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Veröffentlicht am 10.04.2021

Spannend von Anfang bis Ende

Der Fall des Präsidenten
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Marc Elsbergs neuester Thriller „Der Fall des Präsidenten“ beschäftigt sich mit der Verhaftung eines Ex-Präsidenten und dessen Folgen. Erschienen ist der Roman im Februar 2021 bei blanvalet.

Ein Skandal ...

Marc Elsbergs neuester Thriller „Der Fall des Präsidenten“ beschäftigt sich mit der Verhaftung eines Ex-Präsidenten und dessen Folgen. Erschienen ist der Roman im Februar 2021 bei blanvalet.

Ein Skandal der seinesgleichen sucht: Als der amerikanische Ex-Präsident Douglas Turner in Athen landet, wird er sogleich von der griechischen Polizei im Namen des Internationalen Strafgerichtshofes festgenommen. Dana Marin, eine junge Juristin, die im Auftrag des ICC bei der Verhaftung anwesend ist, hat nun dafür zu sorgen, dass die Verhaftung bestätigt und eine Überstellung nach Den Haag erreicht wird. Dies ist gar nicht so einfach, denn sofort nach Bekanntwerden erhöhen die USA den politischen Druck auf die Europäische Union und das Gericht massiv. Es ist Wahlkampf und der amtierende US-Präsident kann sich solche Schlagzeilen nicht leisten, wenn er wiedergewählt werden möchte. Zwei Gegner prallen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Dana Marins stärkste Waffe in diesem ungleichen Kampf ist ein Zeuge, der mit seiner Aussage den Ex-Präsidenten zu Fall bringen kann. Doch auch die US-Geheimdienste sind an diesem schon dran und auch eine gewaltsame Befreiung Douglas Turners ist nicht ausgeschlossen. Wem wird es gelingen am Ende die Oberhand zu gewinnen?

Zuerst war ich ein bisschen traurig, dass es diesmal kein wissenschaftliches Thema ist, das Marc Elsberg in seinem neuen Roman behandelt. Nachdem ich in einem Interview Einiges zum neuen Roman erfahren hatte, war ich dann aber doch sehr neugierig und wollte wissen, wie es einem Ex-Präsidenten in einem der berüchtigsten Gefängnisse Griechenlands ergehen wird.
Der Schreibstil ist so, wie wir es von Marc Elsberg gewohnt sind. Die Kapitel sind insgesamt alle recht kurz. Das Tempo wird teilweise durch stakkatoartige Sätze hoch gehalten, der Autor nimmt sich an anderer Stelle aber auch die Zeit, um die Umstände und Gegebenheiten kurz zu beschreiben. Das hat mir wieder gut gefallen und ich bin gut mit dem Buch vorangekommen.
Der Aufbau der Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Das Buch beginnt direkt mit einem Paukenschlag - der Verhaftung des Ex-US-Präsidenten Douglas Turner. Die Ereignisse werden meist chronologisch erzählt und die Spannung baut sich immer mehr auf. Zwischendurch gibt es einige kleinere Rückblenden, die etwas mehr zum Hintergrund der Anklage und der Protagonisten verraten.
Wir erleben die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven und sind so bei allen wichtigen Entwicklungen dabei. Das hat mir wahnsinnig gut gefallen. Wir erleben, wie die USA auf die Verhaftung reagieren und was alles in Gang gesetzt wird, wir sind bei einem Team dabei, dass sich auf die mögliche gewaltsame Befreiung des Ex-Präsidenten vorbereitet, wir erleben wie sich Dana Marin auf die Gerichtsverhandlungen vorbereitet, sind hautnah am Zeugen dran, der den Präsidenten zu Fall bringen könnte und erleben natürlich auch mit, wie die europäische Union und der ICC auf den massiven politischen Druck reagieren. Marc Elsberg hat hier einen sehr umfassenden und meiner Meinung nach auch recht realistischen Blick auf eine solche Situation erschaffen. Zu jeder Zeit war ich mitten im Geschehen drin und konnte mich gut in die unterschiedlichen Perspektiven hineinversetzen.
Dieser Thriller hat mich sehr zum Nachdenken angeregt. Es spielen viele unterschiedliche Themen in die Bewertung der ganzen Situation hinein. Ich war teilweise erschüttert, ich habe mich gefragt, wozu wir eine Institution wie den Internationalen Strafgerichtshof haben, wenn wir nicht bereit dazu sind, die Rechtsprinzipien konsequent umzusetzen. Es war spannend für mich zu sehen, wie unterschiedlich eine Situation, je nach Erfahrungshorizont oder Informationsstand, bewertet werden kann. Ich fand es grandios, wie Marc Elsberg die vielen unterschiedlichen Bausteine (Politik, Social Media, Journalismus, etc.) zusammengebracht hat. Zusätzlich hat er es geschafft, kleine Szenen einzubauen, die das Ganze ein bisschen auflockern und einen nicht alles nur düster betrachten lassen.
Sonst habe ich auch gerne an seinen Thrillern bemängelt, dass es mir irgendwann zu sehr ins actionlastige abdriftet. Das ist diesmal überhaupt nicht der Fall. Es gibt zum Ende hin ein bisschen Action und ein bisschen Verfolgungsjagd, aber das Übertriebene fehlt diesmal, für mich persönlich, vollkommen. Es gibt Menschen, die in diesem Roman über sich hinauswachsen, aber es wirkt nicht so, dass man sagt, jeder normale Mensch wäre bei diesen Ereignissen schon fünf mal tot. Es wirkt machbar, es wirkt nahbar und schmälert dennoch nicht die Leistungen der Personen, die an den Ereignissen beteiligt waren.
Für mich ist dies definitiv der beste Roman, den Marc Elsberg bisher vorgelegt hat, und ich fand Helix bis auf ein oder zwei Kleinigkeiten schon grandios. In einem kurzen Nachwort gibt Marc Elsberg kurz ein paar Informationen zu Fiktion und Wahrheit. Wer das Buch kauft, findet in der Innenseite einen Code für eine Veranstaltung, in der Marc Elsberg nochmals ausführlich mit Dietmar Wunder und einem US-Experten über das Thema spricht.

Fazit: Ein rundum gelungener Thriller von Marc Elsberg, der wie immer am Puls der Zeit ist und ein spannendes Thema bespricht. Ich bin mir sicher, wir werden in Zukunft bei so mancher Schlagzeile an diesen Roman zurückdenken. Empfehlenswert für politisch interessierte Menschen, die einen Thriller lesen möchten, der nicht ins Übertriebene abdriftet und zum Nachdenken anregt und natürlich für alle Marc Elsberg-Fans.

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Veröffentlicht am 13.12.2020

Viel Spannung und Schockmomente sind garantiert

Scythe – Der Zorn der Gerechten
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„Scythe - Der Zorn der Gerechten“ ist der zweite Band aus der Jugendbuch-Reihe rund um Citra Terronova und Rowan Damisch, die in einer Zukunft leben, in der der Tod nicht mehr auf natürlichem Weg zu den ...

„Scythe - Der Zorn der Gerechten“ ist der zweite Band aus der Jugendbuch-Reihe rund um Citra Terronova und Rowan Damisch, die in einer Zukunft leben, in der der Tod nicht mehr auf natürlichem Weg zu den Menschen kommt. Erschienen ist der Roman im Januar 2018 bei Fischer Sauerländer.

Die Lehrzeit von Citra Terranova und Rowan Damisch ist vorbei. Citra wird zur ehrenwerten Scythe Anastasia und mit ihrer Methode des Nachlesens sorgt sie für Aufmerksamkeit im Scythetum. Sie gibt ihren Nachleseopfern einen Monat Zeit sich auf den Tod vorzubereiten und hält so die ursprünglichen Werte dieser Profession aufrecht.
Rowan hingegen wird als Verbrecher gesucht. Nach dem Tode Scythe Goddards wurde er zu Scythe Luzifer. In schwarzer Robe tötet er Scythe, die vom rechten Weg abgekommen sind und es genießen Menschen zu töten.
Die Welt befindet sich am Scheideweg und Citra sowie Rowan spielen eine wichtige Rolle bei der zukünftigen Entwicklung des Scythetums.

Auch nach diesem zweiten Teil kann ich nicht so wirklich greifen, dass diese Reihe eine Jugendbuch-Reihe ist, aber natürlich Leben und Tod spielen auf dem Weg zum Erwachsenwerden eine wichtige Rolle und diese Reihe gibt einem ordentlich Stoff zum Nachdenken.
Die Geschichte von Rowan und Citra wird nahtlos weiter erzählt und man wird direkt in die Ereignisse geworfen. Man lernt erstmal den aktuellen Ist-Zustand kennen, der für die weitere Entwicklung der Geschichte eine wichtige Rolle spielen wird. Neal Shusterman versteht es die Leser direkt wieder in seinen Bann zu ziehen. Sei es mit den tiefgründigen Gedanken des Thunderhead, mit Ereignissen, die einen schocken oder eben mit der Zukunft, die er in dieser Reihe erschafft.
Die Menschheit hat den Tod überwunden und man kann nicht mehr auf natürliche Weise sterben. Stirbt man doch einmal aus Versehen bei einem Unfall, so wird man wiederbelebt. Nur wenn ein Scythe das Leben eines Menschen beendet oder zu wenig von einem für eine Wiederbelebung übrig bleibt, ist der Tod von Dauer. Auch in allen anderen Belangen wird für die Menschheit gesorgt. Hass und Missgunst gibt es nicht mehr, man kann arbeiten, muss es aber nicht. Eine künstliche Intelligenz, der Thunderhead, gefüllt mit allem erworbenen Wissen, wacht über die Menschheit und sorgt dafür, dass auch die Natur keinen weiteren Schaden nimmt.
Dies scheint eine perfekte Welt zu sein, aber ist es wirklich so erstrebenswert diesen Zustand zu erreichen? Und wenn der Tod nicht mehr unbedingt Teil des Lebens ist, welche Ziele hat man dann, wofür lebt man? Ist man wirklich glücklich, wenn man keine Sorgen mehr hat, wenn man keine Angst vor Krankheiten haben muss? Wie ist es in einer Welt zu Leben ohne Hass und Missgunst, ohne Kriege? Vielleicht nicht unbedingt alles gemeinsam, aber vieles sind Wünsche, die wir Menschen haben und das alles sind Fragen, die Neal Shusterman in dieser Reihe aufwirft. Ich finde das alles ziemlich tiefgründig und das erst recht für eine Reihe, die Jugendliche als Zielgruppe hat. Der Autor versteht dies mit spannenden Elementen zu versehen, so dass man sich gerne in dieser Welt verliert, egal ob jugendlich oder erwachsen.
Im ersten Teil haben wir Einschübe aus den Tagebüchern der Scythe bekommen, die dort über ihr Leben als Scythe schreiben und von welchen Motiven sie sich bei ihrer Arbeit leiten lassen. In diesem zweiten Band lernen wir nun die geheimnisvolle Instanz namens Thunderhead genauer kennen. Wir erfahren viel über die Gedanken und die Rolle, in der sich der Thunderhead sieht und wie diese Instanz mit den Menschen umgeht. Diesen Einblick fand ich sehr spannend und die Entwicklung in diesem Buch legt spannende Weichen für den finalen Band.
Natürlich bin ich aber auch gerne wieder Citra und Rowan gefolgt. Bei den beiden prallen ganz unterschiedliche Welten aufeinander. Citra besitzt sehr viel Empathie. Die Arbeit als Scythe macht ihr nicht unbedingt Spaß, denn sie muss Leben beenden, dennoch hat sie die moralischen Voraussetzungen gerechte Entscheidungen zu treffen. Rowan hat auch hohe moralische Werte, aber er ist durch die Schule Goddards gegangen, der ihm zeigen wollte, das Töten Spaß machen sollte und Rowan hat an dieser dunklen Seite geleckt. Es erfordert unheimliche Beherrschung von ihm, sich dieser Seite in ihm nicht vollends hinzugeben.
Es ist ein bisschen ungewohnt für mich, wenn ein Buch kein Nachwort hat, aber eine Reihe wie diese hat das auch nicht unbedingt nötig. In der Danksagung wird noch verraten, dass an einer Verfilmung der Trilogie gearbeitet wird. Filme können niemals an die Detailfülle von Büchern heran reichen, aber ich bin dennoch gespannt, wie die Reihe als Film umgesetzt wird. Für mich hat diese echtes Potenzial auch an den Kinokassen ein Blockbuster zu werden.

Fazit: Auch der zweite Teil weiß auf voller Linie zu überzeugen. Eine Jugendbuch-Reihe mit Spannung und Tiefgang, die wichtige Fragen aufwirft und zum Nachdenken anregt. Gepaart wird dies mit viel Spannung und Schockmomenten. Empfehlenswert für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen.

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Veröffentlicht am 03.10.2020

Ich hätte nicht gedacht, dass mir Hard Science Fiction so gut gefällt

Vakuum
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Im neuen Science-Fiction-Thriller „Vakuum“ von Phillip P. Peterson geht es um erlöschende Sterne und die endgültigste Katastrophe, die der Menschheit widerfahren kann. Erschienen ist der Roman im Fischer ...

Im neuen Science-Fiction-Thriller „Vakuum“ von Phillip P. Peterson geht es um erlöschende Sterne und die endgültigste Katastrophe, die der Menschheit widerfahren kann. Erschienen ist der Roman im Fischer TOR Verlag im September 2020.

Susan Boyle arbeitet am IceCube Neutrinoteleskop in der Antarktis als eine ungewöhnlich hohe Menge an Neutrinos wahrgenommen wird, die eigentlich auf eine Supernova hindeuten. Doch diese Theorie wird durch Beobachtungen an anderen Weltraumteleskopen nicht bestätigt, dennoch verschwinden nach und nach Sterne am Himmel.
Gleichzeitig bereitet sich der Astronaut Colin Curtis auf eine Mondlandung vor. Diese muss abgebrochen werden als eine Astronomin einen ungewöhnlichen Kometen entdeckt, der sich schlussendlich als außerirdisches Raumschiff entpuppt. Dieses Raumschiff möchte allerdings nicht die Erde angreifen oder besuchen. Vielmehr reist es mit hoher Geschwindigkeit an der Erde vorbei und hinterlässt nur eine Funkbotschaft mit physikalischen Formeln.
Die Wissenschaftler machen sich fieberhaft an die Entschlüsselung der physikalischen Formeln und stoßen auf ein Phänomen, dass nicht nur die Erde bedroht.

Ich glaube, ich werde noch zu einem richtigen Science Fiction Fan. Das Buch klang interessant und Thriller in Verbindung mit wissenschaftlichen Themen konnten mich schon immer begeistern. Mich bringt das Ganze gerade so ein bisschen zum Nachdenken darüber, warum die anderen Romane eher bei Krimi und Thriller eingeordnet worden sind, denn über das derzeit bekannte Wissen gehen auch diese Romane hinaus, bewegen sich also im fiktiven Bereich. In diesem Roman spielt der Weltraum eine gewisse Rolle und es fliegen eben Außerirdische an der Erde vorbei.
Der Schreibstil des Romans war zu jedem Zeitpunkt gut und flüssig zu lesen. Ich mochte es sehr, wie das Bild der kommenden Katastrophe im ersten Teil des Romans aufgebaut wurde. Ich bin kein Physik-Crack und konnte alle vorgestellten Theorien in diesem Buch gut nachverfolgen. Man sollte natürlich schon ein gewisses Grundinteresse an solchen Themen haben, aber ich glaube, wenn dieses nicht vorhanden ist, greift man kaum zu so einem Buch. Alle in diesem Buch vorgestellten Theorien gibt es wirklich und ich fand diese allesamt sehr spannend. Wenn man möchte kann man sich im Internet weitere Informationen hierzu raus suchen. Für mich hat es den Roman nochmal greifbarer gemacht und ich konnte mich noch mehr auf dieses Szenario einlassen, das mehr als erschreckend ist. Es geht hier wirklich um die endgültigste Katastrophe, an der nicht zu rütteln ist. Sie ist unvermeidbar und man kann nichts aufhalten, sondern sich nur mit dieser Tatsache arrangieren.
Der Roman hat hierbei zwei Erzähl-ebenen. Zum einen erlebt man mit, wie die Menschheit die Katastrophe entschlüsselt, die auf sie zukommt und was sie mit diesem Wissen macht und zum anderen erleben wir ein Naturvolk, bei dem einem Mitglied einen seltene Krankheit diagnostiziert wird, die nur mit Hilfe moderner Medizin geheilt werden kann und bei dem sich eine Expedition auf den Weg macht, um genau diese Medizin zu besorgen.
Beide Erzähl-ebenen konnten mich für sich einnehmen, auch wenn es bei dem Naturvolk ein wenig länger gedauert hat und ich zuerst auch nicht verstanden habe, was diese mit der Hauptgeschichte zu tun hat. Gerade nach der Entschlüsselung der kommenden Katastrophe war es interessant zu beobachten, was denn nun passiert und ich muss gestehen, ziemlich viel ging auch gut, was ich so gar nicht unbedingt erwartet habe. Der Roman wirft einige moralische Fragen auf und auch man selber kommt sehr ins Nachdenken. Wie würde man sich verhalten, wenn man in diese Situation kommt? Welche Entscheidungen würden man treffen? Ich war teilweise so sehr in diesem Szenario drin, dass ich eine Pause machen musste.
Die Perspektiven, aus denen die Geschichte erzählt wird, fand ich gut gewählt. Mit den Personen im Buch habe ich allesamt mitgefühlt und so manch einer konnte mich auch überraschen. Wir erleben wichtige Entscheidungen mit, erleben wie Personen an dieser Situation wachsen, aber auch Personen, die in dieser Zeit ihren moralischen Kompass verlieren.
Die Geschichte an sich wird in diesem Roman abgeschlossen und die drängendsten Fragen werden beantwortet. Es bleibt allerdings auch einiges offen, was dem Autor die Freiheit gibt, die Geschichte in Zukunft möglicherweise fortzusetzen.

Fazit: Ich werde immer mehr zum Science Fiction Fan. Dies war ein spannender Thriller mit interessanten Theorien, die es allesamt wirklich gibt und die gut verständlich erklärt wurden. Es war spannend mitzuverfolgen, wie die Menschheit der endgültigsten aller Katastrophen begegnet. Von mir eine ganz klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 18.07.2020

Ein toller Roman von Asimov, der den Grundstein für die Foundation legt

Die Rettung des Imperiums
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„Prelude to Foundation“ erzählt die Vorgeschichte zu Asimovs berühmter Foundation-Reihe. Erzählt wird das Leben von Hari Seldon und der Entstehung der Psychohistorik. Erschienen ist der Roman erstmals ...

„Prelude to Foundation“ erzählt die Vorgeschichte zu Asimovs berühmter Foundation-Reihe. Erzählt wird das Leben von Hari Seldon und der Entstehung der Psychohistorik. Erschienen ist der Roman erstmals 1988.
Auf deutsch ist das Buch unter dem Titel „Die Rettung des Imperiums“ im Jahre 2014 bei Heyne erschienen.

Trantor, 12.020: Cleon I. regiert das Galaktische Imperium als er auf den Mathematiker Hari Seldon aufmerksam wird. Dieser hat eine Theorie entwickelt mit der es möglich sein könnte, die Zukunft vorherzusagen: Psychohistorik. Cleon I. möchte dies nutzen, um seine Herrschaft zu sichern, doch Hari Seldon hält seine Theorie für nicht umsetzbar. Kurze Zeit später trifft er auf einen Journalisten, der ihn davon überzeugt, es dennoch zu versuchen. Fortan lebt Hari Seldon in ständiger Gefahr, denn Eto Demerzel, der 1. Minister des Imperators/Kaisers sieht in der Psychohistorik eine große Gefahr. Hari muss sich verstecken und kommt so an Orte, die ihn bei der Umsetzung seiner Theorie ins Praktische helfen.

Ich habe Asimov wie immer auf englisch gelesen, daher weiß ich nicht, ob manche Übersetzungen in der deutschen Ausgabe so sind wie ich sie hier wiedergebe. Ich hätte niemals gedacht, dass die Foundation-Reihe von Asimov etwas für mich sein könnte, aber was er sich da ausgedacht hat, ist einfach nur großes Kino. Ich habe mit den Kurzgeschichten über Roboter angefangen und bin jetzt bei der Vorgeschichte zur Foundation angekommen. Die gesamte Foundation-Reihe geht über 20.000 Jahre und ich empfehle jedem ganz am Anfang anzufangen.
Zum Schreibstil kann ich gar nicht so viel sagen. Dieser lässt sich gut lesen und der Wortschatz ist nicht außergewöhnlich schwierig. Asimov versteht es seine Ideen für jeden gut verständlich zu erklären. Man muss also kein Wissenschaftler sein, um das Ganze zu verstehen. Man sollte ein gewisses Interesse an Gedankenexperimenten mitbringen, aber dann wird man von Asimov reich belohnt.
Der Roman wird von vielen Gesprächen und wörtlicher Rede getragen und weniger durch Spannung, dennoch wird man immer mehr in die Geschichte reingezogen. Man möchte einfach wissen, worauf das Ganze am Ende hinausläuft und Asimov hat ein Händchen dafür sehr skurrile Gesellschaftsformen zu entwickeln. Ein bestimmter Aspekt wird auf die Spitze getrieben und das hat manchmal ungeahnte Auswirkungen, dennoch kann man das alles gut nachvollziehen und es wirkt überraschend real. Außerdem spricht er dadurch gesellschaftliche Themen an, die uns auch heute betreffen. Hierzu gehören u.a. Rassismus oder die Unterdrückung des weiblichen Geschlechts.
Asimov zeigt in dieser Reihe wie sich Geschichte über einen langen Zeitraum verzerrt und sich beispielsweise Namen verändern. Ich habe die Querverweise zu den vorherigen Bänden geliebt und habe so manches Mal geschmunzelt, wie manche Tatsache doch verdreht wurde und so in einem anderen Licht erscheint, je nachdem, aus welcher Perspektive und mit welcher Prämisse die Historie betrachtet wurde. Das Buch lädt auf jeden Fall sehr dazu ein zu spekulieren und sich seine eigenen Gedanken zu machen und dann im weiteren Verlauf zu sehen, was eingetroffen ist und was nicht.
Besonders gefallen in diesem Roman haben mir Hari Seldon und Dors Venabili. Wie sich die Beziehung der beiden in diesem Roman entwickelt ist einfach nur grandios und ich habe die Gespräche der beiden geliebt. Dors Venabili wurde von dem Journalisten Chetter Hummin damit beauftragt, Hari Seldon zu schützen und sie nimmt ihre Aufgabe sehr ernst. Es beginnt recht unspektakulär, aber die Beziehung der beiden hat sich ähnlich in mein Herz geschlichen wie die zwischen Elijah Baley und R. Daneel Olivaw. Chetter Hummin hingegen erscheint sehr suspekt. Seine Ziele scheinen ehrenvoll zu sein und Dors Venabili vertraut ihm, aber seine Fähigkeit immer im richtigen Moment aufzutauchen, erscheint ein bisschen gruselig und auch Eto Demerzel, der erste Minister des Imperiums, hat erstaunliche Fähigkeiten. Ich bin gespannt, was hierzu in den weiteren Büchern noch rauskommt.
Die Geschichte und die Welt die Asimov mit der Foundation-Reihe erschaffen hat, ist komplex, aber ich finde es lohnt sich Zeit und Gedanken in sie zu investieren. Ich habe so viel Spaß mit den Ideen und der Art wie sich der Autor die Zukunft vorgestellt hat und ich liebe den unterschwelligen Humor, der an so mancher Stelle hervor blitzt.

Fazit: Hari Seldon und Dors Venabili haben mein Herz im Sturm erobert. „Prelude to Foundation“ überzeugt mit einem interessanten Plot, der einen immer mehr in seinen Bann zieht. Der unterschwellige Humor und der Ideenreichtum Asimovs sind wieder einmal klasse. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 13.06.2020

Sehr empfehlenswerter historischer Roman

Im Lautlosen
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Melanie Metzenthin greift in „Im Lautlosen“ als Thema die Euthanasie an Menschen mit Behinderung zur NS-Zeit auf. Erschienen ist der Roman im Juli 2017 bei Tinte & Feder.

Hamburg, 1926: Richard und Paula ...

Melanie Metzenthin greift in „Im Lautlosen“ als Thema die Euthanasie an Menschen mit Behinderung zur NS-Zeit auf. Erschienen ist der Roman im Juli 2017 bei Tinte & Feder.

Hamburg, 1926: Richard und Paula begegnen sich zum ersten Mal in einer Vorlesung an der erst vor wenigen Jahren gegründeten Universität Hamburg. Beide studieren Medizin und schnell ist klar, dass beide sich zueinander hingezogen fühlen. Sie heiraten und bekommen Zwillinge. Während Emilia hören kann, wird bei Georg recht schnell festgestellt, dass er gehörlos ist. Als die Nationalsozialisten immer mehr an Macht gewinnen, wird dies zum Problem, denn diese erlassen Gesetze, die die Rechte von Menschen mit Behinderung stark einschränken und im weiteren Verlauf sogar zur Tötung führen. Richard, der mittlerweile als Arzt arbeitet, kann sich hiermit nicht arrangieren und so fängt er an seine Patienten vor der Euthanasie zu schützen und bringt somit nicht nur sich, sondern auch seine Familie in Gefahr.

Bei Büchern zur NS-Zeit weiß ich immer schon vorher, dass diese mich emotional sehr berühren werden und dieses Buch macht da keine Ausnahme. Ich habe schon einige Romane zu dieser Zeit gelesen und dennoch gibt es immer wieder schreckliche Dinge aus dieser Zeit, die ich noch nicht wusste. Ich finde es wichtig, sich in unregelmäßigen Abständen mit diesem Thema zu konfrontieren, denn es darf wirklich niemals vergessen werden, was für schlimme Sachen zu dieser Zeit passiert sind.
Der Schreibstil der Autorin war sehr angenehm für mich zu lesen. Man kann zügig lesen und kommt gut in der Geschichte voran. Ich fand die Perspektive gut gewählt. Paula und Richard sind das Zentrum dieser Geschichte und man erlebt die Geschichte, wie sie sich für die Bevölkerung ereignet hat, die sich teilweise nur aufgrund von Gerüchten und Beobachtungen zusammenreimen konnte, was da im Hintergrund alles passiert.
Die Geschichte fängt noch vor der Machtergreifung an. Deutschland hat große Fortschritte gemacht. Es wird nicht mehr nur der obersten Schicht gestattet zu studieren, sondern auch Richard als Tischlergeselle sowie Paula als Frau können Medizin studieren. Man erlebt mit wie sich die Stimmung im Land schleichend ändert und dabei bleiben so einige Parallelen zur heutigen politischen Situation nicht aus. Das hat mir so manches Mal Gänsehaut verursacht, wenn ein Nazi seine menschenverachtenden Ansichten so frei geäußert hat oder auch wie gute Ideen wie die Arbeiterwohlfahrt durch die Übernahme durch die NSDAP ad absurdum geführt wurden.
Der Roman zeigt sehr gut, warum sich die Menschen dennoch vom Nationalsozialismus haben blenden lassen. Es zeigt aber auch das Dilemma der Personen, die nicht hinter der Politik der Nationalsozialisten standen, diese aber wiederum ausführen mussten oder sich eben einen Weg suchen mussten, wie sie das Gesetz umgehen können. Hier ist Richard als Arzt in einer Nerven- und Heilanstalt in einer Schlüsselrolle. Man erlebt im Zeitraffer wie sich die Gesetzeslage immer mehr verschärft und es immer schwieriger wird, etwas zu tun, ohne selbst in Gefahr zu geraten und ich habe großen Respekt vor allen, die das gemacht haben.
Die Themen in diesem Buch sind so vielfältig. Die Euthanasie und Behandlung von Menschen mit Behinderung steht ganz klar im Vordergrund, durch die Personenzusammensetzung wird aber auch die Situation der Juden gezeigt. Wir erfahren etwas über das Leben in einem Feld- sowie Hauptlazarett im zweiten Weltkrieg. Wir erleben Bombennächte in Hamburg mit und was getan wurde, um den Gegner zu verwirren und wie sich die Rolle der Frau in dieser Zeit verändert hat. Das Buch endet nicht direkt mit dem Ende des Krieges, sondern es wird gezeigt, was danach passierte und das eben nicht direkt alles wieder gut war, sondern die Besatzung der Briten einiges an Entbehrungen mit sich brachte. Ich habe wieder viel Neues an Wissen für mich mitgenommen, was mir so nicht bewusst war.
Mit den Personen im Buch habe ich mitgefiebert. Paula und Richard habe ich als Eltern bewundert, wie sie mit der Gehörlosigkeit ihres Sohnes umgehen. Ich konnte die Naivität von Paula bei manchen Themen gut nachvollziehen, aber auch die Verbitterung von Richard, der sich sehr für Politik interessiert. Ich habe die Freundschaft zwischen Richard und seinen besten Freund Fritz bewundert. Mit Georg habe ich unvorstellbare Ängste ausgestanden, dass er durch seine Gehörlosigkeit zu einem Opfer des Nationalsozialismus wird. Ich habe mich über jeden gefreut, der gerettet werden konnte und war am Boden zerstört über jeden, dem dieses Glück nicht vergönnt war.
Ich könnte noch viel mehr zu diesem tollen Buch schreiben. Das Nachwort zeigt, dass hier gut recherchiert wurde. Die Autorin trennt hier Fiktion von Wahrheit und zeigt auf, wie sie die fiktive Geschichte von Paula und Richard mit echten Fakten verwoben hat. Ich finde, das ist Melanie Metzenthin wunderbar gelungen. Die kleineren Freiheiten, die sie sich herausgenommen hat, sind alle mehr als vertretbar.

Fazit: Ein historischer Roman, der mit der Euthanasie an Menschen mit Behinderung ein sehr wichtiges Thema aufgreift und das Dilemma der Personen zeigt, die diese Menschen retten wollten. Darüber hinaus hat mich der Roman sehr berührt und ist sehr gut recherchiert. Hierfür gibt es eine unbedingte Leseempfehlung an alle, denn das was in der NS-Zeit passiert ist, muss in Erinnerung bleiben und darf sich auf keinen Fall wiederholen.

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