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Veröffentlicht am 16.08.2020

Krimi in Japan!

Böse Absichten
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Der bekannte und berühmte Schriftsteller Kunihiko Hidaka will mit seiner Ehefrau Rie nach Vancouver auswandern. Am Abend des Wegzuges übernachtet Hidaka noch einmal in seinem Haus in Japan. Seine Frau ...

Der bekannte und berühmte Schriftsteller Kunihiko Hidaka will mit seiner Ehefrau Rie nach Vancouver auswandern. Am Abend des Wegzuges übernachtet Hidaka noch einmal in seinem Haus in Japan. Seine Frau und sein Freund aus Kindertagen, Osamu Nonoguchi, finden ihn am nächsten Tag tot im Wohnzimmer. Kommissar Kyochiro Kaya ermittelt und macht schon bald den Mörder dingfest. Nur das Motiv liegt lange noch im Dunkeln. Doch Kaya gibt keine Ruhe, bis er herausfindet, weshalb der Bestsellerautor sterben musste.

Diese Geschichte spielt in Yokohama in Japan. So tragen natürlich alle Figuren japanische Namen und ich musste sehr konzentriert lesen, damit ich die mir nicht geläufigen Namen nicht durcheinander bringe. Nur schon bei einem Geschwisterpaar, das Massaya Fujio und Myako Fujjia heisst, musste ich ständig überlegen, wer denn nun männlich und wer weiblich ist. So kam es vor, dass ich zurück blättern musste um nachzusehen, wer denn nun aktuell gemeint ist.

Die Geschichte ist natürlich auch japanisch geprägt, da der Autor, Keigo Higashino in Japan lebt und arbeitet. Allerdings bekommt man die japanische Kultur nur am Rande mit, wie eine japanische Beerdigung oder Masseinheiten in Japan. Was immerzu durchdrückt ist die Hierarchie in der Ehe, sowie auch die Unterwerfung der Frau in Japan. So denkt Nonogouchi zum Beispiel Seite 17: " Ich hatte keine Gefährtin wie Rie und musste selbst die Türe öffnen, wenn es klingelte."
Durch den Schreibstil, der behäbig und umständlich ist, werden Dialoge leicht schleppend.

Zum kriminalistischen Seite: Blut oder brutale Beschreibungen findet man in dieser Story nicht. Der Start ins Buch ist grundsolide. Mord - Ermittlungen - Verdächtige. Ein paar falsche Spuren werden eher halbherzig gestreut. So richtig ernst nehmen konnte ich diese nicht.

Überraschenderweise ist der Mörder Mitte Buch verhaftet und von nun an, wird nur noch das Motiv gesucht. Denn der Ermittler will unbedingt wissen, weshalb der Schriftsteller ermordet wurde. Ab da wurde es leicht langatmig, denn vieles dreht sich um die Schriftstellerei, was den Krimi aufs Abstellgleis beförderte. Allerdings wartet die Story auch mit einer überraschenden Wendung auf, deren Thematik mir gefallen hat. So fiel es trotz Langatmigkeit leicht, an dem Buch dran zu bleiben und es zu beenden.

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Veröffentlicht am 18.07.2020

Zäher Start!

Nur noch ein bisschen Glück
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Stella ist 28 Jahre alt, als ihr Freund fremd geht. Da sie nicht nur bei ihm gewohnt, sondern auch gearbeitet hat, ist sie von einer Minute auf die andere : Betrogen - obdachlos - arbeitslos.
Im Haus ihrer ...

Stella ist 28 Jahre alt, als ihr Freund fremd geht. Da sie nicht nur bei ihm gewohnt, sondern auch gearbeitet hat, ist sie von einer Minute auf die andere : Betrogen - obdachlos - arbeitslos.
Im Haus ihrer Grosseltern in Laholm will sie über ihr Leben nachdenken und zur Ruhe kommen. Schnell ist für sie klar, dass sie nun ihr grosses Ziel, in New York Karriere zu machen, vorantreiben wird. Denn dieses Ziel hat sie, zugunsten ihres Exfreundes Peder, auf Eis gelegt.
Ganz und gar gegen ihre Natur als typisches Grossstadtkind fühlt sich Stella jedoch wohl in dem kleinen schwedischen Kaff. Ob das an dem Biobauern liegt, der Stella ausnehmend gut gefällt?

Stella machte im ersten Drittel des Buches nicht gerade einen guten Eindruck auf mich. Die Grossstädterin aus Stockholm ist sehr oberflächlich. Sie interessiert sich eigentlich nur für drei Dinge : Kleider, Mode und ihr Aussehen! Auf den ersten Seiten bestätigt sich mein Eindruck durch Aussagen wie " Sie liebt ihre Channel Tasche mehr als das eigene Leben".
Tatsächlich reist sie aufs Land mit " Unterwäsche, Schminke und ihrer Kreditkarte ". Ausgestattet mit der berüchtigten Channel Tasche und High Hells.
Sehnt sich, einmal in dem Häuschen angekommen, nach Haarpflegemittel und Glätteisen für ihre Haare. Da war ich nahe dran, das Buch abzubrechen.

Zum Glück hat die Autorin ihrer Protagonistin dann doch noch Tiefe eingehaucht. Stella wird vielschichtiger, offener und auch sozialer. Sie ist gegen Mitte Buch nicht mehr nur auf sich und ihre teuren Accessoire fixiert. Sondern kümmert sich um Tiere, die Nöte einer pubertierenden 15-jährigen und das Leben ihrer Mitmenschen.

Und dann kommt Thor, der Biobauer, ins Spiel. Die Differenz zwischen den beiden könnte nicht grösser sein. Ihr Leben, ihr Denken, ihre Lebensziele sind wie Feuer und Wasser. Und es kommt, wie es kommen muss und daran gibt es praktisch nie Zweifel. Die beiden kommen sich näher, was sehr vorhersehbar war. Die Liebe kommt relativ schnell ins Spiel, danach gleicht die Handlung lange einem Katz und Maus Spiel. Bis endlich geschieht, was sie schon von Beginn weg wollten. Diese Passagen erinnern an einen Erotikroman. Ich war froh darüber, dass die Autorin doch noch einige Stolpersteine eingebaut hat. Denn so wurde die Story abwechslungsreicher.
Die wenigen Figuren machen es einfach den Überblick zu behalten. Jede Figur hat seine Berechtigung und es wurde nicht künstlich aufgebauscht.

Der Schreibstil hat meiner Meinung nach einige Schwächen. So liest man immer wieder Sätze, deren Formulierung sperrig wirken. Wie : " Ihre dramatischen Farben verrieten ihre Herkunft " ( Stellas Vater stammt aus Indien). Oder " Wirft ihr einen Blick zu, der sie direkt im Lustzentrum trifft". Aber auch : Ich ( Thor) bin völlig unbeweibt ".
Die Geschichte handelt in Schweden, könnte jedoch überall sein. Es werden weder schwedische Spezialitäten, noch die schwedische Landschaft oder Bräuche gross erwähnt.
Zum Glück sind die Themen, die behandelt werden, nicht nur Anziehungskraft, Schminke und Kleidung. Dank Thors jugendlicher Tochter Juni, finden auch Themen wie Feminismus, vegetarische Ernährung und Mobbing Platz.
" Nur ein bisschen Glück " ist unterhaltsam. Nach einem eher zähen Start findet man doch noch Tiefgang und Romantik.

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Veröffentlicht am 14.06.2020

Immer diese Geräusche!

Die Liebe fällt nicht weit vom Strand
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Sophie Petersen träumt vom mintfarbenen Foodtruck, in dem sie kochen und ihre Gäste kulinarisch verwöhnen kann. Doch das Leben hält sich nicht an ihre Träume und so steht Sophie am Empfang der grossen ...

Sophie Petersen träumt vom mintfarbenen Foodtruck, in dem sie kochen und ihre Gäste kulinarisch verwöhnen kann. Doch das Leben hält sich nicht an ihre Träume und so steht Sophie am Empfang der grossen Filmfirma Triversal in Hamburg. Ihr Freund Tim macht Karriere und sieht seine Freundin ganz und gar nicht in einer anspruchsvolleren Tätigkeit. Als Sophie vom Fleck weg als Marketingleiterin für einen Film engagiert wird, ahnt sie noch nicht, dass sich ihre Träume ein Stück weit erfüllen. So kann sie in Dänemark nicht nur das Film - Catering übernehmen, sondern lernt auch noch einen geheimnisvollen Mann kennen.


In dieser Geschichte bekommt der Ausdruck " auf das Bauchgefühl hören " eine ganz neue Dimension. Denn Sophie spürt körperlich, ob etwas passt oder nicht. Weil ihr Bauch rebelliert und der Reizdarm kund tut, wenn was in ihrem Leben schief läuft.

Im Verlauf der Geschichte mausert sich Sophie von der unsicheren, angepassten und genügsamen Frau zu einer selbstbewussten und für ihre Ziele einstehenden Figur. Dabei darf man besonders die Karrieresprünge von Sophie nicht zu sehr hinterfragen. Denn die sind entweder Zufällen oder aber einem etwas einfach gehaltenenen Plot geschuldet. Durch die verschiedenen Karriere Entwicklungen, bei denen sogar Sophie's mürrischer Chef mitspielt, war ich rasch genervt. Erst ist Sophie Empfangsdame und wird dann ruckzuck zur Marketingchefin in Dänemark. Und dort, oh Wunder, erfüllt sich, wieder durch einen Zufall, ihr grösster Traum : Leute zu bekochen. Das ging alles so einfach und reibungslos, dass man versucht ist, sich zu fragen, ob es im realen Leben nicht auch so einfach sein könnte?

Die Story hat sehr spritzig und frisch begonnen. Sehr humorvoll lernt man Sophie kennen und durchlebt mit ihr die verschiedensten Mühen des morgendlichen Arbeitsweges. Leider verliert sich die Spitzigkeit nach den ersten Kapiteln und das Ganze wurde langatmiger . Oft geht es zwar um Liebe, gegenseitige Anziehungskraft und Seitensprünge. Aber so richtig tief geht das nicht, sondern bleibt oberflächlich. So trifft sie zum Beispiel am Strand einen tollen Typen und es wird rasch vorhersehbar, wie sich das entwickeln wird.

Hat mir der Schreibstil der Autorin, die mit " Die Liebe fällt nicht weit vom Strand " ein Debut geliefert hat, gefallen? Grundsätzlich ja! Besser hätte ich gefunden, wenn nicht immerzu der grummelnde Magen der Protagonistin erwähnt worden wäre.

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Veröffentlicht am 07.06.2020

Debutroman!

Lost Sister
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Als Annas Mutter stirbt, kehrt Anna aus Athen, wo sie nun lebt, zurück in das Haus ihrer Kindheit. Um die Beerdigung zu organisieren und liegen gebliebene Sachen ihrer Mutter zu ordnen. Und auch um sich ...

Als Annas Mutter stirbt, kehrt Anna aus Athen, wo sie nun lebt, zurück in das Haus ihrer Kindheit. Um die Beerdigung zu organisieren und liegen gebliebene Sachen ihrer Mutter zu ordnen. Und auch um sich an ihre Schwester erinnern. Gabriella ist als 15 jährige, von einem Tag auf den anderen, spurlos verschwunden. Darüber zerbrach die Ehe der Eltern, die ganze Familie wurde schwer traumatisiert. Das Schicksal von Gabriella hat Anna nie los gelassen und so beginnt sie nun, fast 30 Jahre später, jeden Stein umzudrehen.

Der Prolog ist sehr berührend. Denn da spricht Anna ihre verschwundene Schwester direkt an. Das ging mir unheimlich nahe. Und blieb auch praktisch der einzige Augenblick, dass mir eine Figur nahe fing. Denn was danach folgte, empfand ich als mit grosser Distanz zum Leser transportiert. Die Figuren blieben oberflächlich und ich hatte oft das Gefühl, hier wird nur an der Oberfläche gekratzt.

In zwei Erzählsträngen erzählt die Autorin die Geschichte der Familie, die durch den Verlust der 15 jährigen Gabriella förmlich auseinander gerissen wird. In den Kapiteln in der Vergangenheit, 1982, erlebt man bis Mitte Buch das Auf und Ab einer Familie mit pubertierenden Töchtern. Seitenfüllend werden kleine Ereignisse aufgebauscht und die Geschichte plätschert dahin. Mir haben hier Höhen und Tiefen gefehlt. So wirkte die Geschichte wie ein ruhiger Fluss, der seinen Weg entlang fliesst, ohne Biegungen, ohne Auf und Ab. Abgewechselt werden diese Kapitel mit den Kapiteln in der Gegenwart. Grosse Differenz ergibt das nicht. Denn in der Gegenwart erinnert sich Anna sehr oft an das vergangene Familienleben. Was sich wieder den Kapiteln um 1982 angleicht. Schade, wurde da nicht vermehrt der Fokus auf die Gegenwart gelegt und da die Handlung ausgearbeitet und vorangetrieben.

Erst Mitte Buch, als das Verschwinden von Gabriella zur Sprache kommt, kommt ansatzweise Leben in die Geschichte und leichte Spannung wurde für mich spürbar. An den Haaren herbei gezogen empfand ich, dass Anna in der Gegenwart plötzlich, nach 30 Jahren, Erkenntnisse ereilt, wie sich das Verschwinden hätte zugetragen haben können. Und auch der Auflösung des Familiengeheimnisses steht nichts mehr im Weg. Meiner Meinung nach zu gewollt zufällig.

Den Schreibstil von Jenny Quintana habe ich zuerst noch als sehr klangvoll geschätzt. Als Beispiel möchte ich einen Satz von Seite 11 zitieren: " Draussen auf der Strasse wirkte der Himmel wie beschädigt, mit dunklen Wolken bandagiert. " Doch mehr und mehr empfand ich den Schreibstil als sehr distanziert und damit wurden die Figuren blutleer. Zudem hat die Autorin sehr viel Gewicht auf nebensächliche Erwähnungen von Gegenständen, Örtlichkeiten und Kleidung gelegt. Was wiederum das Gefühl der Oberflächlichkeit vertiefte.
Das im Klappentext angekündigte Verschwinden von Gabriella ist über weite Teile der Story aussen vor. Dafür steht das Familienleben, die Beziehungen untereinander im Fokus.

Erst gegen Schluss wird geklärt, was genau mit Gabriella geschehen ist und ob sie noch lebt oder tot ist. Das Ende kam mit einigen Überraschungen daher und hat mich dadurch mit der Geschichte versöhnt.

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Veröffentlicht am 24.05.2020

Na ja...

Der Knochengarten
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11. Teil der Reihe!
Nun sitzt Tony Hill also im Gefängnis und schreibt während seiner Inhaftierung an seinem Buch " Verbrecher lesen ". DI Carol Jordan hatte ihre Stelle gekündigt, wird jedoch angefragt ...

11. Teil der Reihe!
Nun sitzt Tony Hill also im Gefängnis und schreibt während seiner Inhaftierung an seinem Buch " Verbrecher lesen ". DI Carol Jordan hatte ihre Stelle gekündigt, wird jedoch angefragt im neusten und sehr brisanten Fall zu ermitteln. Auf dem Gelände auf dem früher ein Kinderheim war, werden Skelette gefunden. Das Waisenheim, das früher zum Kloster " Selige Perle " gehörte, ist seit fünf Jahren geschlossen. Warum wurden die Toten nicht vermisst? Und wer ist für ihre Morde verantwortlich?



Dies ist der elfte Fall der Thriller - Reihe rund um DI Carol Jordan. Ich habe einige der vorderen Fälle gelesen. Ich denke, dass es absolut keinen Sinn macht, diesen elften Fall ohne Vorwissen zu lesen. Denn nicht nur, dass die Autorin nicht mal ansatzweise eine Einführung in die Figuren liefert. Nein, sehr viel dreht sich um Vergangenes. Ich denke, man kommt sehr schwer mit, wenn man über keinerlei Vorwissen verfügt. Leider überborden tatsächlich diese zwischenmenschlichen Angelegenheiten über weite Teile des Buches. Und der Fall um die gefundenen Knochen, der in sich abgeschlossen wäre, tritt völlig in den Hintergrund. Tatsächlich dauerte es geschlagene 86 Ebook Seiten, bis der im Klappentext dominierende und angekündigte Fall zum ersten Mal erwähnt wird. Davor liest man langatmige Passagen von Tony Hills Gefängnisaufenthalt und die Beziehung zwischen Carol und ihrer Mutter Vanessa.
Doch auch danach wird es nicht besser. Wenn viele verschiedene Figuren, schon das Ermittlerteam ist nicht schwach besetzt, nebenher laufende Erzählstränge liefern, wird es ziemlich schnell chaotisch. Zusätzlich hat Val McDermid noch zusätzliche Passagen eingeflochten. Wie die, in der sie seitenlang über die Ausbildung der Leichenspürhunde doziert. Das macht das Ganze noch mal langatmiger.

Auszüge aus Tony Hill's Buch " Verbrecher lesen" werden bei Kapitelbeginn erwähnt. Zuerst habe ich sie noch genau gelesen, dann waren die mir zu nichts sagend und langweilig und ich habe sie grob überlesen.

So habe ich mich durch das Buch gebissen, war jedoch nach Beendigung der Lektüre etwas versöhnt. Denn schlussendlich bekommt nicht nur der Fall mehr Gewicht, sondern wird noch leicht spannend. Schon das Grundthema ist Gänsehaut auslösend und beklemmend. Kinder und Jugendliche in einem Waisenhaus, die sterben. So habe ich doch noch mitgezittert, gelitten und gefühlt. Wenn auch nur in ganz knapp bemessendem Umfang.

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