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Venatrix

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Veröffentlicht am 31.07.2020

Eine beeindruckende Reise in die UNterwasserwelt

Unterwegs im blauen Universum
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Ich habe bestimmt schon einige Dokus von Hans Fricke gesehen, aber der Name war mir bis jetzt nicht geläufig. Bei der Erwähnung des „Quastenflossers“ dämmert etwas in meiner Erinnerung.

Hans Fricke nimmt ...

Ich habe bestimmt schon einige Dokus von Hans Fricke gesehen, aber der Name war mir bis jetzt nicht geläufig. Bei der Erwähnung des „Quastenflossers“ dämmert etwas in meiner Erinnerung.

Hans Fricke nimmt uns in 20 aufregenden Kapiteln in sein Welt - die Unterwasserwelt - mit. Dabei erzählt er fesselnd von seinen Anfängen als 11-jähriger, der mit einem selbst gebastelten Tauchgerät die Welt im Wasser erforschen wollte.

Er wird später Meersbiologie studieren und mit Größen wie Hans und Lotte Hass tauchen sowie Konrad Lorenz und Irenäus Eibl-Eibelsfeldt kennen und schätzen lernen.

Wortreich und mit großer Begeisterung schildert er seine Tauchgänge, die ihn nicht nur an seinen Lieblingsort, dem Roten Meer, sondern in zahlreiche andere Gewässer führen. Spannend auch die „Reise“ in einen Brunnen des Kyffhäusers.

Manchmal werden Hans Fricke und sein Team als Bergungshelfer nach Flugzeugabstürzen an den Bodensee gerufen. So geschehen im Februar 1989 als ein Flugzeug der Rheintal-Fluglinie im Landanflug auf den Flughafen Altenrhein aus bis heute ungeklärter Ursache in den Bodensee stürzte. Alle 11 Insassen starebn unter ihnen der österreichische Sozialminister Alfred Dallinger, dessen Name der Autor als Danninger wiedergibt.

Sehr interessant finde ich auch die Ausflüge in die Tiefen der Alpenseen, die so manchen Umweltskandal ans Tageslicht bringen.

Fazit:

Zahlreiche Fotos, teils in schwarz/weiß teils in Farbe ergänzen dieses beeindruckende Buch, dem ich gerne 5 STerne und eine Leseempfehlung gebe.

Veröffentlicht am 31.07.2020

Eine gelungene Fortsetzung des Stoffes

Das Erbe der Päpstin
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Helga Glaesener spinnt rund um den historischen Roman „Die Päpstin“ von Donna W. Cross eine eigene Geschichte, die aber die der Päpstin und Gerold mehrfach berührt.

Freya ist Gerolds Enkelin und lebt ...

Helga Glaesener spinnt rund um den historischen Roman „Die Päpstin“ von Donna W. Cross eine eigene Geschichte, die aber die der Päpstin und Gerold mehrfach berührt.

Freya ist Gerolds Enkelin und lebt mit ihrer Schwester und der Mutter Gisla als Sklavin bei den Wikingern. Die drei Frauen sind häufig sexueller Gewalt ausgesetzt und als sich Gisla schützend vor Freya wirft, wird sie von einem besonders grausamen Wikinger ermordet. Die Schwestern können fliehen, doch zuvor hat Freya den Angreifer noch schwer verletzen können.
Verkleidet erreicht Freya Rom und muss miterleben, wie Johanna und Gerold bei der Osterprozession des Jahres 858 ermordet werden. Wieder ist auch Freya in Gefahr, denn das Intrigenspiel der Kirche hat sie als Verwandte von Gerold ausgemacht.

Doch nicht nur kirchliche Würdenträger sind hinter Freya her, auch die dänischen Wikinger haben noch eine Rechnung mit ihr offen ....

Meine Meinung

Ich kenne schon mehrere Bücher der Autorin, die in der Renaissance in der Toskana spielen. Daher ist mir der Schreibstil vertraut. Voller Erwartung habe ich dieses Buch begonnen und bin nicht enttäuscht worden. Die Geschichte rund um Päpstin Johanna und den Baumeister Gerold wird stellenweise parallel weitergeführt. Nach dem gewaltsamen Tod der beiden, nimmt Freyas Geschichte ihren eigenen Lauf.

Die Leser erwartet eine opulente Darstellung dieser Zeit, in der man sich recht leicht den Unwillen der omnipräsenten Kirche zuziehen konnte. Es genügte schon, ein wenig intelligenter als ein Mönch oder Priester zu sein. Vor allem willensstarke Frauen, die mit ihrem Wissen und Heilkünsten den Kirchenbrüdern überlegen sind, sind häufig gefährdet.

Freya trifft allerdings auch immer wieder auf Personen, die ihr Obdach gewähren, die sie schützen. Alles in allem ist Freyas Geschichte schön rund erzählt. Es ist kaum zu merken, dass hier eine andere Autorin am Werk war. Das soll aber jetzt nicht heißen, dass Helga Glaesener Donna W. Cross Schreibstil imitiert hätte. Die beiden Autorinnen ergänzen sich perfekt. Donna W. Cross hat zugestimmt, dass die Geschichte der Päpstin aufgegriffen und weitergesponnen wird.

Fazit:

Ein schönes, rundes Mittelalterepos, das die Intrigen rund um die Kirche, den Papst und die Wikinger weiter spinnt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 25.07.2020

Ein toller biografischer Roman

Die Dirigentin
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Kaum jemand kennt den Namen Antonia Brico, dabei steckt eine äußerst interessante Persönlichkeit dahinter. Mit diesem biografischen Roman hat die niederländische Autorin Maria Peters einer zu ihren Lebzeiten ...

Kaum jemand kennt den Namen Antonia Brico, dabei steckt eine äußerst interessante Persönlichkeit dahinter. Mit diesem biografischen Roman hat die niederländische Autorin Maria Peters einer zu ihren Lebzeiten verkannten Frau ein großartiges Denkmal gesetzt.

Wer ist sie nun, diese Antonia Brico?

Wir begegnen der bereits erwachsenen jungen Frau, die als Willy Wolters, mit ihren Eltern in einer kleinen Wohnung in New York lebt, und seit ihrem 5. Lebensjahr den unbändigen Drang nach Musik verspürt. Ihr Vater, ein Müllmann hat ein ausrangiertes Klavier organisiert, dessen Lautstärke sie mit Fetzen dämpft und auf dem sie stundenlang übt. Während üblicherweise Eltern die musikalischen Begabungen ihrer Kinder fördern, verhält sich vor allem die Mutter reserviert und nicht gerade liebevoll. Um ihrer Liebe zur Musik frönen zu können, ist ihr fast jedes Mittel Recht. So nützt sie ihren Job als Platzanweiserin in Musiktheater, um den großen Dirigenten und Orchestern nahe zu sein. Sie verliert den Job, aber inzwischen hat sich der Wunsch, Dirigentin zu werden, in ihrem Kopf und Herzen manifestiert. Sie verschweigt ihrer Familie, dass sie sich auf die Zulassungsprüfung für das Konservatorium vorbereitet. Die geldgierige Mutter entdeckt ihr Geheimnis
und beim anschließenden Streit ums liebe Geld, wirft Frau Wolters Willy an den Kopf, dass sie eigentlich Antonia Brico heißt und ein Adoptivkind ist. Genaueres erfährt sie vorerst nicht. Im Zuge ihrer Recherchen entdeckt sie, dass die Wolters ihre eine Menge Lügen aufgetischt haben.

Der endgültige Bruch ist unausweichlich und zielstrebig arbeitet sie an ihrer Ausbildung als Dirigentin. Dabei hat sie mit Ablehnung, Spott, anmaßenden Bemerkungen und sexistischen Übergriffen, zu kämpfen. Ihr steiniger Weg führt sie in die Niederlande, dann nach Deutschland und schließlich wieder zurück in die USA. Doch trotz abgeschlossenen Studiums muss sie sich ihren Platz erst mühsam erarbeiten. Während sie in Europa immerhin als „Kuriosität“ ge- und behandelt wird und dirigieren darf, hat sie in den USA doppelt schwer. Dabei heißt es doch immer „Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten“. Das gilt vermutlich nur, wenn man weiß und männlich ist.

Doch Antonia hat nicht nur Widersacher, sie hat auch Freunde und Fürsprecher, die sie unterstützen. Eine Audienz bei Amerikas First Lady, Eleanor Roosevelt, gibt Antonia Auftrieb. Mit den Worten „Machen Sie, was Ihnen Ihr Herz sagt, denn Kritik gibt es so oder so“, macht diese Antonia Mut.


Meine Meinung:

Ich bin fasziniert von diesem biografischen Roman über eine Frau, die allen Widrigkeiten zum Trotz unbeirrbar ihren Weg gegangen ist. Dafür kann ich Antonia Brico nur ehrfürchtig und voller Demut begegnen. Ich habe ja selbst einen von Männern dominierten Beruf und weiß, wie schwer es ist, sich durchzusetzen. Aber zwischen Antonia Bricos und meiner eigenen Berufsausbildung liegen rund 60 Jahre (und ein Weltkrieg), in denen sich doch einiges getan hat.

Dennoch, eine Frau am Pult (dem Dirigentenpult nämlich) gilt auch 2020 immer noch als Sensation und wird in den Medien als Ausnahmeerscheinung gehandelt. Der Beruf des Dirigenten gehört zu den letzten Männerbastionen unserer Gesellschaft. Nur sehr langsam bröckelt dieser Mythos. Inzwischen gibt es mehr als 90 Dirigentinnen im Orchesterbereich. Ich kann mich gut an die Diskussion bei den Wiener Philharmonikern in den 1990er Jahren erinnern, die keine Frauen als Musikerinnen aufnehmen wollten. Die Argumente mehr als faden- und scheinheilig: Frauen brächten Unruhe ins Orchester und störten den optischen Gesamteindruck durch individuelle Kleidung (???) als hätte man noch nie etwas von Uniformen gehört. Nun, seit 1997 ist das auch vorbei und derzeit sind rund 20 Musikerinnen in diesem wunderbaren Orchester zu hören. Frauen sind zwar immer noch unterrepräsentiert, aber gut Ding braucht eben Weile und einen langen Atem.

Meine Vision ist: Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker dirigiert von einer Frau.

Doch zurück zu diesem Buch. Maria Peters hat einen wunderbaren biografischen Roman verfasst. Aus mehreren Perspektiven wird Antonias Geschichte erzählt. Es kommen neben der Dirigentin noch ihr Freund Robin, der selbst ein streng gehütetes Geheimnis mit sich herumschleppt und Frank zu Wort. Zu Beginn wird Antonia noch als „Willy“ bezeichnet, dann später, als „Antonia“. Jede beleuchtet seinen Standpunkt, seine Sicht auf Antonia. So gelingt es, eine schöne, runde Vorstellung der Antonia Brico zu erhalten. Nicht verschwiegen werden die bigotte Einstellung der Menschen dieser Zeit. Sei es die Haltung der Klöster egal welcher Konfession oder die Einstellung Frauen im Allgemein und Antonia gegenüber im Besonderen.

Maria Peters Schreibstil ist eindringlich eingängig. Sie deutet Manches nur an, besonders, wenn die Gefahr bestünde, ins Kitschige abzugleiten. Die Charaktere sind allesamt sehr plastisch beschrieben, vor allem auch, wenn die eine oder andere Figur durch die eigene Oberflächlichkeit, ein besonders Ekel ist. Eine extrem unsympathische Figur ist die „Klimpermutter“ - Antonias Adoptivmutter - berechnend, geizig und geldgierig.

Das Buch ist in Zusammenarbeit mit Rex Brico, Antonias Cousin entstanden. Zuvor hat die Autorin einen Film über Antonia Brico gedreht. Das Bild auf dem Cover ist eine Szene daraus.

„Meine Füße spüren die Erde, die Hände den Takt, die Ohren hören die Musik, die Augen verfolgen die Noten, meine Aufmerksamkeit gilt den Musikern, meine Seele gehört dem Komponisten. Kurz vergesse ich, wem mein Herz gehört. Ich bin siebenundzwanzig. Ich stehe vor den weltberühmten Berliner Philharmonikern, und das ist meine Weltpremiere.“ (S. 240)

Sehr interessant sind auch das Nachwort und die Liste mit weiterführende Literatur.

Fazit:

Ein wunderbarer biografischer Roman und eine Hommage an eine Frau, die an sich selbst geglaubt hat. Leider ist ihr der ganz große Durchbruch und Erfolg versagt geblieben. Das Buch erhält 5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 23.07.2020

"Bei Lotus werde ich Weltmeister oder ich bin tot"

Jochen Rindt
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Am 5. September jährt sich der tödliche Unfall des gebürtigen Mainzers und mit österreichischer Rennlizenz fahrenden Jochen Rindt zum 50. Mal. Im Alter von nur 28 Jahren verunfallt Rindt auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke ...

Am 5. September jährt sich der tödliche Unfall des gebürtigen Mainzers und mit österreichischer Rennlizenz fahrenden Jochen Rindt zum 50. Mal. Im Alter von nur 28 Jahren verunfallt Rindt auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke in Monza in seinem Lotus tödlich. Seinen WM-Titel gewann er am Ende der Saison dennoch, da Jochen Rindt mit ein nicht mehr einholbaren Punktevorsprung vor seinem Konkurrenten Jacky Ickx führte.

Dieses Buch ist eines von vielen, das aus diesem Anlass erscheint bzw. neu aufgelegt ist. Zahlreiche imposante Fotos von Rennstrecken aus aller Welt und einfühlsame Texte, in denen Weggefährte wie Helmut Marko, Jackie Stewart oder Niki Lauda zu Wort kommen, versuchen dem Phänomen Jochen Rindt (zumindest ein bisschen) auf den Grund zu gehen.

Ferdi Kräling nimmt uns zurück in die höchst gefährliche Zeit des Motorsports. Als die Rennfahrerfrauen eine Garnitur schwarzer Kleidung im Gepäck hatten. Man wusste vor dem Rennwochenende nie, wer es benötigen sollte. Wenn man sich die Fotos in diesem Buch ansieht, dass Strohballen nahezu die einzige Absicherung am Streckenrand darstellten, weiß man, dass die tödliche Gefahr immer und über all lauerte.

Dieses Buch soll und kann keine Biografie sein, sondern beleuchtet das kurze Leben eines Rennfahrers, der sich am Ende der Rennsaison 1970 vom aktiven Motorsport zurückziehen wollte.

Jochen Rindts salopp dahin gesagte Prophezeiung „Bei Lotus werde ich Weltmeister oder ich bin tot“ hat sich am 5. September 1970 in zweifacher Hinsicht erfüllt.

Veröffentlicht am 23.07.2020

Ein gelungener Regional-Krimi

Mühlviertler Grab
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Das ist meine erste Begegnung mit Chefinspektor Oskar Stern, obwohl es bereits zwei Vorgänger gibt. Wie konnte mir dieser Ermittler bisher durch die Lappen gehen?

Sei es wie es sei - schauen wir einmal ...

Das ist meine erste Begegnung mit Chefinspektor Oskar Stern, obwohl es bereits zwei Vorgänger gibt. Wie konnte mir dieser Ermittler bisher durch die Lappen gehen?

Sei es wie es sei - schauen wir einmal worum es geht:
Innerhalb von wenigen Tagen werden auf dem St. Oswalder Friedhof zwei männliche Leichen in einer Art „Büßerstellung“ auf dem Grab der vor einem Jahr tödlich verunglückten Paula Eckinger gefunden. Einmal könnte ja Zufall sein, aber zweimal? Und, welcher Kriminalist glaubt schon an Zufälle?

Haben die beiden Toten etwas mit dem Autounfall bei dem Paula starb, etwas zu tun? Es soll ja dem Fahrer, Paulas Ehemann, ein SUV entgegen gekommen sein, der in zu dem fatalen Ausweichmanöver gezwungen hat, der Paula ins Grab und ihn persönlich in den Rollstuhl katapultiert hat.

Oskar Stern und sein Team gehen allen möglichen und unmöglichen Spuren nach. Obwohl der Chefinspektor seinen Leuten immer predigt, nur Zahlen, Daten und Fakten hätte Bestand, hört er selbst gerne auf sein Bauchgefühl und das nicht nur dann, wenn sein Magen vor Hunger knurrt.

So verbeißt sich der Chef ein wenig in den Eckinger und findet heraus, dass - nein das verrate ich jetzt nicht.

Meine Meinung:

Dieser Regionalkrimi spielt in der Nähe von Freistadt, einem malerischen Städtchen in Oberösterreich. Die Leute des Mühlviertels werden oft missverstanden und als „Sturschädel“ verunglimpft. Nein, alles nicht wahr. Aber, man wird doch auf seiner Meinung beharren dürfen, oder? In diesem Krimi lernen wird die gute und deftige Hausmannkost kennen, der Oskar Stern so gerne zuspricht. Ach ja, und das Mühlviertler Bier bitte nicht vergessen.

Dass Stern auch eine andere, eine weiche Seite hat, zeigt sich unter anderem, dass er sich um die Zukunft zweier Teammitglieder sorgt, die demnächst den Stand der Ehe eingehen wollen, und deswegen aus dienstrechtlichen Gründen, einer der beiden das LKA Oberösterreich verlassen muss.

Die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten, denn wenig ist, wie es scheint.

Mir hat der Ausflug ins Mühlviertel gefallen. Der Krimi taugt so richtig zum Entspannen nach einer ausgiebigen Wanderung durch die hügelige Landschaft. Bei einem Krügel Bier (= großes Bier, 0,5 l) und einem zünftigen Mostbratl, lassen sich Urlaub und Krimi wahrlich genießen.

Fazit:

Die beiden Vorgänger „Mühlviertler Blut-1“ und „Mühlviertler Rache-2“ warten schon darauf, gelesen zu werden. Gerne gebe ich diesem ersten Rendezvous mit Oskar Stern 5 Sterne.