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Veröffentlicht am 31.07.2020

Wer die Gefahr unterschätzt ...

Vor dem Abgrund
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„...Das Ding ist von einer Marktreife soweit entfernt wie die Erde vom nächsten bewohnbaren Planeten...“

Diese Worte von Ayaz fassen das Prüfergebnis der Studenten glasklar zusammen. Was aber war dem ...

„...Das Ding ist von einer Marktreife soweit entfernt wie die Erde vom nächsten bewohnbaren Planeten...“

Diese Worte von Ayaz fassen das Prüfergebnis der Studenten glasklar zusammen. Was aber war dem vorausgegangen?
Wir schreiben das Jahr 2031. Stephanie Ruber hat einen Termin bei Dr. Dr. Ing. Labner an der Universität Wien. Der lässt an ihrer Diplomarbeit keinen guten Faden. Das würde das Ende ihrer wissenschaftlichen Karriere auf dem Gebiet der Robotik und Nanotechnologie bedeuten. Dann macht er ihr erstaunlicherweise ein Angebot, das sie nicht ablehnen kann. Sie soll zusammen mit einem Team die Marktfähigkeit der Nanobots einer japanischen Firma überprüfen.
In den letzten Jahren hatte Stephanie bei unterschiedlichen Gelegenheiten Miriam, Ayaz, Ralph und Steven kennengelernt. Die bilden nun das Team für den Test. Das Ergebnis zeigt das Eingangszitat.
Der Autor hat einen fesselnden Wissenschaftsthriller geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er passt sich gekonnt dem entsprechenden Inhalt an. Die technische Seite der Geschichte wird allgemeinverständlich erklärt, setzt aber, meiner Meinung nach, gewisse Grundkenntnisse in der Informatik voraus, um hinter die Feinheiten der Geschichte zu kommen. Logischerweise dominiert hier ein sachlicher Schriftstil.
Als besonderes Stilmittel gewährt mir der Autor ab und an einen Blick in Ralphs Gedankenwelt. Dies wird kursiv wiedergegeben.

„...Das war unsere Chance! Wir spürten ein Lodern der Begeisterung in uns. Bedenken gab es zu diesem Zeitpunkt keine. Wir waren gierig auf die Perspektive, die sich uns bot. Wir würden Teil der technischen Revolution sein...“

Mit dem Testergebnis verfliegt die Begeisterung, denn eines ist ihnen klar: Schreiben sie die Wahrheit, können sie sich einen neuen Job suchen. Bestätigen sie die Marktreife, dann bekommt der Kunde ein Produkt, dessen Software keinesfalls dem Preis entspricht und gravierende Sicherheitsrisiken aufweist.
Sie finden einen dritten Weg. Sie lassen die Markteinführung zu und bieten kurze Zeit später eine App an, die die Fehler ausbügelt. Noch ahnen sie nicht, auf was für ein Abenteuer sie sich einlassen.
Wichtige Etappen der technischen Entwicklung werden durch Zeitungsberichte unterstrichen. Auch ein reger Mailverkehr an einem Kernpunkt des Geschehens fehlt nicht.
Ab und an trifft ein feiner Humor meinen Nerv als Leser. Dazu gehören Melniks Worte:

„...Sie können alles planen, doch nicht, wann und wie Ihre Mandanten Fehler begehen, um die Sie sich kümmern müssen. Eines habe ich in fünfzig Berufsjahren gelernt: So richtig dampft die Kacke meist am Freitagabend...“

Schön zu lesen, wie sich nach dem Angebot der App in der Öffentlichkeit die Verantwortlichen der Firma gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben. Plötzlich hat es jeder schon gewusst, das die Zeit zu kurz und ein Studententeam für den Test ungeeignet sei. Nur einer findet eine sehr pragmatische Lösung – und damit beginnt der Aufstieg der Studenten.
Die Geschichte dieses Teils endet im Jahre 2042. Es ist spannend, zu verfolgen, wie sich die Protagonisten mit zunehmenden Erfolg auch in ihrer Persönlichkeit ändern.
Gegen Ende unterstützt der Schriftstil den nun rasanten Handlungsablauf.
Im Kopf jeden Kapitels wird der Name des Protagonisten, der Ort, Datum und Uhrzeit genannt. Eingerahmt wird das Ganze mit stilisierten Leitungen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Das liegt auch an der Ausgewogenheit der Darstellung. Anfangs geht es um die Vorteile der Nanobots, bevor die Handlung kippt. Das folgende Zitat einer der Protagonisten steht ganz am Anfang vor dem ersten Kapitel. Es sollte uns Mahnung sein.

„...Alle streben nach Wachstum. Der Hunger nach mehr ist grenzenlos und es ist offensichtlich, dass diese maßlose Gier, von der unsere Welt getrieben wird, viele für die Realität blind macht. Jedes Wachstum hat Grenzen, natürliche oder künstlich geschaffene. Dort, wo der Ausbreitung keine Grenzen gesetzt werden, spricht man nicht mehr von Wachstum, sondern von Krebs...“

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Veröffentlicht am 30.07.2020

Cooles Kinderbuch

Der Tag, an dem ich cool wurde 3. Endlich richtig cool!
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„...Wenn ich eins gelernt habe, dann dass man bei Frauen NIE weiß, was einen erwartet. Mama hat manchmal urplötzlich schlechte Laune, obwohl Papa keine einzige falsche Bemerkung gemacht hat. Oder sie ist ...

„...Wenn ich eins gelernt habe, dann dass man bei Frauen NIE weiß, was einen erwartet. Mama hat manchmal urplötzlich schlechte Laune, obwohl Papa keine einzige falsche Bemerkung gemacht hat. Oder sie ist supergut drauf, obwohl es eigentlich ein Tag ist, an dem alles schief läuft...“

Am Abend soll bei Sommerfelds eine Siegerparty steigen. Und Luna hat Martin zugeflüstert, dass sie ihn was fragen will. Obiges Zitat sind seine Gedanken dazu.
Die Autorin hat ein humorvolles und inhaltsreiches Kinderbuch geschrieben. Erneut wird die Geschichte von Martin erzählt. Am Anfang lässt er anklingen, was bisher passiert ist. Der Höhepunkt die Vorgängerband war der Gewinn des großen Schulwettbewerbs durch Martin und Karli und ihre Band „Freaks“. Nun beginnen in wenigen Tagen die Sommerferien.
Der Schriftstil ist für die Altersklasse angemessen. Martin sagt deutlich, was er denkt. Er verschweigt auch seine Defizite nicht. So liegt es ihm gar nicht, sich mit Mutti oder Opa über seine Freundschaft zu Luna auszutauschen, auch wenn er beide mag.

„...Opas große Klappe ist legendär, aber sein Herz ist genauso groß. Und wenn man das mal gemerkt hat, kann man ihm nicht mehr böse sein...“

Außerdem läuft zwischen Martin und Luna gerade einiges schief, denn da ist noch Shirin, die mit ihrer Freundin ebenfalls am Bandwettbewerb teilgenommen hat und Martin mag.
Martins Problem ist es, dass er niemand vor den Kopf stoßen möchte. Die Aussprache mit Luna lässt außerdem auf sich warten. Martin ist Experte im Verdrängen.
Dann erscheint in der Musikschule plötzlich ein berühmter Musiker. Martin und Karli nehmen an seinem Workshop teil.
Die Geschichte handelt von Mut und Zusammenhalt. Natürlich spielt auch Eifersucht eine Rolle.
Einer der Höhepunkte der Geschichte ist das Gespräch zwischen Luna und Martin. Hier geht es um den Wert von Freundschaft. Luna hat Ähnliches durchgemacht wie zur Zeit Lucas. Deshalb erklärt sie Martin:

„...Aber manchmal hilft es mehr, darüber zu sprechen. Nicht nur zuhören, sondern auch was dazu sagen. Und das geht halt nun mal viel leichter, wenn man genau weiß, wie sich so was anfühlt...“

Endlich spricht auch Martin über eine seiner Sorgen.

„...Weißt DU, wie das ist, wenn man immer schüchtern ist, Während andere total locker rüberkommen?…“

Leider ist das noch nicht das Ende der Fahnenstange, denn die anfangs anregende Diskussion endet im Streit.
Noch eines lernen Martin und Karli. Berühmtsein hat auch seine Schattenseiten. Manchmal wird es mit Einsamkeit erkauft.
Am Ende aber wächst Martin über sich hinaus. Um seine Worte zu gebrauchen: Er reagiert endlich richtig cool!
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 24.07.2020

Fesselnd bis zur letzten Seite

Tag X
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„...Politiker spielen in diesem Szenario eine untergeordnete Rolle, glauben Sie mir. Viel mehr interessiert mich die Frage, wie es um Verfassungsschutz, MAD und andere Behörden bestellt ist...“

Nach einem ...

„...Politiker spielen in diesem Szenario eine untergeordnete Rolle, glauben Sie mir. Viel mehr interessiert mich die Frage, wie es um Verfassungsschutz, MAD und andere Behörden bestellt ist...“

Nach einem Flugzeugabsturz wird schnell klar, dass ein Hackerangriff der Auslöser war. Nicolas, Helen und Patrick werden vom Innenminister angerufen. Er bittet sie zu sich. Der Absturz war nur eine Position in einer Reihe von unerwarteten Ereignissen. Irgend jemand bereitet einen Tag X vor, um die Demokratie zu zerstören.
Der Autor hat einen fesselnden und brisanten Thriller geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Das Gekonnte daran ist unter anderen, dass sich Realität und Fiktion geschickt vermischen. Wenn Waffendiebstähle beim Militär erwähnt werden, kommen mir sofort Zeitungsberichte in Erinnerung. Die Beschreibung der Vorgänge in Afghanistan sind der Wirklichkeit entnommen. Der Einblick in die Gründung des KSK und seine Entwicklung sind ebenfalls sehr wahrheitsgetreu.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Stellenweise unterstützt er die teilweise rasante Handlung durch kurze, fast abgehackte Sätze.

„...Las, machte sich Notizen, suchte eine Bestätigung.Fand sie. Suchte noch eine. Fluchte, schimpfte, fand auch diese...“

Nicolas Eichborn und seine Leute gehen sehr strukturiert vor. Sie suchen sich bei einem alten Bekannten Hilfe, der sich in strategischer Planung auskennt und für das Vorgehen der möglichen Täter einen Fünf – Punkte – Plan entwickelt. Ich mag dies logischen Konstrukte.

„...Das Objekt der Begierde war gleich A. Es befand sich im Gebäude B. Der Zeitfaktor war Größe C. Menschliche Faktoren waren Faktor D. […] A gab es nicht, B auch nicht...“

Bei der Gelegenheit erfahre ich das eine oder andere über die Geschehnisse in den vorherigen Bänden der Reihe. Das weckt mein Interesse, da ich all diese Teile noch nicht kenne. Für das Lesen des aktuellen Falles spielt das aber keine Rolle. Was ich wissen muss, wird mir mitgeteilt
Das aktuelle Problem der Ermittler besteht darin, dass sie nicht wissen, wer Freund und wer Feind ist. Deshalb versucht Nicolas, an die führenden Köpfe heran zu kommen.
Übrigens mag ich seinen trockenen Humor:

„...Sie haben ganz recht, wenn sie bezweifeln, dass die Spitzenpolitiker wissen, was in den normalen Bürgen vor sich geht. Um es mal ganz deutlich zu machen: Es ist ihnen scheißegal...“

Es gibt von ihm noch weit aus mehr sarkastische Bemerkungen zum Thema Politik. Das würde aber hier den Rahmen sprengen. Außerdem hat Nicolas die besondere Gabe, sich im Gespräch geschickt auf seinen Gegenüber einzustellen. Als er einem der Täter gegenübersitzt, formuliert er:

„...Wissen Sie, Regeln und Dienstvorschriften sollten keine festen Mauern sein, die einen einschränken, sondern vielmehr elastische Leitplanken...“

Gekonnt legt der Autor immer neue Fährten. Kaum ist eine Person entlarvt, scheint alles ganz anders zu sein als vorher. Das Mitdenken macht richtig Spaß, führt aber häufig in die Irre. Die Winkelzüge der Geschichte sind schwer zu durchschauen. Und mancher, der so tut, als habe er was zu sagen, ist nur ein Befehlsempfänger.
Wie kommt man eigentlich auf die Idee, seine Leibwächter Tick, Trick, Track zu nennen?
Sehr schön finde ich es auch, dass mir nötige Fachwissen an Ort und Stelle kurz und verständlich vermittelt wird. Auf Beispiele möchte ich verzichten. Die würden Entscheidendes verraten.
Eines möchte ich noch erwähnen. Die Verschwörung hat nichts mit den üblichen Rechts – Links – Denken zu tun. Von alten Denkstrukturen sollte man sich beim Lesen und Mitraten schnell verabschieden.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Sympathische Ermittler, die sich auch mal in die Haare kriegen, ein hoher Spannungsbogen und manch ungewöhnliche Idee machen das Lesen zum Vergnügen.

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Veröffentlicht am 23.07.2020

Das Leben der Odile

Mit den Augen der Odile
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„...Bitte zeige mir die Frau, die ganz nach deinem Herzen lebt und meine Aufgaben eines Tages übernehmen wird. Denn auch mein Leben hier auf Erden wird sein Ende haben. Lehre mich, Herr, dass ich sterben ...

„...Bitte zeige mir die Frau, die ganz nach deinem Herzen lebt und meine Aufgaben eines Tages übernehmen wird. Denn auch mein Leben hier auf Erden wird sein Ende haben. Lehre mich, Herr, dass ich sterben muss, auf dass ich klug werde...“

Mit diesen Worten in einem Gebet ringt Odile um ihre Nachfolge. Wer aber war die Frau, die als die Schutzheilige des Elsass verehrt wird?
Der Autor erzählt ihre Geschichte, eine Geschichte, die sie im wahrsten Sinne aus der Dunkelheit zum Licht führte.
Odile stammt aus adligen Haus. Als ihr Vater mitbekommt, dass das Mädchen blind ist, plant er ihren Tod. Der Mutter gelingt es mit Hilfe einer einstigen Bediensteten die Flucht in ein Kloster zu organisieren.
Mit zwölf Jahren wird Odile vom Wanderbischof Erhard von Regensburg getauft. Dieser Tag wird zum Wendepunkt in ihrem Leben.

„...Den Himmel kann man sehen? Oh, wie wundervoll. Wie kann man den Himmel sehen, ohne Gott, den Vater, anzubeten?...“

Von jetzt auf gleich kann Odile sehen, als sie nach der Taufe die Augen öffnet. Sie möchte nun nach Hause, sie möchte Versöhnung mit ihrem Vater. Der aber ist jähzornig und hartherzig.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Die große Schrift und die großzügige Absatzgestaltung machen das Lesen auch für Ältere möglich.
Gut herausgearbeitet wird der tiefe Glaube von Odile. Sie geht den geraden Weg auch bei Schwierigkeiten und Widerständen. Als Äbtissin ihres gegründeten Kloster ist sie den Schwestern ein Vorbild. Ihr kommt es auf ein friedlichen Miteinander an. Die Schwestern sind Gleiche unter Gleichen. Das war für die damalige Zeit nicht selbstverständlich.
Der Autor hat das Buch für seine Tochter geschrieben. Das macht er im letzten Kapitel deutlich.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 20.07.2020

Hochbrisant

Innere Unsicherheit
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„...Aber natürlich machen wir das! Das Gründen extremistischer Organisationen gehört zum Standardverfahren jedes Geheimdienstes. Es wäre bedeutend schwieriger, wenn wir erst das Entstehen solcher Gruppierungen ...

„...Aber natürlich machen wir das! Das Gründen extremistischer Organisationen gehört zum Standardverfahren jedes Geheimdienstes. Es wäre bedeutend schwieriger, wenn wir erst das Entstehen solcher Gruppierungen abwarten und dann versuchen müssten, von außen in gefestigte Strukturen einzudringen...“

Dr. Ellen Strachwitz, die Chefin des Inlandsgeheimdienstes, wird von Jens Fricke, dem Leiter des BND zu einem Gespräch gebeten. Er bietet ihr seinen Posten an. Ihre Fragen nach dem Warum beantwortet er in meinen Augen ausweichend.
Im Indischen Ozean bricht Jörg zu einem Kamikazeunternehmen auf, dass jeglichen völkerrechtlichen Recht widerspricht. Doch seine Mission ist erfolgreich. Er wird aber zu absoluten Stillschweigen verpflichtet. Allerdings hofft er, dass ihm der Weg zurück in die KSK ermöglicht wird. Erst einmal sieht das nicht so aus.
Der Autor hat einen äußerst fesselnden Thriller geschrieben. Er ermöglicht mir tiefe Einblicke in den Auslandsgeheimdienst, den BND und den MAD.
Der Schriftstil unterstützt die rasante Handlung. Bei den letzten Wahlen in Deutschland hat die AEP gewonnen. Man einigt sich auf eine Koalition mit der CDU und einen Kanzler aus der CDU.
In der AEP spielt Felizitas Delius eine besondere Rolle. Sie wird Chefin des neu gegründeten Heimatministeriums und interessiert sich zunehmend für Ellens Arbeit. Sie möchte sich vom rechtspopulistischen Flügel ihrer Partei absetzen. Doch dann wird ausgerechnet sie entführt. Die Öffentlichkeit glaubt an eine linksterroristische Organisation. Die Presse stimmt in den Tenor mit ein. Ellen aber weiß es besser.
Drei Dinge sind für mich erschreckend. Das sind zum einen die rechtsradikalen Einflüsse in den Staatsorganen, zum anderen die undemokratischen Methoden der Geheimdienste und nicht zuletzt die bewussten Verschleierungen und Lügen gegenüber der Bevölkerung.
Zu den stilistischen und inhaltlichen Höhepunkte gehören für mich eine Reihe von gut ausgearbeiteten Gesprächen. Eines davon ist der Dialog zwischen Ellen und Felizitas. Es geht unter anderen um die Effektivität der Überwachung des Datenverkehrs.

„...“Warum sollten moderne Terroristen nicht auch lieber ihre fünf Sinne benutzen?“ […] „...Nach heutigem Stand der Technik würden sie erst recht auffallen. Wer sich heute ohne Handy bewegt, Benzin mit Bargeld bezahlt, nichts im Internet bestellt und keine Mails verschickt, macht sich automatisch verdächtig...“

Ein weiteres großes Thema bei diesen Dialogen ist der Einsatz von V – Leuten.

„...Ich würde auch zulassen oder sogar anordnen, dass man Ihr Auto anzündet, wenn man dadurch einen V – Mann plausibel legendieren könnte...“

Natürlich wird gegebenenfalls mit eiskalter Erpressung gearbeitet. Dass der KSK rechtsradikale Mitglieder hat, wird im Buch ebenfalls deutlich. Der Begriff „Elite“ hat eben unterschiedliche Bedeutungen.
Hinzu kommt, dass Ellen nicht weiß, wem sie trauen kann. Jeder scheint sein eigenes Süppchen zu kochen. Natürlich muss auch auf die Befindlichkeiten des Auslands Rücksicht genommen werden. Ein pensionierter Bundeswehrgeneral im Buch formuliert sarkastisch:

„...Es gibt etwa in Washington einige Leute, die zu Kriegen ein sehr positives Verhältnis pflegen und es Deutschland übel nehmen, das sich die Bundeswehr weder im Irak noch in Libyen engagiert hat...“

Mir würden noch eine Menge an Zitaten einfallen, die ich gern wiedergebe würde. Das aber sprengt den Rahmen einer Rezension. Es gibt im Buch eine Menge an Feinheiten und Nickigkeiten zu entdecken.
Das Ende macht betroffen. Täter werden nicht Täter genannt.
Eine Auflistung all der genannten Organisationen findet sich im Anhang.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeichnet sich durch einen hohen Spannungsbogen und kompetentes Wissens des Autors aus.

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