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Veröffentlicht am 31.07.2020

Grit Landau lässt den Herbst 1922 auf Sardinien lebendig werden

Die sardische Hochzeit
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Mit „Die sardische Hochzeit“ legt die in Nordrhein-Westfalen lebende Autorin Grit Landau, die unter Pseudonym schreibt, ihren zweiten belletristischen Roman vor. Wie in ihrem ersten Buch „Marina, Marina“ ...

Mit „Die sardische Hochzeit“ legt die in Nordrhein-Westfalen lebende Autorin Grit Landau, die unter Pseudonym schreibt, ihren zweiten belletristischen Roman vor. Wie in ihrem ersten Buch „Marina, Marina“ hat ihre Liebe zu Italien sie dazu inspiriert, die Erzählung auf Sardinien spielen zu lassen. Verbunden ist der Roman auch mit ihrem historischen Interesse, so dass mich die Handlung in die 1920er Jahre zurückführte. Umspielt wird die Geschichte von einer Spur Mystik, die sich auch in Einschüben vor jedem Kapitel wiederfindet, denn Grit Landau beschreibt dort sagenumwobene sardische Gestalten und heidnische Bräuche, die auf Sardinien ausgeübt werden. Das führt zu einem besseren Verständnis des Lesers für die handelnden Figuren und ihrer Handlungen.

Der Ligurier Leo Lanteri, wird von seinem Vater, dem Besitzer einer Olivenplantage, nach Sardinien geschickt um dort nach einer speziellen Olivensorte zu suchen. Er hat im Ersten Weltkrieg an vorderster Front gekämpft und dabei ein Trauma erlitten, dass ihm immer noch Alpträume beschert. Schon auf den ersten Seiten wird deutlich, dass der Grund nur vorgeschoben ist und Leo die Reise eigentlich nur Antritt, damit tödlich verlaufene mit einem Faschisten vertuscht werden kann.

Unterdessen bereitet sich Gioia Soria, die Tochter des Besitzers eines Landguts bei Sassari, auf ihre Hochzeit mit Gavino vor, dem Sohn einer alteingesessenen sardischen Familie, die Pferde züchtet. In Sardinien formieren sich die Faschisten und auch Gioia Vater hängt dieser politischen Richtung an. Schon sehr bald verbindet Gioia mit Leo mehr als nur die Liebe zur Jazz-Musik.

Die Familie Lanteri verbindet die beiden Romane von Grit Landau. Leo ist der Großvater einer der Protagonisten im Buch „Marina, Marina“, doch beide Erzählungen sind unabhängig voneinander. Die Ankunft von Leo auf Sardinien und die Vorbereitungen der Hochzeit laufen in parallelen Erzählsträngen. Als Leser entstand für mich ein Bild von Sardinien in einer bewegten Zeit, kurz vor der Machtübernahme durch Mussolini. Die Faschisten gewannen auch auf Sardinien immer mehr Anhänger. Ohne, dass sich die Politik zu sehr in den Vordergrund drängt, versteht die Autorin es bestens, die Stimmung einzufangen und die Spannungen, die sich auf verschiedene Weise offen kundtun, wiederzugeben. Sie verdeutlicht, dass Gioia auch als selbstbewusste Frau mit Sinn für das Moderne entsprechend der Konventionen ihrer Zeit zu handeln hat.

Grit Landau hat für ihren Roman zwei Familien kreiert, die typischen Beschäftigungen nachgehen, die bis heute auf Sardinien zu finden sind: dem Olivenanbau und -verarbeitung und der Pferdezucht. Immer wieder lässt sie italienische Wörter einfließen, die für ein besonderes Flair beim Lesen sorgen. Ihre Liebe zur Musik findet sich in den Schwärmereien für Lieder von Gioia und Leo wieder, die am Ende des Buchs gelistet sind. Dort gibt es auch Anmerkungen zu Essen und Trinken, ein Glossar zu sardischen und italienischen Begriffen und eine Literaturliste, deren Bücher es ermöglichen, sich weiter mit Land und Leuten zu beschäftigen.

Der Roman „Die sardische Hochzeit“ von Grit Landau lässt dank der sehr guten Recherche der Autorin die Zeit im Herbst 1922 auf Sardinien, während Mussolini nach der Macht in ganz Italien griff, lebendig werden. Ihre Charaktere agieren realistisch und vorstellbar. Eine unerwartete Wendung zum Ende hin sorgt dafür, dass sich im Leben der Protagonisten vieles verändert und mich überraschte. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 24.07.2020

Thematisch ungewöhnlich

Das Gartenzimmer
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Das Gartenzimmer“ im gleichnamigen Roman von Andreas Schäfer liegt in der fiktiven Villa Rosen am Rande des Grunewalds. Es ist das erste Gebäude, das die in der Erzählung fiktive Figur des noch jungen, ...

Das Gartenzimmer“ im gleichnamigen Roman von Andreas Schäfer liegt in der fiktiven Villa Rosen am Rande des Grunewalds. Es ist das erste Gebäude, das die in der Erzählung fiktive Figur des noch jungen, ländlich aufgewachsenen und später weltbekannten Architekten Max Taubert im Jahr 1909 entworfen hat. Das Ehepaar Rosen wünscht sich ein Landhaus zur dauerhaften Bewohnung, doch der Idee von Max folgend entsteht ein gegen den Trend der Zeit schnörkelloses Gebäude, das von der Hangseite aus gesehen an die Form eines Schiffs erinnert.

Max hat bereits als Junge in der Werkstatt des Vaters an Klötzen geschreinert, die er gerne vor seinem Auge in die Umgebung eingegliedert hat. Fast hundert Jahre nach seinen Bemühungen steht Luis Lekebusch, der Sohn der aktuellen Besitzer, als stiller unbemerkter Zuhörer vor dem Haus und lauscht auf die eindeutigen Geräusche seines Vaters mit einem anwesenden weiblichen Gast im Zimmer über ihm. Für die Familie Lekebusch wird der Tag von besonderer Bedeutung sein, weil er vieles im Leben der Familienmitglieder verändert. Doch im Innern des Hauses haben sich im Laufe der Zeit seit seiner Erbauung viele bemerkenswerte Geschehnisse mit weitreichenden Folgen ereignet. Und auch wenn es über einige Jahre leer gestanden hat und erst durch die Lekebuschs wiederentdeckt wurde, streckt sich mit unheimlicher Macht seine frühere Bedeutung bis in die Gegenwart. Das Gartenzimmer wird dabei zwischenzeitlich sogar zum Politikum.

Der Aufbau des Romans lässt sich ein wenig mit dem des Hauses vergleichen: Andreas Schäfer schreibt ruhig und klar auf zwei Zeitebenen, die er gegeneinander versetzt wie die beiden Ebenen des Gebäudes. Wie an Bord eines Schiffes lauern auf die Hauptfiguren so manche Gefahren. Seine Charaktere beschreibt der Autor detailliert, mit unterschiedlichen Ansichten über das Haus, die manchmal konträr zueinanderstehen und zu Konflikten führen. Durch die Nebenfiguren bindet der Autor die zur jeweiligen Zeit passenden aktuellen Themen mit ein und zeigt dadurch einen Wandel in Kunst, Politik und Konventionen. Er hat von Anfang verstanden, mich mit der Begeisterung des Architekten für sein Werk und der Bewunderung des Ehepaars Rosen für ihr Heim zu umgarnen, mich weiter mit der Zweckentfremdung des Gartenzimmers im Zweiten Weltkrieg zu verstören und mich schließlich mit der Renovierung durch das Ehepaar Lekebusch zu versöhnen.

Der Roman „Das Gartenzimmer“ von Andreas Schäfer ist thematisch ungewöhnlich und bietet bewegende und berührende Unterhaltung. Die geschilderten Ereignisse im und um das Haus und seiner Nutzer bleiben in Erinnerung. Gerne vergebe ich hierzu eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 24.07.2020

Realistisch erzählte, abwechslungsreich gestaltete und mit viel Feingefühl geschriebene Kurzgeschichten

Abschiedsfarben
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Im Buch „Abschiedsfarben“ von Bernhard Schlink vereinen sich neun Kurzgeschichten mit ganz unterschiedlichen Aspekten und dennoch bergen sie jede für sich eine Art des Abschiednehmens. Für mich ist der ...

Im Buch „Abschiedsfarben“ von Bernhard Schlink vereinen sich neun Kurzgeschichten mit ganz unterschiedlichen Aspekten und dennoch bergen sie jede für sich eine Art des Abschiednehmens. Für mich ist der Begriff mit Traurigkeit verbunden, aber schon bald nach Beginn des Lesens bemerkte ich, wie geschickt der Autor seine Geschichten sprachlich führt und dabei Höhen und Tiefen erreicht. Er vermag es, jede Stimmungslage in Worte zu fassen und dem Leser zu vermitteln.

So schaut denn beispielsweise in der ersten Erzählung der Protagonist zurück auf die Beerdigung von ihm lieb gewesenen Verstorbenen bis seine Gedanken abschweifen zu einer Rechtfertigung vor sich selbst mit seinem schlechten Gewissen, hin zum Verrat des besten Freunds. Der Wandel ist überaus interessant und überraschend. Auch die zweite Story erstaunt mit einem Dreh, der schließlich eine Liebe offenbart, die nicht sein konnte. In den Geschichten geht es um Kränkung, ums Hinhalten in der Liebe, um das Ringen für Vergebung, um Raffinesse, Erwartungen und Enttäuschungen.

Den Erzählungen ist neben dem Abschied nehmen gemein, dass sie sich alle um die Liebe drehen, zum Partner, zum Bruder, zur Mutter oder auch zu jemandem, der einem unerreichbar erscheint. Bernhard Schlink ist ein guter Beobachter, der Menschen in den verschiedensten Lebenslagen und jeden Alters in seine Geschichten einbindet. Mit sehr viel Feingefühl findet er sich in seine Figuren ein und schildert deren Gedankengänge und Beweggründe. Die Erzählungen sind realistisch, abwechslungsreich und in einer klaren Sprache geschrieben. Mir hat das Lesen sehr viel Freude gemacht und gerne bin ich den Charakteren durch gute und schlechte Zeiten gefolgt. Ich fühlte mich bestens unterhalten und darum empfehle ich das Buch sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 16.07.2020

Berührende Erzählung

Ein neuer Himmel
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Die Geschichte „Ein neuer Himmel“ von Margit Steinborn nahm mich mit in die Vergangenheit. Es ist der erste Roman der Autorin. Er spielt in den Jahren 1933 bis 1952. Ich begegnete der Protagonistin Hannah ...

Die Geschichte „Ein neuer Himmel“ von Margit Steinborn nahm mich mit in die Vergangenheit. Es ist der erste Roman der Autorin. Er spielt in den Jahren 1933 bis 1952. Ich begegnete der Protagonistin Hannah zu Beginn des Romans mit ihrer dreijährigen Tochter Melina an der Hand, während sie auf dem Weg von Berlin zu dem kleinen fiktive Dorf Erlenthal in der Nähe von Würzburg ist. Die beiden sind sich innig zugetan, auf die gleiche Weise wie das Coverbild Mutter und Tochter im Umgang miteinander zeigt.

Es ist April 1939 als Hannah vor den sich mehrenden Judenverfolgungen in Berlin aufs Land flüchtet. Sie hat als Lehrerin für Deutsch und Musik gearbeitet, aber zuletzt ihre Anstellung verloren. Angehörige hat sie keine mehr und ist alleinerziehend. Auf dem Sandnerhof in Erlenthal, findet sie eine freundliche Familie, die ihr Kost und Logis gegen entsprechende Mithilfe bietet. Lässt sich ihre jüdische Herkunft weitestgehend im Umfeld verbergen, so treten doch die Gräueltaten, die die Regierung an den Juden in Deutschland verübt, immer mehr an die Öffentlichkeit. Hannahs Angst vor einer Deportation wird ständig größer. Unterdessen macht Peter Hagen, der Vater von Melina, der nicht von der Existenz seiner Tochter weiß, Karriere im Reichsministerium. Seine Liebe zu Hannah ist ungebrochen und seine Kenntnis vom Holocaust bringt sein Gewissen in Zwiespalt.

Margit Steinborn bleibt nah an ihren Figuren. Zwar fokussiert sie auf Hannah und Peter in ihren Beschreibungen, doch insgesamt bindet sie deren Geschichte in die historischen Ereignisse der damaligen Zeit ein, in die beide auf ihre Weise involviert sind. Anhand der beiden Figuren zeigt sie deutlich unterschiedliche Seiten eines Lebens während der Zeit des Nationalsozialmus. Hannah steht exemplarisch für alle Menschen, die sich, mit Ausnahme ihres Glaubens, nicht von ihren Mitbürgern unterschieden, über die aber unsägliches Leid aufgrund gesellschaftspolitischer Entscheidungen gekommen ist. Demgegenüber steigt Peter durch die Möglichkeiten, die sich ihm aufgrund der Linientreue zum Regime bieten, beständig auf der Karriereleiter nach oben.

Die idyllische Landschaft, in die der Sandnerhof gebettet ist und das harmonische Bild der Familie, in die Hannah und Melina aufgenommen werden, sowie deren Hilfe und Verständnis, lassen den Gegensatz zu den unruhigen Zeiten besonders stark hervortreten. Die Autorin zeichnet ihre Figuren liebevoll und ihre Handlungen sind nachvollziehbar begründet. Vor allem Hannah ist ein Sympathieträger, auch wenn ihr Verhalten nicht immer rational ist, so kämpft sie doch immer für das Wohl ihrer Tochter, das für sie im Vordergrund steht.

Die Geschichte des Zweiten Weltkrieg ist hinlänglich bekannt und dennoch sind die Schilderungen der Verbrechen in Zusammenhang mit der Judenverfolgung, auch wenn sie wie im vorliegenden Fall fiktiv sind, bedrückend und bewegend. Mit ihrem Roman „Ein neuer Himmel“ schaffte Margit Steinborn es, mich mit ihrer Erzählung zu berühren und für die Figuren auf ein gutes Ende zu hoffen. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

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Veröffentlicht am 07.07.2020

Abwechslungsreich erzählte, durchgehend unterhaltsame Geschichte

Time to Love – Tausche altes Leben gegen neue Liebe
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Der Roman „Time to Love – Tausche altes Leben gegen neue Liebe“ der Engländerin Beth O’Leary basiert auf der Idee, dass eine auf dem Land lebende Großmutter mit ihrer Enkelin, die in London wohnt, für ...

Der Roman „Time to Love – Tausche altes Leben gegen neue Liebe“ der Engländerin Beth O’Leary basiert auf der Idee, dass eine auf dem Land lebende Großmutter mit ihrer Enkelin, die in London wohnt, für einige Wochen die Unterkunft tauscht. Damit verbunden ist auch die Übernahme der Aufgaben, die beide in ihrem Umfeld alltäglich erledigen.

Leena, eine Kurzform von Eileen, ist 29 Jahre alt und arbeitet als Senior Consultant in London. Seit dem Tod ihrer Schwester hat sie sich in ihre Arbeit vergraben. Dem Stress ist sie nicht gewachsen, ihre Erschöpfung tritt zutage, woraufhin ihr eine zweimonatige Auszeit vorgeschrieben wird. Ihre Großmutter Eileen sitzt derweil in einem kleinen Dorf mit nicht einmal zweihundert Einwohner und sehnt sich nach einem neuen Lebenspartner. Leena kommt auf die Idee, mit ihrer 79 Jahre alten Oma die Wohnungen zu tauschen, wodurch sie sich auf dem Land erholen kann, während Eileen in London mehr Möglichkeiten hat, einen Mann zu daten.

Beth O’Leary schaffte es in ihrem Roman, eine ganz besondere Erwartung bei mir zu schüren. Es ist ein ungewöhnlicher Tausch, den Leena und Eileen vornehmen und ich war gespannt, ob beide die vorgesehenen Wochen in ihrer neuen Rolle absolvieren werden. Der Beginn ist ungewohnt, doch mit viel Idealismus finden sie sich zurecht und entwickeln darüber hinaus neue Ideen, die sie nicht zögern mit viel Engagement in die Tat umzusetzen. Hilfe erhält Eileen dabei von Nachbarn und Freunden ihrer Oma, die für manche Ablenkung dankbar sind. Aber auch in London zeigt sich, dass Eileen durch ihre charmante Art bei den Mitbewohnern und Eileens Freunden einiges bewirken kann. Das ist herzerfrischend. Beide wachsen an ihren neuen Erfahrungen.

Immer wieder blitzt aber auch die Traurigkeit über den Tod ihrer Schwester bei Eileen durch, der auch zu Missverständnissen in der Familie geführt hat durch unterschiedliche Ansichten über ein würdiges Sterben. Die Autorin zeigt, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, zu trauern. Und natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz, und zwar sowohl bei Leena wie auch bei Eileen mit damit verbundenen Irrungen und Wirrungen. Die Charaktere sind eigenwillig, manchmal kauzig, manchmal forsch und immer wieder überraschend.

Insgesamt ist „Time to Love“ von Beth O’Leary eine abwechslungsreiche, durchgehend unterhaltsame Geschichte mit vielen amüsanten Szenen in die immer wieder einige tiefsinnigere eingestreut sind. Gerne vergebe ich hierfür eine Leseempfehlung.

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