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Veröffentlicht am 09.08.2020

Aus der Hoffnungslosigkeit über den Weg der Sehnsucht in eine helle Zukunft

Spuren der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
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„Spuren der Vergangenheit, …Gegenwart und Zukunft“ von Walter Maria Wintzen ist erschienen im Verlag Treeangel.

Das Buch hat einen festen Einband, dessen Hintergrundfarbe genau wie die der Innenseiten ...

„Spuren der Vergangenheit, …Gegenwart und Zukunft“ von Walter Maria Wintzen ist erschienen im Verlag Treeangel.

Das Buch hat einen festen Einband, dessen Hintergrundfarbe genau wie die der Innenseiten in Dunkelblau gehalten ist. Jede Doppelseite bildet eine Einheit aus einem kurzen Text auf der linken und einem dazu passenden Foto auf der rechten Seite. Die gezeigten Illuminationen sind Teil ders „Lichtfestival Schloss Dyck“ in Jüchen und lassen die Natur durch eine gekonnte Mischung aus Licht und Dunkelheit wie Kunstwerke erscheinen. Auch das Cover ziert eines dieser Fotos. Es zeigt einen wunderschönen Schmetterling, ebenfalls in Blautönen, der an Zartheit und Zerbrechlichkeit denken lässt. Und an seine Vergangenheit, an die jetzt nicht mehr viel erinnert, doch jeder Schmetterling hat ja bereits eine Verwandlung erfahren. Darum ist das Bild des Schmetterlings gerade für dieses Buch eine sehr gute Wahl, denn:

Auch Walter Maria Wintzen beschreibt mit seinen Gedanken den Weg, den er selbst in Zeiten tiefer Trauer gegangen ist. Es ist ein Weg, der in kleinen Schritten aus der Hoffnungslosigkeit herausführt, irgendwann die Sehnsucht und mit ihr die Abzweigung erkennen lässt, die zurück ins Leben führen kann. Dann können neue Lichter auftauchen – Spuren neuer Zuversicht.

Walter Maria Wintzen – sein Weg der Verwandlung kann den Menschen Trost und Hoffnung schenken, die verzweifelt sind und nicht mehr an eine lebenswerte Zukunft für sich glauben mögen.

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Veröffentlicht am 20.07.2020

Zweifel, Hoffnung, Glauben

Gott suchen in der Krise
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Der Titel „Gott suchen in der Krise“ und dazu der Teaser „Glaube und Corona“ haben mich neugierig gemacht darauf zu erfahren, was andere Menschen in Zeiten von Corona erlebt haben.

Verschiedene Autorinnen ...

Der Titel „Gott suchen in der Krise“ und dazu der Teaser „Glaube und Corona“ haben mich neugierig gemacht darauf zu erfahren, was andere Menschen in Zeiten von Corona erlebt haben.

Verschiedene Autorinnen und Autoren berichten in ganz persönlichen Beiträgen, wie sie mit den Glaubensfragen, die in der „Zeit mit Corona“ entstehen, umgehen und wie ihre Beziehung zu Gott in Krisenzeiten belastbar und offen bleibt.

Das Buch hat großen Eindruck auf mich gemacht. Die Geschichten konnte ich nicht einfach hintereinander weg lesen, sondern einige haben mich nicht nur zum Nachdenken angeregt, sondern auch inspiriert, sie mit anderen Menschen zu teilen und - wenn es die Zeit wieder erlaubt - in einem kleinen Kreis zu besprechen und mich auszutauschen.

Bereits das Vorwort des Herausgebers, Ulrich Eggers, hat mich stark beeindruckt. Es heißt dort, dass Corona gar nicht die Krise ist, sondern dass die Krise doch immer präsent ist, in Form von Leid, Schmerz Verlust immer da – nur eben nicht hier…

…und jetzt mit Corona doch hier – so wie überall. Alle sind gleich betroffen.

Mich hat es fasziniert, wie die ganze Situation mit wenigen Worten genau auf den Punkt gebracht werden kann.

Ich bin froh und dankbar, dass ich dieses Buch gefunden habe. Es ist wunderbar, wie offen in den Geschichten über den Glauben, aber auch über die Ängste und Hoffnungen gesprochen wird. Vielen Dank dafür.

Jede der einzelnen Erzählungen hat mir etwas (mit-)gegeben, ganz viele Markierungen „schmücken“ jetzt mein Buch – Zettel an Stellen, die mir wichtig sind, mit denen ich mich noch lange weiter beschäftigen möchte.

Geschichten, die Mut machen und mich spüren lassen, dass niemand ganz allein ist. Sehr gern gebe ich meine Empfehlung für das krisenfeste Buch.

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Veröffentlicht am 12.07.2020

Manchmal hilft ein Blick zum Himmel

Das Fenster zum Himmel
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Qualvolle Zeiten in Kinderheimen und auch in Pflegefamilien – das sind Erlebnisse, die schrecklich klingen und mich traurig machen. Wenn jedoch das Wissen darum einen Namen trägt, dann trifft es mich mit ...

Qualvolle Zeiten in Kinderheimen und auch in Pflegefamilien – das sind Erlebnisse, die schrecklich klingen und mich traurig machen. Wenn jedoch das Wissen darum einen Namen trägt, dann trifft es mich mit voller Kraft.

In „Das Fenster zum Himmel“ erzählt die Autorin Elisabeth Escher die Erlebnisse eines der Kinder, die in den 1960er und 1970er Jahren Schreckliches erlebt haben. Es ist die Geschichte der Marie Muth, deren Name zwar geändert wurde, deren Lebensgeschichte allerdings auf wahren Begebenheiten beruht.

Nachdem Marie die ersten vier Lebensjahre in einer Kellerwohnung scheinbar überwiegend sich selbst überlassen war, verbrachte sie drei Monate in einem Kinderheim, bevor sie in eine Pflegefamilie kam. Was Marie dort erlebt hat, hat mich zu Tränen gerührt und ich war vor Schreck wie gelähmt, als ich gelesen habe, zu welchen „Erziehungsmaßnahmen“ die Pflegeeltern gegriffen haben. Verbote, Warnungen, und Drohungen waren an der Tagesordnung und das, was Marie an Aufgaben bewältigen musste, hat schwere Narben an ihrer Seele hinterlassen.

Zum Glück musste sie nicht in der Familie bleiben. Als Siebenjährige wurde Marie, das „Zigeunermädchen“, im Pfarrhof aufgenommen, wo der Pfarrer Jakob Selinger und seine Haushälterin Anna wohnten. Als überdurchschnittlich intelligent empfinde ich Marie, und ihr Wissensdrang wurde durch den Pfarrer, den Marie „Onkel“ nannte, gesättigt. Wie ein eigenes Kind war Marie für Jakob Selinger und bald fühlte sich Marie väterlich behütet. Auch Anna hat sich fürsorglich und liebevoll um Marie gekümmert. Eine glückliche Kindheit und Jugend hätte es sein können, wenn Klatsch und Tratsch im Dorf nicht solche Ausmaße angenommen hätten, dass die Wahrheit einfach keine Chance hatte.

Schonunglos offen und realistisch ist der Schreibstil von Elisabeth Escher, die mit der Geschichte und treffenden Zitaten überzeugt.

„Der Neid ist die Tür, durch die der Teufel in die Welt getreten ist. Tratsch und Geschwätz – die Waffen des Teufels." Eine passgenaue Beschreibung liegt in den Worten des Pfarrers.

Egal, ob an einem weiteren Gerücht, der das „Verhältnis“ von Pfarrer und Haushälterin betrifft, etwas Wahres dran ist oder nicht, gefällt mir das Zitat bezüglich des Zölibats: „Es war ja auch nicht Gott oder Jesus, der den katholischen Priestern verbot, in Ehe zu leben, sondern Menschen, die vor Hunderten von Jahren dieses Kirchengesetz erlassen hatten. Aus welchen Gründen auch immer.“

Mich hat Maries Lebensgeschichte tief berührt und gezeigt, wie wichtig es ist, sich nicht durch falsche Schlüsse oder durch Gerüchte und üble Nachrede beeinflussen zu lassen.

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Veröffentlicht am 04.07.2020

Es bleibt spannend

Das Buch der gelöschten Wörter - Zwischen den Seiten
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„Das Buch der gelöschten Wörter – Zwischen den Seiten“ ist der zweite Teil einer Trilogie von Mary E. Garner. Erschienen ist das Buch im Lübbe Verlag.

Welche finstere Macht ist verantwortlich dafür, ...

„Das Buch der gelöschten Wörter – Zwischen den Seiten“ ist der zweite Teil einer Trilogie von Mary E. Garner. Erschienen ist das Buch im Lübbe Verlag.

Welche finstere Macht ist verantwortlich dafür, dass in böser Absicht online geschriebene und später gelöschte Wörter in DAS BUCH gelangen können und drohen, diese Welt zu vernichten? Das ist auch weiterhin die Frage, die es aufzuklären gilt. „Der erste Federstrich“, mit dem Hope ihr seltenes Talent anwenden und DAS BUCH bereinigen konnte, war gelungen. Doch die Gefahr wird nicht geringer. Immer schneller füllen sich die Seiten. Hope hat beim Bereinigen ein eigenartiges Gefühl – irgendetwas stimmt nicht „Zwischen den Seiten“.

Der Prolog lässt zunächst viele Fragezeichen bei mir zurück. Die Menschen, von denen die Rede ist, sind vorher noch nicht aufgetaucht. Es beginnt mit einem freundlichen Gespräch, das allerdings ganz anders endet als erwartet. Erst sehr viel später wird klar, wie diese Szene in die Geschichte passt. Die Verbindung ist nicht leicht zu erkennen, aber dennoch gut gemacht.

Mit der Geschichte geht es nach dem Cliffhanger des ersten Teils spannend weiter. Hope muss feststellen, dass es verrückt ist, wie leicht man auf eine falsche Fährte gelangen oder auch gelenkt werden kann und dann mit seinen Schuldgefühlen klar kommen muss.

Das Eintauchen in die Bücherwelten versorgt mich weiterhin mit guter Unterhaltung. Hope gerät durch Leichtsinnigkeit oder vielleicht auch durch unüberlegtes Handeln so manches Mal in arge Bedrängnis, bekommt allerdings auch neue wichtige Erkenntnisse.

Mary E. Garner ist es auch mit dem zweiten Teil gelungen, mich mit ihrem leichten, aber mitreißenden Schreibstil in das Reich der Fantasy zu entführen und meine Begeisterung nicht zu schmälern, denn wieder bin ich nur so durch die Seiten geflogen. Dabei kamen weder Spannung, tolle Unterhaltung in den Bücherwelten noch der Humor zu kurz. Was den Humor angeht, haben mich zwei Personen zum Schmunzeln und zum Lachen gebracht. Das ist zum einen Oliver Wandler. Von Hope als kleine „Wanderkugel“ bezeichnet, ist er nicht nur liebenswert, witzig und cool, sondern auch äußerst hilfsbereit. Auch der Taxifahrer Ahmed ist ein Typ, der mir richtig gut gefällt, vor allem mit seinem Drang, endlich mal an einer Verfolgungsjagd beteiligt zu sein. Damit hat er erheblich zum Lesevergnügen beigetragen.


Natürlich gibt es auch am Ende dieses Teils einen gemeinen Cliffhanger!
Das Geheimnis „Zwischen den Seiten“ ist gelüftet, ein paar Fragen sind offen geblieben, einige Personen, die vorher schon mal in Erscheinung getreten sind, vermisse ich noch und eine ganz bestimmte Romanfigur habe ich auf meiner Liste der Verdächtigen an oberster Stelle, obwohl ich mir eigentlich nicht vorstellen kann…
Gespannt warte ich auf den letzten Teil. Ob sich meine Fragen alle klären und ob ich mit meiner Vermutung richtig liege oder nicht, bleibt abzuwarten. Bis hierher hat es mir jedenfalls gut gefallen.

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Veröffentlicht am 01.06.2020

Grandiose Wortspielereien und politisches Geschehen

Wassermann
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„Wassermann“ ist die Geschichte eines Mannes, der es in Deutschland nicht aushält. Zwanzig Jahre war er als Entwicklungshelfer in Afrika, aber auch in Brasilien mit dem Bau von Trinkwasseraufbereitungsanlagen ...

„Wassermann“ ist die Geschichte eines Mannes, der es in Deutschland nicht aushält. Zwanzig Jahre war er als Entwicklungshelfer in Afrika, aber auch in Brasilien mit dem Bau von Trinkwasseraufbereitungsanlagen beschäftigt. Dann zwingt ihn ein routinemäßiger Eignungstest zurück nach Deutschland, bei dem er die Psychologin Isabella kennenlernt, die ihm die Aufgabe stellt, hundert Wörter und „eine freie Assoziation“ dazu.
Zunächst scheint Wassermann gar nichts einzufallen, doch bald ist das erste Wort gefunden und das, was er damit verbindet, aufgeschrieben. Danach gibt es kein Halten mehr und Wörter und Gedanken sprudeln nur so hervor. Dieser Test nimmt den ersten Teil der Geschichte ein – und reißt mich einfach mit. Das ist es, was ich an den Büchern des Autors Franz Josef Brüseke so mag: seine „Wortspielereien“, wie ich sie nenne. Doch was mich so begeistert, bedeutet für Wassermann das Ende seiner bisherigen Arbeit.
Er bekommt dafür einen neuen Auftrag, der ihn zunächst nach Brasilien führt. Habe ich im ersten Teil einen Blick in seine „Seelenwelt“ werfen können, so lerne ich jetzt den Menschen „Wassermann“ kennen. Er kommt mir recht unbedarft vor und hat eigentlich gar keine Ahnung von dem, was er als „Beobachter“ des (politischen) Geschehens hier in Brasilien, aber auch in Kolumbien und Venezuela macht. Doch seine Auftraggeber scheinen zufrieden zu sein mit den Ergebnissen seiner Arbeit.
Ich mag Brüsekes Schreibstil, der oft recht trocken rüberkommt, aber auch mit einer guten Prise Humor gewürzt ist. Vielleicht ist er etwas gewöhnungsbedürftig, doch nachdem ich bereits mehrere seiner Bücher gelesen habe, gefällt mir die Art immer besser – vielleicht, weil sie einfach ganz anders ist – ungewöhnlich, aber gut.
Zitate:
„Die Zeit, die er sich nahm, war meine, die ich verlor…“
„Ich bin froh, dass ich mich nie langfristig gebunden hatte. Was man nicht hat, das kann man auch nicht verlieren.“
Das Buch empfehle ich sehr gern weiter, zum einen wegen der Worterklärungen und zum anderen, weil ich weitere Einblicke in die politischen Verhältnisse der betreffenden südamerikanischen Länder bekomme, die mich neugierig machen, mich näher damit zu beschäftigen.

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