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Veröffentlicht am 19.07.2020

"Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, und das Geheimnis der Freiheit ist der Mut." (Perikles)

Riviera - Der Weg in die Freiheit
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1938. Bei den Nazis ist die Reiselust ungebrochen, vor allem Italien ist eines ihrer Wunschziele, weshalb sich im Reisebüro von Salomes Vater die Reisen sehr gut verkaufen. Auch jüdische Familien machen ...

1938. Bei den Nazis ist die Reiselust ungebrochen, vor allem Italien ist eines ihrer Wunschziele, weshalb sich im Reisebüro von Salomes Vater die Reisen sehr gut verkaufen. Auch jüdische Familien machen reichlich Gebrauch davon, auf diese Weise Deutschland den Rücken zu kehren, um dem immer schlimmer werdenden Antisemitismus zu entfliehen. Ohne das Wissen ihres Vaters, der eng mit den Nazis zusammenarbeitet, unterstützt die 24-jährige Salome die Flucht der jüdischen Familien bei ihren häufigen Reisen nach Rom, wo sie immer wieder als Fremdenführerin arbeitet. Aber schon bald setzt Mussolini mit seiner faschistischen Politik dem ein Ende, so dass den Juden am Ende nur noch die Flucht über das Mittelmeer nach Frankreich bleibt. Bei einer dieser gefährlichen Überfahrten trifft Salome auf Félix, den Ehemann ihrer Freundin Ornella, wieder, der die Flüchtenden in seinem Hotel unterbringt. Félix und Salome haben noch immer Gefühle füreinander. Als der Zweite Weltkrieg ausbricht und die Nazis in Frankreich einmarschieren, trennt Félix sich von Ornella und geht mit Salome in den Widerstand…
Julia Kröhn hat mit „Riviera-Der Weg in die Freiheit“ den 2. Teil ihrer historischen Riviera-Dilogie vorgelegt, der nahtlos an den ersten Band anknüpft und ihm in punkto akribischer geschichtlicher Recherche sowie Spannung in nichts nachsteht. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lädt den Leser mit wenigen Worten ein, sich in die Zeit zurückversetzen zu lassen, um mit Salome einer ungewissen und vor allem gefährlichen Mission gegenüberzusehen. Die Autorin lässt während ihrer Handlung den historischen Hintergrund wunderbar mit einfließen, beschönigt nichts und zeigt die grausame Fratze des Krieges und die unmenschliche Behandlung der jüdischen Bevölkerung, die in ihrer Angst ihr Leben und das ihrer Lieben in fremde Hände legen. Wie ein Film laufen die Fluchthilfen vor dem inneren Auge des Lesers ab. Auch die Hilflosigkeit der vor einer Deportation stehenden Familien, die von jetzt auf gleich eine Entscheidung für das Leben ihrer Kinder treffen müssen, jagt den Leser durch eine Gefühlsachterbahn, so real schildert die Autorin diese Momente. Die Beschreibungen der französischen Résistance und ihr Wirken wecken dagegen den Kampfgeist und die Hoffnung, dass alle Beteiligten heil aus allem herauskommen. Der Spannungslevel ist in diesem Roman durchweg hoch angelegt und schraubt sich durch die eingewebten Wendungen immer weiter in die Höhe.
Die Charaktere wurden weiterentwickelt und wirken in ihrem Wesen sowie in ihren Überzeugungen gefestigt. Sie agieren menschlich und glaubwürdig, so dass der Leser sich in ihrer Mitte wohlfühlt und mit ihnen fiebert. Salome ist eine sehr mutige Frau, die sich auf gefährlichen Pfaden bewegt. Sie handelt uneigennützig, ist hilfsbereit und lässt sich nicht unterkriegen. Ihre Stärke und Selbstlosigkeit ist bewundernswert. Félix hat ein großes Herz, ist engagiert, stur und waghalsig. Er lebt in der Gefahr geradezu auf, weckt sie doch seinen Kampfgeist. Seine Mutter Hélène ist ebenso eine Sympathieträgerin, sie hat ihrem Sohn die richtigen Werte mit auf den Weg gegeben. Ornella ist eine selbstsüchtige und egoistische Frau, die mit ihrer Art alles zerstört, was ihr mal lieb und teuer war. Ebenso überzeugen die Feingolds und weitere Protagonisten.
„Riviera-Der Weg in die Freiheit“ vereint in sich eine zu Herzen gehende Geschichte mit exzellenter historischer Recherche und viel Spannung. Ein Mix aus Liebe, Träume, alten Freundschaften, aber auch aus Flucht und Gefahr fesseln durchgängig auf hohem Niveau. Einfach wunderbar - absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 19.07.2020

Eine Liebe gegen alle Widerstände

Modehaus Haynbach – Tage voller Hoffnung
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1922. Claire hat das Handwerk als Näherin von der Pieke auf von ihrer Mutter Louise gelernt. Als sie ein Brautkleid fertigen soll, führt dies sie in das Haus der von Haynbachs, denn der älteste Sohn Helmut ...

1922. Claire hat das Handwerk als Näherin von der Pieke auf von ihrer Mutter Louise gelernt. Als sie ein Brautkleid fertigen soll, führt dies sie in das Haus der von Haynbachs, denn der älteste Sohn Helmut soll bald die ebenfalls adlige Hilda von Bilgenstein heiraten. Doch dann löst Helmut die Verlobung, weil er sich in Claire verliebt hat. Für seine Eltern ist das ein Eklat, denn Claire ist für sie nicht standesgemäß, sowas wird im Haus Haynbach nicht geduldet, weshalb Helmut das elterliche Haus gemeinsam mit der schwangeren Claire verlassen muss. Nach ihrer Hochzeit versucht Helmut eine Anstellung für das Auskommen der Familie zu finden, doch damit hat er nicht viel Erfolg. Wird es dem jungen Paar gelingen, Fuß zu fassen?
Elaine Winter hat mit „Modehaus Haynbach-Tage voller Hoffnung“ den Auftakt ihrer historischen verankerten Haynbach-Trilogie vorgelegt, die von der ersten Seite an mit einem flüssigen, bildhaften und gefühlvollen Schreibstil überzeugen kann. Die detailreiche Erzählweise lässt beim Leser sofort das Kopfkino anspringen, denn nicht nur die Landschaftsbeschreibungen erzeugen wunderschöne Bilder im Kopf, auch die Protagonisten sind so lebendig dargestellt, so dass man sich ihnen als Leser neugierig an die Fersen heftet und gespannt ist, wie es ihnen im weiteren Verlauf ergehen wird. Die Autorin hat Wert darauf gelegt, neben den historischen Fakten wie der schlimmen Nachkriegszeit mit all ihren Facetten, der Währungsreform und der politischen Entwicklung auch die Haltung der damaligen Gesellschaft zu transportieren sowie die Standesunterschiede deutlich zu machen. Obgleich der Adel um Einfluss und Ansehen gebracht wurde, behaupteten ihre Angehörigen ihre Haltung und hielten sich für etwas Besseres und diejenigen, die sich nicht mit dem gemeinen Volk verbünden oder verbrüdern. Das ging so weit, dass Eltern ihre eigenen Kinder enterbten und verstießen, weil Ansehen höher bewertet wurde, als abtrünnig geltende Familienmitglieder. In warmherziger und gefühlvoller Art beschreibt die Autorin die innige Beziehung zwischen Helmut und Claire, während sie unterschwellig den Handlungsverlauf mit geschickten Wendungen immer wieder Spannung verleiht und den Leser konstant an die Seiten fesselt.
Die Charaktere sind lebendig inszeniert, überzeugen mit ihren menschlichen Ecken und Kanten, was sie für den Leser glaubwürdig und authentisch wirken lässt. Schnell nähert man sich ihnen an, leidet und bangt mit ihnen in der Hoffnung auf einen guten Ausgang. Claire ist eine fleißige und sympathische junge Frau, die das Glück von anderen vor ihr eigenes stellt. Sie ist bescheiden und in ihrer Tätigkeit als Näherin sehr begabt. Ihre Unsicherheit weiß sie geschickt zu kaschieren, sie ist mutig und strahlt eine innere Stärke aus, die bewundernswert ist. Helmut ist ein anständiger Kerl, der zu seinen Überzeugungen sowie zu seinen Entscheidungen steht und die Konsequenzen mit erhobenem Haupt trägt. Er ist verlässlich, treu und ehrlich, stellt sich den Herausforderungen. Aber auch die von Haynbachs, Louise oder Hilda tragen zum Unterhaltungswert dieser Geschichte bei.
„Modehaus Haynbach-Tage voller Hoffnung“ kann den Leser mit einer Sogwirkung von Beginn an unterhaltsam und mit einiger Spannung an die Seiten fesseln. Neben einer Liebesgeschichte gibt es Drama, Intrigen und einen guten Abriss des historischen Hintergrunds. Sehr gelungen, daher eine verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 18.07.2020

"Ehe ist gegenseitige Freiheitsberaubung in beiderseitigem Einvernehmen." (Oscar Wilde)

Wie backe ich mir einen Mann?
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1896 Texas. Durch ein dummes Gesetz droht Abigail Kemp in Honey Grove die familieneigene Bäckerei zu verlieren, weil es Frauen verboten ist, ein Geschäft zu führen. Um die Aufgabe der Bäckerei zu vermeiden ...

1896 Texas. Durch ein dummes Gesetz droht Abigail Kemp in Honey Grove die familieneigene Bäckerei zu verlieren, weil es Frauen verboten ist, ein Geschäft zu führen. Um die Aufgabe der Bäckerei zu vermeiden und das Verbot der Stadtväter zu umgehen, hat sich Abigail dazu entschlossen, sich einen Ehemann zuzulegen und auch schon drei männliche Kandidaten ins Auge gefasst. Einer davon, der Schreiner Zach Hamilton, ist ihre erste Wahl, denn er verursacht in ihr ein leichtes Magenflattern. Deshalb macht sie ihm per Vertrag ein Angebot, mit ihr eine Scheinehe einzugehen. Doch sie hat nicht mit Zachs Zusatzregeln gerechnet, die natürlich auch mit aufgenommen werden sollen…
Karen Witemeyer hat mit „Wie backe ich mir einen Mann“ den zweiten Teil ihrer historischen „Patchwork-Family-Reihe vorgelegt, der dem ersten Band in nichts nachsteht, was Romantik und Unterhaltungswert angeht. Der flüssige, gefühlvolle Erzählstil ist mit einer guten Prise Humor gewürzt und nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise ins Amerika des 19. Jahrhunderts, um sich in Abigails Bäckerei ein Plätzchen zu suchen und das Geschehen zu beobachten. Die Autorin hat ein besonderes Geschick, Geschichten mit Botschaften zu erzählen. Hier lässt sie zwei Protagonisten mit einigem Seelengepäck aufeinander treffen, die sich nicht nur gegenseitig unterstützen, sondern auch aneinander wachsen. Auch bei den zwischenmenschlichen Beziehungen beweist Witemeyer ein gutes Auge, denn sie lässt nicht nur die arrogante Widersacherin auftreten und allerlei Gerüchte streuen, sondern hat auch die familiären Bande ihrer beiden Hauptcharaktere wunderbar herausgearbeitet sowie deren Hilfsbereitschaft für ihre Mitmenschen. Der christliche Aspekt ist sehr eingängig in die Handlung eingearbeitet und wirkt glaubhaft und nachvollziehbar, denn alle haben einige Schicksalsschläge zu schultern. Themen wie Vergebung und Nächstenliebe sind ebenso vertreten wie Schuldgefühle und verborgene Geheimnisse, die an die Oberfläche drängen. Besonders schön zu beobachten ist die Entwicklung dieser nur zum Schein geschlossenen Ehe, in der beide lernen müssen, auf den anderen einzugehen und sich gegenseitig Vertrauen entgegen zu bringen. Der Spannungsbogen ist im mittleren Feld angelegt, steigert sich aber im Verlauf der Geschichte durch interessante Wendungen immer weiter.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet, sie sprühen vor Lebendigkeit und nehmen den Leser mit ihren menschlichen Ecken und Kanten schnell für sich ein. Abigail ist eine fleißige junge Frau, die all ihre Liebe in die Familienbäckerei steckt und sich warmherzig nicht nur um ihre Schwester Rosie, sondern auch um Bedürftige kümmert. Ihre Unsicherheit verbirgt sie durch ein forsches Auftreten. Rosie trägt ein Geheimnis mit sich herum, dass sie nicht einmal mit ihrer Schwester teilen will. Zach ist ein zurückhaltender, schweigsamer Mann, der sich seine Freiheit hart erarbeitet hat. Seine Vergangenheit belastet ihn noch immer, weshalb er sie unter Verschluss halten möchte. Sophia war mal Abigails beste Freundin, doch als Frau des Bürgermeisters lässt sie über diese nun arrogant eine Menge übler Nachrede regnen, um sie für eine vermeintliche Schuld büßen zu lassen. Aber auch Seth und Evie tauchen wieder auf der Bildfläche auf und tragen zu der abwechslungsreichen und tiefgründigen Handlung bei.
„Wie backe ich mir einen Mann“ ist eine sehr gelungene Mischung aus Romantik gepaart mit eingebetteten christlichen Botschaften und gut angelegter Spannung. Humorvoll und tiefgründig erzählt verursacht diese warmherzige Lektüre ein tolles Kopfkino. Sehr zu empfehlen!

Veröffentlicht am 12.07.2020

Manchmal braucht dein Herz mehr Zeit, um das zu akzeptieren, was dein Verstand bereits weiß

Das kleine Café im Herzen der Stadt
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Seit dem Tod ihres Mannes Micah vor drei Jahren schlägt sich Robin Price als alleinerziehende Mutter mit Söhnchen Caleb und ihrem Willow-Tree-Café in Peaks mehr schlecht als recht durch. Ihre Kraft zieht ...

Seit dem Tod ihres Mannes Micah vor drei Jahren schlägt sich Robin Price als alleinerziehende Mutter mit Söhnchen Caleb und ihrem Willow-Tree-Café in Peaks mehr schlecht als recht durch. Ihre Kraft zieht sie aus ihren Erinnerungen und den Begegnungen mit den Cafébesuchern. Doch dann bekommt ihr Leben erneut einen Knacks, denn der Bürgermeister möchte mit Hilfe des Investors Ian McKay die Stadt durch einen Wohnkomplex bereichern, um dem städtischen Aufschwung auf die Sprünge zu helfen, dafür müssen aber all die kleinen Ladengeschäfte, zu denen auch Robins Café gehört, weichen. Robin will das nicht einfach so hinnehmen und stellt sich Ian mit aller Kraft und Verzweiflung in den Weg. Ian bewundert die Zielstrebigkeit dieser Frau, jedoch hat er eigene Gründe, das Projekt erfolgreich durchzuführen. Wird es Robin gelingen, das Aus für ihr Café noch abzuwenden?
Kati Ganshert lädt mit „Das kleine Café im Herzen der Stadt“ den Leser erneut als Gast in den kleinen Ort Peaks ein, den man schon aus „Unter samtweichem Himmel“ kennt. Der flüssig-leichte, farbenfrohe und gefühlvolle Schreibstil macht es leicht, in die Geschichte einzutauchen, sich in Robins Willow Tree-Café einen gemütlichen Platz zu ergattern und dort die Geschicke um Robin, Ian und die Ortsbewohner zu beobachten. Die Autorin spielt mit wechselnden Perspektiven und gibt dem Leser so die Möglichkeit, nicht nur Robins Gedanken- und Gefühlswelt mitzuerleben, sondern auch Ian und Amanda besser kennenzulernen. Die Thematik, Altbewährtes gegen Neues auszutauschen, findet sich überall im täglichen Leben wieder und wird hier von der Autorin grandios umgesetzt, denn es geht nicht nur darum, das Stadtbild zu verändern, sondern der Neuanfang soll auch bei ihren Protagonisten Einzug halten, was mit allerlei Emotionen verbunden ist, da es vielen oft schwer fällt, sich von der Vergangenheit zu lösen und sich in unsichere Gewässer zu begeben. Gerade hier wirkt der im Buch schön ausgearbeitete Aspekt, denn es gilt, Hoffnung und Vertrauen in Gott und sich selbst zu haben für die Dinge, die vor einem liegen. Auch in die zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb der Ortsgemeinschaft wird der Leser wunderbar mit eingebunden, wo viele füreinander einstehen und an einem Strang ziehen.
Die Charaktere wurden liebevoll in Szene gesetzt. Sie wirken mit ihren persönlichen Eigenschaften sehr glaubhaft und lebendig, was es dem Leser leicht macht, sich ihnen verbunden zu fühlen. Robin musste schon einiges einstecken und hat sich trotzdem nicht unterkriegen lassen. Söhnchen Caleb wird mit Liebe überschüttet, und auch ihre Cafébesucher werden warmherzig empfangen und verwöhnt. Robin ist selbstlos, hilfsbereit und voller verschütteter Gefühle, die sich nun langsam Bahn brechen. Ian ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, der seine eigenen Schicksalsschläge unter Verschluss hält. Er denkt pragmatisch und businessorientiert, doch insgeheim zollt er Robin Bewunderung für ihren Widerstand. Caleb ist ein zauberhafter kleiner Kerl, der das Herz von jedem öffnet. Aber auch die Bewohner von Peaks gehen einem schnell unter die Haut mit ihrem Gemeinschaftsgefühl.
„Das kleine Café im Herzen der Stadt“ weiß den Leser sofort in den Bann zu ziehen. Die tiefsinnige und emotionale Geschichte um die Stadtbewohner, besonders aber um Ian und Robin, beschert schöne Lesestunden und vermittelt gleichzeitig eine Botschaft. Unbedingt lesen und herausfinden!

Veröffentlicht am 06.07.2020

Liebe lässt sich weder durch Kriege oder Grenzen aufhalten

Eine Liebe zwischen den Fronten
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15. Juli 1870 Berlin. Der Tag ihrer Verlobung mit dem deutschen Arzt Paul von Gerlau soll für die Französin Madeleine Tellier eigentlich ein Freudentag sein. Doch das große Ereignis wird jäh gestört durch ...

15. Juli 1870 Berlin. Der Tag ihrer Verlobung mit dem deutschen Arzt Paul von Gerlau soll für die Französin Madeleine Tellier eigentlich ein Freudentag sein. Doch das große Ereignis wird jäh gestört durch den Einberufungsbefehl, den Paul bekommt und damit den Krieg zwischen Preußen und Frankreich offiziell macht. Während Paul sich sofort an der Front einfinden muss, verlässt Madeleine in Begleitung ihres Vaters Berlin, um in ihre Heimat Metz zurückzukehren mit dem Wissen, dass sie und Paul nun auf gegnerischen Seiten stehen und der Angst, ob sie ihre große Liebe jemals lebend wiedersehen wird. Der furchtbare Krieg fordert seine Opfer auf beiden Seiten der Grenze, so dass Paul als Stabsarzt alle Hände voll zu tun hat, aber auch Madeleine setzt sich als Krankenschwester für die Verwundeten ein. Der Zufall führt die beiden Liebenden in Coblenz zwar kurz wieder zusammen, nur damit das Schicksal sie bald darauf wieder trennt. Wird der Krieg Madeleine und Paul die Chance auf ein gemeinsames Glück für immer nehmen?

Maria W. Peter hat mit „Eine Liebe zwischen den Fronten“ einen wunderbar fesselnden historischen Roman vorgelegt, der Geschichte in einer einzigartigen Form wieder lebendig werden lässt. Der flüssige, packende und bildhafte Erzählstil der Autorin schickt den Leser mit den ersten Zeilen auf Zeitreise ins 19. Jahrhundert, um sich abwechselnd den verschiedenen Protagonisten an die Fersen zu heften, ihre Gedanken- und Gefühlswelt aufzusaugen sowie dem Kriegsverlauf zu folgen. Die geplatzte Verlobung sowie die Trennung des Liebespaares lassen den Leser atemlos zurück, aber auch die Kriegshandlungen sind so anschaulich beschrieben, dass man das Gefühl hat, sich ebenfalls mitten auf dem Schlachtfeld oder im Lazarett zu befinden. Die Autorin stellt mit dem Verweben von Fiktion und historischer Wahrheit nicht nur ihre akribische Recherche unter Beweis, sondern nutzt ihr besonderes Händchen in der Ausarbeitung ihrer Protagonisten, um diese eng an den Leser zu binden. Nicht nur die Hauptakteure wachsen einem gefühlsmäßig ans Herz, auch Menschen aus der Bevölkerung sind so in die Handlung eingebunden, dass sie für diese einen wertvollen Beitrag leisten. Der Leser findet sich während der ganzen Lektüre in einer Achterbahn der Gefühle, sei es die Angst um die beiden Liebenden, sei es die Ungerechtigkeit der Franzosen gegenüber den algerischen Soldaten oder aber auch der Verlust der Heimat aufgrund kriegerischer Handlungen. Peters gelingt es, den Spannungsbogen durchweg auf hohem Niveau zu belassen bis zum finalen Schluss.

Die Charaktere sprühen vor Lebendigkeit, sie überzeugen durch menschliche Züge und wirken wunderbar glaubwürdig und authentisch. Madeleine ist eine warmherzige und selbstlose Frau, die all ihre Kraft bündelt, um anderen zu helfen. Sie lässt sich durch Schicksalsschläge nicht unterkriegen, sondern gewinnt dadurch noch mehr an Stärke und Format. Paul ist ein Arzt, der seinen hippokratischen Eid sehr ernst nimmt und nicht nur die eigenen Landleute versorgt. Er ist verlässlich, offen, ehrlich, und hasst die ihm aufgezwungene Kriegsbeteiligung. Clément ist Madeleines Bruder und eine gepeinigte Seele. Innerlich zerrissen kann er sich nicht entscheiden, welchen Weg er einschlagen soll. Madame Tellier ist eine gefühllose und verwöhnte Frau, die wenig Verständnis für ihre Kinder Madeleine und Clément aufbringt. Als Bedienstete von Madeleines Mutter begleitet Djamila Madeleine auf der Suche nach ihrem eigenen Bruder, der als Soldat im Krieg kämpft. Sie ist eine zurückhaltende Frau, die schon einiges ertragen musste. Aber auch Hagemann, Karim, Bismarck und Margot tragen viel dazu bei, dass die Handlung durchweg fasziniert.

„Eine Liebe zwischen den Fronten“ ist nicht nur ein exzellent recherchiertes Stück Zeitgeschichte, sondern zeigt neben einer zu Herzen gehenden Liebesgeschichte auch, welche schrecklichen Folgen dieser Krieg für alle Beteiligten hatte, vor allem für die Entwurzelten, die ihre Heimat und ihre Identität verloren. Wunderbar lebendig erzählt, besser geht es nicht. Chapeau!

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