4 Frauen in Zeiten des Wirtschaftswunders
Zuerst wie immer das Cover, sowohl die vier Frauen, Arm im Arm, mit den typischen Frisuren und Kleidung der 50er Jahre als auch die Schrift, wie man sie von Retro-Plakaten kennt, stechen sofort ins Auge ...
Zuerst wie immer das Cover, sowohl die vier Frauen, Arm im Arm, mit den typischen Frisuren und Kleidung der 50er Jahre als auch die Schrift, wie man sie von Retro-Plakaten kennt, stechen sofort ins Auge und versprechen eine spannende Geschichte aus vergangener Zeit.
Zum Aufbau des Buches, es wird hauptsächlich aus der Sicht von Luise erzählt aber immer wieder gibt es Kapitel aus Sicht von Annabel, Helga und Marie. Die Wege der vier kreuzen sich immer wieder vor allem rund um das Geschehen im Laden. Es hat einige Zeit gedauert bis ich im Lesefluss war, da die Kapitel der drei Anderen oft erzählen wie es aus deren Sicht zu bestimmten Situationen kam, die man schon aus einer anderen Sicht gelesen hat. Das hat mich anfangs etwas verwirrt, weil es dadurch immer wieder zu kleinen Zeitsprüngen kommt, teilweise von Tagen, dann wieder nur von ein paar Stunden. Aber sowie ich die vier Frauen besser kennen gelernt und diesen Effekt erkannt hatte, konnte ich kaum noch aufhören zu lesen, weil mich die Geschichte so in ihren Bann gezogen hatte.
Ohne zu viel über die Geschichte der vier Frauen zu erzählen, möchte ich sagen dass ich mich selten so beim Lesen geärgert und empört habe. Nicht über das Buch an sich, aber über das was den Frauen widerfahren ist, über das Verhalten mancher Leute zu dieser Zeit.
Es geht um die 50er Jahre, die „späte“ Nachkriegszeit. Einerseits werden Situationen geschildert, die zeigen wie tief das „braune“ Gedankengut noch in den Köpfen der Menschen saß und bestimmt immer noch sitzt. Andererseits werden Taten und Erlebnisse während und nach dem Nazi-Regime und deren Aufarbeitung oder viel öfter Verdrängung thematisiert. Vor allem geht es aber um die Frauen zu dieser Zeit. Die vier Hauptcharaktere, befinden sich alle in unterschiedlichen Situationen, verheiratet oder ledig, Mutter oder kinderlos, berufstätig oder zu Hause, aus ärmlichen oder wohlhabenden Verhältnissen. Trotzdem, sie alle haben etwas gemeinsam. Die Abhängigkeit von Männern, dieses Ausgeliefert sein und diese Ohnmacht, nicht nur körperlich sondern auch von Gesetzes wegen, es hat mich so wütend gemacht. Denn diese Zeit ist gerade Mal 70 Jahre her. Und noch trauriger finde ich es dass in manchen Ländern auch heute noch Frauen von Rechts wegen stark unterdrückt werden, und auch bei uns viele veraltete Einstellungen immer noch als selbstverständlich angesehen werden.
„Die Wunderfrauen“ ist ein lesenswerter Roman über das Leben von vier unterschiedlichen Frauen, die zu einer Zeit leben in der sie weniger zählten als die Männer, trotzdem haben sie ihr Leben in ihre Hände genommen und versucht es zu verbessern, obwohl der teils schweren Vergangenheit und den großen Hindernissen.
Trotz der Startschwierigkeiten hat dieses Buch für mich das Prädikat „lesenswert“ absolut verdient.
Alles Lesen, eure Lille Lesemaus.