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Veröffentlicht am 27.01.2017

Blut und Seide

Blut und Seide
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Dank der Besonnenheit seiner Mutter überlebt der kleine Simon einen grausamen Überfall, bei dem die Eltern zu Tode kommen. Sein Patenonkel Johann von Sponheim nimmt ihn bei sich auf und ist sehr stolz ...

Dank der Besonnenheit seiner Mutter überlebt der kleine Simon einen grausamen Überfall, bei dem die Eltern zu Tode kommen. Sein Patenonkel Johann von Sponheim nimmt ihn bei sich auf und ist sehr stolz auf Simon, der sich gut entwickelt. Sein jüngerer Bruder Heinrich dagegen bereitet ihm Schwierigkeiten. Immer wieder kommt es zu Eifersüchteleien, Streitigkeiten und bösen Späßen. Heinrich und Simon kommen später zum Grafen Eberhard von Katzenelnbogen, um dort zum Ritter ausgebildet zu werden. Christina, die Tochter des Grafen und Heinrich wurden einander schon als Kinder versprochen. Nur fühlt sich Christina mehr zu Simon hingezogen als zu dem grobschlächtigen und unsympathischen Heinrich. Da bleiben weitere Streitigkeiten nicht aus.
Die Geschichte ist recht umfangreich, aber sie zieht einen von Anfang an in ihren Bann. Es ist eine schöne Verquickung von historisch belegten Fakten und Fiktion. Neben Heinrich ist auch Michel belegt, der zunächst im Dienst von Heinrich stand, dann aber Simons treuer Knecht und Freund wurde.
Die Charaktere sind vielschichtig und authentisch beschrieben. Simon entwickelt sich im Laufe der Geschichte von einem ängstlichen kleinen Jungen, über einen Heißsporn zu einem verantwortungsvollen Mann. Seine Liebesgeschichte zu Christina ist geprägt von Missverständnissen und einer Portion sturem Verhalten. Graf Eberhard besteht auf einer Verbindung zwischen Christina und Heinrich, weil es doch so abgesprochen war. Dabei verschließt er seine Augen, um das Offensichtliche nicht sehen zu müssen. Selbst Johann gegenüber schlägt er sich auf Heinrichs Seite. Dabei ist Heinrich sehr grausam, intrigant und falsch. Es gelingt nicht, an ihm etwas Positives zu entdecken. Keine guten Karten für Christina, denn eine Frau gilt nicht viel in jener Zeit und ist daher rechtlos. Christina, die Schlimmes durchmachen muss, will sich rächen und geht dabei große Risiken ein. Sehr sympathisch waren mir vor allem Michel und seine Marie. Michel steht treu zu Simon und schützt ihn auch schon mal vor sich selbst.
Es ist eine Zeit der Machtkämpfe ohne Rücksicht auf Verluste, es werden Intrigen gesponnen und Rachegelüste befriedigt – kurz: es ist eine ziemlich grausame Zeit, in der unsere Protagonisten da leben. Die Beschreibungen des Schlachtgetümmels sind oft schwer zu verkraften. Bei den Kämpfen geht es um die Belange der Herrschenden und es werden viele auf den Schlachtfeldern getötet, aber die wirklich Leidtragenden sind die armen Bauern.
Das Buch liest sich wunderbar flüssig und ist spannend und unterhaltsam.
Eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 27.01.2017

Kampf ums Überleben

Das zerstörte Leben des Wes Trench
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Schon früher war das Leben nicht einfach, aber nach Hurrikan Katrina gab es dann auch noch das Unglück der Deepwater Horizon. Das Leben der Menschen in dem betroffenen Gebiet ist hart. Sie alle leben eigentlich ...

Schon früher war das Leben nicht einfach, aber nach Hurrikan Katrina gab es dann auch noch das Unglück der Deepwater Horizon. Das Leben der Menschen in dem betroffenen Gebiet ist hart. Sie alle leben eigentlich vom Shrimpsfischen, doch das Öl breitet sich aus und verhindert, dass es noch nennenswerte Fänge gibt.
In dieser durch Katastrophen gebeutelten Gegend leben die Menschen, die wir in der Geschichte näher kennenlernen.
Da sind Wes Trench und sein Vater. Katrina hat Wes die Mutter genommen und eigentlich auch den Vater, denn der ist nur noch verbittert. Unterschwellige gegenseitige Vorwürfe sorgen für Spannungen zwischen Wes und seinem Vater. Nach einem Streit lässt er sich von Linquist einstellen.
Die Zwillinge Reginald und Victor Toup haben sich im Bayou eine Drogenplantage angelegt, die ihnen ein relativ gutes Leben beschert. Sie sind nicht zimperlich, wenn ihnen jemand in die Quere kommt und schrecken auch vor Mord nicht zurück. Victor ist hochexplosiv. Dann entdecken Cosgrove und Hanson per Zufall die Plantage und wittern das große Geschäft, aber ihnen ist nicht klar, wie gefährlich die Toups sind.
Leider kommt den Toups der Fischer und Schatzsucher Lindquist auch immer wieder in die Quere. Lindquist hat beim Fischen einen Arm durch einen Unfall verloren. Auch nachdem jemand seine Prothese gestohlen hat, macht er unverdrossen weiter. Sein Traum vom Piratenschatz wird zur Obsession. Dass er von Tabletten abhängig ist, macht sein Denken nicht gerade logischer.
Derweil versucht die Ölgesellschaft billig aus der Geschichte herauszukommen, indem sie Brady Grimes losschickt, um die Fischer über den Tisch zu ziehen.
Dem Autor geling es wundervoll die Atmosphäre des Bayou einzufangen. Beim Lesen sehen wir den schwer zu durchdringende Sumpf mit seinen Tieren, die nicht ungefährlich sind. Man spürt die wabbernde Hitze. Es ist eine Gegend, die es einem nicht leicht macht, doch die Menschen lieben ihren Bayou, ihre Heimat. Obwohl es ein recht trostloser Kampf ums Überleben ist, nehmen die Menschen die Widrigkeiten des Lebens stoisch hin. Die mitspielenden Charaktere sind gut und außergewöhnlich gezeichnet. Irgendwann treffen sie aufeinander.
Mich hat der Erzählstil überzeugt, auch wenn die Sprache oft sehr direkt ist. Alles steuert auf den großen Showdown zu. Auch wenn es einigermaßen vorhersehbar ist, gibt es doch noch Überraschungen.
Eine eindrucksvolle und fesselnde Geschichte.

Veröffentlicht am 22.01.2017

Strategie gegen Albträume

Antons Albtraum
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In letzter Zeit hat der kleine Anton jede Nacht einen fürchterlichen Albtraum. Lastwagen verfolgen ihn und er rennt und rennt – und dann wird er wach. Er hat dann immer Angst und kann schlecht wieder einschlafen. ...

In letzter Zeit hat der kleine Anton jede Nacht einen fürchterlichen Albtraum. Lastwagen verfolgen ihn und er rennt und rennt – und dann wird er wach. Er hat dann immer Angst und kann schlecht wieder einschlafen. Nun soll er bei seiner Oma übernachten, weil seine Eltern ausgehen wollen. Da die Eltern in der Eile vergessen haben, der Oma von den Albträumen zu berichten, macht Anton das selbst. Die Oma weiß Rat und ihr Tipp hilft Anton wirklich weiter.
Kinder erkennen sich in der Geschichte gut wieder. Sie können daher Anton verstehen und wissen, wie sich das anfühlt, wenn immer wieder die gleiche fürchterliche Geschichte geträumt wird.
Das Buch gibt Anregung, was man selbst tun kann, um aus diesem Kreislauf auszubrechen. Das geschieht in einer Art, die auch den Kindern verständlich ist.
Die Illustrationen sind sehr schön und passen wunder bar zur Geschichte.
Ein empfehlenswertes Kinderbuch.

Veröffentlicht am 21.01.2017

Lebe dein Leben

Du, ich und die Farben des Lebens
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Janica muss den Mann auf der Brücke einfach ansprechen, der so verzweifelt wirkt. Sie begleitet ihn dann nach Hause und lernt so seinen Bruder Thomas kennen. Thomas ist ein sehr kontrollierter Mensch, ...

Janica muss den Mann auf der Brücke einfach ansprechen, der so verzweifelt wirkt. Sie begleitet ihn dann nach Hause und lernt so seinen Bruder Thomas kennen. Thomas ist ein sehr kontrollierter Mensch, doch als er Janica kennenlernt, ist es mit seiner Kontrolle vorbei. Sie zeigt ihm eine Welt voller Farbe und Lebensfreude. Er verliebt sich in sie, doch das Schicksal macht es ihnen nicht einfach.
Janica wirbelt durch das Leben von Menschen wie ein Wirbelsturm, nur dass sie dabei keine Verwüstung hinterlässt, sondern nur Gutes und Hoffnungsfrohes. Obwohl sie und ihre Familie selbst schon einiges durchgemacht haben, verliert sie ihre Lebensfreude, ihre Fröhlichkeit und ihre Zuversicht nicht. Janica hat eine Gespür dafür, wie sie auf Menschen eingehen muss, um sie aufzumuntern und ihnen zu helfen. Es ist ein Wunder, wo sie die Kraft hernimmt. Auch Janicas Eltern sind hilfsbereit und haben ein großes Herz. Es muss also in der Familie liegen. Doch auch der wunderbarer Freundeskreis von Janica ist immer da, um aufzufangen und aufzubauen, dabei hat jeder von ihnen sein Päckchen zu tragen.
Es ist eine sehr emotionale Geschichte, die zeigt, dass das Leben lebenswert ist. Man muss nur hinschauen und die kleinen Schönheiten wahrnehmen. Ganz besonders hat es mir Thomas angetan, der eine wunderbare Entwicklung erlebt. Die Mauern, die er um sich herum errichtet hat, brechen ein und lassen ihn auf Menschen zugehen und Freundschaften schließen.
Der Schreibstil ist bewegend und packend. Besonders erschüttern fand ich die Szenen im Kinderhospiz. Es ist eine Geschichte, die einen so schnell nicht loslässt.
Ein empfehlenswertes Buch.

Veröffentlicht am 21.01.2017

Die gar nicht so goldenen Zwanziger

Es geschah in Schöneberg
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1927 in Berlin: Am Anfang einer Modenschau in einem Café reißen sich zwei Vorführdamen des Modehauses Morgenstern & Fink die Kleider vom Leib, weil sie glauben zu verbrennen. Wie sich bei den Untersuchungen ...

1927 in Berlin: Am Anfang einer Modenschau in einem Café reißen sich zwei Vorführdamen des Modehauses Morgenstern & Fink die Kleider vom Leib, weil sie glauben zu verbrennen. Wie sich bei den Untersuchungen herausstellt, ist Capsaicin im Futter der Kleider dafür verantwortlich. Leo Wechsler wird stutzig, als ihm sein Kollege beichtet, dass Lotte Morgenstern vor einiger Zeit den Verdacht hatte, dass jemand im Modehaus eingebrochen sei. Aber es gab keine Einbruchspuren und es war auch nichts gestohlen worden. Wurde das aufstrebende Unternehmen zur unangenehmen Konkurrenz? Wer hat ein Motiv Lotte Morgenstern und Carl Fink zu ruinieren? Kurz darauf gibt es einen Toten. In der Wohnung des Toten, Rainer Vogt, findet Leo einen Hinweis auf das Modehaus. Vogt setzte sich für die Homosexuellen ein und kämpfte für die Abschaffung des §175. Wie hängen die Fälle zusammen?
Dies ist mein erstes Buch mit Leo Wechsler, aber bestimmt nicht das letzte. Leo ist ein sympathischer Kommissar, der nicht mit einer vorgefassten Meinung an seine Fälle geht, wie das in jener Zeit so oft der Fall ist. Er hat ein besonderes Gespür für Menschen und ihre Umgebung und nimmt so manchmal etwas wahr, das die Kollegen übersehen. Aber er ist auch ein liebevoller Ehemann und Vater mit gelegentlichen kleinen Schwächen. Sohn Georg hat sich einer Gruppe angeschlossen, die sich die „Adler“ nennt. Endlich hat er Freunde. Doch sind es die richtigen Freunde? Der 13jährige Georg steckt in einer Zwickmühle.
Lotte ist eine ehrgeizige Frau, die mit Carl eine Zweckehe eingegangen ist und nun befürchten muss, dass ihr Traum vom angesehenen Modehaus zerbrechen könnte.
Die Atmosphäre in Berlin ist sehr gut dargestellt. Es sind die goldenen Zwanziger und obwohl die Menschen sich freuen, dass es ihnen wieder besser geht, ist da auch die Gefahr spürbar, die sich immer öffentlicher zeigt.
Der Schreibstil gefällt mir sehr und die Geschichte ist spannend bis zum Schluss.