"...natürlich weiß jeder Landwirt von der Gefahr von Leichengift, Sie wissen sicher auch, dass Sie eine tote Maus in ein Sieb legen und austropfen lassen können. Mit dem Gift könnten Sie problemlos ihren Nachbar töten." Zitat S. 66
Dieser Alpenkrimi hat mich mit seiner politisch aktuellen Brisanz umgehauen. Es dreht sich um die Geschichte des Bauern Kilian Schwaiger und seiner Familie, die ein schlimmes Schicksal ereilte. Erst kam der kleine behinderte Sohn ums Leben und als die Milchkühe nach und nach an einer rätselhaften Krankheit starben, stand die Existenz der Familie auf dem Spiel. Schwaiger hielt die Agrarmafia für schuldig, kontaminiertes Futter ließ wahrscheinlich seine Tiere an Botulismus sterben und auch beim Menschen reichert sich Glyphosat im Körper an.
Bei dieser Thematik eines Giftskandals stellen sich mir die Nackenhaare auf, die Menschheit vergiftet sich selbst, weil Interessen der Agrarwirtschaft nur auf Gewinne aus sind.
Agrogifte im Wasser, Glyphosat im Körper der Menschen und das nur wegen Unkrautvernichtungsmitteln! "...eine Todesspirale aus vergiftetem Boden, der ins Tierfutter und über die Ausscheidungen in einen Kreislauf gelangt." Seite 117
Doch die Politik schweigt und streicht die Gewinne ein.
"Drum haben wir doch die Politiker, die wir haben. Das ist eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für solche, die man sonst nirgend brauchen kann. So tauchen die schon nicht in der Arbeitslosenstatistik auf!" Zitat Seite 141
Diese Zitate zeigen die volle Wirkung der Schreibkraft Nicola Förgs.
Dieser Krimi ist eine Wucht, ein echtes Leseerlebnis mit einigen kritischen Themen, aber auch viel schwarzem Humor.
Der Leser erfährt eine Menge über Massentierhaltung, Monokulturen mit Mais und das der Bau von vielen Biogasanlagen nicht aufzuhaltende Gefahren mit sich bringt, die nachfolgenden Generationen noch Schwierigkeiten bereiten werden.
Die Ermittlerinnen Irmi und Kathi sind persönlich sehr verschieden, aber dennoch ein toughes, eingespieltes Team. Sie gehen mit viel Fingerspitzengefühl bei den Betroffenen vor, aber unbeirrbar und mit harten Bandagen bei den Verantwortlichen der Sache und stellen sich diesem von den Oberen heruntergespielten Ökoskandal. Es kommt einem Kampf gegen Windmühlenflügeln gleich, doch die Frauen beißen sich durch.
Gerade die eingebaute Kritik verleiht dem Krimi eine aktuelle Brisanz und die Ermittlung verläuft voller Spannung. Durch die eingebauten Dialektszenen passt sich der Krimi der bayrischen Umgebung an. Einige dieser Sätze musste ich sehr genau lesen, um sie zu verstehen. Das Privatleben der Ermittlerinnen bietet entspannende Ruhepole und erhöht den Unterhaltungswert.
Bei diesem Alpen-Krimi lernt man so einiges dazu. Botulismus, Informationen über das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat, über Biogasanlagen und andere umweltrelevante Probleme. Das zeigt die gründliche Rechercheabeit der Autorin, die mich sehr beeindruckt hat. Sie zeigt ihren Umweltaktivismus für die breite Lesermasse verständlich aufbereitet und das imponiert mir.
Ein sehr nachdenklich machender Krimi mit umweltpolitischer Brisanz, der den Leser sein alltägliches Verbraucherverhalten überdenken lässt. Aber auch eine sehr interessante Handlung, die mit Dialekt und Humor gut unterhält.