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Veröffentlicht am 03.09.2020

Das lügenhafte Leben der Erwachsenen

Das lügenhafte Leben der Erwachsenen
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Mit der sogenannten "Neapolitanischen Saga" ist der geheimnisumwitterten Autorin Elena Ferrante der internationale Durchbruch gelungen. Inzwischen sind ihre Werke aus den Bestseller-Listen nicht mehr wegzudenken. ...

Mit der sogenannten "Neapolitanischen Saga" ist der geheimnisumwitterten Autorin Elena Ferrante der internationale Durchbruch gelungen. Inzwischen sind ihre Werke aus den Bestseller-Listen nicht mehr wegzudenken. Deshalb war ich sehr gespannt auf ihr neues Buch "Das lügenhafte Leben der Erwachsenen", welches zu den klassischen Coming-of-Age-Romanen zählt

Neapel in den Neunzigern, Giovanna ist dreizehn Jahre alt, die Vorzeigetochter kultivierter Mittelschichtseltern, eine strebsame Schülerin. Doch plötzlich verändert sich alles, ihr Körper, ihre Stimmung, die Noten brechen ein, und immer öfter gerät sie mit ihren Eltern aneinander. Zufällig kommt Giovanna der Vorgeschichte ihres Vaters auf die Spur, der aus einem ganz anderen Neapel stammt, einem leidenschaftlichen, vulgären Neapel. Dort treibt sie sich herum, aber die Geheimnisse, auf die sie da stößt, verstören sie. Und als sie bei einem Abendessen bemerkt, wie ein Freund der Familie unterm Esstisch zärtlich die Füße ihrer Mutter streift, verliert sie vollends die Fassung. Denn wem kann sie überhaupt noch trauen? Und was soll ihr Halt geben? Oder ist sie selber bereits unrettbar verwoben in dieses lügenhafte Leben der Erwachsenen?

Das hübsche Cover ist in warmen Farben gehalten und lässt sich im sonnigen Süden verorten. Ein Teenager sitzt in einer stillen Gasse und beobachtet eine Frau und einen Mann, die in ein Gespräch verwickelt sind.

Eine gewisse Neugierde kann man Giovanna, der Protagonistin des Romans, nicht absprechen. Sie ist ein empfindsames, rebellisches Mädchen, welches mitten in der Pubertät steckt und von heftigen Minderwertigkeitskomplexen geplagt wird. Nach und nach deckt sie einige Lebenslügen ihrer Eltern auf, welche - ebenso wie ihre Bekannten - nach außen hin den schönen Schein eines gutsituierten, glückliches Akademiker-Paares wahren, das den sozialen Aufstieg geschafft hat, während sie sich hinter den Kulissen längst anderen Partnern zugewandt haben. Durch den Kontakt mit einer geächteten, ungebildeten Tante, die sich als Putzfrau durchschlägt und in einem verrufenen Viertel von Neapel lebt, kommt sie mit dem wahren Leben in Berührung. Sie entdeckt die schmutzigen Seiten ihrer Heimatstadt, vor denen ihre besorgten Eltern sie bewahren wollten, und wird sich der sozialen Ausgrenzung von Menschen bewusst, die gegen gewisse Normen und Werte verstoßen und sich für ein Leben in der falschen Gegend entschieden haben. Von ihren verstörenden Erlebnissen ist sie angezogen und abgestoßen zugleich. Giovanna kämpft mit ihrer eigenen Identität, sie rebelliert gegen gängige Moralvorstellungen, spielt die Rolle einer ordinären Schlampe, provoziert durch extrem figurbetonte Kleidung und lässt sich auf fragwürdige sexuelle Handlungen mit wechselnden Partnern ein.

Leider hat mich dieses Buch nicht ganz abgeholt. Viele vielversprechende Ansätze sind nicht konsequent verfolgt worden, sondern im Sande verlaufen. Für mich ist es eine mitunter etwas zähe, melancholisch stimmende Lektüre, die von einem schmerzhaften Reifeprozess eines italienischen Mädchens und den Irrungen und Wirrungen im Leben erzählt.

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Veröffentlicht am 24.08.2020

Die letzte Witwe

Die letzte Witwe
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Seit dem ersten Thriller "Belladonna" sind wir erklärte Fans von Karin Slaughter. Deshalb haben wir uns den Thriller "Die letzte Witwe" von Bestseller-Autorin Karin Slaughter auf der Fahrt in den Urlaub ...

Seit dem ersten Thriller "Belladonna" sind wir erklärte Fans von Karin Slaughter. Deshalb haben wir uns den Thriller "Die letzte Witwe" von Bestseller-Autorin Karin Slaughter auf der Fahrt in den Urlaub angehört und uns auf einen spannenden Fall für Will Trent und Sara Linton gefreut.

Zwei gewaltige Explosionen reißen Gerichtsmedizinerin Sara Linton und ihren Partner, Special Agent Will Trent, aus der sommerlichen Idylle. Sie sind geübt darin, in Notsituationen zu helfen. Doch als sie an diesem Tag den Sirenen folgen, führt ihr Instinkt sie mitten hinein in das dunkle Herz einer mächtigen Neonazi-Gruppierung. Zu spät erkennt Sara, dass sie direkt in eine Falle läuft. Will kann nur noch hilflos zusehen, wie Sara zur Gefangenen wird. Jetzt muss er alles riskieren und verdeckt ermitteln. Denn die Spuren des FBIs lassen keine Zweifel: Der Anführer des Netzwerks geht für seine Zwecke über ein Meer aus Leichen. Kann Will Sara finden, bevor es zu spät ist?

Das Cover ist in einem tiefen Schwarz gehalten und verbreitet eine düstere Atmosphäre. Instinktiv fixiert man die riesige Spinne, die ihr Tod bringendes Netz webt, aus dem es kein Entrinnen gibt.

Wir sind mit einer hohen Erwartungshaltung an dieses Hörbuch herangegangen, das den siebten Band der Georgia-Reihe bildet. Nun wollen wir nicht lange um den heißen Brei herumreden. Karin Slaughter hat ein wichtiges Thema aufgegriffen und einen soliden, aber keinen genialen Thriller abgeliefert. Leider krankt dieses Werk an den Wiederholungen, die dem ständigen Wechsel der Erzählperspektive geschuldet sind. Karin Slaughter lässt Will, Sara und Faye nacheinander zu Wort kommen, um ihre Sicht der Geschehnisse offen zu legen. Diese Methode hat positive und negative Auswirkungen auf den Fluss der Erzählung. Einerseits erhalten die Zuhörer aufschlussreiche Informationen, die zu einem komplexen Bild beitragen, andererseits ärgern sie sich darüber, dass an der Uhr gespielt und die Spannung auf ein Minimum reduziert wird. Schade!

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Veröffentlicht am 14.08.2020

Modehaus der Träume

Das Lichtenstein - Modehaus der Träume
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Mode ist ein ewig junges Thema. Sie ist allgegenwärtig, spiegelt den Zeitgeist und ist ständig im Wandel. Genauso wie das "Lichtenstein", ein fiktives Modehaus, das im Mittelpunkt des gleichnamigen Romans ...

Mode ist ein ewig junges Thema. Sie ist allgegenwärtig, spiegelt den Zeitgeist und ist ständig im Wandel. Genauso wie das "Lichtenstein", ein fiktives Modehaus, das im Mittelpunkt des gleichnamigen Romans von Marlene Averbeck steht.

1913: Im Herzen Berlins bietet "Das Lichtenstein" ein breites Sortiment, vor allem aber solide Damenkleidung. Das kleine Warenhaus ist ein vielfältiger Mikrokosmos, in dem unterschiedlichste Menschen aufeinander treffen: Das Ladenmädchen Hedi taucht in die Welt der Mode ein, die Näherin Thea hingegen hat nur Augen für Ludwig. Er, der jüngere Sohn des Hauses, will den Status Quo wahren. Sein Bruder Jacob hat wiederum große Pläne, wie er das Lichtenstein gegen die nahezu übermächtige Konkurrenz der Stadt in die Zukunft führen kann. Gegen alle Widerstände beginnt er, seine Ideen umsetzen. Dann geht das Lichtenstein in Flammen auf – und damit die Existenz aller Angestellten und der Inhaberfamilie …

Das Cover ist herrlich retro; es versetzt den Betrachter in eine andere Epoche der Weltgeschichte. Im Mittelpunkt steht eine hübsche junge Frau, die vor einem imposanten Gebäude posiert, wie man es auf einer feinen Einkaufsstraße in Berlin vermuten könnte. Sie trägt ein dunkelrotes Kostüm mit einem dunklen Pelzkragen, das sie mit einem schlichten Hütchen kombiniert hat, welches tief in die Stirn gezogen wird.

Mit ihrem historischen Roman "Das Lichtenstein. Modehaus der Träume" ist Marlene Averbeck ein unterhaltsamer Auftakt zu ihrer geplanten Trilogie über ein Modehaus im Wandel der Zeit gelungen. Das Lichtenstein ist wie ein Magnet, von dem viele Menschen magisch angezogen werden. Sie stammen aus verschiedenen sozialen Kreisen; manche zählen zu den Stammkunden, die sich feine Konfektion leisten können und über die angesagten modischen Trends informieren möchten, andere suchen das Kaufhaus auf, um die exklusiven Kreationen zu bestaunen, welche sie mit preiswerten Stoffen an der heimischen Nähmaschine imitieren wollen, andere zählen zum Personal und freuen sich über einen relativ sicheren Arbeitsplatz in einer angenehmen Atmosphäre.

Die Handlung setzt vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs ein und spielt mitten in Berlin, einer pulsierenden Metropole. Das Geschehen wird aus verschiedenen Perspektiven vermittelt. Es ist ein repräsentativer Querschnitt durch die Gesellschaft; die Protagonisten stammen aus allen sozialen Schichten. Gleichgültig, ob es sich um das naive Lehrmädchen Hedi Markwardt, das ein angeborenes Gespür für Mode besitzt und seine Ausbildung in dem Kaufhaus absolviert, die fleißige Schneiderin Thea Stübner, welche Modeträume Wirklichkeit werden lässt und für Ludwig Lichtenstein, den ältesten Sohn des Inhabers, schwärmt, oder den wagemutigen Jacob Lichtenstein, den jüngsten Sohn des Inhabers, handelt, der für das Lichtenstein brennt und es in eine glanzvolle Zukunft führen möchten: alle Charaktere sind gut ausgearbeitet worden; sie agieren glaubhaft und wirken wie aus dem echten Leben gegriffen.

Marlene Averbeck ist eine mitreißende, unterhaltsame Zeitreise in die Vergangenheit gelungen, die jeden Leser gerade vor dem Hintergrund des aktuellen "Kaufhaus-Sterbens" tief berühren wird. Auf die Fortsetzungen darf man gespannt sein!

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Veröffentlicht am 27.07.2020

Für eine Nacht sind wir unendlich

Für eine Nacht sind wir unendlich
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"Für eine Nacht sind wir unendlich" ist das erste Jugendbuch, das ich von Lea Coplin lese, die bereits als "Anne Sanders" mit ihren in St. Ives in England spielenden Frauen-Romanen die Bestseller-Listen ...

"Für eine Nacht sind wir unendlich" ist das erste Jugendbuch, das ich von Lea Coplin lese, die bereits als "Anne Sanders" mit ihren in St. Ives in England spielenden Frauen-Romanen die Bestseller-Listen erklommen hat.

Als Jonah und Liv bei einem Festival in England aufeinandertreffen, könnte das, was sie wollen, nicht unterschiedlicher sein. Doch dann beginnt es zu knistern. Und obwohl Liv von vornherein klarstellt, dass nichts laufen wird zwischen ihnen, und obwohl Jonah sich einredet, dass das ganz in seinem Sinne ist, kommen sich die beiden immer näher. Nur wird Jonah am nächsten Tag mit seinen Freunden zurück nach Deutschland fahren. Ihm und Liv bleibt nur diese eine Nacht, um herauszufinden, was da zwischen ihnen ist. Doch wie nah kann man sich kommen, wenn am nächsten Morgen alles vorbei ist?

Bereits das in verschiedenen Farbtönen schillernde Cover hat mich auf diesen Roman aufmerksam gemacht, genauso wie der vielversprechende Titel - und ich bin von meiner Lektüre nicht enttäuscht worden..

Lea Coplin erzählt eine komprimierte Geschichte. Inhaltlich dreht sich alles um einen Trip zum Glastonbury-Festival in England, ein Konzert am letzten Abend und nur eine Nacht, um die große Liebe zu erkennen. Das Geschehen wird in stetem Wechsel aus der Sicht von Jonah und Liv vermittelt, die trotz ihres jugendlichen Alters einige bittere Erfahrungen in ihrem Leben machen mussten. Während der harte Kampf gegen ihr Übergewicht und die daraus resultierenden Hänseleien bittere Narben auf der Seele (und dem Körper) von Liv hinterlassen haben, leidet Jonah unter einem schweren (durch die frühe Trennung seiner Eltern ausgelösten) seelischen Trauma, das nicht nur zum Verlust einer emotional sicheren frühkindlichen Bindung, sondern auch zur physischen Misshandlung durch seine ältere Schwester und einer daraus resultierenden Bindungsunfähigkeit geführt hat.

Lea Coplin ist eine gut lesbare, berührende Geschichte gelungen, die nicht nur zum Nachdenken anregt, sondern auch unterhaltsame Lesestunden beschert. Einfach klasse!

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Veröffentlicht am 01.07.2020

Von der Liebe und den Jahren dazwischen

Von der Liebe und den Jahren dazwischen
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Mit dem Buch "Von der Liebe und den Jahren dazwischen" hat Frida Matthes einen modernen Frauen-Roman über die Liebe, das Leben und die Familie vorgelegt.

Henriette managt jeden Tag das Familienleben rund ...

Mit dem Buch "Von der Liebe und den Jahren dazwischen" hat Frida Matthes einen modernen Frauen-Roman über die Liebe, das Leben und die Familie vorgelegt.

Henriette managt jeden Tag das Familienleben rund um Ehemann Patrick und die drei (pubertierenden) Töchter sowie um ihre frisch pensionierte Mutter. Der vielbeschäftigte Patrick glänzt ohnehin meist durch Abwesenheit und kann Henriettes Sorgen um die Kinder sowieso nicht verstehen. Bis Max auftaucht und Henriette Avancen macht ... Das setzt eine Ereigniskette in Gang, die Henriette bald nicht mehr im Griff hat und die sie - und ihre Familie - bis nach Frankreich führt.

Das ansprechende Cover ist in zarten Farben gehalten und verbreitet ein heiteres Lebensgefühl, das man durchaus in Frankreich verorten könnte. Wer aufmerksam hinschaut, erkennt sogar eine Radfahrerin, die sich mit einem großen Hut vor der Sonne geschützt hat. Gewisse Assoziationen zu Henriette Henkemeier, der Heldin dieses Buches, liegen auf der Hand. Der Titel erinnert an ein erfolgreiches Buch der Autorin, das vor einigen Monaten erschienen ist. Dennoch handelt es sich keineswegs um eine Reihe, wie man vermuteten könnte, sondern es sind in sich abgeschlossene Geschichten, die keinerlei Berührungspunkte aufweisen.

Frida Matthes lädt ihre Leserinnen auf eine interessante Reise ein. Ihr Roman spielt in Deutschland und in Frankreich, genauer gesagt: an der Cote d' Azur. Das Geschehen wird aus der Ich-Perspektive von Henriette Henkemeier vermittelt, wobei jedes Kapitel mit einem lockeren Spruch der Protagonistin eingeleitet wird. Henriette ist eine humorvolle, liebenswerte und zuverlässige Frau in den besten Jahren, mit der sich jede Mutter identifizieren kann. Beruflich gesehen, hat sie nichts vorzuweisen. Nach dem Abbruch von Studium und Ausbildung leitet sie ein kleines erfolgreiches Familienunternehmen, wie man so schön sagt. Sie hält ihrem vielbeschäftigten Mann den Rücken frei, zieht drei lebhafte Töchter groß, wuppt den Haushalt und engagiert sich ehrenamtlich in einigen Vereinen. Auf der Strecke bleibt sie selbst. Sie ist zu einer unsichtbaren grauen Maus geworden, ihre Beziehung ist in eine Sackgasse geraten, ihre Töchter fühlen sich von ihr bevormundet. Als ihre älteste Tochter Saskia ihr Abitur in der Tasche hat und mit einem wesentlich älteren Fotografen nach Frankreich fährt, überfällt sie das Empty-home-Syndrom. Henriette kann und will nicht loslassen; sie will die absolute Kontrolle behalten und fällt die spontane Entscheidung, sich an ihre Fersen zu heften und ihr nach Frankreich hinterherzufahren, um sie vor allem Schaden zu bewahren.

Alles in allem ist Frida Matthes eine kurzweilige, humorvolle Geschichte gelungen, die vom ganz normalen Wahnsinn in einer deutschen Familie erzählt. Auch wenn es sich nicht um einen klassischen Wohlfühl-Roman handelt, darf man sich auf ein versöhnliches Ende freuen. Henriettes Reise markiert einen wichtigen Wendepunkt in ihrem Leben, das durch schicksalhafte Begegnungen wieder bunt und lebenswert wird. Genau das Richtige für unbeschwerte Urlaubstage!.

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