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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.09.2020

solider Trilogieeinstieg

Das Lied des Wolfes
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Als Fan epischer Fantasy habe ich natürlich alle Bücher von Anthony Ryan im Regal. Und war erfreut und überrascht zugleich, dass die Geschichte um Vaelin Al Sorna weitergeht. Ich unterstelle dem Autor ...

Als Fan epischer Fantasy habe ich natürlich alle Bücher von Anthony Ryan im Regal. Und war erfreut und überrascht zugleich, dass die Geschichte um Vaelin Al Sorna weitergeht. Ich unterstelle dem Autor mal nicht, dass ihm nichts mehr einfällt sondern dass er, ähnlich wie seine treuen Leser, an dieser Figur hängt und noch nicht alles erzählt hat, was er erzählen möchte. So wundert es auch nicht, dass Sherin wieder auftaucht und wir wieder hoffen dürfen, dass unser Held doch noch sein Glück finden könnte. Erst gilt es aber erneut einen fürchterlichen Bösewicht und sein grausiges Heer zu bezwingen.

Mir gefällt, wie Ryan erzählt. Ich mag die Rabenschatten-Welt und Vaelin ist ein Protagonist, wie man ihn sich wünscht. Integer, mutig, sperrig. Dieser erste Band lässt sich Zeit, wodurch auch Quereinsteiger sicherlich reinkommen in die Geschichte. Ich hoffe auf einen baldigen zweiten Band der auch gerne im Tempo noch etwas anziehen darf. Solide 4 Sterne und ein Dankeschön für diese schöne Covergestaltung.

Veröffentlicht am 06.08.2020

solide

Die verstummte Frau
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Karin Slaughter gehört zu den Grand Dames im Thriller-Genre. Will Trent und Sara Linton sind dem geneigten Leser bereits aus mehreren vorhergehenden Büchern ein Begriff und man wartet seit einer ganzen ...

Karin Slaughter gehört zu den Grand Dames im Thriller-Genre. Will Trent und Sara Linton sind dem geneigten Leser bereits aus mehreren vorhergehenden Büchern ein Begriff und man wartet seit einer ganzen Weile darauf, dass die beiden wirklich ein Paar werden. Nebenbei haben sie so einige harte Fälle gelöst. Aber es gibt auch Fälle, die noch auf eine Lösung warten und in „Die verstummte Frau“ wird in Rückblenden davon berichtet während in der Gegenwart die Ermittler nach der Wahrheit suchen.

Slaughter schreibt routiniert, Will und Sara sind ein gut eingespieltes Team. Über die Jahre haben sich bei allen Beteiligten teils dramatische Verletzungen psychischer und physischer Art ereignet und die Folgen schwelen immer noch im Hintergrund. Ähnlich wie auch bei Cody McFadyen ist das Ermittlerteam schwer gebeutelt – das ist mir fast ein bisschen zu viel geworden in den letzten Jahren. Und auch diesmal versuchen alle, die Vergangenheit aufzuarbeiten und sich nicht unterkriegen zu lassen und ach ja, noch den ein oder anderen Cold Case zu knacken.

Gut zu lesen. Manchmal etwas langsam erzählt, dafür an anderer Stelle blutig und harter Tobak. Die Mischung machts. Solide 4 Sterne.

Veröffentlicht am 26.07.2020

Psychodrama

After the Fire - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2021
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"After the fire" hat mich sehr überrascht. Ich hatte mit einem Jugendroman gerechnet und einem Mädchen, welches ein dunkles Geheimnis verbirgt aber das wäre wirklich sehr oberflächlich, das Buch darauf ...

"After the fire" hat mich sehr überrascht. Ich hatte mit einem Jugendroman gerechnet und einem Mädchen, welches ein dunkles Geheimnis verbirgt aber das wäre wirklich sehr oberflächlich, das Buch darauf zu reduzieren, denn es hat einen vielschichtigen und sehr ernsten Kern und die Psychologie und Struktur, die in einer Glaubenssekte steckt, wird sehr intensiv geschildert.

Im Grunde geht es um den Zerfall einer Sekte irgendwo in Amerika. Man fühlt sich beim Lesen an Berichte von "Colonia Dignidad" und vor allem an das blutige Ende der Sekte 1993 in Waco erinnert. Ich denke auf letztere Geschehnisse geht dieses Buch auch im weitesten Sinne ein.

Moonbeam war seit ihrer Kindheit ein Mitglied der Sekte "Heilige Legion Gottes". Deren Camp ist zu Schutt und Asche verbrannt und bis auf wenige Kinder und Jugendliche wie Moonbeam hat niemand den Brand überlebt. Die Behörden wollen den Überlebenden nicht nur psychologisch helfen sondern sie wollen auch genau wissen, was im Lager all die Jahre geschehen und wie es zu dem Feuer gekommen ist. Also werden alle Kinder mit einem Psychater und FBI-Agenten täglich verhört und Stück für Stück setzt sich so ein Puzzle zusammen.

Moonbeam und ihre Sichtweise stehen im Zentrum. Sie erzählt in einem "Davor" und "Dachach" wie es war, dort zu leben, vom Sektenführer maipuliert, von dessen Helfern gemaßregelt, von den anderen Sektenmitgliedern misstrauisch beäugt zu werden. Nach und nach entwickelt sich darauf ein erschreckendes Bild, wie die jungen Menschen und ihr gesunder Geist geformt und oft auch gebrochen werden, bis sie willfährige Mitglieder einer verrückt-religiösen Sekte sind. Und obwohl sie jetzt ja in Sicherheit sind, sind sie weiterhin schwer traumatisiert und können nur schwer aus den Gedankenmustern der Sekte herausfinden. Einige schaffen es gar nicht.

Ein schwieriges Thema welches hier sehr autentisch und eindringlich erzählt wird. Die Frage, ob Moonbeam mit Schuld am Feuer war und damit mit Schuld am Tod vieler Menschen, steht immer als großes Fragezeichen im Hintergrund. Gleichzeitig bewundert man ihre Stärke und spürt, dass ohne sie alles noch viel schlimmer gekommen wäre. Wie die Frage am Ende beantwortet wird, muss jeder selber entdecken.

Ich kann "After the fire" sehr empfehlen. Ein ausgefeiltes Psychogramm.

Veröffentlicht am 21.06.2020

Pandatage

Pandatage
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Danny Maloony ist Witwer und versucht seinem kleinen Sohn Will ein normales Leben zu ermöglichen. Aber nach dem Tod seiner Frau gelingt ihm das nicht mehr. Er scheitert an seinem Beruf, am Alltag, an der ...

Danny Maloony ist Witwer und versucht seinem kleinen Sohn Will ein normales Leben zu ermöglichen. Aber nach dem Tod seiner Frau gelingt ihm das nicht mehr. Er scheitert an seinem Beruf, am Alltag, an der Verantwortung. Anfangs nervte mich dieser Mann, der unreif und unfähig war, der sein Kind alleine ließ mit dem Tod der Mutter. Das Selbstmitleid, die Planlosigkeit, vor allem das Phlegma von Danny sind erschreckend und waren mir eigentlich unverständlich. Aber nach und nach kommt Bewegung in Dannys Gedankenwelt. Und das ist die Stärke der Geschichte. Hier wird sehr emphatisch erzählt, wie ein Mann sein Schicksal endlich in die Hand nimmt und erkennt, wie er und sein Sohn wieder glücklich werden können und auch müssen.

Der Schreibstil ist humorvoll und oft leicht sarkastisch. Man kann sich viele Szenen gut in einer Slapstick-Komödie vorstellen, aber es gibt auch leise und traurige Töne.

Eine Geschichte die ihren eigenen Charme entwickelt. Das Cover ist toll und am Ende habe ich mich auch mit Danny versöhnt.

Veröffentlicht am 20.05.2020

Kuisl und die Pest

Die Henkerstochter und der Fluch der Pest (Die Henkerstochter-Saga 8)
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Den neuen Roman von Oliver Pötzsch musste ich gleich aus mehreren Gründen lesen. Ich kenne natürlich den Henker Kuisl, seine Tochter und den patenten Schiwegersohn. Habe aber nicht alle Fälle gelesen. ...

Den neuen Roman von Oliver Pötzsch musste ich gleich aus mehreren Gründen lesen. Ich kenne natürlich den Henker Kuisl, seine Tochter und den patenten Schiwegersohn. Habe aber nicht alle Fälle gelesen. Aber diesmal geht es nach Kaufbeuren, wo Teile meiner Verwandtschaft herkommen. Und die Pest spielt auch eine Gastrolle. In Zeiten einer Pandemie liest sich so was noch intensiver.

Bekommen habe ich genau das gewünschte Potpourri. Einen historischen Krimi mit einigen geschichtlichen Leckerbissen, einem Kuisl, der mal wieder zur Höchstform aufläuft und einen Mordfall auf unkonventionelle Weise mit Hilfe von Magdalena löst. Die Rolle der Pest ist eine am Rande drohende Gefahr aber nicht vordergründig.

Besonders angenehm war wieder der lockere Erzählstil, der auch mal zum Schmunzeln bringt und in dem das bajuwarische Lokalkolorit und die Bärbeissigkeit eine gewisse Rolle spielen. Etwas, was ich einfach mag in Pötzsch’s Büchern.