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Veröffentlicht am 17.08.2020

​"Too much monkey business" (C. Berry)

Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens
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1979/80 New York City. Nachdem sein Vater, der berühmte Late-Night-Talkshow-Moderator Buddy Winter, vor laufenden Kameras einen Nervenzusammenbruch erlitten hat und als Folge davon die Sendung eingestampft ...

1979/80 New York City. Nachdem sein Vater, der berühmte Late-Night-Talkshow-Moderator Buddy Winter, vor laufenden Kameras einen Nervenzusammenbruch erlitten hat und als Folge davon die Sendung eingestampft wurde, soll Anton seinem Vater nun bei der Wiederbelebung dessen Karriere auf die Füsse helfen. Anton, der sich gerade von einer Malariaerkrankung erholt, hat nun viel Zeit und Muße, sich um seinen Vater zu kümmern. Aufgrund der Tatsache, dass die Winters im Dakota Building wohnen, wo auch John Lennon nebst Frau Yoko Ono ihr Domizil haben, reift die Idee, den Karrierepush von Buddy Winter und seiner Show mit einer Beatles-Reunion voranzutreiben. Tatsächlich sind John Lennon und Paul McCartney von der Idee angetan, aber es kommt doch immer anders, als man geplant hat...

Tom Barbash hat mit „Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der die guten 80er wieder aus der Versenkung hervorholt und sich so einiger Klischees bedient, die die Geschichte am Laufen halten. Der Erzählstil ist gewöhnungsbedürftig, lässt die Geschehnisse aus der Sicht von Anton am Leser vorbeiziehen, ohne diesen direkt mit in die Handlung hineinzuziehen. Zu sehr ist Barbash damit beschäftigt, mit großen Namen um sich zu wedeln und seiner Geschichte einen etwas amüsanten Anstrich zu geben, was ihm leider nur mittelmäßig gelingt und zu ausschweifend und detailverliebt sind seine Ausführungen, die den Leser schnell in die Langeweile treiben. Die schwierige Beziehung zwischen Vater Buddy und Sohn Anton wird zwar auch thematisiert, jedoch eher oberflächlich abgehandelt, während er auf die Nostalgieschiene setzt und den Leser eher mit den Beatles faszinieren will, was jedoch ebenfalls eher ein Fehlgriff ist. Auch wenn Barbash die alten Beatles-Klassiker aus der Trickkiste freisetzt und mit politischen sowie gesellschaftlichen Ereignissen den damaligen Zeitgeist heraufbeschwören will, gleicht seine Geschichte einem wackeligen Konstrukt, ohne wirklich Hand und Fuß zu haben und kann den Leser weder an die Seiten fesseln noch ihn von sich überzeugen, zumal auch die Spannung hier völlig fehlt.

Die Charaktere sind simpel gestrickt, ihnen fehlt das gewisse Etwas, um den Leser an sich zu binden und sie mitzureißen. So bleibt er nur ein Beobachter von Protagonisten, die nicht nur um ihre oberflächliche Karriere bangen, sondern sich auch sonst eher wenig zu sagen haben. Anton wirkt wie ein netter Kerl, der versucht, genügend Abstand zu seinem übermächtigen Vater zu finden, sich jedoch auch um ihn sorgt, als es diesem schlecht geht. Eine Zwickmühle, die merkwürdige Blüten treibt. Buddy ist ein extrovertierter Mann, der sein Leben in der Öffentlichkeit liebt und den das Karriereende Angst einjagt. John Lennon wird nicht als Übermensch und Ikone dargestellt, sondern als ganz normaler Hausbewohner, der im Aufzug mit seinen Nachbarn ein normales Gespräch führt. Das war schon fast sympathisch und einer der wenigen Lichtblicke der Handlung. Weitere Protagonisten ziehen wie eine Karawane durch die Geschichte, ohne bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

„Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens“ ist ein Roman, der keinen bleibenden Eindruck hinterlässt, wirkt er doch zu unausgegoren und unfertig, das plötzliche Ende zeugt davon. Hier wurde zuviel gewollt und wenig gekonnt, schade. Keine Empfehlung!

Veröffentlicht am 16.08.2020

Reicht gerade so als Lückenfüller

So schreibt man Liebe
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Über die Jahre hat sich 26-jährige Meg eine Karriere als Handlettering-Künsterin aufgebaut und ist mit Hilfe eines Zeitungsartikels in New York gefragt wie nie. Bei der Gestaltung von Schriftstücken und ...

Über die Jahre hat sich 26-jährige Meg eine Karriere als Handlettering-Künsterin aufgebaut und ist mit Hilfe eines Zeitungsartikels in New York gefragt wie nie. Bei der Gestaltung von Schriftstücken und Auftragsarbeiten hat sie sich zur Gewohnheit gemacht, kleine versteckte Botschaften zu hinterlassen. So auch bei dem Hochzeitsprogramm für ein junges Paar. Nach längerer Zeit steht plötzlich der ehemalige Kunde und damalige Bräutigam Reid in der Papeterie und konfrontiert sie damit, dass er ihre Botschaft entdeckt hat und die Hochzeit geplatzt ist. Meg sieht schon ihre Karriere den Bach runtergehen, aber dann kommen sie und Reid sich langsam immer näher...

Kate Clayborn hat mit „So schreibt man Liebe“ ihr Debüt vorgelegt und einen Liebesroman vorgelegt, der sich aufgrund des flüssig-leichten und gefühlvollen Erzählstils recht unterhaltsam und kurzweilig lesen lässt. Der Leser heftet sich an Megs Fersen und erlebt die Geschichte aus ihrer Sicht. Die Autorin hat eine recht seichte Liebesgeschichte verfasst, die viel zu vorhersehbar und ohne jegliche Spannung auskommen muss. Dafür ergeht sich sich ausufernd und detailverliebt in der recht ausführlichen Beschreibung über das Handlettering, so dass der Leser oftmals versucht ist, das Buch vorzeitig zu beenden. Überhaut wirkt die gesamte Handlung sehr konsturiert und unwirklich, im wirklichen Leben geht es einfach anders zu. Gegen Märchen und Happy Ends hat niemand etwas, doch sollte die Geschichte spritzig, würzig oder überraschend sein. All dies trifft hier leider so gar nicht zu. Auch die Annäherung der beiden Protagonisten wirkt merkwürdig und irgendwie unbeholfen, so dass das Gefühl für eine romantische Liebesgeschichte schnell verloren geht, hat man doch eher den Eindruck, zwei Teenager vor dem ersten Date zu erleben anstatt erwachsene Menschen.

Die Charaktere sind auch recht eindimensional gestrickt, eine Annäherung an sie fällt dem Leser schwer, er steht mehr oder weniger am Rand, um sie zu beobachten. Meg ist eine völlig verkopfte Frau, die jeden Buchstaben dreißig mal umdreht und jeden Gedanken immer wieder aufs Neue zerlegt und verdreht. Manchmal wirkt sie humorvoll und offen, doch meist kommt sie unsicher und irgendwie gehemmt rüber, zu sehr in ihrer eigenen Gedankenwelt verhaftet, als dass sie die Realität wahrnehmen würde. Reid ist ein Mathegenie, der eher wie ein Elefant im Porzellanladen wirkt. Nüchtern und distanziert betrachtet er die Welt, lässt die Menschen kaum seine richtige Natur erkennen. Aber auch Sibby und weitere Protagonisten haben ihren Auftritt in dieser Geschichte, können sie aber mit ihren Auftritten nicht groß anheben.

„So schreibt man Liebe“ ist eine seichte Liebeskomödie, die sich zwischendurch gut konsumieren lässt, aber kaum im Gedächtnis bleibt, weil es ihr an Tiefe und Realitätssinn mangelt. Verschenktes Potential, keine Empfehlung!

Veröffentlicht am 09.08.2020

Chance verpasst

Margherita
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1920 Treviso. Die 25-jährige Margherita Trimble lebt mit ihren Schwestern und ihrer Mutter in einfachsten Verhältnissen, als sie den Weg des 36-jährigen adligen Diplomaten Giovanni Antonio Giuseppe Filippo ...

1920 Treviso. Die 25-jährige Margherita Trimble lebt mit ihren Schwestern und ihrer Mutter in einfachsten Verhältnissen, als sie den Weg des 36-jährigen adligen Diplomaten Giovanni Antonio Giuseppe Filippo Maria Revedin Marquis di San Martino, genannt Antonio, kreuzt. Nach einem halben Jahr Paris, in dem sie nicht nur die nötigen Umgangsformen erlernt, sondern auch auf einige namhafte Künstler trifft steigt Margherita durch eine Heirat mit Antonio in die höchsten Gesellschaftskreise auf. Die adlige Verwandtschaft rümpft bei der Eheschließung der beiden die Nase, denn die Braut wird als nicht standesgemäß erachtet. Derweil bezieht das junge Paar einen venezianischen Palazzo, wo Margherita sich bald ihre Bekanntschaft mit den Künstlern wie Jean Patou, Coco Chanel, Peggy Guggenheim oder Pablo Picasso zunutze macht, um Venedig als Dreh- und Angelpunkt für große gesellschaftliche Ereignisse zu machen…
Jana Revedin hat mit „Margherita“ einen historischen sowie biografischen Roman über die Großmutter ihres Ehemannes vorgelegt, der nicht nur unterhaltsam ist, sondern eine fast vergessenen Persönlichkeit wieder zum Leben erweckt, um ihr Tribut zu zollen für ihr Lebenswerk. Der pragmatisch-kühle und sehr detailverliebte Schreibstil ist für den Leser eine echte Herausforderung, die Geschichte bis zum Ende durchzuhalten, zu oft verliert die Autorin sich in Nichtigkeiten und streift die wirklich wichtigen Informationen nur am Rande. Auch den Zugang zu Margherita findet man als Leser leider gar nicht, obwohl die Handlung aus ihrer Perspektive geschildert wird, es kommt einfach viel zu wenig Gefühl zum Einsatz. Deshalb bleibt Margherita für den Leser fremd und unnahbar. Revedin gelingt es weder, ihrer Protagonistin ein Herz zu geben noch die Stadt Venedig auf wundervolle Art und Weise vor dem inneren Auge des Lesers entstehen zu lassen. Die Aneinanderreihung von wichtigen belegten Persönlichkeiten wirkt eher wie Aufschneiderei als das Gefolge einer Mäzenin. Auch wichtige Stationen wie die ersten Filmfestspiele 1932 finden nur kurz Erwähnung und spielen weiter keinerlei Rolle. Gerade ein biografischer Roman lebt von den Tätigkeiten der Persönlichkeit, das geht hier leider völlig unter. Dafür wird mehr Wert auf das Privatleben von Margherita gelegt, damit kann man ihr kein Denkmal erschaffen, denn viele Menschen werden vom Schicksal gebeutelt und raffen sich wieder auf. Die Vermengung von Fiktion und Realität ist fließend, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass man von Margherita am Ende auch nicht mehr weiß als zuvor.
Mit ihren Charakteren konnte die Autorin auch keine Punktlandung hinlegen. Sie alle wirken durchweg oberflächlich und farblos, so dass sie keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Zudem fehlt die Nähe zum Leser, der hier nur als Beobachter fungieren darf. Durch die eher unpersönliche wie nichtssagende Schilderung wird dem Leser sowohl Mitfühlen als auch Mitfiebern verwehrt. Margherita wirkt wie Aschenputtel, das seinen Prinzen gefunden hat. Im Märchen heißt es dann jedoch „sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Ende“, was bei Margherita nicht der Fall ist. Revedin konnte ihr weder Charisma noch eine besondere Persönlichkeit verleihen, so dass man als Leser über diese 08/15-Entwicklung doch sehr enttäuscht ist.
„Margherita“ war wahrscheinlich als Homage für eine Frau gedacht, die sich um die Kunstszene ebenso verdient gemacht hat wie um den Einfluss, den Venedig in der internationalen Künstlerwelt in vielen Jahrzehnten ausgeübt hat. Leider ist das gar nicht gelungen, die Person Margherita Revedin bleibt so leblos und unbekannt wie vorher, schade. Keine Empfehlung.

Veröffentlicht am 18.07.2020

Schnell gelesen, schnell vergessen

Nur noch ein bisschen Glück
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Stella Wallins heile Welt hat sich in Nullkommanichts in Luft aufgelöst, denn sie hat nicht nur ihren Job verloren, sondern muss auch den Betrug ihres Verlobten Peder verkraften und steht ohne Wohnung ...

Stella Wallins heile Welt hat sich in Nullkommanichts in Luft aufgelöst, denn sie hat nicht nur ihren Job verloren, sondern muss auch den Betrug ihres Verlobten Peder verkraften und steht ohne Wohnung da. Um nicht buchstäblich auf der Straße zu sitzen, reist Stella in das schwedische Provinzkaff Laholm, um in der von ihren Großeltern geerbten Kate Unterschlupf zu suchen und darüber nachzudenken, wie es bei ihr weitergehen soll. Der Gedanke, das Land mit der Kate zu verkaufen, um von dem Geld Richtung Modeschule in New York zu entschwinden, nimmt schon bald Gestalt an. Wenn da nur nicht der überaus sympathische Bauer Thor wäre, der ihr Schmetterlinge in der Magengrube verursacht! Wird Stella sich doch noch fürs Landleben erwärmen und ihre Pläne ändern?
Simona Ahrnstedt hat mit „Nur noch ein bisschen Glück“ einen unterhaltsamen Liebesroman vor schwedischer Kulisse vorgelegt. Der mit einer Prise Witz vermischte etwas getragene Schreibstil bietet dem Leser mit den ersten Zeilen die Möglichkeit, sich an Stellas Fersen zu heften und ihr aufs Land zu folgen. Die Autorin lässt die alte ruinöse Kate mit einigem Humor vor den Augen des Lesers entstehen, der sich schon bei dem Gedanken schüttelt, dort ohne Wasser und Strom hausen zu müssen, was Stella mit einer gewissen Grandezza überspielt. Das Landleben ist eindeutig nicht ihres, das fängt schon bei der Kleidung an, die bei ihr dafür so unpassend ist, dass es einem als Leser schon die Augenbrauen heben lässt. Aber auch Thor setzt die Autorin so in Szene, wie man sich einen knurrigen Biobauern mit genügend Eigengepäck vorstellt. Die Geschichte an sich ist recht vorhersehbar, auch geizt die Autorin nicht mit recht erotischen Szenen, wirklich fesselnd ist die Handlung aber nicht. Es gibt weder Spannungslevel noch Überraschungsmomente, weshalb die oberflächliche Handlung durch den eher ruhigen Schreibstil in Langatmigkeit abdriftet. Es werden zwar viele Themen aufgegriffen, jedoch wird keines tiefer beleuchtet. Die Landschaftsbeschreibungen sind dagegen farbenfroh und vermitteln ein Gefühl von Weite und Freiheit.
Die Charaktere sind ein wenig überspitzt dargestellt, wissen mit ihren speziellen Eigenschaften aber durchaus Charme zu versprühen, was jedoch keine wirkliche Nähe zum Leser schafft. Der beobachtet lieber und wundert sich ob der Dinge, die sich da anbahnen. Stella ist ein Modepüppchen, das recht blauäugig und naiv wirkt, jedoch ihre wahre Stärke erst auspackt, wenn sie wirklich am Tiefpunkt angelangt ist. Sie ist weder hilflos noch auf den Mund gefallen, kann die Ärmel hochkrempeln und sich durchboxen. Thor ist der einsame Wolf, zurückhaltend und mit einigem Seelengepäck beladen. Er ist ein verantwortungsvoller Mann, dem seine Kinder am Herzen liegen, der aber auch Angst davor hat, nochmals Gefühle zuzulassen. Mit seinem Zwillingsbruder Klas liegt er im Clinch, die beiden sind so stur, um überhaupt noch miteinander reden zu können. Aber auch Thors Eltern und seine Kinder nehmen Raum in der Geschichte ein.
„Nur noch ein bisschen Glück“ ist eine unterhaltsame Lektüre mit wenig Anspruch. Für die Strandliege oder den Urlaubstrip ideal, wenn man keine Lust auf tiefgründige Geschichten hat. Schnell gelesen, schnell vergessen. Leider nichts Besonderes!

Veröffentlicht am 01.07.2020

Oberflächliche Effekthascherei

Jeden Tag ein neuer Himmel
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Die Kinderkrankenschwester Charlotte Hill hat den Tod ihrer kleinen Tochter Daisy, die bei einer Operation gestorben ist, noch nicht überwunden, als sie ihren neuen Job in einem Kinderhospiz antritt und ...

Die Kinderkrankenschwester Charlotte Hill hat den Tod ihrer kleinen Tochter Daisy, die bei einer Operation gestorben ist, noch nicht überwunden, als sie ihren neuen Job in einem Kinderhospiz antritt und sich dort um den kleinen Hamish kümmert. Als sie auf ihrem Weg nach Hause das Lied „Daisy“ des jungen Straßenmusikers Sam vernimmt, treibt es ihr in Gedanken an ihre verstorbene Tochter die Tränen in die Augen. Sam ist von Charlottes Reaktion und ihrem offenkundigen Schmerz so bewegt, dass er gar nicht anders kann als sie anzusprechen. Obwohl Charlotte noch nicht bereit ist, sich näher auf ihn einzulassen, bleibt Sam hartnäckig und lernt Charlotte behutsam kennen. Doch die langsam aufkeimenden Gefühle zwischen den beiden müssen noch so einige Prüfungen bestehen…
Violet Thomas hat mit „Jeden Tag ein neuer Himmel“ einen Roman vorgelegt, der mit seiner Handlung den Leser durch die gesamte Bandbreite des Gefühlsbarometers jagen möchte, während dieser das Schicksal von Charlotte und Sam mitverfolgt. Der Schreibstil ist sehr gefühlsbetont und detailverliebt, dafür nicht sehr eingängig, was den Einstieg in die Geschichte etwas mühsam macht. Mit wechselnden Perspektiven zwischen Charlotte und Sam gewährt die Autorin dem Leser Einblick in das jeweilige Gedanken- und Seelenleben ihrer Protagonisten, doch der Funke will nicht so recht überspringen, zu sehr wird gewollt auf die Tränendrüse gedrückt, wobei die Protagonisten unnahbar und fremd bleiben und so auch die Emotionen nicht den gewünschten Effekt erzielen. Obwohl der Leser Charlottes Verlust um ihre Tochter ansatzweise nachempfinden kann, wirken die Schilderungen doch recht nüchtern und wenig intensiv, wie man es sich eigentlich wünschen würde. Die Beziehung zu ihrer Tochter bleibt durchweg abstrakt. Die Arbeit in einem Kinderhospiz ist kein Zuckerschlecken und kommt hier leider auch nicht so zum Ausdruck wie erhofft. Die gesamte Handlung wirkt eher oberflächlich denn tiefgründig, eher wird mit viel Effekthascherei versucht, auf die Tränendrüse zu drücken, was leider nicht funktioniert.
Die Charaktere sind recht simpel gestrickt, ihnen fehlt das gewisse Etwas und vor allem Glaubwürdigkeit, damit der Leser sich gut in sie hineinversetzen und ihnen folgen kann. Charlotte ist eine hilfsbereite Frau, die einen schweren Schicksalsschlag noch nicht verkraftet hat und auch tagtäglich in ihrem Beruf daran erinnert wird. Ihre Erinnerungen und die Trauer hat sie allerdings so sehr in sich verschlossen, dass der Leser das kaum mit ihr teilen kann und meist außen vor bleibt. Sam wirkt wie ein netter Kerl, ist allerdings auch ein großes naives Kind geblieben. Er träumt von einer Musikerkarriere und ist für seinen Bruder, bei dem er sich einquartiert hat, mehr Ballast als Segen. Daisy bleibt das unbekannte Phantom, das über allem schwebt und doch nie greifbar ist, so dass Charlottes Beziehung zu ihrer Tochter auch für den Leser ein großes Fragezeichen bleibt. Der kleine Hamish ist die einzige Lichtgestalt in dieser Geschichte, denn er kann den Leser durchweg überzeugen.
„Jeden Tag ein neuer Himmel“ handelt von großem Verlust, Trauerbewältigung und der Liebe, wobei es der Handlung eindeutig an Emotionalität fehlt und der gewünschte Effekt flöten geht. Für diese oberflächliche und unglaubwürdige Geschichte gibt es keine Leseempfehlung!