Profilbild von Sorko

Sorko

Lesejury Star
offline

Sorko ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Sorko über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.07.2020

Die Botschaft des Bombenlegers

Schwarzer August
0

Leander Lost ermittelt auch weiterhin in Portugal. Der sympathische Ermittler mit Asperger Syndrom fühlt sich wohl in Fuseta. Seine Freundin Soraia zieht bei ihm ein, er wird von seinen Kollegen und seinem ...

Leander Lost ermittelt auch weiterhin in Portugal. Der sympathische Ermittler mit Asperger Syndrom fühlt sich wohl in Fuseta. Seine Freundin Soraia zieht bei ihm ein, er wird von seinen Kollegen und seinem Umfeld akzeptiert, alles scheint gut zu sein. Dann explodiert eine Autobombe vor einer Bank, und Leander muss wieder ermitteln. Ist der islamistische Terror jetzt in die Idylle eingebrochen? Der spanische Kollege Duarte vermutet das. Doch niemand achtet so detailliert auf die Zusammenhänge wie Leander Lost. Nur zwei Tage nach der Autobombe explodieren im Hafen von Olhao drei Thunfisch-Fangschiffe. Es bleibt rätselhaft, und das Puzzle muss erst noch zusammengesetzt werden. Die erstaunliche Kombinationsgabe des deutschen Ermittlers ist dabei einmal mehr sehr hilfreich.
Sehr schön empfand ich wieder einmal die Darstellung von Land und Leuten. Der Autor versteht es hervorragend, die Eindrücke lebendig zu schildern und dem Leser zu vermitteln. Das macht den Reiz und die sympathische Wirkung dieser Reihe aus, fast mehr noch als die eigentlichen Kriminalfälle.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.06.2020

Wenn die Ratten tanzen...

Die Henkerstochter und der Fluch der Pest (Die Henkerstochter-Saga 8)
0

Am Anfang die Sage vom Rattenfänger zu Hameln, dann ein ziemlich grausiger Prolog; der Einstieg in diese Geschichte lässt den Leser schon Schlimmes erahnen.
Nach langer Zeit will die Familie von Jakob ...

Am Anfang die Sage vom Rattenfänger zu Hameln, dann ein ziemlich grausiger Prolog; der Einstieg in diese Geschichte lässt den Leser schon Schlimmes erahnen.
Nach langer Zeit will die Familie von Jakob Kuisl sich mal wieder in Schongau treffen. Nicht alle sind begeistert, aber schließlich stimmen sogar Barbara und ihr Mann zu. Nur der Peter muss vorher noch mit seinem Freund Max, dem zukünftigen bayerischen Kurfürsten, nach Wien reisen. So einem Freund kann man ja nicht einfach absagen, auch wenn in Wien schon über das Auftauchen der Pest gemunkelt wird. Und so beginnt für Peter eine abenteuerliche Reise, die ihm sehr viel abverlangen wird. Derweil feiert Kuisl Jakob mit den Seinen das Wiedersehen in einem Schongauer Wirtshaus. Da taucht völlig unerwartet sein alter Freund Näher, der Henker aus Kaufbeuren, in der Gaststube auf. Er hat offenbar die Pest und bricht kurz darauf zusammen. Vorher stammelt er noch etwas von einem schwarzen Reiter, der in Kaufbeuren mit seiner Pfeife zum Tanz aufspielt und von einem Mörder mit zwei Gesichtern. Kuisl soll Kaufbeuren retten. Der Näher stirbt, und Jakobs Gehirn beginnt in gewohnter Manier zu arbeiten. Gestärkt von dem guten bayerischen Gerstensaft und seinem bevorzugten Pfeifenkraut beginnt er an der Lösung dieses Falles zu arbeiten. Dazu muss er natürlich an den Ort des Geschehens reisen, nach Kaufbeuren. Magdalena und Simon begleiten ihn dorthin. Sie finden eine Stadt im Ausnahmezustand vor und ziemlich ratlose Stadtobere, die einen seltsamen Eindruck machen.

Viele Geheimnisse gilt es aufzudecken, viele Rätsel sind zu lösen. Das zieht sich eine Weile hin, doch es wird nie langweilig. Der achte Band von Oliver Pötzsch um Magdalena und ihre Sippe ist der bisher umfangreichste dieser Serie. Hochspannend, informativ und sehr gut geschrieben, wie seine Vorgänger auch. Pötzsch versteht es, den Leser von den ersten Seiten an mitzunehmen und bis zum Schluss zu fesseln. Mir hat das wieder sehr gut gefallen. Natürlich sieht man auch den Bezug zur aktuellen Pandemie, manche Maßnahmen (Abschottung, Masken) kommen einem doch vertraut vor. Das war wohl eher Zufall, wie der Autor im Nachwort betont, aber es zeigt uns, dass man vor Seuchen immer auf der Hut sein muss. Auch heute noch. Und das gewisse Kreise sogar bereit sein könnten, eine Seuche auch als Waffe zu benutzen, das dürfte auch heute noch so sein.
Ein gelungenes achtes Buch, das bestimmt noch nicht das Ende dieser Reihe bedeutet. Ich freue mich schon auf das nächste Abenteuer von Kuisl und Co.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.02.2020

Beeindruckend!

Die Spionin
0

Sie hat Höhen und Tiefen erlebt, sie hat Armut und Luxus kennengelernt, sie hat überlebt – und eines war ihr Leben nie: langweilig. Eine faszinierende Person war sie auf jeden Fall. Nancy Wake, ein Name, ...

Sie hat Höhen und Tiefen erlebt, sie hat Armut und Luxus kennengelernt, sie hat überlebt – und eines war ihr Leben nie: langweilig. Eine faszinierende Person war sie auf jeden Fall. Nancy Wake, ein Name, den ich vor diesem Buch gar nicht kannte. Und ein Name, den ich nach der Lektüre dieses Buches nicht mehr vergessen werde.

Es gab viele Helden unter den Widerstandskämpfern in vielen Ländern. Nancy Wake gehörte dazu, und sie hatte es nicht immer leicht, sich durchzusetzen. Sie hat nicht jedes Mal gewonnen, und sie hat auch Fehler gemacht, das kommt im Roman auch zum Ausdruck.
Das Buch beginnt mit dem Luxusleben an der Seite ihres reichen Gatten. Nancy hat schon von Kriegsbeginn an für die Resistance in Frankreich gearbeitet. Sie scheint keine Angst zu kennen, sie liebt sogar die Action in brenzligen Situationen. Sie hilft Flüchtlingen, das besetzte Frankreich auf Schleichwegen oder auf Schiffen zu verlassen. Auch ihr Mann Henri Fiocca unterstützt den Widerstand mit seinem Geld. Sie wohnen in Marseille in einer großen Villa mit Bediensteten und fühlen sich dort noch ziemlich sicher.
Doch die Gestapo ist ihnen auf den Fersen. Die „weiße Maus“, wie Nancys Spitzname lautet, wird von den Deutschen zunächst jedoch für einen Mann gehalten. Irgendwann verrät ein entlassener Arbeiter aus dem Unternehmen von Fiocca der Gestapo, dass der Chef den Widerstand offenbar mit viel Geld unterstützt. Henri wird verhaftet. Nancy muss fliehen, was nicht so einfach ist. Doch schließlich gelangt sie nach England und wird vom SOE (Special Operations Executive) verpflichtet. Sie wird zur Geheimagentin ausgebildet. Anschließend kehrt sie nach Frankreich zurück, um eine Gruppe von Partisanen anzuführen. Dabei muss sie sich gegen machtbewusste Männer erst einmal Respekt verschaffen.

Das Buch ist sehr spannend geschrieben. Kurze Kapitel, verschiedene Blickwinkel, das hat mir gefallen. Im Nachwort erläutern die Autoren, was in ihrem Roman Fiktion war und was sich tatsächlich ereignet hat. Das fand ich hilfreich. Die Geschichte regt dazu an, mehr über diese beeindruckende Frau erfahren zu wollen. Mein Fazit: unbedingt lesenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.01.2020

Das Attentat von Sarajevo

Der Attentäter
4

Ein historischer Thriller, den man lesen sollte. Denn ein bedeutsames Ereignis unserer Geschichte wird hier von Ulf Schiewe lebendig und spannend in Szene gesetzt. Das Attentat auf den österreichischen ...

Ein historischer Thriller, den man lesen sollte. Denn ein bedeutsames Ereignis unserer Geschichte wird hier von Ulf Schiewe lebendig und spannend in Szene gesetzt. Das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajevo.

Beleuchtet werden die Geschehnisse in der letzten Woche vor dem Attentat aus unterschiedlichen Perspektiven. Zum einen aus Sicht der Attentäter, drei junge Männer, erst 19 Jahre alt, die alle an Tuberkulose erkrankt sind, und die bereit sind sich mit ihrer Tat zu opfern. Nicht alles verläuft so glatt, wie sie es geplant hatten. In den letzten Tagen vor der Tat kommen auch Zweifel auf, ob das alles so richtig ist.
Die zweite Perspektive ist die Sichtweise des Thronfolgers und seiner Frau. Der Autor gewährt Einblicke in die familiären Verhältnisse der Hoheiten und in ihre jeweiligen Eigenheiten. Teilweise recht vergnüglich zu lesen, aber immer mit einem gewissen Grausen im Hinterkopf, da man das Ende des Paares ja kennt.
Eine weitere Perspektive kommt hinzu, und hier verknüpft Ulf Schiewe die realen Ereignisse mit einer fiktiven Geschichte. Das geschieht nach meiner Ansicht sehr geschickt und belebt diesen Roman ungemein. Die Geheimdienstmitarbeiter Markovic und Simon ermitteln, weil es Hinweise gibt, die auf ein mögliches Attentat hindeuten. Das tun sie sehr geschickt, und man kann durchaus den Eindruck gewinnen, das die Ermittler die Tat vielleicht doch noch verhindern können. Eine wichtige Rolle spielt auch die fiktive Bordellbesitzerin Svetlana, doch ich will hier nicht zu viel verraten.

Relativ kurze Kapitel sorgen für Spannung. Die Kapitel werden zum Ende hin immer kürzer, was aber die Spannung nur noch steigert. Einige Zeitungsartikel aus der damaligen Presse werden zitiert, was recht informativ ist. Die Fakten um das Attentat sind gut herausgearbeitet. Das Buch ist sehr gut geschrieben, man wird zum eigenen Recherchieren angeregt. Ich konnte dadurch noch eine ganze Menge dazulernen. So wünscht man sich einen gelungenen Geschichtsunterricht. Großartig, unbedingte Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Spannung
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Thema
Veröffentlicht am 29.10.2019

Mephisto ante portas

Der Lehrmeister (Faustus-Serie 2)
0

Sechs Jahre sind vergangen, wir schreiben das Jahr 1518, und der inzwischen berühmt-berüchtigte Doktor Faustus zieht mit Karl Wagner und der jungen Greta, Tochter seiner geliebten Margarete, als Quacksalber ...

Sechs Jahre sind vergangen, wir schreiben das Jahr 1518, und der inzwischen berühmt-berüchtigte Doktor Faustus zieht mit Karl Wagner und der jungen Greta, Tochter seiner geliebten Margarete, als Quacksalber und Astrologe durch das Land. Seine dunkle Seite, die von Tonio einst geweckt wurde, macht sich mehr und mehr bemerkbar. Er ist immer auf der Flucht vor dem gefürchteten Tonio, der mit dunklen Mächten im Bunde zu stehen scheint. Doch im tiefsten Innern ist Johann sich bewusst, dass er vor dem Bösen nicht ewig davonlaufen kann.
Die Dramatik spitzt sich zu, es ist spannend und ab und an auch richtig gruselig. Pötzsch schreibt eingängig, detailreich und bildhaft. Interessante historische Personen kreuzen den Weg des Lesers.
Die Fortsetzung von „Der Spielmann“ ist ebenso gelungen wie der erste Band. Spannung bis zum Ende, historisch und geographisch gut recherchiert (auch die Karten sind gelungen und hilfreich), ein reines Lesevergnügen.