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Veröffentlicht am 08.08.2020

Geduld

Schwarzer August
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Wieso hat der Täter für seinen Anschlag gerade diese kleine Bankfiliale gewählt? Zum Glück sind keine Menschen zu schaden gekommen. Doch die Polizei ermittelt fieberhaft. Den analytischen Verstand von ...

Wieso hat der Täter für seinen Anschlag gerade diese kleine Bankfiliale gewählt? Zum Glück sind keine Menschen zu schaden gekommen. Doch die Polizei ermittelt fieberhaft. Den analytischen Verstand von Leander Lost, der über ein Austauschprogramm nach Fuseta im Süden Portugals gekommen ist, gut gebrauchen. Seiner Meinung nach geht der Täter sehr überlegt und planvoll vor. Schon bald nach der ersten Tat wird ein Fischtrawler in die Luft gejagt, der zu einer japanischen Thunfischfabrik gehört. Diesmal jedoch stellt der Täter Forderungen, die nur zum Teil erfüllt werden. Die Polizei ist besorgt, wie wird der Täter darauf reagieren.

Endlich gibt es eine Planstelle für den deutschen Kommissar Leander Lost. Nun kann er in Portugal bleiben. Für einen Asperger Autisten hat er sich ein tolles Leben aufgebaut. Während seiner Arbeit, ist seine Einschränkung sogar eher ein Vorteil. Mit seinem analytischen Verstand und seinem fotografischen Gedächtnis unterstützt er jede Untersuchung. Auch in diesem vierten Fall sind seine Kollegen mehr als einmal froh, dass er in ihren Reihen ist. Nur manchmal wird die portugiesische Geduld etwas strapaziert. Auch privat hat Leander sein Glück gefunden, auch wenn es ihm nicht leicht fällt, seiner Freundin Platz in seinem durchorganisierten Leben zu schaffen.

Wenn man nach und nach versteht, worum es dem Täter geht, kann man sogar etwas Verständnis aufbringen. Allerdings geht er möglicherweise doch etwas weit in seinem Bestreben. Dem deutschen Kommissar gönnt man sein privates Glück. Mit seiner speziellen Art wirkt er auf besondere Weise charmant. Als Polizist agiert er geschickt und entlockt den Zeugen Informationen, obwohl er das nicht beabsichtigt. In dem er Sätze manchmal allzu wörtlich nimmt, sorgt er für humorvolle Szenen, die aber zeigen, dass seine Einschränkung nicht zu unterschätzen ist. So überstrahlt er seine Kollegen, die fast ein wenig kurz kommen. Dieser Kriminalroman unterhält bestens und man versteht die Liebe des Autors zu Land und Leuten. Wem ein gut konstruierter Krimi nicht reicht, der hat hier auch eine Einladung, mal einen Urlaub in Portugal zu buchen.

Veröffentlicht am 06.08.2020

Versagerin über 40

Je größer der Dachschaden, desto besser die Aussicht
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Als Nell ihren 40. Geburtstag am liebsten garnicht erleben würde, ist sie gerade aus den USA nach London zurückgekehrt. Die Beziehung gescheitert, kein Job, keine Kreditwürdigkeit - die ganze Nell ist ...

Als Nell ihren 40. Geburtstag am liebsten garnicht erleben würde, ist sie gerade aus den USA nach London zurückgekehrt. Die Beziehung gescheitert, kein Job, keine Kreditwürdigkeit - die ganze Nell ist gescheitert. Ihr bleibt nur, zur Untermiete zu wohnen. Das ist nicht so schlimm, schließlich ist Edward am Wochenende bei seiner Familie und Arthur, sein Hund, hat nichts dagegen von Nell betüdelt zu werden. Ein kleiner Lichtblick, wenn Edward nicht immer mit der Heiztemperatur, der Mülltrennung und sonstigen Eigenartigkeiten käme. Es scheint keine Aussicht auf Besserung zu geben. Nur eine Kleinigkeit. Nell darf freiberuflich Nachrufe verfassen und so lernt sie die verwitwete Cricket kennen.

Ein Roman in zwölf Monaten. Kurz nach der Trennung und der Übersiedlung nach England geht es Nell schlecht. Alle ihre Freundinnen haben es zu etwas gebracht, haben Berufe oder Kinder oder Beides. Nur Nell ist eine Versagerin über 40. Zum Glück versteht sie sich prima mit der über 80jährigen Cricket, die sehr berührt ist von dem Nachruf, den Nell geschrieben hat. Cricket zeigt Nell, dass die Neugier und die Freude nie aufhören müssen, auch wenn die Zeiten mal schwierig sind. Zwar langsam aber dennoch zeigen sich Zeichen der Besserung.

Man fragt sich vor der Lektüre, ob man denn von einer Frau lesen möchte, die erstmal am Boden ist. Doch schnell überzeugt einen das Buch mit seiner sympathischen Protagonistin: Ja, man möchte so ein Buch lesen. Gerade in einer Welt, in der es manchmal drunter und drüber geht, ist so ein Buch, das Hoffnung macht und Zuversicht bereitet, genau die richtige Ablenkung einerseits, aber auch wie eine kleine Gebrauchsanleitung. Vielleicht muss man sich in einer schlimmen Situation ein wenig Zeit lassen, doch man kann gewiss sein, dass die Chancen gut stehen, dass man gestärkt ist, wenn das Tief überwunden ist. Nell hat es wirklich nicht ganz leicht, denn auch in der Heimat wieder anzukommen ist eine Aufgabe. Doch schön, wie sie sich von ihrer stiff-upper-Lip Schritt für Schritt entfernt und mit größerer Offenheit, auch ihren Freundinnen aus der Seele spricht. Dieses Buch ist wirklich herzerwärmend, zum Wohlfühlen und zum Glück lässt es Oberflächlichkeit vermissen.

Veröffentlicht am 02.08.2020

Job erledigt

Ein letzter Drink
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Die Partnerschaft der Detektive Patrick Kenzie und Angie Gennaro ist eine rein berufliche. Da passt Angies Mann Phil schon auf. Phil, der einmal der tollste Typ der Gegend war, ist inzwischen ziemlich ...

Die Partnerschaft der Detektive Patrick Kenzie und Angie Gennaro ist eine rein berufliche. Da passt Angies Mann Phil schon auf. Phil, der einmal der tollste Typ der Gegend war, ist inzwischen ziemlich heruntergekommen. Arbeitslosigkeit und unbezahlte Rechnungen fordern ihren Tribut. Wieso das hauptsächlich Angie zu spüren bekommt und sich das auch seit Jahren gefallen lässt, entzieht sich Patricks Verständnis. Ihr neuer Auftrag wirkt dagegen regelrecht einfach. Eine Putzfrau des Senators Brian Paulson soll ein paar Unterlagen des Politikers gestohlen haben. Diese müssen unbedingt wiederbeschafft werden, doch niemand weiß, wohin die Putzfrau verschwunden ist.

Ein lukrativer Auftrag für Kenzie und Gennaro. Doch zunächst gilt es, die verschwundene Jenna zu finden. Bald schon fragen sich die beiden Detektive, zwischen denen es doch mehr knistert als sie zugeben wollen, weshalb diese geheimnisvollen Papiere so wichtig sind, dass die Auftraggeber bereit sind, einen ordentlichen Bonus zu zahlen. Was Patrick und Angie herausfinden, erweist sich als brisanter als sie je vermutet hätten. Schon bald ist nicht nur Jennas Leben in Gefahr, sondern auch das der Detektive. Jeder, der zu viel weiß, könnte bald schon tot sein.

Bei ihrem ersten Auftritt, die erste Ausgabe des Buches erschien 1994, überzeugen Kenzie und Gennaro als gewiefte Ermittler. In Kenntnis wie der Hase in Boston läuft, sind sie ihren Gegnern manchmal ein paar Schritte voraus. Doch welchem perfiden Verbrechen sie hier auf die Spur kommen, können sie nicht ahnen. Die Spur aus der Vergangenheit offenbart ein Verbrechen, dass schlimmer kaum sein kann. Mit ihren flapsigen Wortgefechten wirkt das Detektivduo sympathisch und nicht so abgehoben. Wenn ihnen die Projektile um die Ohren fliegen, kommen die Beiden einen mitunter unkaputtbar vor. Doch was Angie in ihrer Ehe zu ertragen hat, kann auch beim Lesen fast zur Bürde werden. Man möchte wahrlich nicht mit ihr tauschen. Die Brisanz des Falles entwickelt sich nach und nach und ebenso nach und nach ist man immer mehr an das Buch gefesselt.

Ein spannender erster Teil einer empfehlenswerten Reihe, die nach dem ersten Erscheinen nunmehr neu übersetzt wurde.

Veröffentlicht am 26.07.2020

Teilzeitbulle

Alter Hund, neue Tricks
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1992: Ein paar Tage im Monat muss Detective Inspector Sean Duffy auf der Wache erscheinen, damit er in ungefähr zwei Jahren seine volle Pension einstreichen kann. Mit seiner Lebensgefährtin Beth und der ...

1992: Ein paar Tage im Monat muss Detective Inspector Sean Duffy auf der Wache erscheinen, damit er in ungefähr zwei Jahren seine volle Pension einstreichen kann. Mit seiner Lebensgefährtin Beth und der gemeinsamen Tochter verbringt er die anderen Tage in Schottland, wo von den Troubles nicht viel zu spüren ist. Nun hat es aber einen Toten gegeben und die anderen Kommissare sind aus verschiedenen Gründen nicht verfügbar. Obwohl Sean eigentlich zu seiner Familie will, gibt er dem sanften Druck seines Chefs nach. Es sieht nach einer einfachen Sache aus und den Ruhm für eine schnelle Aufklärung will Duffy keinem anderen Revier gönnen.

Die Zeiten ändern sich. Das hat auch Sean Duffy bei seinem achten Auftritt inzwischen festgestellt. Nicht umsonst genießt er den Frieden im nicht ganz fernen Schottland. Doch immer noch schaut er jedes Mal, wenn er ins Auto steigt, ob nicht doch eine Bombe darunter befestigt ist. Aber auch die Straßen in Nordirland verändern sich mit dem Auftreten des politischen Teils des IRA. Aber dieser Tote bereitet Duffy und seinen Kollegen mehr Schwierigkeiten als erwartet. Und vielleicht muss oder will Duffy doch auf seine alten Fähigkeiten zurückgreifen, um den Fall zu knacken.

Die Sean Duffy Reihe des Autors ist immer sehr lesenswert, wobei es nicht notwendig ist, jeden Band zu kennen. Bei der Lektüre denkt man sich, diese Zeiten können die Menschen doch nicht zurückhaben wollen. Katholiken gegen Protestanten, Nordirland gegen die Republik Irland. Gemeinsam sollte es doch besser gelingen. Doch leicht ist es nie, sich von alten Gewissheiten zu verabschieden. Der belesene und musikbegeisterte Duffy hat mal wieder einen Knochen, in dem er sich verbeißen kann. Man bekommt den Eindruck, dass das Leben in Schottland doch etwas zu ruhig ist. Doch je näher Duffy an die Hintergründe kommt, desto größer wird die Gefahr. Und je mehr man als Leser begreift, in welche Richtung es geht, desto mehr ist man gefesselt. Die politische Lage der frühen 1990er ist so geschickt eingeflochten, dass der Roman gleichzeitig lehrreich und spannend ist. Ein kluger Krimi, aus einer Reihe, die nicht enttäuscht.

Veröffentlicht am 24.07.2020

Wolfsgericht

Verlorenes Vernègues
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Es ist Winter in der Provence. Captaine Roger Blanc hätte nicht geglaubt, dass es so kalt werden kann. Es ist jederzeit mit Schnee zu rechnen. Nachdem es jetzt über ein halbes Jahr her ist, dass er in ...

Es ist Winter in der Provence. Captaine Roger Blanc hätte nicht geglaubt, dass es so kalt werden kann. Es ist jederzeit mit Schnee zu rechnen. Nachdem es jetzt über ein halbes Jahr her ist, dass er in die Provence versetzt wurde, ist es sein erster Winter hier. Die Tage sind ruhig. Doch eines Abends kommt die Nachricht, dass Wölfe mehrere Schafe gerissen haben sollen. Obwohl eigentlich nicht zuständig, übernehmen Blanc und Tonon den Fall. Es wird sich wohl nur um eine kurze Ermittlung handeln, schließlich sind noch nie Wölfe in der Gegend gesichtet worden. Am Ort des Geschehens stellt sich die Sache doch recht unheimlich dar.

In seinem sechsten Fall bekommt es Capitaine Roger Blanc mit einer Urangst der Menschen zu tun, der Angst vor dem Wolf. Die Menschen in der Umgebung meinen, dass die Wölfe zu viele Tiere töteten. Wie lange mag es dauern bis sie einmal einen Menschen erwischen? Doch die Tiere stehen unter Naturschutz und die ortsansässige Försterin versucht, die Bewohner des Ortes zur Vernunft zu bringen. Denen jedoch reicht die Entschädigung nicht, die sie für die toten Schafe erhalten. Der Wolf muss getötet werden, bevor er schlimmeres anrichtet. Und so gestaltet sich der vermeintlich einfache Fall doch schwieriger. Es gilt nicht nur, aufzuklären, wie der Wolf ins Tal kam, nein, es müssen auch die Menschen davon abgehalten werden, erst richtiges Unheil anzurichten.

So ein gut durchdachter und dabei doch leicht zu lesender Krimi ist gerade das Richtige für einige laue Sommerabende. Da stört es auch nicht, dass die Handlung im Winter angesiedelt ist. Vielleicht erhöht ein kühles Getränk noch die Urlaubsstimmung, in die einen das Buch versetzt. Besonders in diesem Jahr, wo es mit dem echten Urlaub nicht so weit her ist, bietet dieser Roman eine schöne Ablenkung. Das Wiederauftauchen der Wölfe ist ein spannendes Thema, dass nicht nur in Frankreich immer häufiger auf der Tagesordnung steht. Interessant, wie unterschiedlich die Menschen damit umgehen. Vom Aberglauben bis zur Vernunft ist alles dabei. Das Setting zwischen alten Häuserruinen trägt ein Übriges dazu bei, einem einen Schauer über den Rücken zu jagen. Und das nur, um im nächsten Moment erstaunt zu sein, wer sich nächtens alles so im dunklen Wald herumtreibt. Alles in allem ein packender Krimi, der gekonnt aus dem Alltag entführt.