Mörderische Leidenschaft! 🗡🔪
Die Zerrissenheit und die dadurch verursachten inneren Qualen werden eindrücklich, erschreckend und abgründig geschildert! Dunkler Alptraum!
Kai mußte als kleiner Junge mit ansehen, wie seine Mutter ...
Die Zerrissenheit und die dadurch verursachten inneren Qualen werden eindrücklich, erschreckend und abgründig geschildert! Dunkler Alptraum!
Kai mußte als kleiner Junge mit ansehen, wie seine Mutter und ältere Schwester ermordet wurden. Das hat langfristige Folgen für ihn.
Durch eine Therapie ( er ist nun 21 ) wird aus Versehen sein mörderisches Alter Ego Samael getriggert. Mordphantasien hatte er, Kai, schon lange, doch nun kann er sie endlich ausleben. Und wie er das tut!
Keiner ahnt, daß im Dreieck Grevenbroich - Düsseldorf - Köln, ein Serienmörder sein Unwesen treibt, während die Zahl der getöteten Frauen langsam, aber kontinuierlich steigt. Denn "Samael" ist eloquent, intelligent, charmant sowie gewandt ... Kai offenbar wesentlich gehemmter und introvertierter.
Bis Kai die Nachbarin Viviane näher kennen und im Laufe der Zeit lieben lernt. Liebe und Serienmord, kann das gutgehen? Es kommt zu unerwarteten Verwicklungen und einem fatalen Mißverständnis, was die Spirale der dramatischen Ereignisse beschleunigt. Wird es jemals Frieden für Kai geben und Liebe? Hat er das überhaupt verdient?
Christine Engels schreibt radikal aus der Sicht des Serienmörders und Menschen Kai. Ja, Mensch. Denn Mensch ist er trotzdem noch mit all der Unsicherheit, Zweifeln, Ängsten, Traumata. Keinesfalls will die Autorin oder gar ich seine Taten entschuldigen, aber zu verstehen, bzw. nachzuvollziehen, erweitert die eigene Humanität. Für die Opfer ist das natürlich zweitrangig und gewiß kein Trost, für die Angehörigen erst recht nicht.
Der Mensch aber stellt Fragen. Er will wissen, wieso und warum einer ungeheuerliche Taten begeht, vor allem wenn das fern seines eigenen Denkens ist. Warum tötet ein Mensch Menschen in Serie?
Hier entwirft die Autorin ein mögliches, logisch nachvollziehbares Szenario der Genese eines Mannes, der als Kind sich in alle möglichen Richtungen hätte entwickeln können, aber deformiert und zerbrochen wurde - durch mehrere gewichtige Faktoren, die ich wohlweislich hier nicht alle erwähne. Buch bitte lesen!
Christine Engels hat sehr gut recheriert und ihr Wissen über die Psyche sehr gut umgesetzt. Ein schockierender, abgründiger, widerwillig faszinierender Blick in die innere Hölle eines Gepeinigten.
Gewalt kommt dezent vor. Graphische Orgien des Mordens braucht der Leser also nicht zu befürchten, obwohl manches heftig ist, aber das gab es drastischer beschrieben in manch amerikanischem Thriller, also keine Angst!
Kai ist tiefgründig und vielschichtig gelungen. Man hat ein ambivalentes Verhältnis zu ihm. Die Autorin macht es einem nicht leicht, ihn zu hassen. Aber lieben kann man ihn selbstredend auch nicht. Aber in gewißer Hinsicht mag ich ihn, zumindest einige Aspekte. Schwarzweißmalerei sucht man also vergebens.
Man trauert aber, und zwar um die verlorenen Frauen als auch um Kai, um das, was hätte sein können, wenn sein Schicksal anders verlaufen wäre, er ist im Grunde ebenso verloren.
Andere erleben genauso Traumata, werden aber nicht zum Serienmörder, könnte man einwenden. Nun, jedes Individuum reagiert anders ...
Reminiszenzen an Ethan Cross und Bret Easton Ellis werden geweckt, nur hat es die Autorin hier nicht nötig, parodistisch bzw. zynisch wie Ellis zu sein.