„Wortgefecht und Zahlenzauber“ aus dem Verlag Jens Korch ist mein erstes Wannenbuch für Erwachsene. Mehr Spaß in der Wanne wird versprochen und: Das Buch ist gelesen, bevor das Wasser kalt ist. Bleibt ...
„Wortgefecht und Zahlenzauber“ aus dem Verlag Jens Korch ist mein erstes Wannenbuch für Erwachsene. Mehr Spaß in der Wanne wird versprochen und: Das Buch ist gelesen, bevor das Wasser kalt ist. Bleibt nur die Frage: Was tun, wenn ich keine Wanne habe? Auch das ist kein Problem, denn ich kann das Buch auch mitnehmen an den See, an den Strand und ans Meer, in den Pool…
Mal abgesehen davon, dass die Lern- und Gedächtnistrainerin Doris Kahl knifflige Aufgaben fürs Gehirnjogging zusammengestellt hat, ist die Idee eines Wannenbuchs für Erwachsene total witzig und originell. Verpackt ist das Buch in einem hübschen Karton.
DAS WASSERBESTE, äh… ich meine DAS WASSERFESTE BUCH bietet sich auch sehr gut an als Mitbringsel oder als eines der kleinen Geschenke, die ja bekanntlich die Freundschaft erhalten.
Ich find’s lustig!
„Das zweitbeste Leben“ von Tayari Jones ist erschienen im Verlag Arche und erzählt die Geschichte von James Witherspoon, der in Atlanta lebt und nicht nur mit zwei Frauen verheiratet ist, sondern mit beiden ...
„Das zweitbeste Leben“ von Tayari Jones ist erschienen im Verlag Arche und erzählt die Geschichte von James Witherspoon, der in Atlanta lebt und nicht nur mit zwei Frauen verheiratet ist, sondern mit beiden Frauen eine fast gleichaltrige Tochter hat. Zur „offiziellen“ Familie gehören Laverne und Tochter Chaurisse, die „geheime“ Familie sind Gwendolyn und Tochter Dana.
Als sie mit James eine Beziehung eingegangen ist, wusste Gwen, dass er bereits verheiratet ist, dennoch hat sie sich ganz auf ihn eingelassen. Dana hingegen konnte sich nicht frei entscheiden, sondern hat schon als kleines Mädchen erfahren müssen, dass sie ein „Geheimnis“ ist, und sie musste damit leben, auch damit, keinen wirklichen Vater zu haben. Jetzt, wo ich meine Rezension zu diesem Buch schreibe, spüre ich noch einmal ganz intensiv den seelischen Schmerz, den Dana ertragen musste.
Es ist das erste Buch, das ich zum Thema Bigamie gelesen habe. Tayari Jones hat darin sehr eindrücklich, berührend und ausdrucksstark geschildert, mit welchen Lügen, Ängsten, seelischen Grausamkeiten und auch Verzichten Kinder wie Dana klarkommen müssen. Man denke beispielsweise nur daran, dass sie nicht einmal ihre Großeltern kennenlernen durfte.
Im ersten Teil erzählt Dana von ihren Gefühlen und davon, wie es sich anfühlt, wenn man immer und bei jeder Gelegenheit nur die Nummer zwei ist, ein Geheimnis, minderwertig und weniger geliebt als die andere. Wie der Fußballspieler, der ein Spiel nur auf der Ersatzbank verbringen darf ... - nur schlimmer.
Dana weiß, dass ihr Vater James, den sie mit „Sir“ anspricht, eine „echte“ Familie hat, Chaurisse und ihre Mutter hingegen haben von seinem Zweitleben keine Ahnung. Wie der Alltag in ihrer Familie aussieht, erfahren wir im zweiten Teil des Buches von Chaurisse. Es ist interessant und spannend, dieselbe „Sache“ aus zwei verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Dabei kommen sowohl im ersten als auch im zweiten Teil Hintergründe aus der Vergangenheit ans Licht, die mich manches besser verstehen lassen, so auch die Beweggründe, die zur „Zweitfamilie“ geführt haben. Dennoch kann ich James‘ Tun auf keinen Fall gutheißen.
Egal wie die Geschichte ausgeht: Ich bin mir nicht sicher, ob es am Ende jemanden gibt, der „Das zweitbeste Leben“ hat, sondern denke, dass keiner wirklich glücklich sein kann. Vielleicht ist es für alle dasselbe.
„Eine Liebe zwischen den Fronten“ ist ein historischer Roman der Autorin Maria W. Peter, erschienen im Lübbe Verlag.
Niemand versteht es besser, historische Ereignisse so gut und gründlich recherchiert, ...
„Eine Liebe zwischen den Fronten“ ist ein historischer Roman der Autorin Maria W. Peter, erschienen im Lübbe Verlag.
Niemand versteht es besser, historische Ereignisse so gut und gründlich recherchiert, mit unendlich vielen interessanten Informationen angereichert zu präsentieren, ohne dass auch nur ein Hauch von Langeweile beim Lesen aufkommt, als Maria W. Peter. Gerade in diesem Roman spüre ich die Freude der Autorin am Schreiben und ihren Herzschlag, was dem Buch eine ganz besondere und persönliche Note gibt.
Gegenstand der Geschichte ist der Deutsch-Französische Krieg, der vor genau 150 Jahren begann. Es sollte der Verlobungsabend des deutschen Arztes Paul und der Französin Madeleine werden, als während der Feierlichkeiten in Berlin der Krieg zwischen Preußen und dem Französischen Kaiserreich ausbricht. So werden aus zwei sich liebenden Menschen plötzlich politische Feinde. Viel Zeit für einen Abschied bleibt nicht und so versuchen Madeleine und ihr Vater noch rechtzeitig wieder in ihre französische Heimat nach Metz zu gelangen, während Paul, der viel lieber als Arzt in seiner eigenen Praxis arbeiten würde, als Militärarzt zurück zu seinem Regiment nach Coblenz muss.
Djamila und Kalim sind Geschwister mit algerischen Wurzeln, die nach dem Tod ihrer Eltern nach Frankreich gekommen sind. Djamila arbeitet im Haus von Madeleines Eltern, Kalim gehört als Tirailleur zu einer Einheit des französischen Heeres.
Die Schicksale dieser drei Familien sind Gegenstand der Geschichte, die die Leser an verschiedene Schauplätze führt, vorwiegend in Frankreich.
Die Schrecken und Grausamkeiten des Krieges werden schonungslos, realistisch und in all seiner Grausamkeit dargestellt. Am Anfang des Buches gibt es eine Landkarte aus der damaligen Zeit, die es mir sehr erleichtert hat, auf einen Blick zu erkennen, auf welchen Wegen und an welchen Orten sich die Protagonisten gerade befinden, von denen abwechselnd berichtet wird.
Ein umfangreicher Epilog hat noch offene Fragen geklärt, das Nachwort bietet weitere ausführliche historische Informationen und das Glossar eine gute Übersicht.
Jürgen Ehlers erzählt – laut Buchbeschreibung – mit „Ratten am Bullenhuser Damm“ beispielhaft eine Geschichte darüber, wozu Menschen fähig sind. Ganz gewöhnliche Menschen… Weiter heißt es in der Beschreibung, ...
Jürgen Ehlers erzählt – laut Buchbeschreibung – mit „Ratten am Bullenhuser Damm“ beispielhaft eine Geschichte darüber, wozu Menschen fähig sind. Ganz gewöhnliche Menschen… Weiter heißt es in der Beschreibung, dass Kinder in der Geschichte vorkommen: „Die Kinder sind am 20. April 1945 am Bullenhuser Damm in Hamburg ermordet worden.“
Ich habe schon viele Bücher gelesen, in denen von den Gräueltaten eines Krieges berichtet wird. Doch nie, niemals ist mir ein Buch so nahe gegangen und hat mich so bewegt wie diese Geschichte. Ich fühle mich hilflos, unsagbar traurig und verletzt. Ich schäme mich für das, was geschehen ist und kann es immer noch nicht fassen! Es ist unbegreiflich, wie ein Mensch so gewissenlos sein kann.
Es sind nicht nur die Texte, die heftige Emotionen in mir ausgelöst haben, sondern auch die eindrucksvollen Illustrationen, die einen großen Beitrag dazu geleistet haben.
Trotz meiner Fassungslosigkeit und des Entsetzens bin ich froh, dieses Buch gelesen zu haben. Und ich wünsche mir, dass noch ganz viele Menschen ebenfalls Zugang dazu finden. Es gibt Dinge, die man einfach nicht vergessen darf und an die immer wieder erinnert werden muss, damit allen klar wird, dass so etwas nie wieder geschehen darf!
Mit „Schatten der Welt“ führt Andreas Izquierdo den Leser nach Thorn in Westpreußen – zurück in das Jahr 1910. Das Cover zeigt einen Jungen, der völlig unbeschwert auf einer Mauer balancierend in der Weite ...
Mit „Schatten der Welt“ führt Andreas Izquierdo den Leser nach Thorn in Westpreußen – zurück in das Jahr 1910. Das Cover zeigt einen Jungen, der völlig unbeschwert auf einer Mauer balancierend in der Weite der Landschaft seine glückliche Kindheit genießt. Für mich ist dieser Junge Carl, einer der drei jungen Menschen, von dem die Geschichte erzählt, neben Carl sind das Artur und Isi.
Carl ist ein stiller, zurückhaltender Junge, der allein mit seinem Vater in dessen Schneiderei lebt. Das liebevolle Verhältnis zwischen Vater und Sohn macht der Autor durch seinen einfühlsamen Schreibstil sehr deutlich. So hört sich Carl die Geschichten seines Vaters aus der Zeit vor Carls Geburt geduldig an, egal, wie oft der sie wiederholt – und er hilft dem Vater auch gern bei der Arbeit in der Schneiderei.
Im Gegenteil zu Carl ist sein Freund Artur, mit 14 Jahren ein Jahr älter als Carl, ein ziemlich rauer Geselle. Er ist nicht nur groß und kräftig, sondern er weiß recht früh, dass er sein Dasein nicht als Wagner in der Werkstatt seines Vaters fristen will, der übrigens nicht so liebevoll ist wie der Vater von Carl, sondern zu Hause ein strenges Regiment führt. Artur will mehr aus seinem Leben machen und nicht in den ärmlichen Verhältnissen leben wie seine Familie.
Isi ist ein intelligentes Mädchen, hat allerdings bei ihrem strengen Vater im Gegensatz zu ihren Geschwistern nichts zu lachen. Vielleicht ist sie deswegen vorlaut und frech. Sie lässt sich nämlich nicht einschüchtern und lernt bald, dass man sich wehren muss, wenn man nicht untergehen will. Isi verfügt außerdem über eine gehörige Portion schauspielerisches Talent. Das erfährt Carl auf unliebsame Weise, als sie ihm ein Kleid abluchst, das für eine „Dame der besseren Gesellschaft“ bestimmt war. Nachdem sie sich allerdings in einer anderen Situation noch einmal begegnen, sind die drei jungen Leute nach kurzer Zeit beste Freunde.
Carls Herz schlägt bald für den Beruf des Fotografen, Arturs Herz für Isi.
Es macht unglaublichen Spaß, die Jugendlichen auf dem Weg ins Erwachsenenleben zu begleiten. Artur und Isi haben aufgrund der Nachricht, der Komet Halley könne die Menschheit vernichten, ihre erste Geschäftsidee, die sie mit Raffinesse vertreten. Auch wenn das Ganze nicht ganz lupenrein war, ist zu erkennen, dass ein kluger Geschäftsmann in Artur steckt.
Ich mag sehr gern Bücher, die in Ich-Form geschrieben sind. Da gefällt es mir in diesem Buch natürlich besonders gut, dass mein Lieblingsprotagonist Carl der Erzähler ist. Aber auch Isi und Artur sind mir ans Herz gewachsen und ich freue mich nicht nur über ihren Übermut, ihre Schlitzohrigkeit, den unglaublichen Zusammenhalt und ihre anhaltende Freundschaft, sondern auch darauf, wie das Trio auch weiter gemeinsam das Leben gestaltet…
Leider kommt es anders als erwartet, denn der Erste Weltkrieg macht auch vor den Toren Thorns nicht halt. Damit beginnt ein Teil deutscher Geschichte, bei dem ich auf eindrückliche Weise mein Wissen um das Geschehen in dieser Zeit erweitern konnte. Das erlebe ich gern bei so gut recherchierten historischen Romanen wie diesem und anhand von beispielhaften Einzelschicksalen.
Carl und Artur werden eingezogen, müssen getrennte Wege gehen und ihre eigenen Erfahrungen machen mit den Ungerechtigkeiten, dem Machtmissbrauch und den Gräueltaten des Krieges. Isi kann zwar in Thorn bleiben, hat aber hier ihre eigenen Kämpfe zu bestehen. Stark wie immer setzt sie ihre vollen Kräfte für die Rechte der Frauen ein.
Andreas Izquierdo hat mich auch in diesem Teil der Geschichte voll überzeugt, indem er mich mitgenommen hat auf die unterschiedlichen Wege, die die Freunde jeweils allein gehen mussten. Wechselweise und hautnah habe ich spüren können, was Carl, Artur und Isi erlebt haben - und nicht selten fühlte ich mich hilflos, verletzt und entsetzt, denn durch den eindringlichen, emotionalen Schreibstil war ich einfach immer ganz nah dabei. Ganz besonders berührend war für mich die Verbundenheit ihrer Herzen, die die Freunde niemals haben abbrechen lassen – bis zum Schluss!
Ein großartiges emotionsgeladenes Buch, das ich uneingeschränkt und liebend gern empfehle!