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Veröffentlicht am 01.08.2020

Gelungene Mischung aus berührendem Familiendrama, tragischer Liebesgeschichte und spannendem Spionageroman - fesselnd und emotional zugleich

Kinder ihrer Zeit
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Auf der Flucht aus Ostpreußen im Januar 1945 wird die 11-jährige Alice von ihrer Mutter und ihrer Zwillingsschwester Emma getrennt. Aufgrund der Umstände in dem durch russische Soldaten zerstörten Dorf ...

Auf der Flucht aus Ostpreußen im Januar 1945 wird die 11-jährige Alice von ihrer Mutter und ihrer Zwillingsschwester Emma getrennt. Aufgrund der Umstände in dem durch russische Soldaten zerstörten Dorf müssen sie davon ausgehen, dass niemand überlebt hat. Doch Emma, die in West-Berlin aufwächst, hat all die Jahre das Gefühl, dass ihre Schwester noch leben könnte. Gegen den Willen ihrer Mutter, die schlimme Schuldgefühle plagen, nur eine Tochter gerettet zu haben, gibt Emma eine Suchanzeige auf, findet Alice jedoch nicht. Zwölf Jahre nach der Flucht begegnen sich die Schwestern durch einen Zufall. Einerseits sind die schwesterlichen Gefühle sofort füreinander da, andererseits haben sie sich durch die ganz unterschiedliche Sozialisation von einander entfremdet. Nur in kleinen Schritten kommen sie sich wieder näher, wobei der Glaube Alices an den Sozialismus immer zwischen ihnen steht. Durch Alice lernt Emma den Physiker Dr. Julius Laakman kennen und verliebt sich in ihn. Er glaubt im Gegensatz zu Alice nicht an den Sozialismus, wird aber von der Stasi derart unter Druck gesetzt, dass eine Beziehung zu einer Westdeutschen unmöglich wird. Im Laufe der 1950er-Jahre nimmt der Druck auf alle Beteiligten zu und Emma droht letztlich beide zu verlieren - ihre wiedergefundene Schwester und die noch junge Liebe.

Mit "Kinder ihrer Zeit" verbindet Claire Winter eine fiktive Geschichte um zwei Zwillingsschwestern mit der deutschen Historie während des Kalten Krieges. Erzählt werden die Jahre ab 1945 bis zum Bau der Berliner Mauer 1961, die die sich zementierende Teilung zwischen den beiden deutschen Staaten sehr anschaulich am Beispiel der beiden Schwestern darstellt.

Das Buch ist eine gelungene Mischung aus berührendem Familiendrama, tragischer Liebesgeschichte und spannendem Spionageroman. Die Charaktere sind facettenreich und authentisch dargestellt. Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven kann man sich als Leser nicht nur in die beiden Schwestern sondern auch ihre Wegbegleiter einfühlen. Eindringlich spürt man den Druck, der vor allem auf Alice lastet, die der Sowjetunion und ihrem System dankbar ist, aber gleichzeitig auch zur Denunziation gezwungen wird. Auch Julius steht in einem Gewissenskonflikt und wird dazu genötigt, Dinge zu tun, die ihm zuwider sind, um sich und andere zu schützen. Emma kann dabei erst spät durchschauen, wie Alice und Julius manipuliert werden und bringt sich beim Versuch zu helfen, selbst in Gefahr.

"Kinder ihrer Zeit" ist durchweg spannend und emotional. Der Ost-West-Konflikt wird durch die schicksalhafte Geschichte um Alice und Emma in all seiner Brutalität dargestellt. Der Kampf zwischen Stasi, KGB und westlichen Geheimdiensten ist packend und erhält durch Alice und Emma eine persönliche Note. Der Druck einflussreicher Kräfte, Manipulation und Erpressung verhindern ein Leben in Freiheit, selbst für Emma, die schon während der noch offenen Grenze nach Ostberlin indirekt unter der Situation zu leiden hat.
Claire Winter schafft es durch ihren einnehmenden Schreibstil Geschichte lebendig werden zu lassen. Die Erzählung ist politischer als ihre vorhergehenden Romane "Die verbotene Zeit" oder "Die geliehene Schuld" und erhält damit den für eine Geschichte #gegendasvergessen verdienten Tiefgang.

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Veröffentlicht am 29.07.2020

Vier unterschiedliche Frauen in den 1950er-Jahren und ihre Suche nach Glück - lebendiger Roman über Emanzipation und Freundschaft

Die Wunderfrauen
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1953 eröffnet Luise Dahlmann in Starnberg nach dem Tod ihrer Schwiegermutter einen Tante Emma-Laden. Die herrische Mutter ihres Mannes Hans hatte ihr überraschend eine größere Summe Geld vermacht. Sie ...

1953 eröffnet Luise Dahlmann in Starnberg nach dem Tod ihrer Schwiegermutter einen Tante Emma-Laden. Die herrische Mutter ihres Mannes Hans hatte ihr überraschend eine größere Summe Geld vermacht. Sie träumte lange von ihrer Eigenständigkeit und einer Aufgabe, die sie wirklich erfüllt. Die Anfänge sind schwierig, doch mit neuen Ideen und einer herzlichen Kundenfreundlichkeit lockt die gelernte Köchin auch mit kulinarischen Köstlichkeiten die Bewohner der Umgebung in ihren Laden.
Dabei knüpft sie Freundschaft zu der rebellischen Helga Knaup, die aus ihrem reichen Elternhaus aufs Land geflüchtet ist, um in der Seeklinik eine Ausbildung als Krankenschwester zu machen. Sie wollte sich nicht standesgemäß zwangsverheiraten lassen und hatte sich geschworen, sich nicht zu verlieben und von einem Mann abhängig zu werden. Doch dann lernt sie den amerikanischen GI Jack kennen, ihre Vorsätze ins Wanken bringt.
Annabelle von Thaler ist Luises Nachbarin und die Ehefrau des Inhabers der Seeklinik. Sie ist Mutter eines Sohnes, darüber hinaus aber nur "die Frau von". Sie ist eifersüchtig auf jede Frau, die ihrem Mann zu nahe kommt und ihr fällt es schwer, Freundschaft zu anderen Frauen zu schließen.
Marie Wagner ist aus Niederschlesien vertrieben worden und sucht in Starnberg eine Anstellung als Bereiterin. Als Frau hat sie beim bayerischen Adel keine Chance und findet stattdessen Arbeit und auch ein Zuhause am Hof von Luises Bruder Martin.

Der Roman handelt in den Nachkriegsjahren 1953/ 1954 von vier ganz unterschiedlichen Frauen, die alle einen Wunsch haben: Endlich wieder glücklich sein. "Die Wunderfrauen - Alles, was das Herz begehrt" ist der Auftakt der Wunderfrauen-Trilogie von Stephanie Schuster.
Die Geschichte ist lebendig geschrieben, so dass man sich als Leserin sehr anschaulich in die 1950er-Jahre versetzen kann. Abwechselnd taucht man in das Leben der vier Frauen ein, die allesamt glaubwürdig gezeichnet sind und ihre Ecken und Kanten haben. Sie haben unterschiedliche Sorgen und Träume und machen im Verlauf des Romans eine charakterliche Weiterentwicklung durch. Selbst die verschlossene Annabelle wirkt am Ende nahbarer und auch die rebellische Helga wird erwachsener und übernimmt Verantwortung.

Der Roman ist flüssig geschrieben, wobei die Geschichte durch Auszüge aus "Luises Ladenkunde-Album" oder "Luises Notizbuch" und die bayerische Mundart, die nicht übertrieben oder gar störend ist, noch authentischer wird. Er handelt von Liebe, Familie, Freundschaft und der Emanzipation der Frauen. Alle vier kämpfen auf ihre Weise für ihre Unabhängigkeit und ihre Träume, hoffen auf einen Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg, der bereits einige Jahre vorbei ist, aber seine Spuren hinterlassen hat.
Der erste Band endet nicht mit einem Cliffhanger, die Geschichten um die vier Frauen sind jedoch auch nicht abgeschlossen. Alle vier bieten für den nachfolgenden Band genügend Stoff für Familiendramen, die sich anbahnten und die Suche nach Glück.

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Veröffentlicht am 27.07.2020

Berührende Liebesgeschichte mit ganz viel Musik, die beweist, dass man die erste Liebe nie vergisst und dass die wahre Liebe Zeiten und Grenzen überdauert.

Das war die schönste Zeit
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Alison und Dan verlieben sich als Jugendliche Ende der 1970er-Jahre in einander. Sie teilen die Leidenschaft für Musik, leben aber ansonsten in getrennten Welten. Während Dan wohlbehütet bei seinen Eltern ...

Alison und Dan verlieben sich als Jugendliche Ende der 1970er-Jahre in einander. Sie teilen die Leidenschaft für Musik, leben aber ansonsten in getrennten Welten. Während Dan wohlbehütet bei seinen Eltern aufwächst, kommt Alison aus einer zerrütteten Familie, was sie vor Dan verbirgt. Und so kann sie auch nicht mit ihm darüber reden, weshalb sie Hals über Kopf ihre Heimat Sheffield verlassen muss.
Über dreißig Jahre später ist Ali, die mittlerweile in Adelaide/ Australien wohnt, ein Bestseller gelungen und Dan entdeckt zufällig ihr Profil bei Twitter. Er kann nicht umhin, Ali zu kontaktieren und schickt ihr den Link zu einem Musiktitel, der sie beide mit Sheffield 1979 verbindet, als sie zusammen glücklich waren und Dan Alison ihr erstes Mixtape geschenkt hat. Über die Kontinente und Zeitzonen hinweg tauschen sie heimlich vor ihren Ehepartnern verborgen ihre Songs aus, bis Dan beschließt, Ali in Adelaide zu besuchen.

"Das war die schönste Zeit" ist eine Liebesgeschichte, die auf zwei Zeitebenen und abwechselnd aus der Perspektive von Ali und Dan erzählt wird. Die jugendliche Liebe Ende der 1970er-Jahre wird in Rückblenden geschildert und ist vor allem von den schwierigen familiären Verhältnissen von Alison geprägt, die im krassen Gegensatz zu Dans unbeschwertem Leben ist. Die Gegenwart in den Jahren 2012/ 2013 zeigt, was aus den beiden geworden ist - Dan verheiratet, Vater eines Sohnes und gefragter Musikjournalist, Ali verheiratet, Mutter zweier Töchter und erfolgreiche Bestseller-Autorin. Beide haben sich ein komfortables Leben aufgebaut und über dreißig Jahre nichts mehr voneinander gehört. Nach der Kontaktaufnahme durch Dan sind die innigen Gefühle auf beiden Seiten wieder da, als wären sie all die Jahre nur unterdrückt worden. Diese erzeugen eine tiefe Sehnsucht, die fast zur Besessenheit wird.
Die Charaktere sind authentisch und nahbar, so dass man ihr Gefühlschaos eindrücklich nachempfinden kann. Der Konflikt zwischen der Reue und dem Verrat gegenüber den gegenwärtigen Partnern und der innigen Liebe, der Vertrautheit und Seelenverwandtschaft zueinander ist auf beiden Seiten spürbar und ergreifend.
Ihr verbindendes Element, die Musik, ist ein Stilmittel, das die Autorin geschickt in die Geschichte einbettet und zeigt, wie Songs Brücken der Erinnerung bauen und in vergangene Zeiten, schöne und hässliche Erinnerungen, zurückversetzen kann. Ich kannte nicht alle Interpreten und selbst von bekannten Musikern nicht die Songs, die Ali und Dan so viel bedeuteten, wurde jedoch neugierig und habe parallel zum Buch die Spotifly-Playlist gehört. Die Musik dürfte vor allem für Leser interessant sein, die im Alter von Ali und Dan sind und selbst zu David Bowie, Nick Drake oder Rory Gallagher getanzt und geküsst haben.
Es ist eine berührende Liebesgeschichte, die beweist, dass man die erste Liebe nie vergisst und dass die wahre Liebe Zeiten und Grenzen überdauert. Die Erzählung ist gefühlvoll, aber nicht kitschig, voller Musik, und bietet dem Leser eine wunderschön nostalgische Zeitreise in die 1970er-Jahre.

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Veröffentlicht am 25.07.2020

Emotional packender Thriller - eine kraftvolle Geschichte über den einsamen Kampf eines Mädchens in einer schier ausweglosen Situation

After the Fire - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2021
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Father John ist der von Gott gewählte Prophet, der die Leitung der Gotteslegion in der Wüste in Austin/ Texas übernommen hat. Dort leben mehrere gottesfürchtige Erwachsene und Kinder, die sich streng an ...

Father John ist der von Gott gewählte Prophet, der die Leitung der Gotteslegion in der Wüste in Austin/ Texas übernommen hat. Dort leben mehrere gottesfürchtige Erwachsene und Kinder, die sich streng an die Regeln von Father John halten, die dieser mit Hilfe von vier Zenturios durchsetzt. Father John ist unfehlbar, seine Beschlüsse indiskutabel, sein Wort ist Gesetz, denn es stammt direkt von Gott. Er sieht seine Gotteslegion als Soldaten Gottes, die nur noch darauf warten, dass ihr Tag gekommen ist, um gegen die böse Schlange zu kämpfen.
Als Father John zur Demonstration seiner Macht mehrere unpopuläre Entscheidungen trifft, ein designierter Zenturio die Gotteslegion verlässt und "Ketzer" verbannt werden, entsteht Unruhe. Vor allem die 17-jährige Moonbeam, die ihren Freund Nate und ihre Mutter in Folge der Ereignisse verloren hat, beginnt zu reflektieren und an Father John und Gottes Willen zu zweifeln. Mutig und verzweifelt zugleich versucht sie, die Außenwelt auf die Situation der Gotteslegion aufmerksam zu machen.

"After the Fire" ist inspiriert von realen Ereignissen, von einem selbsternannten Propheten, der in den 1990er-Jahren eine Sekte totalitär führte, bis de Gemeinschaft unter Einsatz von Waffengewalt aufgelöst wurde.

Die Geschichte entfaltet sich durch zwei Handlungsstränge, einem "davor" und einem "danach". Nach dem Feuer ist Moonbeam eine von wenigen Überlebenden, die in einer psychiatrischen Einrichtung in Texas behandelt wird und sukzessive von ihrem Leben in der Gotteslegion erzählt. In Rückblenden erfährt man aus ihrer Sicht von den Geschehnissen, die sich dort hinter hohen Mauern ereignet haben. Dem Therapeuten und dem FBI-Ermittler erzählt sie jedoch längst nicht alles, denn sie hat Angst und fühlt sich schuldig. Moonbeam ist ein vielschichtiger Charakter, der viel durchgemacht hat und je tiefer sie in ihre Geschichte eintaucht, desto mehr erschütternde Details offenbaren sich über das sektirische, abgeschottete Leben in der Wüste.
Zunächst mag man sich fragen, warum Menschen ihre Freiheit aufgeben, um in einer solchen Gemeinschaft zu leben und sich einem selbsternannten Propheten unterordnen. Doch ihr Glaube an den Willen Gottes und an ein Leben nach dem Tod an seiner Seite ist stark, die Brüder und Schwestern geben als Gemeinschaft Halt und die Abgeschiedenheit und das weitgehend autarke Leben schützt sie vor den dunklen Mächten der Außenwelt.

"After the Fire" ist eine gelungene Mischung aus Drama und Thriller, die fesselnd erzählt ist. Durch den Wechsel aus "davor" und "danach", den Erlebnissen innerhalb der Gotteslegion, die peu à peu aufgedeckt werden und der Therapie der Jugendlichen und Kinder, die Großteils gar kein anderes Leben kennen, als das in der Gotteslegion, entstehen durch die Unterbrechungen immer wieder neue Spannungsmomente. Es ist zudem spürbar, wie sehr Moonbeam darunter leidet, sich zu erinnern und darüber sprechen zu müssen. Doch gleichzeitig fühlt sie einen inneren Druck, darüber sprechen zu müssen, um letztlich ihr Gewissen zu erleichtern.
Es ist einerseits eine kraftvolle Geschichte über den einsamen Kampf eines Mädchens in einer schier ausweglosen Situation und andererseits eine Geschichte über Gewalt, Manipulation und einen verirrten Gottesglauben, die den Kult um einen unfehlbaren Propheten, die Gehirnwäsche und eine Atmosphäre der permanenten Angst und Überwachung sehr eindringlich darstellt.
"After the Fire" ist ein emotional packender Thriller, den ich nicht nur jugendlichen Lesen sehr empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 22.07.2020

Eher Krimi als Thriller mit einer eigenwilligen Ermittlerin und einem spannenden Zusammenspiel aus Vergangenheit und Gegenwart

Hagebuttenblut
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Die Stockholmer Ermittlerin Charlie Lager kehrt für einen Sommer wieder in ihre alte Heimat nach Gullspång zurück, als ihre Freundin Susanne sie braucht. Charlie wollte nach traumatischen Erlebnissen in ...

Die Stockholmer Ermittlerin Charlie Lager kehrt für einen Sommer wieder in ihre alte Heimat nach Gullspång zurück, als ihre Freundin Susanne sie braucht. Charlie wollte nach traumatischen Erlebnissen in ihrer Kindheit und Jugend nie wieder zurückkehren, aber schon die Ermittlungen in einem letzten Fall hatten ihre Vorsätze zunichte gemacht.
In Gullspång trifft sie sich erneut mit dem Journalisten Johan Ro, der Charlie auf einen ungelösten Fall aus dem Jahr 1989 hinweist. Damals ist die sechzehnjährige Francesca Mild spurlos verschwunden und wurde seitdem nie wieder gesehen. Die Familie hat daraufhin das Anwesen Gudhammar verlassen. Charlie wundert sich, dass ihr im Rahmen ihrer letzten Ermittlungen in Gullspång, in denen es auch um ein verschwundenes Mädchen ging, niemand von Francesca erzählt hatte. Trotz ihres Urlaubs beginnt sie nachzuforschen. Ungute Erinnerungen kommen in ihr hoch, als sie feststellt, dass sie selbst als Kind mit ihrer Mutter in Gudhammar war.

Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen - die Ereignisse zwischen Francescas Selbstmordversuch nach dem Tod ihres besten Freundes und ihrem Verschwinden wenig später sowie den privaten Ermittlungen von Charlie Lager dreißig Jahre später.
Die Abschnitte in der Vergangenheit werden aus der Ich-Perspektive von Francesca erzählt, so dass man als Leser tief in die verstörte Seele der 16-Jährigen blicken kann. Was mit ihr passiert ist, wird parallel durch die Erzählstränge in der Gegenwart aufgelöst.

Das Buch ist durchgehend spannend, wobei die Handlung in der Vergangenheit, in der Francesca sich nicht mit dem Unfalltod ihres besten Freundes abfinden kann und glaubt, dass er getötet wurde, zunächst mehr fesselt. Als dann aber in der Gegenwart klar wird, dass auch dreißig Jahre später in Gullspång niemand ein Interesse an der Lösung des alten Falles hat und Charlie befürchtet, dass ihre Mutter in Francescas Verschwinden involviert gewesen sein könnte, packt auch dieser Erzählstrang unweigerlich.

"Hagebuttenblut" ist spannend konstruiert, da es aber tatsächlich mehr um Ermittlungen und eine Verbrechensaufklärung geht, ist das Buch für mich eher ein Kriminalroman als ein Thriller. Dennoch überzeugt "Hagebuttenblut" wie schon mit "Löwenzahnkind" der sehr erfolgreiche Auftakt der Reihe durch die eigenwillige Ermittlerin Charlie Lager und ihren dramatischen privaten Hintergrund sowie das fesselnde Zusammenspiel aus Gegenwart und Vergangenheit.
Für ein tieferes Verständnis für Charlies Persönlichkeit und dem Kleinstadtmief in Gullspång ist es hilfreich, die Reihenfolge der Bände einzuhalten, da sowohl Charlies privater Hintergrund als auch die Aufklärung des Cold Case auf Band 1 aufbauen.

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