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Veröffentlicht am 30.01.2017

Die Stadt unter der Stadt

Das Haus in der Nebelgasse
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Matilda Gray bedauert es, dass eine ihrer Schülerinnen nicht mehr zum Unterricht erscheint. Da Laura ein ehrgeiziges und wissbegieriges Mädchen ist, kann Matilda die Begründung für Lauras Abwesenheit nicht ...

Matilda Gray bedauert es, dass eine ihrer Schülerinnen nicht mehr zum Unterricht erscheint. Da Laura ein ehrgeiziges und wissbegieriges Mädchen ist, kann Matilda die Begründung für Lauras Abwesenheit nicht glauben. Angeblich ist Laura in den Ferien erkrankt und nun mit ihrem Vormund, dem Anwalt Mr. Easterbrook, auf einer Genesungsreise durch Europa. Als sie dann eine Postkarte mit einem versteckten Hinweis erhält, macht sie sich auf die Suche nach Hintergründen, um Laura helfen zu können.
Ich liebe historische Romane und dieses Buch hat mich von Anfang an gefangen genommen.
Die sympathische Matilda hat früh ihre Eltern verloren und musste sich mit ihrem Bruder durchschlagen. Nun ist ihr Bruder als Soldat in Afrika und sie unterrichtet an einer Mädchenschule, in der die Schülerinnen auf ein Leben als Ehefrau vorbereitet werden. Matilda ist eine unabhängige junge Frau, der es lieber wäre, dass die Schülerinnen auf einen Beruf vorbereitet würden. Um ihre Stelle nicht zu gefährden, muss sie vorsichtig sein, aber es fällt ihr oft sehr schwer, sich zurückzuhalten. Matildas Vermieterin Mrs. Westlake ist Matilda in allem eine große Stütze. Auch sie ist ein unabhängige Frau, die als Autorin von abenteuerlichen Geschichten ihren Unterhalt verdient. Ihre herzerfrischenden Kommentare bauen Matilda immer wieder auf, wenn Zweifel aufkommen. Sie ist es auch, welche die Kontakte vermittelt, die Matilda auf die richtige Spur bringen. Der seltsame Antiquitätenhändler und Sammler Mr. Arkwright gibt Hinweise wie auch Historiker Professor Stephen Fleming. Aber warum ist Arkwright so konsequent gegen Fleming?
Matildas Ermittlungen führen sie in die verschiedensten Winkel von London, auch das unterirdische London wird nicht ausgespart. London und sein Nebel sind bekannt und berüchtigt; man kann sich vorstellen, wie bedrückend die Atmosphäre im nebeligen London sein kann. Ich hätte Matilda gerne begleitet, denn ich mag es, mich auf den Spuren der Vergangenheit zu bewegen.
Es ist eine spannende Ermittlung, bei der wir Matilda begleiten dürfen und die einige hundert Jahre in die Vergangenheit führt. Doch was haben die Geheimnisse der Vergangenheit mit Laura zu tun? Es ist nicht ganz ungefährlich für Matilda, aber sie ist mutig und gibt nicht auf. Sie will ihrer Schülerin helfen, aber es packt sie auch ein gehörige Portion Abenteuerlust. Dass Stephen Fleming sie dabei unterstützt, gefällt ihr sehr.
Mir hat dieses Buch mit der ganz besonderen Atmosphäre in London und den tollen Charakteren gut gefallen. Die Geschichte ist spannend und unterhaltsam.

Veröffentlicht am 29.01.2017

Was wäre, wenn …

Ein guter Tag zum Leben
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Joe O‘Brien ist 44 Jahre alt, Ire, ein guter Ehemann, eine liebevoller Vater und mit Leib und Seele Polizist. Doch dann wird er vergesslicher und aufbrausender. Zunächst wird es auf den anstrengenden Beruf ...

Joe O‘Brien ist 44 Jahre alt, Ire, ein guter Ehemann, eine liebevoller Vater und mit Leib und Seele Polizist. Doch dann wird er vergesslicher und aufbrausender. Zunächst wird es auf den anstrengenden Beruf geschoben und dass sowas jedem mal passieren kann. Aber über die Jahre wird es schlimmer und als ihm dann häufiger etwas fällt, er die Akten auf der Dienststelle nicht mehr richtig bearbeiten kann und anfängt fürchterlich zu zappeln, kann man nicht mehr darüber hinwegsehen, dass irgendetwas nicht stimmt. Seine Frau Rosie schleppt ihn zu einer Untersuchung und ihm wird mitgeteilt, was er vermutlich hat: Chorea Huntington. Er kann damit nichts anfangen, doch Rosie holt sich ihre Informationen aus dem Internet. Erst zwei Monate später wird die Diagnose bestätigt. Aber nicht nur, dass Joe krank ist, jedes seiner vier Kinder hat eine fünfzigprozentige Chance ebenfalls betroffen zu sein. Es fällt Joe und Rosie schwer, die Kinder zu informieren und ihnen diese Bürde aufzuhalsen.
Zunächst fallen alle in eine Art Schockstarre, beobachten sich und die anderen, ob es schon Anzeichen für die Krankheit gibt. Jedes der Kinder versucht auf seine Weise mit der Nachricht umzugehen. Das enfant terrible Patrick bereitet der Familie weiterhin Sorgen. JJ und seine Frau Colleen müssen die traurige Nachricht in einem Moment verkraften, als eigentlich Freude angesagt ist. Meghan startet gerade ihre Ballett-Karriere. Doch am meisten trifft es Katie, die vor kurzem ihre große Liebe kennengelernt hat. Jedes der Kinder muss für sich entscheiden, will es wissen, ob es dieses „defekte“ Gen hat.
Während die Kinder mit ihren Ängsten fertig werden und überlegen müssen, ob sie sich dem Test unterziehen, verschlimmert sich Joes Zustand immer mehr. Er hat seine Gliedmaßen nicht mehr unter Kontrolle und kann seine Kräfte nicht mehr steuern. Die Ausübung seines geliebten Berufes ist nicht mehr möglich und tragen dazu bei, dass es zusätzliche Sorgen gibt, denn das amerikanische Sozialsystem ist ziemlich gnadenlos. Der starke Glaube geht der überforderten Rosie fast verloren. Joe plagen Schuldgefühle, weil er die Krankheit eventuell an seine Kinder weitergibt. Er, der sich immer als stark empfunden hat, überlegt ob seine Pistole nicht der Ausweg ist.
Es ist eine sehr emotionale Geschichte die uns Lisa Genova erzählt aus verschiedenen Perspektiven erzählt, um auf diese Krankheit aufmerksam zu machen. Das Schicksal beutelt die Familie, aber sie steht zusammen und gibt nicht auf. Obwohl es eigentlich eine traurige Geschichte ist, gibt es aber auch immer wieder tröstliche und sogar auch witzige Momente.
Als Leser leidet man mit. Ich habe mich oft gefragt, ob ich mich testen lassen würde, wenn ich von dem Risiko erfahren würde. Ich weiß es nicht, denn wirklich sagen kann man das erst, wenn man betroffen ist.
Eine Geschichte, die tief unter die Haut geht.

Veröffentlicht am 29.01.2017

Der Bastard von Tolosa

Der Bastard von Tolosa
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Enttäuschung über seine Familie veranlasst den jungen Edelmann Jaufré Montalban, sich den Kreuzzügen anzuschließen, um Jerusalem von den Heiden zu befreien. Da ihn nichts zurück in seine Heimat zog, ist ...

Enttäuschung über seine Familie veranlasst den jungen Edelmann Jaufré Montalban, sich den Kreuzzügen anzuschließen, um Jerusalem von den Heiden zu befreien. Da ihn nichts zurück in seine Heimat zog, ist er in Outremer geblieben. Nun dient er Bertram dem Bastard und ist Castelan einer Festung. Aber rundherum herrscht noch lange kein Frieden. Als seine Geliebte Noura grausam getötet wird, kommen ihm langsam Zweifel, ob er dieses Leben weiter führen will. Deshalb begibt er sich zusammen mit seiner Tochter Adela zurück zu seiner Familie nach Südfrankreich. Er will nicht mehr kämpfen. Aber auch in der Heimat bleiben ihm Kämpfe nicht erspart.
Jaufré ist kein Heiliger. Er ist ein Kämpfer, der sehr hart sein muss, um in einem feindlichen Land zu überleben. Aber immer wieder zeigt sich, dass er auch eine andere Seite hat. Er leidet als ihm Noura genommen wird und es macht ihm nichts aus, das zu zeigen. Gut für ihn ist, dass er Freunde hat, die ihn unterstützen. Er ist ein sympathischer Mensch, der Wunden trägt, die ihm das Leben schlug. In der Heimat erwartet ihn seine resolute Frau Berta, die ihm einst aufgezwungen wurde und sein Sohn, der ihm feindlich gegenüber tritt. Berta musste unter schwierigen Bedingungen die Familie durchbringen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihr Mann noch lebt. Daher ist sie zunächst nicht so erfreut, als er wieder auftaucht. Dann da ist jemand, der ein Auge auf Berta und Jaufrés hochverschuldeten Besitz geworfen hat.
Bertram der Bastard ist ein schwer zu durchschauender Mensch. Seine Aufgabe scheint ihm auch nicht so recht zu gefallen, aber auch er hat keine Wahl. Sein Verhalten ist sehr unterschiedlich, manchmal freundschaftlich, aber er nutzt auch seine Macht. Er hat seinen Vetter Ricard aufgenommen, der jung und sadistisch ist. Dem macht es Spaß, anderen Angst einzujagen. Mit Jaufré verbindet ihn wahre Feindschaft und so müssen sich die beider später auch wieder über den Weg laufen.
Die Andeutungen von seinem Onkel über seine Herkunft sowie seine Aufforderung zur Aufrüstungen muten Jaufré eigenartig an. Doch bald schon bleibt ihm nichts anderes, als wieder zu kämpfen.
Die Geschichte ist mit über 900 Seiten sehr umfangreich, aber sie zieht einen in ihren Bann. Wir lernen Jaufré Montalban ganzes Leben kennen, seine Zeit in Outremer, seine Jugend und auch das, was er als alter Mann dem Mönch Aimar zu erzählen weiß.
Der Geschichte ist einer wunderbare Verquickung von historischen Fakten und Fiktion. Es ist eine grausame Zeit und es ist manchmal hart, wenn über die begangenen Gräueltaten berichtet wird. Dennoch ist der Schreibstil sehr angenehm zu lesen.
Wir erleben eine sehr spannende Geschichte, die wunderbar erzählt ist. Daher kann ich das Buch nur empfehlen.

Veröffentlicht am 27.01.2017

Blut und Seide

Blut und Seide
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Dank der Besonnenheit seiner Mutter überlebt der kleine Simon einen grausamen Überfall, bei dem die Eltern zu Tode kommen. Sein Patenonkel Johann von Sponheim nimmt ihn bei sich auf und ist sehr stolz ...

Dank der Besonnenheit seiner Mutter überlebt der kleine Simon einen grausamen Überfall, bei dem die Eltern zu Tode kommen. Sein Patenonkel Johann von Sponheim nimmt ihn bei sich auf und ist sehr stolz auf Simon, der sich gut entwickelt. Sein jüngerer Bruder Heinrich dagegen bereitet ihm Schwierigkeiten. Immer wieder kommt es zu Eifersüchteleien, Streitigkeiten und bösen Späßen. Heinrich und Simon kommen später zum Grafen Eberhard von Katzenelnbogen, um dort zum Ritter ausgebildet zu werden. Christina, die Tochter des Grafen und Heinrich wurden einander schon als Kinder versprochen. Nur fühlt sich Christina mehr zu Simon hingezogen als zu dem grobschlächtigen und unsympathischen Heinrich. Da bleiben weitere Streitigkeiten nicht aus.
Die Geschichte ist recht umfangreich, aber sie zieht einen von Anfang an in ihren Bann. Es ist eine schöne Verquickung von historisch belegten Fakten und Fiktion. Neben Heinrich ist auch Michel belegt, der zunächst im Dienst von Heinrich stand, dann aber Simons treuer Knecht und Freund wurde.
Die Charaktere sind vielschichtig und authentisch beschrieben. Simon entwickelt sich im Laufe der Geschichte von einem ängstlichen kleinen Jungen, über einen Heißsporn zu einem verantwortungsvollen Mann. Seine Liebesgeschichte zu Christina ist geprägt von Missverständnissen und einer Portion sturem Verhalten. Graf Eberhard besteht auf einer Verbindung zwischen Christina und Heinrich, weil es doch so abgesprochen war. Dabei verschließt er seine Augen, um das Offensichtliche nicht sehen zu müssen. Selbst Johann gegenüber schlägt er sich auf Heinrichs Seite. Dabei ist Heinrich sehr grausam, intrigant und falsch. Es gelingt nicht, an ihm etwas Positives zu entdecken. Keine guten Karten für Christina, denn eine Frau gilt nicht viel in jener Zeit und ist daher rechtlos. Christina, die Schlimmes durchmachen muss, will sich rächen und geht dabei große Risiken ein. Sehr sympathisch waren mir vor allem Michel und seine Marie. Michel steht treu zu Simon und schützt ihn auch schon mal vor sich selbst.
Es ist eine Zeit der Machtkämpfe ohne Rücksicht auf Verluste, es werden Intrigen gesponnen und Rachegelüste befriedigt – kurz: es ist eine ziemlich grausame Zeit, in der unsere Protagonisten da leben. Die Beschreibungen des Schlachtgetümmels sind oft schwer zu verkraften. Bei den Kämpfen geht es um die Belange der Herrschenden und es werden viele auf den Schlachtfeldern getötet, aber die wirklich Leidtragenden sind die armen Bauern.
Das Buch liest sich wunderbar flüssig und ist spannend und unterhaltsam.
Eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 27.01.2017

Kampf ums Überleben

Das zerstörte Leben des Wes Trench
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Schon früher war das Leben nicht einfach, aber nach Hurrikan Katrina gab es dann auch noch das Unglück der Deepwater Horizon. Das Leben der Menschen in dem betroffenen Gebiet ist hart. Sie alle leben eigentlich ...

Schon früher war das Leben nicht einfach, aber nach Hurrikan Katrina gab es dann auch noch das Unglück der Deepwater Horizon. Das Leben der Menschen in dem betroffenen Gebiet ist hart. Sie alle leben eigentlich vom Shrimpsfischen, doch das Öl breitet sich aus und verhindert, dass es noch nennenswerte Fänge gibt.
In dieser durch Katastrophen gebeutelten Gegend leben die Menschen, die wir in der Geschichte näher kennenlernen.
Da sind Wes Trench und sein Vater. Katrina hat Wes die Mutter genommen und eigentlich auch den Vater, denn der ist nur noch verbittert. Unterschwellige gegenseitige Vorwürfe sorgen für Spannungen zwischen Wes und seinem Vater. Nach einem Streit lässt er sich von Linquist einstellen.
Die Zwillinge Reginald und Victor Toup haben sich im Bayou eine Drogenplantage angelegt, die ihnen ein relativ gutes Leben beschert. Sie sind nicht zimperlich, wenn ihnen jemand in die Quere kommt und schrecken auch vor Mord nicht zurück. Victor ist hochexplosiv. Dann entdecken Cosgrove und Hanson per Zufall die Plantage und wittern das große Geschäft, aber ihnen ist nicht klar, wie gefährlich die Toups sind.
Leider kommt den Toups der Fischer und Schatzsucher Lindquist auch immer wieder in die Quere. Lindquist hat beim Fischen einen Arm durch einen Unfall verloren. Auch nachdem jemand seine Prothese gestohlen hat, macht er unverdrossen weiter. Sein Traum vom Piratenschatz wird zur Obsession. Dass er von Tabletten abhängig ist, macht sein Denken nicht gerade logischer.
Derweil versucht die Ölgesellschaft billig aus der Geschichte herauszukommen, indem sie Brady Grimes losschickt, um die Fischer über den Tisch zu ziehen.
Dem Autor geling es wundervoll die Atmosphäre des Bayou einzufangen. Beim Lesen sehen wir den schwer zu durchdringende Sumpf mit seinen Tieren, die nicht ungefährlich sind. Man spürt die wabbernde Hitze. Es ist eine Gegend, die es einem nicht leicht macht, doch die Menschen lieben ihren Bayou, ihre Heimat. Obwohl es ein recht trostloser Kampf ums Überleben ist, nehmen die Menschen die Widrigkeiten des Lebens stoisch hin. Die mitspielenden Charaktere sind gut und außergewöhnlich gezeichnet. Irgendwann treffen sie aufeinander.
Mich hat der Erzählstil überzeugt, auch wenn die Sprache oft sehr direkt ist. Alles steuert auf den großen Showdown zu. Auch wenn es einigermaßen vorhersehbar ist, gibt es doch noch Überraschungen.
Eine eindrucksvolle und fesselnde Geschichte.