Ein Buch, was mich wirklich überraschen konnte
Die Nacht in dirAls Lucy in Woodstock landet, hat sie so gut wie nichts bei sich. Eben nur das Nötigste, was man auf der Flucht braucht. Unauffällig bleiben ist gerade oberste Priorität, dennoch freundet sie sich mit ...
Als Lucy in Woodstock landet, hat sie so gut wie nichts bei sich. Eben nur das Nötigste, was man auf der Flucht braucht. Unauffällig bleiben ist gerade oberste Priorität, dennoch freundet sie sich mit ihren Nachbarn, John und Vera an. Diese haben ihre ganz eigenen Sorgen und eines Abends lässt der viele Wein die Geheimnisse auf den Tisch kommen. Die liebgewonnene Lucy wird kurzerhand ein Teil des Plans, den Tod von John zu fingieren. Was soll schon groß schiefgehen, wenn sich alle an den Plan halten?! Doch, was dann passiert, war nie Teil des Plans…
Leah Konen studierte Journalismus und englische Literatur. Im Young Adult Genre ist sie, dank mehreren Romanen, keine Unbekannte. Doch „die Nacht in dir“ ist ihr erster Thriller. Kann ein solcher Genre-Swipe gut gehen? Ja und Konen stellt das in diesem Buch deutlich unter Beweis. Ich war wirklich skeptisch, das Cover ist nicht gerade ein Blickfang, eher eine „90er Jahre Wühltisch“ Version, der Titel, der mich wirklich oft in Erklärungsnöte brachte und die reine Befürchtung, dass es schnulzig werden könnte. Falsch gedacht. Die Story ist wirklich gut aufgebaut. Es gibt ständig unerwartete Wendungen, man spürt zwar, dass irgendwas nicht ganz zusammenpasst, doch mehr als Vermutungen und ein ungutes Gefühl ist nicht auszumachen. Immer wenn man denkt, man kennt den Weg der Handlung, biegt Konen unerwartet ab. Der Verlauf konnte stellenweise wirklich überraschen, der Showdown war nicht mehr ganz so unvorhersehbar, dafür zog er sich nicht ins endlose. Der Weg dahin war aber wirklich gelungen und das Ende des Buches hatte definitiv das gewisse etwas. Die Charakterzeichnung war gut, denn Konen lässt für Lucy, wie auch für den Leser alles etwas undurchdringbar erscheinen. Trotz weniger offensichtlichen Feindseligkeiten wusste man oft nicht ob man Freund oder Feind vor sich hatte und war sich dessen auch bis zum Schluss nie gänzlich im Klaren. Komplett ohne innige Beziehung kam die Autorin natürlich trotzdem nicht aus, es war aber angenehm dosiert und tat in meinen Augen der Intensität der Geschichte sogar gut. Ab und zu hatte ich die Befürchtung, dass es zäh werden würde, doch sie hat den Bogen jedes Mal wieder rausbekommen und konnte sogar die Spannung steigern. Was Cover, Titel und Vita der Autorin zunächst befürchten ließen, hat der Inhalt bombastisch zerschlagen. Ein wirklich gelungener Thriller, der sich viel auf psychischer Ebene abspielt.
Fazit: Überraschend gutes Genre Debüt. Spannend, stimmig mit gelungenem psychologischen Verwirrspiel.