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Veröffentlicht am 29.07.2020

"Coming out"-Roman, eingebettet in eine fantastische Erzählung

Rowan & Ash
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Der Weg von Rowan O'Brien ist seit langer Zeit vorherbestimmt: In einem Jahr wird er Alyss heiraten, die Kronprinzessin des Inselreichs Iriann. Und eigentlich läuft auch alles gut, die beiden verstehen ...

Der Weg von Rowan O'Brien ist seit langer Zeit vorherbestimmt: In einem Jahr wird er Alyss heiraten, die Kronprinzessin des Inselreichs Iriann. Und eigentlich läuft auch alles gut, die beiden verstehen sich blendend und Rowans Vater erhofft sich von dieser Verbindung gewisse Vorteile. Allerdings geht Rowan ein junger Mann nicht mehr aus dem Kopf, welchen er vergangenen Sommer kennenlernte: Ash, Königssohn des Nachbarreiches. Und Gerüchten zufolge an Männern mehr interessiert als an Frauen. Als Rowan Ash wiedersieht, stürzt er in ein gewaltiges Gefühlschaos. Getrieben zwischen Pflichtgefühl und dem Ruf seines Herzens muss er sich entscheiden, welchen Weg er für sein weiteres Leben einschlagen will.
Rowan & Ash ist eine gefühlvolle "Coming out"-Geschichte eines jungen Menschen, kombiniert mit einer Fantasystory. Erzählt wird das Buch komplett aus Rowans Sicht, man erfährt von seinen Gedanken und Emotionen ebenso wie ein paar Details aus seinem früheren Leben. Vom Typ her ist er eher etwas ruhiger, besonnener und hat stark damit zu kämpfen, dass er scheinbar durch seine Gefühle Ash gegenüber aus der für ihn zugedachten Rolle fällt. Neben der Angst, wie andere auf seine Neigung reagieren könnten, machen ihm seine politischen Verpflichtungen schwer zu schaffen, welche zwischen den Eltern von Alyss und Rowan vor langer Zeit ausgehandelt wurden. Dieses emotionale Dilemma, welches in Rowan herrscht, ist im Roman sehr einfühlsam und verständlich beschrieben und gefiel mir wirklich gut. Ich denke, vieles davon ließe sich auch auf Personen in unserer Zeit übertragen, insbesondere die Angst vor Ablehnung durch die anderen bei einem Coming out.
Der zweite Handlungsstrang des Romans ist märchenhaft-fantastisch. Das Land Iriann wird von der schwarzen Königin bedroht, welche einer Sage nach im Dauerschlaf in ihrem einst durch Magie zerstörten Schloss liegt, aus welchem immer wieder Schattenkreaturen entkommen und die Bevölkerung angreifen. Ebenso können diese Wesen eine magische Krankheit übertragen, gegen welche die Magier des Landes noch kein Heilmittel gefunden haben. Zudem gibt es magische Artefakte und Rowans beste Freundin Raven hat das seltene Glück, als eine von wenigen Frauen in der noch männerdominierten magischen Akademie ausgebildet zu werden. Sowohl die Sage von Iriann über die schwarze Königin als auch die magischen Artefakte gefielen mir von der Idee her sehr gut. Ebenfalls hat der Autor mit Alyss, Raven sowie einigen weiteren Frauen ein sehr schönes Frauenbild kreiert: Hier sind die Frauen selbstbewusst, intelligent und auf ihre Art stark und entsprechen einem modernen Frauenbild, welches man sich gern als Vorbild wünscht.
Das Buch zu bewerten ist nicht so einfach, weil es ein wenig davon abhängt, welche Erwartungen man an diesen Roman hat. Der innere Konflikt, mit welchem Rowan zu kämpfen hat, ist wirklich wunderbar dargestellt und sehr schön nachvollziehbar. Ebenso gefiel mir, dass der Autor sich nicht des Fantasyklischees bediente, die Frauen passiv-devot darzustellen, sondern stattdessen starke Frauen für seine Erzählung gewählt hat, mit welchen man sich als Leserin gerne identifiziert. Ein wenig schade ist jedoch, dass der Fantasy-Anteil um die schwarze Königin ein wenig zu sehr im Schatten der Liebesgeschichte um Rowan und Ash steht. Grad weil die Ideen dazu so wunderbar sind, hätte ich mir an dieser Stelle ein wenig mehr gewünscht, um diese Ideen stärker auszureizen. So lag der Fokus doch stark auf der Liebesgeschichte, welche jedoch an sich auch hervorragend ist. Da die positiven Aspekte des Romans in meinen Augen jedoch stark überwiegen, möchte ich dem Roman 4,5 von 5 Sternen geben.
Ein wunderschöner "Coming out"-Roman, eingebettet in eine märchenhafte Fantasystory. Der Fokus liegt hierbei auf den inneren Konflikten, mit denen der Protagonist zu kämpfen hat und welche äusserst gefühlvoll und nachvollziehbar dargestellt sind.

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Veröffentlicht am 17.07.2020

Ein Buch über starke Frauen, die sich gegen eine tyrannische Herrscherin erheben

Töchter der Freiheit
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Die Königin von Avendúr hat sich zu einer despotischen Herrscherin entwickelt, welche jedwedes rebellisches Gedankengut verbrennen und aufständiges Verhalten niederkämpfen lässt. So wurde erst kürzlich ...

Die Königin von Avendúr hat sich zu einer despotischen Herrscherin entwickelt, welche jedwedes rebellisches Gedankengut verbrennen und aufständiges Verhalten niederkämpfen lässt. So wurde erst kürzlich eine studentische Gruppe von Rebellinnen, die Aurenen, unter der Führung von Magistra Loreba Elgyn zerschlagen, deren Hinrichtung kurz bevorsteht. Doch der Widerstand im Volk gegen die grausamen Pläne der Königin wartet bereits im Untergrund darauf, erneut zuzuschlagen, und die Aurenen erstehen schon bald wieder auf, wie der Phönix aus der Asche.
Dieses Buch hat mich stark positiv überrascht. Eine überaus komplexe und facettenreiche Erzählung mit mehreren hervorragend ausgearbeiteten Charakteren, jeder mit seinen eigenen Schwächen und Fehlern, die eine Strategie erarbeiten, die Königin zu besiegen. Neben der kleinen Gruppe der Aurenen, den Töchtern der Freiheit, gibt es weitere Rebellen, zu denen z. B. Lyonel gehört, der offiziell verstorbene Bruder der Königin. Zudem gibt es eine Art uralte Magie, welche nur Auserwählten vorbehalten ist und deren überaus interessante Hintergründe im Laufe des Romans erläutert werden.
Vom Stil her ist der Roman so aufgebaut, dass man sich ein wenig Zeit für die Story nehmen sollte. Das Buch ist nichts, um es man schnell durchzulesen, dafür ist es viel zu komplex. Die Autorin hat sich Zeit genommen, wichtige Momente auszukosten, sie so zu beschreiben, dass man sich als Leser komplett in die Situation hinein denken kann. Emotionen und Gedanken spielen hier eine ebenso wichtige Rolle wie Mut und Strategie, ohne auch nur ansatzweise langweilig zu werden. Erstaunt war ich lediglich, dass die angeblich für die Herrscherin so bedrohlichen Aurenen lediglich aus einer handvoll Studentinnen bestanden, ohne weitere Kontakte zu anderen Rebellengruppen in anderen Orten zu haben. Mal ehrlich, wie hätten die paar Leute allein denn jemals was ausrichten können? Abgesehen von dieser kleinen Kritik wirkt jedoch alles wohldurchdacht, nichts ist vorhersehbar und diverse Wendungen sorgen für zusätzliche Spannung.

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Veröffentlicht am 17.07.2020

Düsteres Magie-Abenteuer mit einigen Gewaltszenen

Immernacht
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Larabelle Fox gehört zu den Kindern, die auf der Straße und in der Kanalisation ums tägliche Überleben kämpfen. In ihrer Welt gibt es künstliche Pferde, die über magische Uhrwerke angetrieben werden, ebenso ...

Larabelle Fox gehört zu den Kindern, die auf der Straße und in der Kanalisation ums tägliche Überleben kämpfen. In ihrer Welt gibt es künstliche Pferde, die über magische Uhrwerke angetrieben werden, ebenso wie Magie, welche vom König stark reglementiert wird. Die freien Magier wurden einst auf eine weit entfernte Insel vertrieben und werden nun als Hexen-Feindbild für die Bevölkerung missbraucht. Dabei wohnt die größte Gefahr innerhalb der königlichen Schlossmauern: Mrs Hester, die magische Beraterin des Königs, strebt nach der alleinigen Macht und scheut sich nicht, dafür die gefährliche Immernacht freizusetzen. Als Schlüssel zum Erfolg fehlt ihr nur noch eines: Ein magisches Kästchen, auf dessen Jagd der Mann ohne Schatten für sie ist. Als Lara dieses Kästchen in der Kanalisation findet, hält sie den Schlüssel zur Rettung der Welt in Händen.
Zugegeben, dieses Buch ist ein wenig brutal. Nicht nur, dass in Laras Leben nichts geschönt wird, sondern der Feind schreckt selbst vor Mord nicht zurück. Details werden natürlich keine beschrieben, immerhin ist es ein Jugendbuch. Schockierend ist die ein oder andere Szene trotzdem. Wen das nicht stört, der kann sich auf ein düster-magisches Abenteuer freuen. Hierbei ist Lara eine Tosherin, ein Mädchen, welches davon lebt, Wertgegenstände in der Kanalisation zu finden. Ein wenig enttäuscht war ich darüber, dass für das veraltete englische Wort 'Tosher' keine Übersetzung genommen wurde, so dass ich den Begriff erstmal im Wörterbuch nachschlagen musste. Neben der mutigen Lara ist vor allem Mrs Hester als das personifizierte Böse bemerkenswert, ebenso wie der schattenlose Mann, der in ihren Diensten steht und quasi die Drecksarbeit für sie erledigen muss.
Neben dem ein oder anderen Beispiel an Magie, wie dem magischen Papier, fand ich die Idee der Zauberstäbe ganz gewitzt, welche Pistolen gleich mit magischer Munition geladen werden müssen. Auch die Unterjochung der magischen Bevölkerung sowie die Stimmungmache im gemeinen Volk war sehr gelungen. Ein wenig offen blieb die Erklärung, was genau hinter der Immernacht steckt und wie der Inhalt des besagten Kästchens diese nun wirklich besiegen kann. Etwas schade, weswegen ich in der Bewertung einen halben Punkt abziehe und 4,5 von 5 Punkten vergebe.
Insgesamt ist das Buch ein spannendes und unvorhersehbares Abenteuer, ein Kampf gegen einen fiesen und mächtigen Gegner, der vor Gewalt und Mord nicht zurückschreckt.

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Veröffentlicht am 13.07.2020

Spin off mit zwinkerndem Auge

Rupert undercover - Ostfriesische Mission
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Zugegeben: Sympathieträger ist Hauptkommissar Rupert nun wirklich nicht grad. Macht aber nichts, denn hier bekommt er endlich seinen langersehnten Auftritt. Der Kollege des ostfriesischen Ermittlerteams ...

Zugegeben: Sympathieträger ist Hauptkommissar Rupert nun wirklich nicht grad. Macht aber nichts, denn hier bekommt er endlich seinen langersehnten Auftritt. Der Kollege des ostfriesischen Ermittlerteams um Ann Kathrin Klaasen wird vom BKA gebeten, die Rolle eines Drogenbosses einzunehmen, den sie zufällig dingfest gemacht haben und dem Rupert zum Verwechseln ähnlich sieht. So wollen sie versuchen, den Drogenring erfolgreich zu zerschlagen. Auf die Gefahr hin, in einem Zinksarg, aber immerhin als Held zurück zu kehren, nimmt er den Auftrag an. In seinen Fantasien sieht er sich schon als mächtigen Mann, der von Frauen umschwärmt und von Männern gefürchtet wird. Aber kann er sich wirklich erfolgreich als Kunstkenner und Weinliebhaber ausgeben? Und die größte Herausforderung für den Fan von Currywurst und Pommes: Der Drogenboss ist Vegetarier!
Auch wenn es eine neue Reihe ist, sollte man zumindest eine Ahnung haben, wer Ann Kathrin Klaasen und Rupert sind, also zumindest mal eines der Bücher oder die Filme gesehen haben. Zwar ist das Buch auch ohne Vorkenntnisse verständlich, da Rupert jedoch ein ziemlich eigenwilliger Charakter ist, ist es von Vorteil, ihn bereits zu kennen. Grad Rupert ist ein Typ, bei dem viele wohl sagen würden "Nee, das kannst du doch so nicht schreiben". Glaubt mir: Klaus-Peter Wolf kann! Es war immer wieder unterhaltsam zu lesen, wie jemand, der nun nicht grad die hellste Kerze auf der Geburtstagstorte ist, sich durch brenzlige Situationen mogelt, ohne seine wahre Identität zu verraten. Schließlich will nicht nur das BKA dem Drogenboss ans Leder, sondern auch der ein oder andere Mächtige der Unterwelt. Und wer mit dem Autor und seinen Romanen bereits ein wenig vertraut ist, wird auch ein paar Cameo-Auftritte realer Personen im Buch entdecken.
Rupert undercover ist ein amüsantes Spin off zur Ann Kathrin Klaasen-Reihe, bei dem Spannung und zwinkerndes Auge gleichberechtigte Partner sind.

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Veröffentlicht am 03.05.2020

Wenn dich die dunkle Variante der Realität zu sich ruft

Darker Things
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Die 17-jährige Lejla wurde dazu verdonnert, den Sommer über illegale Graffitis zu beseitigen als Strafe für eine Tat, welche sie gar nicht begangen hat. Hilft alles nichts, da muss sie nun durch. An einem ...

Die 17-jährige Lejla wurde dazu verdonnert, den Sommer über illegale Graffitis zu beseitigen als Strafe für eine Tat, welche sie gar nicht begangen hat. Hilft alles nichts, da muss sie nun durch. An einem Nachmittag wird sie jedoch bei ihrem "Sommerjob" von einem düsteren Typen recht ruppig vertrieben, der sich dort mit jemandem treffen will. Als sie sich kurz darauf wieder an den Ort traut, stellt sie erschrocken fest, dass nun die gesamte Wand besprayt ist: Mit der Skyline von Basel, nur in einer deutlich zerstörteren Version. Merkwürdig nur, dass ihre beste Freundin Endra das Bild nicht sehen kann. Kurz darauf beginnen Lejlas Visionen der Zerstörung ihrer Stadt, welche anschließend eintreffen. Stets taucht dieser Fremde kurz vorher auf. Hat er etwas mit der Sache zu tun? Oder zieht Leyla selbst die Zerstörung an? Und was hat es mit der Dunkelwelt auf sich und der Geheimgesellschaft, welche fortan Jagd auf sie macht? Lejla flieht - in die Dunkelwelt...
Das Buch ist sowohl aus Lejlas Sicht wie auch aus der des Fremden erzählt. Inhaltlich wird man langsam an die Story herangeführt, lernt Lejla und ihre Freundin kennen, ebenso wie den Fremden, der natürlich auch einen Namen hat. Dabei ist Lejla eine angenehm umgängliche Person, kein zickiger Teenager, der einem auf die Nerven geht. Und beim Fremden zeichnete sich mir schnell das Bild eines Bad Boys ab, der längt kein Bad Boy mehr sein will und nicht so schlecht ist, wie es zunächst scheint.
Die Idee der Dunkelwelt, was sich dahinter verbirgt und welche Rolle diese spielt, hat mir sehr gefallen, ebenso die Hintergründe der Geheimgesellschaft. Stilistisch hat die Autorin recht viele Details eingebaut, welche die Story auf eine angenehme Geschwindigkeit bremsen und dadurch alles für mich greifbarer machten. So konnte ich mir die Personen ebenso gut vorstellen wie die Umgebung, vor allem die Dunkelwelt war recht anschaulich beschrieben.
Wer ein Buch voller Action und einer übertoughen Protagonistin erwartet, wird sich vielleicht im Buch nicht ganz wohl fühlen. Ich empfand es vielmehr als ein Wohlfühlabenteuer mit zwei sympathischen Hauptcharakteren, welches zwar in sich abgeschlossen ist, aber aufgrund der Dunkelwelt die Möglichkeit einer Fortsetzung offenlässt.

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