Wenn die Liebe und die Sehnsucht zum Vater dich nicht ruhen lässt
Letzte Spur BerlinIn dieser aufwühlenden Geschichte begleiten wir Mehdi Karbassion, der sein Leben im Iran hinter sich lassen muss und nach Deutschland flüchtet. Seine Kindheit und ebenso seine Jugend im Iran sind von Kummer ...
In dieser aufwühlenden Geschichte begleiten wir Mehdi Karbassion, der sein Leben im Iran hinter sich lassen muss und nach Deutschland flüchtet. Seine Kindheit und ebenso seine Jugend im Iran sind von Kummer begleitet. Schon als Junge lernt er Menschen kennen, die ihn in Schwierigkeiten bringen. Hunger, Armut und Krieg stehen an der Tagesordnung. Diese Umstände zwingen ihn letztendlich dazu, das Land zu verlassen. Nach einer gefährlichen und aufregenden Flucht landet er schließlich in Deutschland. Doch ohne jegliche Unterstützung von Familie oder Freunden und mit der Sehnsucht nach der Heimat, in diesem fremden Land Fuß zu fassen, ist nicht leicht. Immer wieder gerät er in Schwierigkeiten und lässt sich auf Typen ein, die ihm nicht guttun. Ist es die Not, die ihn zu so manch unmöglicher Tat veranlasst? In seinem Herzen weiß Mehdi genau, dass seine Vorgehensweise nicht die Richtige ist, doch findet er nicht die Kraft, gegen das Böse anzukämpfen. Er schlittert weiter von einer kriminellen Machenschaft in die nächste. Die Verlockung auf das große Geschäft ist einfach zu groß und die Zeit der Entbehrung war zu lang.
Marty Karbassion, der Sohn von Mehdi Karbassion stellt in diesem Buch die Vergangenheit nach und erzählt die Geschichte seines Vaters. Sein angenehmer Schreibstil hat mir hier ausgesprochen gut gefallen und ließ mich sofort in das Geschehen eintauchen. Manche Ausdrücke waren für die siebziger, achtziger Jahre vielleicht etwas zu neu. Dennoch vermittelten sie mir genau das richtige Gefühl, um sehr nah an den Personen und dem Geschehen zu sein. Die Spannung war dauerhaft vorhanden. Ich würde sogar behaupten die Anspannung beim Lesen ließ überhaupt nicht nach. Ich kam nicht mehr aus dem Zittern heraus. Denn war gerade mal eine Sache glimpflich ausgegangen, zögerte Mehdi nicht lange und ließ sich direkt auf die nächste heikle Angelegenheit ein. Es kam alles auf den Tisch, was man sich unter undurchsichtigen Geschäften dieser Zeit nur vorstellen kann. Diebstahl, Menschenschmuggel, Drogen, Fälschungen oder Mithilfe bei der Stasi. Eine bunte Palette der Straftaten und ein Leben unter ständigem psychischen Stress, ließen Mehdi aber nicht vor seinen gefährlichen Operationen zurückschrecken.
Gefesselt hat mich neben den aufreibenden Kriminaltaten aber vor allem das Leben im Iran, die Wirren der Parteikämpfe und der Ablauf seiner Flucht. Hier wird sehr deutlich, in welch einer miserablen Lage sich Mehdi, und mit ihm viele andere, befunden haben. Viele Möglichkeiten hatten die meisten nicht und egal für welchen Weg man sich entschied, es schien keiner der wirklich richtige zu sein. Kein Wunder, wenn man vor lauter Perspektivlosigkeit auf die falsche Fährte gerät. Doch trotzdem brachte mich das Buch sehr zum Nachdenken und ich stellte mir nicht nur einmal die Frage, ob nicht jeder Mensch die Chance hat, ein „guter“ Mensch zu werden? War Mehdi nicht bereit dazu, weiterhin den Preis der Entbehrung dafür zu zahlen?
Zum Ende hin fieberte ich dem Geschehen nur noch mit, konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen und hoffte darauf, endlich einen triftigen Grund zu finden, der stärker wiegt als der, seine Kinder zurück zu lassen.
Eine wunderschön und voller Liebe geschriebene emotionale Geschichte, die aufwühlt, fesselt, mitzittern lässt und extrem zum Nachdenken anregt.