Gefühlsintensiver aber dadurch ein bisschen oberflächlicher.
Marriage on Madison AvenueDiese Rezension muss ich wieder damit beginnen, mir selbst auf die Schulter zu klopfen, da ich mal wieder Gespür bewiesen und diese Reihe nach dem eher mittelmäßig guten ersten Band nicht abgeschrieben ...
Diese Rezension muss ich wieder damit beginnen, mir selbst auf die Schulter zu klopfen, da ich mal wieder Gespür bewiesen und diese Reihe nach dem eher mittelmäßig guten ersten Band nicht abgeschrieben habe (ich bin so gut, halleluja 😊). Während mich "Passion on Park Avenue" mit den eher farblosen Protagonisten, dem konstruierten Handlungsverlauf und den oberflächlichen Gefühlen nicht überzeugen konnte und die Fortsetzung "Love on Lexington Avenue" um Welten besser war und alles bot, was man sich von einer unterhaltsamen Liebesgeschichte wünscht, schließt "Marriage on Madison Avenue" die Reihe mit einer lockeren, unterhaltsamen Friends-to-Lovers-Geschichte ab.
Schon das Cover bereitet darauf vor und lässt eine lockere, romantische Geschichte mitten in New York, aber nicht unbedingt Tiefgang erwarten. Auch wenn die Gestaltung mit den bunten Lichtpunkten und der Skyline schön anzusehen ist, finde ich das Originalcover dennoch um WELTEN besser! Dort ist nämlich die peppige Strichzeichnung einer Frau in einem Hochzeitskleid zu sehen, die in ein Taxi einsteigt. Dieser Entwurf hat meiner Meinung nach mehr Pepp, Wiedererkennungswert und außerdem ist die Darstellung der Protagonistin weitaus aussagekräftiger als nur die Skyline allein. Schön finde ich, dass sich das Motiv in den Leselaschen fortsetzt und in der vorderen Leselasche die ganze Trilogie abgebildet ist.
Erster Satz: "Von diesem Augenblick hatte Audrey Tate Dutzende von Malen geträumt."
Auch der letzte Teil der Reihe beginnt mit einem kurzen Prolog, in dem für alle neuen Leser kurz der Hintergrund der Trilogie erläutert wird, während alle, die schon die ersten Teile kennen, sich noch mal in Erinnerung rufen können, auf was die Reihe fußt: Drei Frauen, die sich von der Beerdigung ihres Mannes, Freundes oder Liebhabers drücken, sich im Central Park durch Zufall treffen und die gleichen Schuhe tragen - das ist auf jeden Fall die beste Grundlage für eine lebenslange Freundschaft (weiß man ja auch aus "Die Schadenfreundinnen" ). Nachdem Claire, Audrey und Naomi vom selben Mann hintergangen und betrogen wurden, haben sie sich geschworen, sich gegenseitig vor weiteren Herzensbrechern zu beschützen. In "Passion on Park Avenue" hat Braydens ehemalige Geliebte Naomi im stilvollen Architekten Oliver schon ihren Traummann gefunden. Auch Braydens Witwe Claire hat der Liebe eine zweite Chance gegeben und ist nun mit dem Innendesigner Scott verheiratet. Jetzt fehlt nur noch der perfekte Mann für die dritte im Bunde: Braydens Freundin, die Influencerin Audrey Tate. Dass sie diesen schon die ganze Zeit direkt vor der Nase hatte, bemerkt sie erst, als sie durch eine gefakte Verlobung mit ihrem besten Freund Clarke, Gefühle für ihn entdeckt. Doch wie sollen sie aus der Verlobungssache wieder herauskommen, ohne ihre Freundschaft zu zerstören?
"Ob ich weiß, was ich da tue? Nicht wirklich. Will ich aufhören, mit ihm zu schlafen? Nein. Will ich die Hochzeit abblasen? Nein. Was hat das zu bedeuten? Keine Ahnung."
Tatsächlich schaffte es dieser letzte Band endlich, eine größere gefühlsmäßige Nähe zur Handlung und den Protagonisten zu vermitteln und während ich bei den ersten zwei Bänden das Geschehen noch mit ein wenig mehr Abstand betrachtet habe, konnte ich hier sehr mit Audrey und Clarke mitfiebern. Die Autorin baut die sich entwickelnde neue Spannung zwischen den beiden Freunden sehr langsam und authentisch auf und nimmt sich viel Zeit, für die neuen Gefühle. Zwar plätschert die Handlung dadurch etwas gemächlich vor sich hin, durch die Hochzeitsvorbereitungen der gefakten Verlobung ist jedoch ein klarer roter Faden zu sehen, der die einzelnen Szenen, in denen Clarke und Audrey zusammentreffen, verbindet. Zwischen die Gefühle mischen sich immer wieder Hochzeitsvorbereitungen, High-Society-Events und der Instagram-Alltag einer Influencerin mitten in New York, was für ein witziges, spritziges, romantisches Flair sorgt. Gepaart mit dem Sex-and-the-City-Touch, der ja schon dem ersten Teil anhaftete, mit Glamour, Luxus und High-Society-Events in der Stadt der endlosen Möglichkeiten und einer spaßigen Lovestory, liest sich diese Selbstfindungsgeschichte sehr schnell und locker weg und machte definitiv süchtig. Dafür sorgten auch Lauren Laynes flüssiger Schreibstil und ihre treffenden Beschreibungen, mit denen sie das Setting lebendig werden ließ. Man merkt der ganzen Reihe an, dass die Autorin selbst seit Jahren in Manhattan wohnt und deshalb die Licht- sowie die Schattenseiten der spannenden Stadt New York treffend einzufangen weiß.
"Das war kein Theater. Nicht ich war die Frau, die er brauchte. Wahrscheinlich war ich es nie. Clarke hat mich nie auf diese Weise geküsst."
"Auf welche Weise?", platzte Audrey unwillkürlich heraus.
"Als folgte er einem inneren Drang und glaubte, sterben zu müssen, wenn er es nicht täte. Als sei ich das Einzige, was zählt, das Einzige, was er sieht."
Dabei ist der dritte Teil aber leider wieder etwas oberflächlicher als der zweite Band und mit vielen NYC-Upper-Class-Klischees sowie viel unnötiges Drama (kupplerische Mutter, eifersüchtige Exfreundin, gemeine Internet-Klatschbasen) recht vorhersehbar. Über die "Probleme" der Reichen und Schönen muss man manchmal die Augen verdrehen, aber da sich die Geschichte selbst nicht ganz ernst zu nehmen scheint, geht das klar. Für das prickelndere Leseerlebnis sorgte auch die stimmige Chemie zwischen Audrey und Tate, von denen man schon im ersten Teil hoffte, dass sie irgendwann zusammen kommen würden.
"Er ist immerhin Clarke, nicht wahr?" Sie sagte das mit einem wissenden Lächeln, einem gemeinsamen Einverständnis zwischen zwei Frauen, die den gleichen Mann liebten. Audrey zögerte, als Elizabeth davonging. Sie machte den Mund auf, um ihr zu versichern, dass ihre Ehe mit Clarke nicht so sein würde, dass sie nicht verliebt in ihren besten Freund war. Die Worte wollten ihr nicht über die Lippen kommen. Denn tief im Herzen wusste sie bereits, dass es eine Lüge war..."
Dadurch dass beide Protagonisten als personaler Er-Erzähler abwechselnd aus ihrer Sicht erzählen, erhalten wir einen guten Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt der beiden lebendigen Personen. Audrey ist so liebenswürdig, dass man sie einfach mögen muss und Clarke ist ein klarer Fall von Playboy mit weichem Herz. Zwar kommen auch in der Charakterentwicklung einige Klischees zum Tragen und im letzten Drittel ging mir alles ein bisschen schnell aber dennoch kann die Geschichte durch eine durchaus realistische Liebesgeschichte punkten. Anders als in anderen Büchern des Genres bleibt die Autorin aber bei einer sehr "harmlosen" Beschreibung ihrer Beziehung und konzentriert sich eher auf Gefühle als auf Leidenschaft.
"Brayden war niemals mein Märchenprinz. Das war er von uns allen nicht. Er war die böse Hexe, der Troll, der Wolf im Schafspelz, aber nie der Prinz. Scott ist mein Prinz. Oliver ist Naomis Prinz. Und Clarke ist deiner"; schloss Claire sanft. Audrey wischte sich die Augen ab und blickte zwischen den beiden Frauen hin und her. Dann bekannte sie sich zu der Wahrheit, von der sie schon Gott weiß wie lange davonlief. Sie holte tief Luft: "Ich glaube, ich bin in Clarke verliebt."
Naomi seufzte und nahm sie in die Arme, tätschelte ihren Kopf: "Ach Süße. Natürlich bist du das."
Auch Naomi und Oliver, Claire und Scott und ein paar Nebencharaktere kommen natürlich wieder vor und in einigen kleinen Andeutungen werden den beiden Vorgängergeschichten noch mal ein Sahnehäubchen aufgesetzt. Insgesamt ist "Marriage on Madison Avenue" also ein sehr schöner Abschluss der Reihe.
Fazit:
Gefühlsintensiver aber dadurch ein bisschen oberflächlicher. "Marriage on Madison Avenue" ist eine typische Friends-to-Lovers-Geschichte, die mitreißt und der man den Verlauf auch vollkommen abnimmt.