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Veröffentlicht am 26.01.2017

Vom Leben und Sterben

Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster
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Fred ist ein in sich gekehrter alleinerziehender Vater. Er hat sich zum Sterbebegleiter ausbilden lassen und hat bei Karla nun seinen ersten Einsatz. Sein Sohn Phil soll für Karla ihre Negative digitalisieren. ...

Fred ist ein in sich gekehrter alleinerziehender Vater. Er hat sich zum Sterbebegleiter ausbilden lassen und hat bei Karla nun seinen ersten Einsatz. Sein Sohn Phil soll für Karla ihre Negative digitalisieren. Beide schließen Karla, die sehr speziell ist, schnell in ihr Herz. In seinem Übereifer schießt Fred übers Ziel hinaus und Karla lässt nur noch Phil zu sich. Ausgerechnet Hausmeister Klaffki schafft es, Fred eine neue Chance zu ermöglichen.

Dieses Buch handelt vom Sterben – von den letzten Wochen und Monaten einer an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankten außergewöhnlichen Frau. Aber es handelt auch vom Erwachsenwerden. Denn Phil und auch sein Vater wachsen in der Zeit mit Karla über sich hinaus und verändern sich. Ebenso verändert sich die Beziehung der beiden zueinander und auch zu Sabine, Freds Exfrau und Phils Mutter.

Mich hat die Story sehr berührt. Das liegt zum Teil natürlich mit daran, dass ich vieles, das hier erzählt wird, selbst erlebt habe. Doch es hat nicht alte Wunden aufgerissen, sondern tatsächlich Narben balsamiert. Ja, es hat eine heilende Wirkung – auch wenn ich natürlich am Ende geheult habe, wie ein kleines Kind. Dennoch – ich liebe dieses Buch!

Die Erzählerperspektive ist etwas außergewöhnlich gewählt, denn sie fokussiert die Charaktere, um die es in dem Augenblick gerade geht, so, als würde man direkt deren Gedanken lesen. Es ist also keine Distanz über alles, sondern wechselt immer wieder die Personen. Entsprechend sind die Kapitel dann auch benannt (nach dem Namen der jeweiligen Person). Karlas Kapitel sind immer nur Listen von Gedanken. Dennoch liest es sich sehr gut. Man ist erstaunt, wie viel man am Stück gelesen hat. Mit der entsprechenden Zeit und Ruhe ist es kein Problem, das Buch komplett am Stück zu lesen. Viele der Gedanken sind wunderbar komisch, trotz all der Melancholie, die natürlich über allem liegt.

Wirkliche Spannung kommt keine auf. Im Gegenteil – wünscht man sich doch das große Wunder, dass Karla gegen jede Vernunft geheilt wird. Aber alles greift so schön ineinander, zeigt ein so schönes Abbild der Wirklichkeit (trotz aller Traurigkeit), dass man nicht zu lesen aufhören kann und mag.

Sich mit dem Tod, dem Sterben und dem Umgang damit auseinanderzusetzen ist nicht sehr einfach. Aber dieses Buch zeigt, dass man es sich oft viel zu schwer macht – und damit auch dem Sterbenden. Mich bewegt das Buch sehr, es geht tief unter die Haut und klingt anhaltend nach. Es ist definitiv schon jetzt eins meiner Highlights 2017 – und dafür gibt es die vollen fünf Sterne.

Veröffentlicht am 25.01.2017

So schön ist die Pfalz

DuMont BILDATLAS Pfalz
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Auch dieser Bildatlas ist wieder eine Wucht – Bildband, Informationen, Hintergrundinformationen und Karten, alles in einem. Die Fotos sind wieder besonders gelungen. Manche großformatig, andere etwas kleiner, ...

Auch dieser Bildatlas ist wieder eine Wucht – Bildband, Informationen, Hintergrundinformationen und Karten, alles in einem. Die Fotos sind wieder besonders gelungen. Manche großformatig, andere etwas kleiner, aber nie winzig. Man bekommt beim Lesen und Ansehen sofort Reisefieber und möchte auf der Stelle in die Pfalz erkunden.

Unterteilt ist er in die Gebiete Rheinebene, Weinstraße (Norden und Süden), Nordpfalz, Kaiserslautern und Pfälzerwald. Die Karten im Maßstab 1:200 000 zeigen immer einen Überblick über die jeweilige Gegend. Es finden sich kleine Info-Boxen, aber auch ganze Artikel über besondere Themen. So kann man sich richtig beim Schmökern verlieren, immer wieder vor- und zurückblättern und dabei ständig Neues entdecken.

Mir hat das Schmökern darin sehr viel Freude bereitet und immer mal wieder hole ich den Band aus dem Bücherschrank. Erinnerungen auffrischen, Anreize holen, Wissenswertes nachschlagen – all das geht damit perfekt. Das Brezelfest, den Speyerer Dom, den Holiday-Park, Sealife, das Technikmuseum, und vieles mehr kennen fast alle, aber hier finden sich auch kleine Überraschungen, die sehens- und besuchenswert sind. Unter „Service“ finden sich dann wichtige Informationen kurz zusammengefasst, damit die Planung noch einfacher wird.

Ich bin begeistert von diesem großformatigen Buch und kann es jedem nur empfehlen. Natürlich bekommt es auch die vollen fünf Sterne von mir, denn Manuela Blisse und Uwe Lehmann haben spürbar viel Herzblut in die Gestaltung gesteckt und sehr sorgfältig recherchiert. Die Fotos von Thomas Haltner sind ein extra Lob wert.

Veröffentlicht am 21.01.2017

Nicht einfach nur ein Grillbuch

Grillen Argentinisch
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Grillen ist überall gleich? Nein, ganz und gar nicht! Andere Länder, andere Sitten – und auch andere Speisen, sowie deren Zubereitung, auch beim Grillen. Argentinisches Rindfleisch ist schon sehr lange ...

Grillen ist überall gleich? Nein, ganz und gar nicht! Andere Länder, andere Sitten – und auch andere Speisen, sowie deren Zubereitung, auch beim Grillen. Argentinisches Rindfleisch ist schon sehr lange meine erste Wahl, gerade bei Steaks. Und nach diesem Buch wird bei uns auch immer wieder argentinisch gegrillt.

Francis Mallmann ist gelernter Koch, war lange in der Haute Cuisine tätig. Doch dann ist er zu seinen Wurzeln zurückgekehrt: dem Kochen über offenem Feuer. Der Erfolg gibt ihm Recht, denn seine drei Restaurants gehören zu den besten Küchen der Welt.

Man erfährt zunächst einiges über Francis Mallmann selbst und Argentinien. Das ist informativ und interessant, aber noch mehr bringt es das Lebensgefühl der Argentinier nahe, wodurch man ein vollkommen anderes Verhältnis zu den Rezepten bekommt. Jedenfalls geht es mir so. Dann werden die sieben argentinischen Arten, Fleisch auf offenem Feuer zuzubereiten, vorgestellt. Diese sind Parilla, Chapa, Infiernillo, Horno de Barro, Rescolodo, Asador und Caldero. Bei jeder dieser Grillvarianten liefert Mallmann gleich eine „Alternative für Innen“. So kann man alles auch zu Hause in der Küche kochen (bis auf die besonderen Ausnahmen). Wunderbar! Danach folgen die Rezepte für Vorspeisen, Rindfleisch, Lamm, Schweinefleisch & Huhn, Fisch & Meeresfrüchte, Gemüse, Leichte Mahlzeiten & Salat, Desserts und Brote. Im Abschnitt „Grundlagen“ finden sich dann Rezepte für Aufstriche, Dressings und besondere „Kleinigkeiten“.

Die Vielfalt der Rezepte ist atemberaubend. Sie sind wunderbar bebildert – man bekommt sofort Appetit und eine sehr genaue Vorstellung davon, wie die fertigen Speisen schmecken. Natürlich sind einige der Rezepte auch weniger alltagstauglich, dennoch bin ich froh, sie in der Sammlung zu finden. Für größere Feste eignen sich einige davon hervorragend, andere wieder eher besser für die kleine Runde. Zu jedem Gericht gibt es ein paar Zeilen vom Autor. Hier erzählt er von sich selbst und der Geschichte der Speisen. Mir gefällt das sehr gut. Die Anweisungen, wie die Gerichte zubereitet werden müssen, sind klar verständlich und leicht nachvollziehbar. Die benötigten Zutaten erfordern keine lange Suche, sie sind durchweg im normalen Lebensmitteleinzelhandel zu bekommen.

So ist das Buch rundum gelungen und bietet nicht nur Grillfans eine große Palette neuer Ideen für den Speiseplan. Unterhaltsam zu lesen ist es ebenfalls. Ein schönes Geschenk für alle, die gerne essen, aber auch in der eigenen Büchersammlung ein absolutes Highlight. Dafür gibt es von mir auch die vollen fünf Sterne.

Veröffentlicht am 21.01.2017

Ausnahmekünstlerin

Adele
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Adele ist zweifelslos eine außergewöhnliche, große Künstlerin. Ihre Stimme ist unverwechselbar, die Liebe zur Musik hört man aus jedem ihrer Songs heraus. In unserer Zeit, in der der Magerwahn regiert, ...

Adele ist zweifelslos eine außergewöhnliche, große Künstlerin. Ihre Stimme ist unverwechselbar, die Liebe zur Musik hört man aus jedem ihrer Songs heraus. In unserer Zeit, in der der Magerwahn regiert, steht Adele zu ihren tollen Rundungen, ist sich selbst noch immer treu geblieben, trotz des phänomenalen Erfolges.

In diesem Buch sind zahlreiche Fotos zu finden, die widerspiegeln, wie sich die Queen of Soul entwickelt hat, ohne sich selbst zu verlieren. Sie hat es geschafft, sich selbst treu zu bleiben, aber nicht zu stagnieren. Das ist großartig!

Die Texte dazu sind wunderbar. Man liest sich sofort fest, begleitet diese tolle Frau durch die Jahre von ihrer Kindheit und Jugend bis heute. Ja, es ist ein modernes, zeitgemäßes Märchen – auch wenn Adele nichts in den Schoß gefallen ist, sie für alles hart und intensiv gearbeitet hat. Doch der Erfolg ist auch bei Adele mit einer Schattenseite verbunden. Nur ist Adele rechtzeitig aus der Tretmühle ausgestiegen, hat ein ganz normales Leben gelebt und darin die Kraft gesammelt, wieder weiterzumachen. Sie lässt sich nicht ausbrennen, bewahrt sich ihr privates Leben, ist mit vollem Herzen nicht nur Musikerin, sondern auch Mutter und Partnerin.

Hochachtung vor dieser Frau! Dieses Buch zu lesen, ist eine wahre Freude. Es erdet ungemein und verleiht doch die Flügel, sein Leben neu und so zu gestalten, wie man es wirklich möchte. Man muss sich selbst treu sein, um andere begeistern zu können – das gilt für Künstler, aber auch für „Normalsterbliche“.

Adeles Songs sind schon immer ganz mein Geschmack gewesen, doch nach diesem Buch höre ich sie tatsächlich ein wenig anders. Ich kenne die Geschichte um Adele und kann noch besser empfinden, was sie in die Songs alles hineingesteckt hat. Ihr Sohn Angelo hilft Adele, so natürlich und unverbraucht zu bleiben, wie sie immer war.

Ein tolles Buch, das viel mehr als eine Biografie ist. Texte und Bilder sind traumhaft, ergänzen sich ideal. Von mir begeisterte fünf Sterne!

Veröffentlicht am 18.01.2017

Die Spiele der Reichen und Mächtigen

Spielzeit
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Ein weiterer Fall für Sam O’Connor – in London wird eine schrecklich zugerichtete Leiche gefunden. Die einzige Spur ist ein im Matsch gefundenes Foto, das von diesem Mann gemacht worden scheint. Darauf ...

Ein weiterer Fall für Sam O’Connor – in London wird eine schrecklich zugerichtete Leiche gefunden. Die einzige Spur ist ein im Matsch gefundenes Foto, das von diesem Mann gemacht worden scheint. Darauf ist eine geköpfte Frau zu sehen. Sam soll mit Clair Moyer den Fall lösen, da wird er von Europol abberufen. In einem Theater in Bad Hersfeld in Deutschland stirbt die Schauspielerin Maribel in ihrer Rolle als Julia – am Gift in der Phiole. In beiden Fällen tun sich Abgründe auf und Sam ahnt nicht, wie entsetzlich die Wahrheit ist …

Tanja Pleva hat hier ein Thema aufgegriffen, das ein wirklich heißes Eisen ist und über das viele Gerüchte existieren. Solange diese nicht offiziell bestätigt werden, möchte ich persönlich nicht darüber spekulieren. Aber auch als reine Phantasie ist die Vorstellung schlimm genug.

Die Protagonisten haben anfangs scheinbar so gar nichts miteinander zu tun. Wer wie und warum mit was genau zusammenhängt, entwickelt sich mit der Zeit. Dabei steigert sich die Spannung unmerklich immer mehr. Somit ist kein Kapitel langweilig – im Gegenteil, die Cliffhanger sind extrem und immer wieder gibt es noch eins drauf. Jeder einzelne Strang steckt voller Spannung.

Die Beschreibung der Umgebung ist an allen Schauplätzen sehr gut gelungen. Wer die Vorgängerbände kennt, freut sich auf Juri. Der kommt relativ spät in der Story an. Auch wer die Bände Gottesopfer, Totenpech, Orchideenstaub und Puppenspiele nicht gelesen hat, findet gut in die Story und wird auch nicht vor Rätsel gestellt. Die Fälle sind immer in sich abgeschlossen.

Es fließt sehr viel Blut in diesem Band und die Art der Tötungen ist mehr als grausam. Das ist nichts für zartbesaitete Leser! Dabei ändert man immer mal wieder seine Meinung über die Protagonisten, weiß sie nicht genau einzusortieren und möchte immer mal wieder eingreifen. Die Ereignisse entwickeln sich sehr schlüssig und in sich stimmig, was den Thrill noch mal erhöht. Trotz der recht großen Anzahl an Figuren kann man sie gut auseinanderhalten und den einzelnen Strängen zuordnen.

Der Schluss ist eine absolute Überraschung und hat mich kalt erwischt. Super gut gemacht! Ich liebe diese Art Überraschungen!

Auch dieser Band mit Sam O’Connor hat mich wieder gefesselt. Mir gefällt, dass hier die Hauptfigur menschlich bleibt und keine Superkräfte entwickelt, sondern auch mal etwas abbekommt. Das macht das Buch noch realitätsnäher und geht entsprechend unter die Haut. Die ausgeklügelten Details faszinieren mich immens.

Wieder einmal hat mir Tanja Pleva mit einem Sam-O’Connor-Thriller wunderbare Lesezeit bereitet. Das belohne ich gerne mit den vollen fünf Sternen!