KD Pratz und der kleinkarierte Kulturalltag
Ein Mann der KunstFaszinierend, wie unsere Steuergelder verbraten werden. Dieses Mal nicht für Industriehallen die dann brach liegen oder ewige Flughafenbauten oder Autobahnen, die ins Nichts führen. Dieses Mal für den ...
Faszinierend, wie unsere Steuergelder verbraten werden. Dieses Mal nicht für Industriehallen die dann brach liegen oder ewige Flughafenbauten oder Autobahnen, die ins Nichts führen. Dieses Mal für den Bau eines Museumsgebäudes. Eigentlich etwas Positives. Für Kunst haben Regierungen nie viele Mittel übrig. Aber da überbieten sich zwei Staatsfunktionäre mit Millionen, die sie ja nicht aus eigener Tasche bezahlen müssen, einfach um gut da zu stehen und den anderen zu überbieten. Den Kuratoren und Förderverein des Museums Wendevogel kann es nur recht sein. Und weil der Neubau einem noch lebenden Künstler gewidmet sein soll und der Förderverein sich aber darüber nicht einig ist, wird eine Busfahrt zur Burg ebendieses Künstlers organisiert. KD Pratz, der Künstler, lebt zurückgezogen auf einer Burg am Rhein. Vom Künstlerzirkus und dem ganzen kleinkarierten Gehabe und Getue will er nichts wissen. Und ausgerechnet auf ihn trifft nun eine ganze Busladung solcher Kunstförderer und selbsternannter Kunstkenner. Herrlich. Was als „Bildungsbürgerbespaßung“ beginnt, endet mit einem sehr engagierten Künstler der hingebungsvoll alle Werke seiner letzten Jahre, die bisher noch nie jemand zu Gesicht bekommen hat, vernichtet. Und der gesamte Förderverein hilft ihm dabei.
Ich habe die Sprache in diesem Buch geliebt. Einerseits einfache, schlichte Narration, mit angenehm lesbaren Sätzen, andererseits die hoch gestochenen Diskurse der Förderverein Mitglieder oder des Kurators Michael Neuhuber. Begriffe wie „Neo-Brutalismus“ in der Architektur, der „abstrakt-skulpturale Charakter“ eines Baus. (Seite 130) oder „Gegenständlichkeit in der Moderne, Gegenständlichkeit nach der großen Unterbrechung durch die abstrakte Kunst“ (Seite 132) fallen locker und wirken gekünstelt und überheblich. Der Redner will nicht das Werk loben, sondern seine eigene Überlegenheit vor den anderen, die nicht eines solch geschraubten Wortschatzes mächtig sind. Ich habe diese Reden genossen. Sie erinnern mich sehr an einige Vernissagen, wo die Redner keinen einfachen Satz zusammenkriegten, lauter künstlerisches Geschwafel.