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Veröffentlicht am 24.07.2020

Guter Schreibstil

Jeder von uns bewohnt die Welt auf seine Weise
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Den preisgekrönten französischen Schriftsteller Jean-Paul Dubois hatte ich vorher noch nie gelesen. Wirklich ein Versäumnis, denn sein Schreibstil gefällt mir außergewöhnlich gut. Er nennt John Updike ...

Den preisgekrönten französischen Schriftsteller Jean-Paul Dubois hatte ich vorher noch nie gelesen. Wirklich ein Versäumnis, denn sein Schreibstil gefällt mir außergewöhnlich gut. Er nennt John Updike und Philip als literarische Vorbilder und tatsächlich hat er eine vergleichbare Haltung und das drückt sich auch im Ton aus.
„Tous les hommes n'habitent pas le monde de la même façon“ ist der Originaltitel des neuen Buchs Jeder von uns bewohnt die Welt auf seine Weise.
Der Roman wird von der Erzählstimme des Protagonisten bestimmt. Sie erzeugt einen melancholischen Grundton. Verständlich, denn der Erzähler Paul Hansen sitzt in einer Haftanstalt in Montreal ein. Hier berichtet er vom eintönigen Gefängnisleben mit seinem Zellennachbar Patrick Horton, ein früherer Hells Angel und dann streifen seine Gedanken zu seinem früheren Leben. Dazu gehört auch seine Kindheitsgeschichte. er ist in Frankreich aufgewachsen. Sein Vater stammte aus Dänemark und war Pastor.
Es dauert praktisch den ganzen Roman bis man die Hintergründe erfährt, was Paul zu der Tat getrieben hat, die ihn für zwei Jahre ins Gefängnis brachten.
Es ist kein spektakulärer Roman. Manche Leser werden sich vielleicht langweilen, aber für mich war es ein interessantes und entspanntes Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 24.07.2020

dicht und konzentriert

Zwei fremde Leben
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Obwohl der Roman per se kein Krimi ist, ist der Plot am Anfang fast wie Kriminalfall gestaltet. Sogar sehr dicht und konzentriert, das geht am Anfang zu Kosten der Charakterisierung der Protagonisten, ...

Obwohl der Roman per se kein Krimi ist, ist der Plot am Anfang fast wie Kriminalfall gestaltet. Sogar sehr dicht und konzentriert, das geht am Anfang zu Kosten der Charakterisierung der Protagonisten, aber das kommt später noch in ausreichendem Maße.
Die Handlung wechselt zwischen 1973 in der DDR und 1994 nach der Wende. Später sogar noch 2018.

Die Mutter, die 1973 in der DDR ihr Baby verliert, heißt Ricarda Raspe. Ihr Schicksal vermag zu berühren. Lange glaubt sie nicht, dass ihr Baby wirklich gestorben ist.

Der Polizist Rust ermittelt in dieser Sache, aber den mächtigen der Partei war das nicht gewünscht und sie hatten ihre Mittel.

Eine wichtige Schlüsselfigur ist die Hebamme Dagmar Krüger.

Erst spät wird die Situation klarer und es ist erstaunlich, wie viele beteiligt waren und wer alles IM war.

Der Autor Frank Goldammer hat viel Wert auf funktionierende Zeitenwechsel und wirksamer Figurenkonstellation gelegt.

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Veröffentlicht am 22.07.2020

Gemeinsame Zeit auf den Azoren

Irgendwann auf den Azoren
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Von Wolfgang Melzer hat mir schon sein Roman Mosaar ganz gut gefallen und auch in seinem neuen Roman „Irgendwann auf den Azoren“ geht es um die Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau. Florian und ...

Von Wolfgang Melzer hat mir schon sein Roman Mosaar ganz gut gefallen und auch in seinem neuen Roman „Irgendwann auf den Azoren“ geht es um die Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau. Florian und Astrid haben sich seit 30 Jahren nicht mehr gesehen. Sie hatten damals eine kurzfristige, leidenschaftliche Liebesbeziehung und versprachen sich, sich auf den Azoren wiederzutreffen und tatsächlich machen sie es wahr.
Das hängt natürlich auch mit einem Moment im Leben zusammen, indem noch einmal eine Wende angestrebt wird.

Die Azoren als Schauplatz ist reizvoll. Das Archipel und seine Naturschönheiten werden gut vermittelt. Die Küste, Wale, die Pflanzenwelt, ein Vulkankomplex, Begre, Wälder, Wasserfälle.

Die Hauptfiguren gefallen mir ganz gut. Es sind ruhige, reflektierende Charaktere. Bei unsicheren Figuren wäre diese Geschichte wohl gescheitert.
Sie genießen ihre gemeinsame Zeit, aber es stellt sich auch die Frage, wieviel Zeit ihnen bleibt.

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Veröffentlicht am 20.07.2020

Der harte Kampf um Anerkennung

Die Dirigentin
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Ein interessantes Buch. Die Filmemacherin Maria Peters hat den Stoff schon verfilmt. Jetzt liegt auch das Buch über einen Abschnitt des Lebens der Dirigentin Antonia Brico vor.

Antonia Brico gab es wirklich ...

Ein interessantes Buch. Die Filmemacherin Maria Peters hat den Stoff schon verfilmt. Jetzt liegt auch das Buch über einen Abschnitt des Lebens der Dirigentin Antonia Brico vor.

Antonia Brico gab es wirklich Sie wurde 1902 in Holland geboren, gelangte jedoch schon als Kind in die USA. Ihr Traum war es, Dirigentin zu werden und tatsächlich leitete sie einige Orchester. Zunächst ein rein weiblich besetztes Orchester, später gemischt.

Der Roman ist nicht ohne Pathos, aber mich überzeugen die Anfangsszenen, in denen Antonias schwierige Kindheit mit einer lieblosen, exzentrischen Mutter gezeigt werden und ihre ersten Jahre im Kampf um eine mögliche Karriere als Dirigentin. Die ersten 100 Seiten sind wirklich brillant.
Die späteren Passagen sind von der Handlung her konventioneller. Man hätte auch noch ein paar andere Aspekte aus dem Leben dieser Frau erzählen können. Über manches wird einfach so hinweggegangen. Die Liebesbeziehung hingegen wird zu sehr betont.

Die Erzählperspektiven wechseln mit den Kapiteln, das funktioniert ganz gut. Das gilt auch für die gut gemachten Dialoge.

Antonias Persönlichkeit ist in gewisser Weise von ihrer harten Jugend geprägt. Harte Arbeit und Entschlossenheit machen sie aus und deswegen wird sie ihren Weg gehen.Sie ist eine starke Figur, die den Roman trägt.

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Veröffentlicht am 19.07.2020

Belfast, 1992

Alter Hund, neue Tricks
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Die Stärken des Romans sind der selbstbewusste, aber auch sehr ironische Icherzähler und die Platzierung der Handlung in eine brisante Zeit in Nordirland. Es ist 1992.

Obwohl Inspector Sean Duffy eigentlich ...

Die Stärken des Romans sind der selbstbewusste, aber auch sehr ironische Icherzähler und die Platzierung der Handlung in eine brisante Zeit in Nordirland. Es ist 1992.

Obwohl Inspector Sean Duffy eigentlich seine Zeit mit Frau und seiner kleinen Tochter in Schottland genießen möchte, übernimmt er doch die Bearbeitung eines Mordfalles in Belfast.

Ich genieße die amüsanten Dialoge. Duffy ist schon eine Marke.
Gleichzeitig wird der Zustand der latent eskalierenden Gewalt in Nordirland auf erschreckende Weise deutlich. Auch 1992 war der Nordirlandkonflikt noch am kochen. Morde und Bombenanschläge sorgten kontinuierlich für Anspannung.

Für mich war es der erste Adrian McKinty-Roman. Der Kriminalfall an sich hat mich nicht fasziniert. Die einzelnen Passagen mit einigen Überraschungsmomenten aber schon. Ein guter Roman mit starker Hauptfigur!

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