Der gefrorene Urknall
„...“Sie müssen doch nicht wirklich jeden Leser dieses Buches mitnehmen.“ „Ich finde, diese Arroganz können wir uns nicht leisten. Das Buch soll schließlich unterhalten. Dafür hat Mike es geschrieben.“...“
Dieses ...
„...“Sie müssen doch nicht wirklich jeden Leser dieses Buches mitnehmen.“ „Ich finde, diese Arroganz können wir uns nicht leisten. Das Buch soll schließlich unterhalten. Dafür hat Mike es geschrieben.“...“
Dieses Gespräch zwischen der jungen Wissenschaftlerin Marian und Walter, der sich mit komplexen Fragen der Astrophysik befasst, könnte durchaus auch auf den Anspruch des Autors dieses Buches zutreffen und nicht nur auf die Ausarbeitungen von Mike Peters.
Es ist der zweite Teil einer Geschichte, die sich in viele Genre einordnen lässt: Einerseits geht es um spannende Ermittlungen, andererseits werden komplexe Fragen der Wissenschaft berührt. Außerdem findet sich eine Spur Mystik, ein bisschen Verschwörungstheorie und nicht zuletzt ein fesselnder Ausflug in die Vergangenheit.
Mike Peters arbeitet in der Redaktion einer Zeitung. Die wird plötzlich von einem neuen Konsortium übernommen. Was Mike irritiert, ist die Tatsache, dass die Vertreter nichts Eiligeres zu tun haben, als ihn nach den Informanten für seine Artikel zu fragen. Mike lehnt ab. Das wird Folgen haben.
In Paris werden Kommissar Lefebve und sein Team zu einem Unfall gerufen. Das Brandopfer im Auto wurde definitiv ermordet. Außerdem hatte er sehr reines Heroin bei sich.
Dr. Lies im CERN ruft Francine zu sich, um sie in ihre neuen Aufgaben einzuweisen. Ihr bisheriger Vorgesetzter fällt krankheitsbedingt aus. Warum aber reagiert Francines Hund so heftig, als die Apparatur nach der Erneuerung wieder hochgefahren wird?
Das sind nur einige und bei Weitem nicht alle Handlungsstränge, die das Buch beinhaltet.
Dem Autor gelingt es, einen hohen Spannungsbogen aufzubauen. Mittel zum Zweck sind schnell wechselnde Handlungsorte und Personen, Das Geschehen wird immer aus neuer Sicht erzählt.
Der Schriftstil ist sehr abwechslungsreich. Ab und an sorgt er für rasantes Tempo, an anderen Stellen für wissenschaftliche Gründlichkeit oder den Ausdruck widerstreitender Emotionen.
Im Folgenden möchte ich mich auf zwei Schwerpunkte konzentrieren. Das sind zum einen die Ermittlungen, zum anderen der wissenschaftliche Hintergrund.
Zu letzteren möchte ich Walters Vorstellung zitieren:
„...Er skizzierte seine Theorie eines geteilten Universums, das aus einer Welt aus Materie und einer aus Antimaterie bestand. Zwei unmittelbar benachbarte Teilwelten, die eine Dimensionsbarriere trennte und die nur über die Schwerkraft miteinander wechselwirkten...“
Der Autor versucht, die komplexen Zusammenhänge populärwissenschaftlich und allgemeinverständlich zu erläutern. Mathematische Probleme deutet er nur an. Meiner Meinung nach ist das gut gelungen. Allerdings kenne ich mich in dem Metier aus und bin deshalb von seinem Ideen fasziniert. Ohne Grundkenntnisse der Quantenphysik dürfte es schwieriger sein, in die Materie einzudringen.
Gut gefallen hat mir der Rückblick, der mit dem Jahre 1920 beginnt und in kurzen Kapiteln bis ins 20. Jahrhundert führt. Er ist einem der wichtigsten deutschen Wissenschaftler der Quantenphysik gewidmet und zeigt Stationen seines Lebenslaufes. Nein, Einstein ist es nicht! Der hatte mit der Quantenphysik wenig am Hut.
Einer der Begleiter des Wissenschaftlers sagt bei einem Spaziergang:
„...Perfektion beruht immer auf Symmetrie. Du musst die Symmetrie nur finden...“
Genauso komplex wie die wissenschaftlichen Fragen erweisen sich die Ermittlungen. Maurice, der Kontakte in den Untergrund hat, muss feststellen, dass die üblichen Verdächtigen nicht für das reine Heroin verantwortlich, sondern selbst ziemlich aufgeregt auf die neue Herausforderung reagieren.
Auch der Tote ist nicht zu identifizieren. Er wird nirgendwo vermisst. Maurices unkonventionelle Art, sich den Aufgaben zu widmen, wird letztendlich zum Erfolg führen. Allerdings muss er dringend lernen, was Selbstschutz heißt.
Es würde zu weit führen, noch auf all die Dinge einzugehen, die im Hintergrund ablaufen. Dort gibt es mehrere Strippenzieher. Menschen sind für sie dazu da, benutzt und manipuliert zu werden.
Das Buch hat mich erneut ausgezeichnet unterhalten. Übrigens wird am Ende in einem hochinteressanten wissenschaftliche Gespräch zwischen Mike und Walter auch erklärt, was unter „gefrorenen Urknall“ zu verstehen ist.