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Veröffentlicht am 02.08.2020

Maritime Spannung

Der Käpt'n – Jenseits der See
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Johannes Kröger hat sein Berufsleben auf See verbracht. Am Vorabend des Ersten Weltkrieges geht er in den wohlverdienten Ruhestand - kehrt zurück in sein Haus in der Probstei. Doch Ruhe findet er dort ...

Johannes Kröger hat sein Berufsleben auf See verbracht. Am Vorabend des Ersten Weltkrieges geht er in den wohlverdienten Ruhestand - kehrt zurück in sein Haus in der Probstei. Doch Ruhe findet er dort nicht. In der Nähe hat sich Wiebke auf einem Hof niedergelassen - sehr zum Mißfallen der Dorfbewohner, die von der geheimnisvollen Art von Wiebke zu allerlei Phantasien angeregt werden. Kröger freundet sich mit ihr an und erfährt Wiebkes gefährliches Geheimnis.

"Der Käpt'n Jenseits der See" von Jörg Rönnau fällt zwar in die Kategorie "Spionage-Krimi", enthält aber ebenso eine Menge Klönschnack. Die Passagen, in denen Kröger von seinen Erlebnissen auf der "Northern Clipper" berichtet, erinnern an einen Winterabend am Kaminfeuer. Hier werden die Literaten der damaligen Zeit lebendig, gemeinsam erleben sie Abenteuer oder Kröger verbringt einfach Zeit mit ihnen. Man begegnet Theodor Strom, Jules Verne, Thomas Mann und vielen anderen. Diese Geschichten sind sehr gelungene Einschübe in die eigentliche Handlung. Der Fall "Wiebke" ist sehr spannend. Nach und nach kommt ihr Geheimnis ans Licht und man spürt die Gefahr hautnah, so wie auch das Knistern zwischen Kröger und Wiebke. Die Schwierigkeiten, die Wiebke mit der Dorfgemeinschaft hat, sind gut vorstellbar. Denn für diese Zeit war sie sehr exotisch - da konnte man das Mißtrauen richtig gut spüren. Jörg Rönnau schafft es perfekt, diese Verhaltensweisen zu beschreiben. Was ich besonders interessant fand, waren die Beschreibungen der Region. Es macht Spaß, auf Orte zu stoßen, die man selbst aus der heutigen Zeit kennt. So das Hotel "Stadt Kiel" oder die Dampflok "Hein Schönberg", die noch heute als Museumsbahn von Schönberg nach Kiel fährt. Übrigens ist der alte Bahnhof in Schönberg als Museumsbahnhof ebenfalls noch erhalten. Dies sind Details, die mir als Liebhaber dieser Region ein ganz besonderes Gefühl für das Buch gegeben haben.

Dieses Buch macht Spaß und ist auf jeden Fall lesenswert!

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Veröffentlicht am 29.07.2020

Ein sehr aktuelles Thema!

Küstenrache
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Die Kripo Kiel wird zu einem Tatort in einem Kieler Naturschutzgebiet gerufen. Dort geschah ein Doppelmord, der einer Hinrichtung gleicht. Die Opfer sind Mitglieder der berüchtigten Familie Zaidan aus ...

Die Kripo Kiel wird zu einem Tatort in einem Kieler Naturschutzgebiet gerufen. Dort geschah ein Doppelmord, der einer Hinrichtung gleicht. Die Opfer sind Mitglieder der berüchtigten Familie Zaidan aus Lübeck, die nun in das Kieler Revier eines anderen Familienclans eindringen will. Lisa Sanders, die die Kieler Mordkommission aufgrund von Disharmonie mit ihrer neuen Vorgesetzten verlassen will, bekommt nun von einem alten Bekannten das Angebot, für diesen Fall zum LKA zu wechseln - und anschließend dort zu bleiben. Lisa nimmt das Angebot an - sehr zum Missfallen ihres Freundes, Oberstaatsanwalt Thomas von Fehrbach, der ebenfalls in diesen Fall verwickelt ist. Lisa muß feststellen, daß dieser Job gefährlicher ist, als sie dachte...

Auch ihr 6. Fall, "Küstenrache", ist Angelika Svensson rundum gelungen. Das Thema ist sehr aktuell und wird hier gut durchleuchtet. Man erhält Einblick in die Machenschaften der Clans, wie die Familienstrukturen aufgebaut sind, auf welchen Wegen und mit welchen Mitteln agiert wird. Dies ist wirklich sehr interessant und läßt den Leser zum Teil sprachlos werden. Hier hat die Autorin wirklich bis in die kleinsten Details recherchiert. Auch ihre Charaktere sind wieder sehr ausgereift. Die Clanmitglieder sind gut beschrieben. Brutal, berechnend - aber manche auch mit einer anderen Seite, einer menschlichen. Und manche möchten gern ausbrechen, mit den Verbrechen nichts zu tun haben. Natürlich macht das Wiedersehen mit Lisa und von Fehrbach großen Spaß. Beide sind mir sehr ans Herz gewachsen. Diesmal ist ihre Beziehung etwas aufgeheizt, und man kann beide Seiten verstehen. Lisa will ihren Weg gehen, Thomas will sie beschützen, denn er kennt die Gefahren der organisierten Kriminalität. So zerrissen Lisa ist, so zerrissen steht man als Leser da. Wer von beiden hat Recht? Selbstverständlich ist auch hier wieder der regionale Erkennungswert sehr hoch. Die Schauplätze sind authentisch, man erkennt sie wieder und weiß sofort, wo man sich befindet. Kennt man die Region nicht, wird man sich dies gut vorstellen können. Angelika Svensson hat eine sehr schöne Art zu schreiben. Das Buch liest sich flüssig, Spannung wird von der ersten bis zur letzten Seite erzeugt und man bekommt alles wissenswerte vermittelt. So kann man dieses Buch auch ohne Vorkenntnisse prima lesen!

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Veröffentlicht am 27.07.2020

Atmosphärisch dicht

Nordsee-Nacht
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Im Jahr 1987 verschwindet Friederike spurlos aus einem Zeltlager in Hulthave. Kommissar Wedeland kann den Fall trotz intensiver Bemühungen nicht lösen. 25 Jahre später wird eine bewußtlose Frau am Strand ...

Im Jahr 1987 verschwindet Friederike spurlos aus einem Zeltlager in Hulthave. Kommissar Wedeland kann den Fall trotz intensiver Bemühungen nicht lösen. 25 Jahre später wird eine bewußtlose Frau am Strand von Hulthave aufgefunden. Es heißt, es handele sich um Friederike. Wedeland und die damalige Betreuerin Sascha kehren nach Hulthave zurück. Sie wollen endlich die Wahrheit herausfinden.

"Nordsee-Nacht" ist das erste Buch von Hannah Häffner. Mir hat es sehr gut gefallen. Aufgeteilt in zwei Teile, erlebt der Leser zunächst die Geschehnisse des Jahres 1987, im zweiten Teil die des Jahres 2012. Beide Teile sind gut erzählt und spannend. Während man im ersten Teil erfährt, was Sascha zu dem Verschwinden aussagt und welch Ungereimtheiten dabei aufkamen, erfährt man im zweiten Teil, welche Folgen der Fall für Sascha und Wedeland hatte. Die Ermittlungen in beiden Teilen fesseln auf eine unbeschreibliche Art. Durch die kurzen Kapitel und den sehr flüssigen Stil fliegt man hier durch die Seiten. Die Autorin hat ein Gespür dafür, wie düstere Atmosphäre erzeugt wird. Hier sieht man wirklich eine düstere Nordseenacht vor sich. Was ebenfalls perfekt beschrieben wird ist das Dorfleben. Wer nicht in der Gemeinschaft ist, ist automatisch unter Verdacht. Das Gerede ist groß und man hat es schwer, diesen Verdacht abzustreifen. Klatsch und Tratsch sind an der Tagesordnung.

Ich kann diesen Roman, der in Wirklichkeit ein Thriller ist, wärmstens empfehlen. Hier ist alles perfekt umgesetzt und ich bin schon auf weitere Bücher der Autorin gespannt!

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Veröffentlicht am 26.07.2020

Nicht nur als Torte super

Schwarzwälder Kirsch
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Das Schwarzwalddorf Maria Brunn ist in Aufruhr. Der Unternehmer Bertie Haberland wird während seines Mittagsschlafes im heimischen Garten mit Benzin übergossen und verbrannt. Christa Haas, pensionierte ...

Das Schwarzwalddorf Maria Brunn ist in Aufruhr. Der Unternehmer Bertie Haberland wird während seines Mittagsschlafes im heimischen Garten mit Benzin übergossen und verbrannt. Christa Haas, pensionierte Kriminalkommissarin, findet in diesem Mord eine willkommene Abwechslung, denn sie ist nach einem Oberschenkelhalsbruch im Betreuten Wohnen untergebracht und findet das Leben dort einfach nur scheußlich. So ermittelt sie zwischen Altenbackgruppe "Die Zuckerschnitten" und Aquagamnastik und stellt fest, daß Bertie kein unbeschriebenes Blatt war...

"Schwarzwälder Kirsch" - da denkt man natürlich erst an die Torte. Aber der Krimi von Mona Franz ist ein ebensolcher Genuß! Christa ist einfach genial. Ihre Art ist einfach witzig. Wie sie das Betreute Wohnen zunächst sieht, ist sehr humorvoll. Ihre Ablehnung kommt sehr gut und anschaulich rüber. Interessant ist ihr Wandel, der sich durch das Buch zieht. Sie findet Freunde und sieht alles nicht mehr ganz so negativ. Gerade Carlo gibt sich viel Mühe mit ihr. Er und sein Rehpinscher Bärbel sind weitere Sympathieträger. Sein Spleen für Schwarzwaldartikel ist schon ein Highlight und vermittelt Regionalität. Aber der Krimi besticht auch durch Spannung. Die Autorin liefert viele Verdächtige - irgendwie ist das ganze Dorf nicht gut auf Bertie zu sprechen, was allerdings erst nach und nach herauskommt. Dadurch hat man ständig neue Fährten und wird am Ende überrascht sein. Denn so lange dauert es bis zur Lösung.

Bei diesem Buch bekommt man richtig Lust auf den Schwarzwald - und wer Lust auf die Torte bekommt, die hier in der Backgruppe in Dauerschleife gebacken wird: Am Ende des Buches befindet sich das Rezept!

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Veröffentlicht am 25.07.2020

Feinste Unterhaltung

Auszeit bei den Abendrots
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Helene und Josef Abendrot sind seit 25 Jahren glücklich verheiratet - so der Anschein. Doch auf der gemeinsamen Urlaubsreise per Auto nach Venedig kriselt es. Josef nimmt seinen Koffer und läßt Helene ...

Helene und Josef Abendrot sind seit 25 Jahren glücklich verheiratet - so der Anschein. Doch auf der gemeinsamen Urlaubsreise per Auto nach Venedig kriselt es. Josef nimmt seinen Koffer und läßt Helene allein an einer Mautstelle zurück. Helene fährt allein weiter nach Venedig. Josef meldet sich erst einige Tage später und bittet um eine Auszeit. Daß diese Auszeit seine halb so alte Assistenzärztin Nathalie ist, verschweigt er dabei. Einfach abwarten kommt für Helene gar nicht in Frage - sie unternimmt jetzt alles, wozu Josef nie zu begeistern war. Will sie Josef nun eigentlich noch? Oder genießt sie ihr Leben in Zukunft ohne ihn?

Nach "Das Heinrich-Problem" gibt es bei Alexandra Holenstein nun eine "Auszeit bei den Abendrots". Auch diese Auszeit hat Biss. Denn die Autorin schreibt auch hier wieder auf eine bissig-humorvolle Art, die Spaß bereitet und nachdenklich macht. Denn es wird klar, daß man die Schuld an so einer Situation nicht unbedingt nur an einer Person festmachen kann. Durch die wechselnden Erzählperspektiven bekommt man Einblick in die Denkweise beider Charaktere - und man entdeckt bei beiden ihre Beweggründe für ihr Handeln. Klar ist die Sympathie dabei aber auf der Seite von Helene. Über beide Charaktere kann man herrlich schmunzeln. Helene hat die Situationskomik für sich gepachtet, während Josef halt der typische ältere Mann mit junger Geliebten ist. Hier findet man so ziemlich jedes Klischee wieder. Auch die Randcharaktere überzeugen durch ihre unverwechselbare Art und werden durch die Autorin gut an den Leser herangeführt. Alexandra Holenstein schreibt auf sehr lockere Art, schafft den Spagat zwischen Humor und Ernsthaftigkeit auf geniale Art. Denn eines ist das Buch definitiv nicht: Klamauk. Der Humor ist gut proportioniert und an genau den richtigen Stellen eingesetzt. Übrigens gibt es auch einen Familienhund namens Lego - der auch für einige lustige Szenen sorgt.

Von mir bekommt das Buch eine ganz klare Leseempfehlung!

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