Eher oberflächlicher Startschuss
The Brooklyn Years - Was von uns bleibtAuch wenn ich die „Ivy Years“-Reihe von Sarina Bowen nun wahrlich nicht schlecht fand, so ist mir doch recht schnell bewusst geworden, dass ich ihre Romane für Erwachsene einfach besser finde. Andere können ...
Auch wenn ich die „Ivy Years“-Reihe von Sarina Bowen nun wahrlich nicht schlecht fand, so ist mir doch recht schnell bewusst geworden, dass ich ihre Romane für Erwachsene einfach besser finde. Andere können besser NA, sie gehört da für mich aber nicht zu. Daher fand ich es großartig, dass „Ivy Years“ in „The Brooklyn Years“ überleitet und damit von den jüngeren zu den etwas älteren geht. Und trotzdem wird dabei das Thema Eishockey behalten, was ich als Rahmen großartig finde, was aber in „Ivy Years“ doch eher stiefmütterlich behandelt wurde, weswegen ich mit der neuen Reihe auf eine größere Dosis hoffen.
Hauptfigur Leo Trevi kennen wir bereits aus der „Ivy Years“-Reihe, aber seitdem sind sicherlich noch mal mindestens drei Jahre vergangen, denn das College hat er sich hinter gelassen und nach einem Jahr Minor League steht nun erstmals die NHL für ihn an. Auch sein weiblicher Gegenpart, Georgia, ist keine Unbekannte, jedoch ist sie bisher nicht in persona, sondern nur namentlich erwähnt worden. Trotzdem ist die tragische Liebesgeschichte der beiden den Fans ein Begriff, denn sie war im letzten High School vergewaltigt worden, so dass sie sich mit Beginn des neuen Lebensabschnitts am College von Leo getrennt hat. Ich schreibe diese Vorgeschichte hier noch einmal etwas ausführlicher hin, weil ich auch als Kennerin der vorherigen Reihe eingestehen muss, dass Bowen den Lesern nicht sonderlich auf die Sprünge hilft, die Zusammenhänge noch einmal auf einen Nenner zu bringen. Andererseits muss ich auch eingestehen, dass man all das auch gar nicht wissen muss, denn Bowen hat sich schon bemüht, eine völlig eigenständige Geschichte zu schreiben, zu deren Verständnis man „Ivy Years“ nicht gelesen haben muss.
Dennoch ist es natürlich ein cleverer Schachzug, Leo und Georgia zu nehmen, denn sie sind nicht unbekannt, sie werden viele alteingesessenen Fans mit rübernehmen, was marketingstechnisch immer ein Gewinn ist. Was auch hervorragend geklappt hat, ist, dass sofort eine erwachsenere Atmosphäre herrscht. Die Collegezeit ist wirklich ein für allemal vorbei und das steht der Reihe auf Anhieb gut. Leo war schon in der jüngeren Version jemand, den man im Kopf behält und auch als Hauptfigur schlägt er sich hervorragend. Er hat mein Herz sofort im Sturm erobert, weil er eine unheimlich ehrliche Seele hat, er ist stets auf dem Boden geblieben und er weiß genau, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Mit Georgia hatte ich aber überraschenderweise etwas Probleme. Das liegt vorrangig wohl daran, dass ihre Vergewaltigung zwar ständig erwähnt wird, es ist der Schatten, der über allem steht, aber so richtig in die Erlebnisse wurde nicht eingetaucht, dabei ist eine Vergewaltigung ein Thema, das zwar schwer zu ertragen ist, das aber dennoch Raum für viel Tiefe, für eine intensive Auseinandersetzung bietet. Das wird in Person von Georgia leider nicht aufgegriffen, stattdessen agiert sie recht beliebig. So werden unterschiedliche Trennungsgründe von Leo aufgeführt, sie hat zwar seit sechs Jahren keinen Sex mehr gehabt, aber mit Leo kann sie sofort wieder hemmungslos sein. Da drängt sich doch der Eindruck auf, dass man Georgia auch genauso gut einen Autounfall hätte haben lassen können, wenn die Vergewaltigung denn inhaltlich so wenig Konsequenz hat. Es hätte zig Trennungsgründe für Georgia geben können.
Auch wenn mir Georgia oft leider etwas beliebig erschien, so fand ich die dargestellte Liebesgeschichte dennoch süß, aber auch ganz schön leidenschaftlich. Da merkt man doch, dass man es jetzt wieder mit der erwachsenen Bowen zu tun hat, die definitiv kein Blümchensex anbietet. Auch der Rahmen des Eishockeys wird wirklich großartig bedient, sei es durch Georgia als Pressesprecherin oder durch Leo, der als Spieler auf dem Eis steht. Hier wurde die Geschichte perfekt in den sportlichen Rahmen eingeflossen und das hat sich ausgezahlt. Dennoch ist es insgesamt eine der eher oberflächlicheren Geschichten von Bowen. Ich habe sie schon wesentlich stärker erlebt, aber dennoch würde ich den Auftakt der neuen Reihe nicht als Misserfolg verbuchen.
Fazit: „The Brooklyn Years“ ist ein gelungener Übergang von den „Ivy Years“, wo es jetzt etwas erwachsener zugehen kann. Während mir die Paarung und die darum gesponnene Geschichte sowie der sportliche Faktor sehr gut gefallen haben, so fand ich leider auch, dass die Geschichte für Bowens Verhältnisse recht oberflächlich geblieben ist. Sie traut sich sonst schonungsloser tiefer zu gehen. Aber das mag bei den weiteren Bändern ja noch kommen!