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Books_of_Tigerlily

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.01.2021

Nimmt den Leser gefangen

Das Verschwinden der Erde
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Dieses Buch hat ziemlich schnell meine Aufmerksamkeit erregt, trifft doch das wundervolle Cover genau die Stimmung, die der Klappentext heraufbeschwört. Kamtschatka als Setting ist wundervoll eingefangen ...

Dieses Buch hat ziemlich schnell meine Aufmerksamkeit erregt, trifft doch das wundervolle Cover genau die Stimmung, die der Klappentext heraufbeschwört. Kamtschatka als Setting ist wundervoll eingefangen und lässt den Leser tief eintauchen in eine raue Welt voller urtümlicher Bräuche, sowjetischem Erbe und dem Eindringen der Moderne. Ein interessantes Spannungsfeld, in dem sich der Alptraum einer jeden Gesellschaft ereignet - zwei kleine Mädchen, Schwestern, verschwinden spurlos und das mitten aus dem gesellschaftlichen Treiben des Stadtzentrums heraus.

Bereits die ersten Seiten, die eben dieses Verschwinden der Schwestern aus ihrer Perspektive begleiten und dem Leser aufzeigen, was mit ihnen passiert ist und möglicherweise weiter passieren kann, wirft das Kopfkino an und ist eine der besten Einstiegsszenen in ein Buch, das ich bislang gelesen habe.

Nach dieser ersten Szene erfolgen diverse Perspektivwechsel, jeder einzelne ein kurzes Schlaglicht des Einblicks in ein ganzes Leben, das in irgendeiner Weise vom Verschwinden der Mädchen berührt wird. Hier bleibt einiges diffus, es werden viele Situationen nicht zur Gänze aufgelöst, was ein kluger erzählerischer Schachzug der Autorin ist, denn so gerät man als Leser förmlich in einen Lesesog und möchte wissen, wie es weitergeht. Die Spannung ist unterschwellig am Brodeln, die Zeit verrint ohne erkennbare Fortschritte, die Mädchen aufzufinden - ein fiebriges Tempo, das gleichzeitig Zeit zulässt, die dem Leser unbekannte Welt Kamtschatkas und seiner Bewohner kennenzulernen.

All dies steigert sich auf den letzten Seiten, bei denen man sich als Leser immer wieder frägt, was denn nun mit den Schwestern sei - man wird richtig ungeduldig mit dem Buch und verlangt nach sofortiger Auflösung.

Die dann auch kommt - oder auch nicht. Denn auch beim wirklich starken Finale bleibt sich das Buch und seiner Erzählweise treu. Ich war förmlich überwältigt vom Ausgang. Das Ende des Buches greift viele lose Erzählfäden auf und führt sie zusammen, alles ergibt einen Sinn. Es entsteht ein großes Ganzes, ein wirklich beeindruckendes Werk, das sich richtiggehend einbrennt. Für mich bereits jetzt eines der stärksten Bücher in diesem Lesejahr.

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Veröffentlicht am 21.10.2020

Ideenreiches Fantasyepos

Der Orden des geheimen Baumes - Die Magierin
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Wie so oft wurde auch dieses Buch für die Übersetzung in zwei Teile gespalten. Der erste Teil „Die Magierin“ umfasst dennoch über 500 Seiten und ist somit immernoch ein ordentlicher Brocken. War die Aufteilung ...

Wie so oft wurde auch dieses Buch für die Übersetzung in zwei Teile gespalten. Der erste Teil „Die Magierin“ umfasst dennoch über 500 Seiten und ist somit immernoch ein ordentlicher Brocken. War die Aufteilung also nötig? Meines Erachtens nach ja, denn bereits dieser erste Teil enthält eine Fülle an Informationen, Charakteren und Handlung, dass man einige Zeit zu Beginn braucht, um sich vollends zu orientieren.

Sicher gibt es einige Längen, etwa mit Politik oder Mythen gefüllt, die mancher Leser sicher unnötig empfinden wird. Für mich verschaffen gerade diese Szenen der Geschichte die nötige Tiefe – das ist mir als Leser wichtiger wie eine schnell voranschreitende Handlung aber ohne Tiefgang.

Und die Welt, die Samantha Shannon erschafft, ist wirklich grandios. Sie verknüpft einen Konflikt zwischen Ost und West mit unterschiedlichen Glaubensrichtungen und Überzeugungen – überschattet von einer gemeinsamen Bedrohung. Die Charakterzeichnung ist in ihrer Vielfältigkeit stark und man entwickelt den Protagonisten gegenüber einiges an Sympathie. Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, deren Handlungsstränge nach und nach zusammenfinden. Ich bin gespannt, wie sich dies im zweiten Teil weiter entwickeln wird.

Trotz der angesprochenen, eher erklärenden Szenen gibt die Story in Sachen Spannung gut Gas und der Leser wird nicht nur einmal mit einer unerwarteten Wendung überrumpelt. Das macht die Handlung unvorhersehbar und super spannend. Ich bin richtig angefixt und muss wissen, wer die bisher diffus gebliebenen Antagonisten sind und wie sich alles zu einem großen Ganzen fügen wird. Wie gut, dass der zweite Teil „Die Königin“ gerade erschienen ist!

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Veröffentlicht am 15.10.2020

Steht der Eragon-Reihe in nichts nach

INFINITUM - Die Ewigkeit der Sterne
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Neben Harry Potter bin ich quasi mit der Eragon-Reihe groß geworden und umso neugieriger bin ich natürlich, dass von Christopher Paolini ein neues Abenteuer erscheint. Diesmal nimmt uns der Autor mit ins ...

Neben Harry Potter bin ich quasi mit der Eragon-Reihe groß geworden und umso neugieriger bin ich natürlich, dass von Christopher Paolini ein neues Abenteuer erscheint. Diesmal nimmt uns der Autor mit ins All, mit seinem SciFi-Epos „Infinitum“.

Das Buch ist mit über 950 Seiten ein richtiger Brocken. Es besticht durch eine wunderschöne Aufmachung mit tollem Cover und umfangreichen Appendix am Ende des Buches. Enthalten sind auch unzählige Karten, die die Orientierung leichter machen.

Nach dem wahnsinnigen Erfolg der Eragon-Reihe war ich vorsichtig gespannt, ob Paolini an diesen anknüpfen kann. Und ich wurde wirklich positiv überrascht, dass der Autor hier ein richtiges Brett abgeliefert hat.

Er schafft es, den Zauber und Charme der Eragon-Bücher in einem neuen Abenteuer unterzubringen, dass in Sachen Handlung und Spannung dem Erstlingswerk in nichts nachsteht. Christopher Paolini schreibt mit wundervollem Stil und erschafft eine fantastische Welt. Dabei geizt er nicht mit typischen SciFi Fachbegriffen, die den Leser auf den ersten Seiten sicher etwas irritieren können.

Diese verfliegt aber recht rasch, denn das Erzähltempo und der Spannungsbogen geben Vollgas. Hier geht wirklich auf 900 Seiten die Post ab und es gab keine unnötigen Längen, etwas was ich so nicht erwartet hätte. Man verfolgt in bester Ridley Scott „Alien“-Manier die Bedrohung durch Fremdartiges und befindet sich in der ein oder anderen Weltraumschlacht, die wie für die große Leinwand geschrieben zu sein scheinen. Paolini hat sich hier richtig ausgetobt, sehr zur Freude der Leserschaft.

Dennoch zeichnet der Autor hier kein reines Gut-Böse-Schema, sondern überrascht mit einigen unvorhergesehenen Wendungen, die den Leser mit seiner Erwartungshaltung konfrontieren. Und so ist auch das Finale anders als erwartet aber dafür umso charismatischer.

Infinitum eignet sich sicher nicht nur für SciFi-Fans – das Buch kann jedem Leser ans Herz gelegt werden, der Spaß an gut durchdachtem Worldbuilding und spannender Story hat. Für mich eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 26.07.2020

Einnehmender Thriller

American Spy
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Bereits die ersten Seiten verraten die ungewöhnliche Erzählperspektive, bei der Protagonistin Marie ihre Kinder direkt anspricht und ihre Geschichte erzählt. Nach und nach wird klar, wie sich die Story ...

Bereits die ersten Seiten verraten die ungewöhnliche Erzählperspektive, bei der Protagonistin Marie ihre Kinder direkt anspricht und ihre Geschichte erzählt. Nach und nach wird klar, wie sich die Story weiter entwickelt und wieso sie dies tut. Mir hat dieses Perspektive unglaublich gut gefallen, kann man sich als Leser doch gut in Marie hineinversetzten - gleichzeitig bleibt sie aber immer ein Stück weit distanziert und geheimnisvoll.


Durch verschiedene Zeitschienen verflechten sich Vergangenheit und Gegenwart miteinander zu einem wilden Mix aus Familiengeschichte und Agententhriller, der sehr persönlich wird. Geschickt baut die Autorin dabei große Themen ein, etwa die Erfahrungen von Alltagsrassismus und Sexismus sowie die heutzutage unwirklich erscheinende Bedrohung durch den Kalten Krieg und der Kampf der Ideologien. Diese sind dabei immer passend in die Story eingebaut und verleihen entsprechende Tiefe. Das hat mir besonders gut gefallen.


Ebenfalls von Seite 1 an wird die Spannung stark hoch geschossen, danach flaut sie etwas ab und die Spannung besteht daraus, dass der Leser herauszufinden versucht, was genau zur ersten Szene geführt hat. Bei mir hat es funktioniert und ich bin am Ball geblieben, eben weil die Autorin einen authentischen Einblick in Maries Story und den geschichtlichen Hintergrund schafft. Ebenfalls starker Pluspunkt - American Spy ist ein Own Voices Buch, dass auch genau das sein möchte - ein Buch, dass nicht nur die Thematiken einer Schwarzen in Amerika darstellen möchte, sondern dazu noch die teilweise doppelte Diskriminierung, die sie auch als Frau erfährt. Ganz stark auch der Kontrast der hinzutritt, wenn sie als schwarze Amerikanerin in Afrika unterwegs ist und auch hier heraussticht.


American Spy kann mit einigen guten Überraschungen aufwarten und Marie kommt in einen heftigen Gewissenskonflikt, der gut nachvollziehbar dargestellt wird. Auch kommen beim Leser einige Fragen auf, etwa wer die Guten und wer die Bösen sind und wieviel Einfluss auf innere Angelegenheiten durch äußere Mächte genommen werden und welche Ereignisse manipuliert sind. Ein glaubhafter Einblick in politische Verstrickungen, die ebenfalls dazu beigetragen haben, dass das Buch gelungen ist.


Allerdings wird das Ende sicherlich die Gemüter spalten - einigen wird es sicherlich zu unfertig auserzählt sein, für andere ist diese Art von offenem Ende genau passend zum Buch und zum Erzählstil. Mich hat es überrascht, gleichzeitig hat es mir aber gefallen und ich vermisse am Buch nichts, denn es passt einfach. Für mich war American Spy etwas völlig neues, das mich überzeugen konnte und das ich sicherlich auch an meine Mutter zum Lesen weiterreichen werde.

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Veröffentlicht am 04.06.2020

Von Schlüsseln und Bienen

Das sternenlose Meer
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Bereits vor dem Lesen war ich von einem Aspekt schwer begeistert – endlich mal wieder ein männlicher Protagonist in einem Fantasyroman! Leider sind diese sehr rar gesäht, sodass ich mich darauf freute, ...

Bereits vor dem Lesen war ich von einem Aspekt schwer begeistert – endlich mal wieder ein männlicher Protagonist in einem Fantasyroman! Leider sind diese sehr rar gesäht, sodass ich mich darauf freute, Zachary bei seinem fantastischen Abenteuer zu begleiten.

Und er ist wirklich ein äußerst sympathischer und authentischer Charakter, in den man sich gut hineinversetzen kann. Jeder Lesebegeisterte wird seine Liebe zu Büchern und die Versuchung einer unterirdischen Welt inklusive Bibliothek nachvollziehen können.

Zachary wird gefühlt ebenso unvorbereitet auf diese Reise geschickt wie der Leser selbst, zu Beginn nicht wissend, wohin sie einen führen wird. Und so muss man sich einfach einlassen und sich treiben lassen auf dem sternenlosen Meer, das immer mehr an Tiefe und Bedeutung gewinnt.

Ein Buch, dass man sicher nicht so leicht nebenher lesen kann sondern dass die volle Aufmerksamkeit seines Lesers erfordert. Dieses Buch steckt voller Bildern und Poesie. Abwechselnd wird Zacharys Geschichte erzählt, daneben werden Kurzgeschichten und Episoden aus den Büchern erzählt, die Zachary auf seiner abenteuerlichen Reise entdeckt.

Die Erzählung ist dicht, sodass man zu Beginn des Buches sicherlich Zeit braucht um sich zu orientieren und um mit Stil und Geschichte warm zu werden. Je mehr man dabei aber entdeckt, dass alles zusammengehört und die verschiedensten Storypartikel ineinander fließen und zu einem großen Ganzen werden, kann man nur staunen.

Zwischendrin hatte ich eine kurze Lesephase, bei der ich gemeinsam mit Zachary am eigenen Verstand, an der eigenen Erkenntnis zu zweifeln begonnen habe und hin und her schwankte zwischen dem Wunsch, dem Geheimnis des sternenlosen Meers auf den Grund zu gehen oder dieses verlassen zu wollen. Durch diese kurze Phase habe ich mich durchgebissen und wurde belohnt.

Leider wird nicht jedes Rätsel bis zur Gänze aufgelöst, vieles bleibt im mysteriösen Nebel des sternenlosen Meeres versunken. Im Hinblick auf die gesamte Geschichte mit Sicherheit nicht tragisch, wird dieser Punkt bestimmt nicht jedermanns Geschmack sein.

Besonders gut gefallen hat mir die Vielfältigkeit und Diversität der Charaktere, auch hier werden diese nicht in ein bestimmtes Schema gepresst sondern heben sich erfrischend von der Masse ab.

Am Ende fügt sich alles zu einem wundervollen Gesamtbild zusammen, welches sicherlich nicht nur Bücherfans gefangen nimmt. Mit großem schreiberischem Können und diversen Stilmitteln entsteht hier ein Buch der Sehnsüchte und Gedanken, in das man problemlos eintauchen kann und in dem man eine lange Zeit verweilen möchte. Von mir gibts eine klare Leseempfehlung!

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