Gegen das Vergessen
Das Mädchen, das ein Stück Welt retteteDie Polin Stefania ist gerade mal 13 als sie vom Bauernhof ihrer Eltern zu ihren Schwestern in die Stadt zieht. Dort arbeitet sie in dem Gemischtwarenladen der jüdischen Familie Diamant. Stefania, von ...
Die Polin Stefania ist gerade mal 13 als sie vom Bauernhof ihrer Eltern zu ihren Schwestern in die Stadt zieht. Dort arbeitet sie in dem Gemischtwarenladen der jüdischen Familie Diamant. Stefania, von Freunden Fusia genannt, wird herzlich aufgenommen und verliebt sich in Izio – doch plötzlich bricht der Krieg aus und der Antisemitismus nimmt Fahrt auf. Nicht nur die deutschen Besatzer, sondern auch Teile der polnischen Bevölkerung schikanieren die Juden – und Schlimmeres. Während Fusias Familie deportiert wird, nur ihre sechsjährige Schwester Helena zurückbleibt und die Diamants ins Ghetto müssen, beginnt das Mädchen einen heimlichen und gefährlichen, aber leidenschaftlichen Kampf.
Die Bewertung dieses wichtigen und auf wahren Ereignissen beruhenden Buches fällt mir nicht leicht, wie auch das Lesen des Buches. Ich war manchmal nicht in der Lage weiterzulesen, weil die Bilder, die die Autorin geweckt hat von mir erst einmal „verarbeitet“ werden mussten. Manche habe ich versucht einfach zu verdrängen – es ist gescheitert. Und oft war das, was nicht bis ins Detail geklärt wurde, noch schlimmer…doch für mich war es eine „Geschichte“, Fusia und Helena haben das tatsächlich durchgemacht und ich finde es einfach unvorstellbar. Die Angst ist allgegenwärtig, nicht selten haben Fusia und Helena einfach großes Glück und nicht selten sind sie sehr pfiffig und kommen so aus brenzligen Situationen, auch wenn ihr Herz vor Angst zu zerspringen droht. Das wird noch schlimmer, als Fusia nicht mehr nur Essen zum Ghetto bringt, sondern 13 Juden versteckt und die Entdeckung immer wahrscheinlicher wird. Fusia führt ein Doppelleben, arbeitet hart und traut kaum jemandem (aus gutem Grund).
Mich hat die Geschichte aus Fusias Sicht gefesselt und berührt. Das gilt sogar für das bebilderte Nachwort. Der Schreibstil ist flüssig, es mangelt weder an Spannung, noch an Emotion und trotz der Thematik habe ich das Buch letztlich gerne gelesen. Man hat das Gefühl sich direkt mit Fusia in einen scheinbar aussichtlosen Kampf zu begeben. Man erkennt ihre Zweifel und Unsicherheiten, aber auch ihren Schneid und Willen, wenigstens ein kleines Stück der Welt zu retten, statt einfach die eigene Haut zu retten. Man hofft und bangt bis zur letzte Seite mit…
Gerade in Zeiten des Rechtsrucks ein sehr wichtiges Buch #GegendasVergessen – entsprechend empfehle ich das Buch trotz und wegen seines schwierigen Stoffs gerne weiter.