat, zudem wurde Authentizität vermittelt.
Doch leider fand ich manche Protagonisten etwas schwierig und anstrengend. Als Beispiel dient René. Ich bin aus ihm nicht schlau geworden und fand einige Handlungen von ihm merkwürdig und habe sie kritisch betrachtet. Er wurde als komplexer Charakter angelegt, aber es wurde nicht tief genug in seine Psyche eingedrungen und ich glaube, dass hat mir u.a. gefehlt.
Bei Clara konnte man teilweise sowohl den Charakter ihrer Mutter, als auch ihres Vaters erkennen. Sie vereint Eigenschaften von beiden Seiten und hat im Grunde ein sympathisches und freundliches Wesen. Sie ist willensstark, denkt fortgeschritten und ist für die Zeit ein moderner Protagonist. Ganz oft fand ich ihre Art zu agieren sehr interessant und habe sie gedanklich bei ihren Vorhaben vollkommen unterstützt. Doch ab und an musste ich über Aussagen oder Handlungen ein wenig den Kopf schütteln. Doch gerade dadurch, dass sie mir nicht immer hundertprozentig gefallen hat, bekommt ihr Charakter Ecken und Kanten und im Ganzen entsteht eine interessante Darstellung, die mich auf ihre Weise überzeugt hat.

Fazit:
Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich von dem ersten Band geschwärmt habe und dieser hat definitiv zu meinen Jahreshighlights gehört. Und dementsprechend hatte ich an die Fortsetzung hohe Erwartungen, die leider nicht vollkommen erfüllt wurden. Und obwohl das Buch viele gute Facetten hat, konnte es mich diesmal nicht hundertprozentig begeistern.
Dafür war mir das Verhältnis zwischen politischen Ereignissen und der eigentlichen Geschichte nicht ausgewogen genug und ich hatte mit einigen, wenigen Protagonisten ein paar Problemchen. Leider haben mich diese zwei Punkte immer mal wieder gefuchst und ich konnte nicht so einfach darüber hinwegsehen.
Ansonsten hat Julia Freidank einen interessanten Roman geschaffen, der viele Informationen und eine lesenswerte Geschichte beherbergt. Und ich weiß nicht weshalb, aber irgendwie schreit für mich das Ende nach einer Fortsetzung... Mal schauen, ob mein Gefühl hinhaut:)

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Veröffentlicht am 16.07.2020

Die Modeschöpferin

Die Modeschöpferin
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Handlung:
Rom 1961
Die Modeschöpferin Simonetta de Rosa und ihr Team arbeiten mit Hochdruck an der neuen Kollektion. Immerhin ist es nicht mehr lange bis zur Präsentation und Simonetta will eine erstklassige ...

Handlung:
Rom 1961
Die Modeschöpferin Simonetta de Rosa und ihr Team arbeiten mit Hochdruck an der neuen Kollektion. Immerhin ist es nicht mehr lange bis zur Präsentation und Simonetta will eine erstklassige Arbeit abliefern. Sie kann sich aber nicht vollkommen auf ihre Mode konzentrieren, sondern gleichzeitig passieren unvorhersehbare Ereignisse, die ihr Leben auf den Kopf stellen.
Nicht nur ist ihre Schwestern Chiara wieder in der Stadt, mit der Simonetta seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Gleichzeitig fällt die Designerin einer Modespionage zum Opfer. Und etwa zur gleichen Zeit wird ein Mord begangen, der Simonetta einiges hinterfragen lässt.
Trotz dieser Steine, die der Modeschöpferin im Weg liegen, darf sie ihre Arbeit nicht vergessen und muss an die Modenschau denken. Vor ihr liegen harte und aufregende Tage...

Meinung:
Das Cover ist ansprechend und wunderbar nostalgisch. Ich mag die Mischung aus farbigen und verblassten Elementen, sie harmonieren perfekt miteinander und ergeben ein interessantes Bild. Die roten Details sind natürlich ein besonderes Highlight und dienen als Eyecatcher. Je länger ich die Dame im roten Kleid betrachte, desto mehr sehe ich darin Simonetta de Rosa, die Hauptprotagonistin des Buches. Insgesamt finde ich das Cover gelungen, es passt perfekt zum Inhalt und besitzt seinen eigenen Charme.

Tatsächlich ist mir das Buch in der Vorschau gar nicht aufgefallen. Erst durch eine Mail des Verlags habe ich es entdeckt und mich gefragt, warum ich den Roman erst so spät entdeckt habe. Er verspricht einen Einblick in das Leben der 1960er Jahre, sowie in die Modewelt Italiens und die harte Arbeit, die hinter Modekollektionen steckt. Zudem werden in der Inhaltsangabe auch Rückschläge genannt und so bin ich davon ausgegangen, dass man eine realitätsnahe Geschichte miterleben wird. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an den Verlag, nicht nur für das Rezensionsexemplar, sondern auch für das Aufmerksammachen auf den Roman!

Mir war schnell klar, dass ich das 304 seitenstarke Buch innerhalb von vielleicht einem Tag ausgelesen haben werde. Der Grund dafür ist nicht nur die interessante und abwechslungsreiche Handlung, sondern auch die sehr angenehme Schreibweise. Diese war sehr locker und einfach gehalten, es wurden immer wieder kleine Geheimnisse bekannt gegeben und ich konnte mich beim lesen fallen lassen. Mir hat es gefallen, wie sich berauschende und aufregende Szenen mit ruhigen Momenten abgewechselt haben, in denen die Protagonisten etwas in sich gegangen sind und man eine neue Seite von ihnen kennengelernt hat.
So ist die Handlung an mir vorbeigerauscht und tatsächlich habe ich das Buch dann auch innerhalb kurzer Zeit ausgelesen. Es bietet eine leichte und nicht zu anspruchsvolle Lektüre, es gibt zarte Einblicke in die Modewelt und man kann ansatzweise miterleben, wie stressig das Leben und die tägliche Arbeit in dieser Branche ist.
Erzählt wird die ganze Geschichte von einem Erzähler, der mal die Position von Simonetta, mal die von ihrer jüngeren Schwester Chiara einnimmt. Auf diese Weise bekommt man nicht nur Informationen über den Streit von beiden Parteien, sondern kann auch einen Einblick in die unterschiedlichen Lebensweisen und Ziele erhalten. Außerdem gibt es so die Möglichkeit, die Gedankenwelt beider Personen kennenzulernen und man kann über verschiedene Aspekte, Handlungen und Aussagen besser urteilen.

Als Handlungsort dient ausschließlich Rom und einige umliegende kleine Örtchen. Teilweise konnte man einen Hauch der dortigen Stimmung erhaschen und manche Plätze und Gebäude sind recht gut beschrieben. Andere Settings wiederum konnte ich mir nur schwer vorstellen und bin bei der Vorstellung etwas im Dunklen getappt. So hält sich die Waage und es wurde eine angenehme Abwechslung gefunden, immerhin handelt es sich hier um ein recht dünnes Buch und der Fokus lag eindeutig nicht auf der Beschreibung der Spielplätze.
Am besten vorstellbar war für mich das Firmengebäude von Simonetta de Rosa. Dort war für mich auch die Stimmung am stärksten und in diesen Kapiteln habe ich mich wie ein heimlicher Beobachter gefühlt. Sei es das Büro der Designerin, der Innenhof oder die Räumlichkeiten anderer Mitarbeiter: ich konnte mir das Haus und die Räume ziemlich gut vorstellen und war von der cleanen und schnörkellosen Darstellung sehr angetan.

Wie gerade schon erwähnt, ab und an sind starke Stimmungen vorhanden, die man auch als Leser deutlich miterlebt. Und diese sind besonders intensiv im Unternehmen von Simonetta. Dort werden sie am meisten transportiert und man wird Zeuge unterschiedlicher emotionaler Ausbrüche, die mal stärker, mal schwächer auftreten. Gefühlsausbrüche wirkten stets realistisch und waren nicht zu übertrieben, man konnte gut nachvollziehen, weshalb die Charaktere an dieser Stelle auf diese Weise reagieren.
Abgesehen von einigen Textstellen in der Firma von Simonetta gibt es keine weiteren Abschnitte, wo ich in irgendeiner Weise emotional berührt war oder eine andere Stimmung selbst miterlebt habe. Oft wird die Handlung recht emotionslos und distanziert beschrieben, was auch wieder ein Zeichen der Schnelllebigen Zeit ist, aber auch der leicht oberflächlichen Modewelt.

Im Grunde war schon Spannung da, sei es durch die Modespionage oder durch den bereits in der Inhaltsangabe erwähnten Mord. Zudem gibt es im Text immer mal wieder Hinweise, die ein Spekulieren zulassen und die Fährte in die falsche Richtung legen. So wird die Handlung nur schwer vorhersehbar und man kann sich bei verschiedenen Sachverhalten nie sicher sein.
Und obwohl auf diese Weise eigentlich die Voraussetzung für eine sehr spannende Handlung gelegt wurde, war die Dramatik am Ende nicht so stark, wie man vermutet. Ich habe die Geschichte meist ganz normal aufgenommen und finde, dass es recht wenige spannungsreiche Szenen gibt, die auch den Leser mitreißen. Vielleicht ist bei mir dieser Eindruck entstanden, weil die Emotionen eine untergeordnetere Rolle spielen und nicht so präsent sind, sondern meist von den Protagonisten unterdrückt werden.

Die Darstellung der Protagonisten hat mir ganz gut gefallen. Simonetta und Chiara stehen eindeutig im Mittelpunkt und haben die stärkste Zeichnung erhalten. Die anderen Personen spielen eine deutlich zweitrangigere Rolle, wobei sie doch häufiger ziemlich präsent sind. Auf jeden Fall haben auch sie ihre Macken und Eigenarten bekommen und man konnte sich von vielen ein gutes Bild machen.
Simonetta hat mir in ihrem Auftreten besser gefallen als Chiara, auch wenn ich bei ihr bemängeln muss, dass sie mir nicht emotional genug war. Jegliche Empfindung wurde schnell unterdrückt und sie ist gern so aufgetreten, als könnte sie nichts vom Hocker hauen. Mir hätte es gefallen, wenn Simonetta mehr Facetten gezeigt hätte und sie nicht nur die taffe Modeschöpferin gewesen wäre. Ich verstehe zwar, dass man sich in diesem Business eine harte Schale zulegt und versucht, Empfindungen nicht nach außen zu tragen, aber selbst im stillen Kämmerchen wirkten manche, emotionalere Momente nicht mitreißend oder tiefgehend.
Chiara hatte zwar viele Eigenheiten bekommen und auch eine intensive Zeichnung, aber für mich war sie doch ziemlich blass. Sie ist mir nicht entschlossen, durchgreifend genug und ich konnte an vielen Stellen leider keine Sympathie für sie aufbringen. Erst am Ende des Buches habe ich in Chiara etwas gesehen, was mir gefallen hat und ich habe mir gewünscht, dass sie dies schon eher gezeigt hätte. So hatte ich Probleme mit ihrer Art und ihrem Auftreten, zudem fand ich es schade,
dass sie neben der großen Simonetta nicht gleichrangiger auftritt.

Fazit:
Ich habe zuvor noch kein Werk von Katja Maybach gelesen und war daher gespannt darauf, die Autorin kennenzulernen. Und mit diesem Buch rund um die italienische Modewelt der 1960er Jahre hat sie einen soliden Roman geschaffen, der sich locker leicht lesen lässt und eine gute Geschichte beherbergt. Ich habe das Buch mit viel Interesse gelesen und viele Aspekte haben mir gefallen und haben dazu geführt, dass ich den Familienroman schnell ausgelesen hatte.
Doch leider hat mich das Buch nicht vom Hocker gerissen. Dafür haben mir einige Stimmungen gefehlt, mehr emotionalere Momente und eine stärkere Zeichnung von Chiara. Bei diesen Punkten hätte ich gerne mehr gehabt und sie sind für mich noch ausbaufähig.

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Veröffentlicht am 13.07.2020

Mohnschwestern

Mohnschwestern
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Handlung:
1943
Lotte kann es selbst kaum glauben. Aus heiterem Himmel steht ein Soldat in ihrem Garten und blickt ihr in die Augen. Und so plötzlich wie er da stand, so schnell ist er auch wieder verschwunden. ...

Handlung:
1943
Lotte kann es selbst kaum glauben. Aus heiterem Himmel steht ein Soldat in ihrem Garten und blickt ihr in die Augen. Und so plötzlich wie er da stand, so schnell ist er auch wieder verschwunden. Doch Lotte kann ihn nicht vergessen. Und dem jungen Mann geht es ähnlich. Immer wieder kreuzen sich ihre Wege und eine zarte, aber auch starke Liebe entsteht. Eine Beziehung will Wilhelm aber nicht zulassen, er arbeitet im Widerstand und will Lotte schützen. Ein Bild voller Mohnblumen wird das Symbol ihrer Liebe und erinnert sie an viele gemeinsame Stunden. Aber kann ihre Liebe durchhalten und den Krieg überstehen?

2018
Hazel ist nicht richtig zufrieden mit ihrer Lebenssituation. Sie kann einen Mann nicht vergessen, obwohl dieser sie betrogen hat. Bei Mathilda, einer alleinstehenden Rentnerin, der Hazel Gesellschaft leisten will, sieht sie ein Bild voller Mohnblumen. Hazel ist fasziniert davon und möchte gerne mehr von dem Bild wissen. Aber auch von Mathilda...

Meinung:
Das Cover finde ich gut. Ich mag die Mischung aus verblassten Farben und lebendigen Details wie die Blumen oder das Paar im Vordergrund. So entsteht ein charmanter Wechsel, zudem ist das gesamte Bild ausgeglichen und sehr angenehm zu betrachten. Vielleicht wäre es ganz cool gewesen, die Mohnblumen in einem kräftigeren Rot zu gestalten, damit ein direkterer Bezug zum Titel entsteht. Zudem haben die genannten Blumen für mich stets das charakteristische Rot und ich bringe sie nur schwer mit einem zarteren Orangeton in Verbindung. Doch vielleicht wurden sie auch absichtlich verblasst dargestellt, um etwas Vergangenes zu symbolisieren oder um die Verbindung zu der Handlung in der Vergangenheit darzustellen. Insgesamt aber trotzdem ein gelungenes und stimmiges Bild, welches mir in einer Buchhandlung aufgefallen wäre.

Und genau wegen dem Cover bin ich auf den Roman aufmerksam geworden. Erst dadurch wurde mein Interesse geweckt und ich habe den Wunsch verspürt, die Inhaltsangabe zu lesen. Und auch diese hat mich angesprochen, wodurch ich das Buch nun unbedingt lesen wollte. Ich hatte im Vorhinein keine andere Meinung gelesen oder auch nur nachgeschaut, wie andere Leser das Buch anhand von einer Sterne-Bewertung beurteilt haben. Und genau deshalb konnte ich vollkommen ohne eine Beeinflussung den Roman lesen und mir ein eigenes Urteil bilden. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei dem HarperCollins Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares bedanken!

Tatsächlich empfand ich den Anfang des Buches etwas verwirrend. Der Prolog lässt sich nicht wirklich zuordnen, tatsächlich habe ich ihn recht schnell vergessen und erst am Ende wieder daran gedacht und ein wenig gerätselt, was er aussagen will und in welchem Zusammenhang er zu der restlichen Handlung steht. Dann gibt es ein Kapitel, in denen Erlebnisse eines Abends im Jahr 1944 geschildert werden und danach gibt es einen Zeitsprung zum Jahr 1943. Ich weiß nicht ob ich es so gut finde, dass es den Abschnitt aus dem Jahr 1944 schon so früh gibt. Weniges wird bereits verraten und mir hätte es besser gefallen, wenn dieses Kapitel chronologisch in die restliche Geschichte eingebunden worden wäre. Sodass es nur den Prolog gibt und direkt danach die Haupthandlung beginnt. So fand ich es etwas verwirrend und ich brauchte meine Zeit, um mit den ständigen Wechseln klarzukommen.
Obwohl ich von dem Anfang nicht ganz überzeugt war, hat mir schon dort die Schreibweise richtig gut gefallen. Viele der beschriebenen Szenen konnte ich mir sehr bildhaft vorstellen und auch die Protagonisten kamen lebendig und authentisch daher. Insgesamt lässt sich das Buch flüssig und einfach lesen, man kommt schnell voran und die Geschichte endet schneller, als ich wollte. Immer bleibt Platz für Spekulationen und häufig wird man von einigen Wendungen überrascht. Wenn die Handlung von 1944 nicht direkt am Anfang gewesen wäre, wäre die Handlung des Romans noch spannender gewesen.
Auch die Abschnitte aus der Gegenwart haben ihren eigenen Charme und ich fand es besonders interessant, wie kurz und bündig diese gehalten wurden. Sie muten fast wie eine Art Kurzgeschichte oder eine kleine Erzählung an. Zudem könnte man sie auch unabhängig von der restlichen Handlung lesen, sie ergeben eine eigenständige Geschichte, die etwas Besonderes an sich hat.

Wie sich schon anhand der Inhaltsangabe erkennen lässt, spielt die Geschichte auf zwei zeitlichen Ebenen. Einmal reist man mit Lotte und Wilhelm in die Zeit des Zweiten Weltkrieges, erlebt die tägliche Angst mit und kann nachvollziehen, wie die Menschen zu den Ereignissen stehen. Abwechselnd dazu gibt es dann noch Abschnitte aus der Gegenwart, in denen man Hazel ein Stück ihres Weges begleitet. An sich gefällt mir dieser Wechsel gut, es entstehen durch Hazels Kapitel immer wieder ruhigere Momente und man sich nochmals deutlich vor Augen rufen, wie schrecklich die Kriege waren und wie dankbar wir sein können, diese Schreckensjahre nicht miterlebt zu haben. Doch ich muss sagen, dass mich die Handlung in der Gegenwart auch etwas zwiegespalten zurücklässt. Sie ist wunderbar geschrieben und hat Charme. Doch manchmal wirkte sie auch etwas fehl am Platz und sie konnte mich einfach nicht so überzeugen. Zu Lotte, Wilhelm und ihren Freunden hatte ich einen Zugang gefunden und konnte sie einschätzen. Hazel hingegen blieb immer etwas blass und war mir nie lebendig genug. Die Handlung zur Zeit des Zweiten Weltkrieges hat mich mehr angesprochen und war deutlich spannender. Hazels Kapitel waren ein netter Zusatz, der nicht zwingend notwendig gewesen wäre.

Mit dem Setting hatte ich insoweit Probleme, dass mir irgendwie ein Stadtname gefehlt hat. Dieser wurde nie explizit genannt, was ich merkwürdig fand. Den ansonsten bin ich mit der Darstellung des Settings vollkommen zufrieden. Ich konnte mir viele Örtlichkeiten ziemlich genau vorstellen, seien es Häuser, Straßen oder Wohnungen. Etwas schwierig war es, die Dimensionen von Entfernungen zu erfassen, damit hatte ich ein paar kleine Probleme, aber insgesamt bin ich mir dem Setting vollkommen zufrieden, mir ist es immer wichtig, dass ich von den Orten genaue Bilder vor Augen habe und sie mit vorstellen kann, was hier der Fall war.

Als kleines Vorwort erwähnt die Autorin, dass nicht alle Details exakt so überliefert wurden und die Protagonisten, Handlungen und Orte erfunden sind. Fand ich gar nicht schlimm, es herrscht künstlerische Freiheit und daraus kann ja trotzdem ein hervorragender Roman entstehen. Ein großes Thema nehmen der Widerstand und die Judenverfolgung ein, ansonsten werden nur sehr wenige historische Begebenheiten erwähnt oder genannt. Was mir ein wenig gefehlt hat. Denn so hat es etwas den Anschein, als wäre der Krieg in der Stadt nicht richtig angekommen und die Menschen leben bis auf wenige Ereignisse, die mal kurz die Augen öffnen, einfach weiter. Lebensmittel- oder Stoffknappheit gibt es nicht wirklich und auch in anderen Angelegenheiten scheint die Stadt nicht vom Krieg betroffen zu sein.

Ich hatte ja bereits erwähnt, dass ich mit den Protagonisten aus der Vergangenheit gut zurechtgekommen bin, sie als lebendig und gut durchdacht bezeichnen würde und sie gerne eine begrenzte Zeit lang begleitet habe. Sie hatten alle unterschiedliche Wesen und Ziele, manche haben den Krieg gutgeheißen, andere kritisiert und sich ihre eigene Meinung gebildet. Kein einziger Charakter kommt stereotyp daher, sondern wirkt individuell. Ich finde auch, dass bei vielen eine Entwicklung zu sehen ist, allen voran natürlich bei Lotte, ihrer Familie und ihren Freunden. Sie ändern sich merklich durch den Krieg und bekommen andere Sichtweisen und nehmen nicht alles so hin. Sie hinterfragen manche Dinge immer mehr und wollen aktiv etwas an der Situation ändern.
In der Handlung der Gegenwart steht Hazel eindeutig im Mittelpunkt und ich werde auch nur zu ihrem Wesen etwas sagen. Alle anderen spielen eine sehr untergeordnete Rolle und im Grunde lernt man sie kaum kennen. Hazel finde ich schwierig. Sie ist nicht vollkommen zufrieden mit ihrem Leben, macht aber auch keine richtigen Anstalten, etwas zu ändern. Neben den stark gezeichneten und energischen Protagonisten zur Zeit des Zweiten Weltkrieges ist es klar, dass Hazel da nur blass herüberkommt und sie mich als Leser einfach nicht erreichen konnte. Es ist auch keine Entwicklung zu sehen, immerhin begleitet man die junge Dame einige Jahre und sie müsste eigentlich reifer werden und manches anders einschätzen, als vor einigen Jahren.

Fazit:
Ich bin ohne Erwartungen in den Roman gestartet und bin positiv überrascht. Ich hatte noch nie von der Autorin gehört und im Vorhinein keine Meinung dazu gelesen. Die Handlung klang für mich einfach spannend und ich konnte mich ganz darauf konzentrieren, mir vollkommen unbeeinflusst ein Urteil bilden.
Und ich fand den Roman wirklich gut. Mir hat die Handlung gefallen, ich bin der Geschichte mit Interesse gefolgt und hatte das Buch viel zu schnell ausgelesen. Trotzdem hatte ich leider einige Kritikpunkte, die ich angesprochen habe und für die ich einen Stern abziehe.
Wenn ihr auf einer leichteren Lektüre rund um den Zweiten Weltkrieg seid und keinen Roman sucht, der zu viel in die Tiefe geht, kann ich euch dieses Buch absolut empfehlen. Es hat mir gut gefallen, wird mir aber leider nicht ewig in Erinnerung bleiben.

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Veröffentlicht am 01.07.2020

Sturm über Sylt

Sturm über Sylt
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Handlung:
Sylt 1914
Vor zehn Jahren hat Aletta die Insel heimlich verlassen. Sie hat ihre Familie und Freunde hinter sich gelassen, um sich ihren Traum zu verwirklichen: Aletta will Sängerin werden. Und ...

Handlung:
Sylt 1914
Vor zehn Jahren hat Aletta die Insel heimlich verlassen. Sie hat ihre Familie und Freunde hinter sich gelassen, um sich ihren Traum zu verwirklichen: Aletta will Sängerin werden. Und jetzt, nach fast genau zehn Jahren kehrt sie als erfolgreiche Sängerin auf die Insel zurück, um dort ein Konzert zu geben. Außerdem möchte Aletta Frieden mit ihrer Familie schließen und hofft, dass diese stolz auf die Tochter sein werden.
Aletta wird auf Sylt bejubelt, nur nicht von ihrer Familie. Die Mutter liegt im Sterben und schafft es nicht mehr, ihrer jüngeren Tochter ein Geheimnis anzuvertrauen. Und kurze Zeit später bricht der Erste Weltkrieg aus. Aletta beschließt auf der Insel zu bleiben und kommt nach und nach einem Geheimnis auf die Spur.

Meinung:
Das Cover gefällt mir deutlich besser als das des ersten Bandes. Es ist moderner, besser auf die Handlung zugeschnitten und wirkt auf mich einladender. Eine Dame, die recht schick gekleidet ist und für mich Ähnlichkeiten zu Aletta, der Hauptprotagonistin, hat. Sie befindet sich am Strand, im Hintergrund ist nicht nur das Meer, sondern auch die Weite des Himmels zu sehen. Ein sehr idyllisches Bild, ich gerate nur zu gerne in die Versuchung mir zu wünschen, selbst an dem Strand zu stehen. Auch die Schriftfarbe, sowie die Größe finde ich vollkommen in Ordnung, sodass insgesamt ein stimmiges und ansprechendes Bild entsteht.

Letzten Monat hatte ich den ersten Band der Sylt-Saga gelesen und wollte die zwei weiteren Bände innerhalb der nächsten Zeit lesen. Ich hatte gedacht, dass es kleine Gemeinsamkeiten gibt und manche Protagonisten aus dem ersten Band auch hier wieder auftreten. In älterer Version diesmal, schließlich gibt es knapp 35 Jahre Abstand zwischen den Teilen. Doch es gibt absolut keine Zusammenhänge, sodass man die einzelnen Bände auch gut unabhängig voneinander lesen kann. Trotzdem habe ich mir vorgenommen, dass ich den finalen Teil unbedingt im Juli lesen möchte, um die Reihe für mich zu beenden und auch um meinen Sub um ein weiteres Buch zu erleichtern!

Ich empfand die Sprache durchweg als einfach und leicht lesbar. Sie war mit nicht sehr viel Anspruch oder Hürden verbunden, es wurden nie Worte genutzt, die mir unbekannt waren. So ergibt sich ein stets gut verständlicher Sprachstil, der mir ein angenehmes und lockeres Lesen ermöglicht hat. Immer wieder gibt es kleine Rückblicke in die Vergangenheit und man kommt nach und nach einigen Heimlichkeiten auf die Spur. So blieb die Geschichte immer spannend und man kann gut überlegen, was noch alles passieren könnte und wie das große Geheimnis von Alettas Mutter am Ende ausfallen wird.

Und damit sind wir auch bei dem Punkt, den ich an dem Roman ganz hervorragend fand: die Spannung. Es werden ab und an einige Geheimnisse gelüftet und die Neugierde des Lesers wird so etwas befriedigt, doch ich hatte immer im Hinterkopf, dass es noch genügend unbeantwortete Fragen gibt. Der Geschichte ging also nie die Puste aus und sie konnte immer wieder überraschen.
Trotzdem gibt es regelmäßig Szenen, wo eine angenehme Ruhe herrscht und man auch als Leser besser entspannen und sich fallen lassen kann. Auf diese Weise entsteht eine angenehme Abwechslung, die mir beim Lesen viel Freude bereitet hat.
Es ist außerdem deutlich spürbar, wie die Handlung langsam aber sicher immer mehr Fahrt aufnimmt und die Spannung sich schrittweise erhöht. So läuft alles auf einen großen Höhepunkt am Ende hinaus, der zwar kommt, mir aber etwas zu schwach ist. Immerhin wird seitenlang auf das Ende hingearbeitet und mir ist es dann zu schnell und fast schon nebenbei gelöst. Ich kann mich an sich mit dem Schluss anfreunden, denn alle offenen Fragen sind geklärt und jede Ungereimtheit ergibt plötzlich einen Sinn. Aber es wurde halt ziemlich fix herbeigeführt und wurde etwas einfach gehalten, was mir nicht ganz so zusagt.

Tatsächlich fallen mir einige Gemeinsamkeiten mit dem ersten Band der Sylt-Reihe auf. Bei beiden Teilen gab es ein schnelles Ende, welches ziemlich abrupt kommt. Und auch die Protagonisten machen ähnliches durch, worüber ich aber nicht zu viel verraten möchte. Sonst würde ich der Handlung ein wenig vorwegnehmen, was ich natürlich nicht möchte.
Ich hoffe, dass mich der dritte und letzte Band mehr überraschen kann und nicht ähnliche Muster angewandt werden. Über mehr Abwechslung und weniger ähnliche Szenen würde ich mich freuen!

In meiner Rezension zu „Die Hebamme von Sylt“ habe ich noch das Setting bemängelt, welches mir hier um Welten besser gefällt. Ich empfand die verschiedenen Örtlichkeiten als viel lebendiger und besser vorstellbar. Ein jeder Ort hat eine stärkere Zeichnung erhalten und wirkte immer fassbar. Ich glaube, dass es dem Buch auch sehr geholfen hat, dass nur wenige Szenen in den Dünen stattfinden, sondern sich Aletta viel an öffentlicheren Plätzen aufhält und die Dimensionen daher einfacherer zu verstehen sind.
Teilweise haben die einzelnen Häuser eigene Stimmungen vermittelt und man hatte für den Ort einen positiven oder einen negativen Eindruck. Doch das kam nur selten mal vor, meist waren die Beschreibungen sehr schlicht und gaben nicht viel Platz für Emotionen.

Ab und an gibt es einen Hinweis darauf, wie viel Zeit seit dem Beginn der Handlung vergangen ist. Doch meistens hängt man schon ziemlich in der Schwebe und es ist nur schwer einzuschätzen, wie viel Zeit mittlerweile vergangen ist. Mal scheinen nur wenige Stunden zwischen einzelnen Szenen zu liegen, dann wieder mehrere Wochen. Doch genau sagen lässt sich dies nie. Genau das habe ich auch schon bei dem ersten Band bemängelt und auch hier hat mir eine Zeitangabe gefehlt.

Schon bei der Inhaltsangabe wird erwähnt, dass kurz nach Alettas Ankunft in Sylt der Erste Weltkrieg ausbricht. Und daher habe ich auch mit ein paar Informationen dazu gerechnet. Diese gab es tatsächlich auch, doch fielen recht klein auf. Gerade am Anfang gibt es einige Details zu der Politik und man kann genau nachvollziehen, welche Handlungen der Regierungen nötig waren, um den Krieg unvermeidbar zu machen. Nach diesen anfänglichen Informationen habe ich darauf gehofft, dass sich die Details zum Kriegsgeschehen und der politischen Lage fortsetzen. Doch ab einem bestimmten Punkt ist der Krieg vollkommen ausgeblendet und findet nur noch wenig Erwähnung. Es befinden sich zwar Männer der Armee auf der Insel, selten werden mal Sorgen genannt, mir ist das alles zu wenig. Scheinbar gibt es nur wenig Angst vor dem Kommenden und die Bevölkerung lebt fast so weiter, als hätte es das Einberufen von Männern, sowie die Kriegserklärungen nie gegeben. In dieser Hinsicht bin ich schon ein wenig enttäuscht und hatte mehr erwartet.

Die Protagonisten waren recht abwechslungsreich dargestellt. Es gibt Menschen mit verschiedenen Charakteren, Hoffnungen und Zielen, was ein breites Bild entstehen lässt. Viele haben ein paar Geheimnisse und nur selten täuscht man sich in einem Menschen. Und genau das hat mich etwas gestört. Es findet eine Einteilung in gut und böse statt, ein Zwischending gibt es nicht. Und es passiert auch nie, dass sich ein Protagonist stark verändert und eine Entwicklung durchläuft. Im Grunde gehen alle, bis auf eine Ausnahme, so raus wie sie schon am Anfang gestartet sind, nur gibt es plötzlich weniger Geheimnisse.
Lediglich die Hauptprotagonistin Aletta wird ein anderer Mensch und erlebt einiges, was sie noch stärker und reifer macht. Sie war auch mit Abstand der am kräftigsten gezeichnete Charakter und sie lernt man auf den 431 Seiten am besten kennen. Ich fand Aletta in Ordnung, sie ist ein sympathischer Charakter und entwickelt sich stetig weiter. Trotzdem fand ich zu ihr nie so einen Zugang, wie ich es mir gewünscht habe. Es hat sich ein wenig so angefühlt, als würde sie auf einem Podest stehen und ich schaue zu ihr hinauf. Was ich schade finde, denn ab und an taucht eine ganz andere, bodenständigere Seite auf, die mir deutlich besser gefällt.
Obwohl Aletta viel Wert daruaf legt, auf Sylt als eine normale Person angesehen zu werden, macht sie sich doch zu viele Gedanken über ihr Auftreten und die Wirkung auf andere. Und genau deshalb wirkt sie leider ab und an ein wenig abgehoben...

Fazit:
Im Grunde hat mir dieser zweite Band der Sylt-Reihe schon deutlich besser gefallen und ich habe das Buch auf jeden Fall mit mehr Interesse gelesen. Für mich hat es leider doch einige kleine Schwachstellen, die mich beim lesen regelmäßig gestört haben. Und aus diesem Grund kann ich auch hier leider nicht mehr als vier Sterne geben, was ja trotzdem gut ist. Aber es ist halt nicht perfekt. Ich bin gespannt auf den dritten Band, den ich sehr wahrscheinlich im Juli lesen werde und hoffe, dass er das Highlight der Reihe wird und mich vollkommen überzeugen kann.

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