Flugtickets ins Glück
Wolfes of Wall Street - IanEin Enemies-to-Lovers-Roman zum Niederknien! Ich liebe es, wenn sich die Protagonisten anfangs fetzen, vor allem, wenn sie redegewandt sind und nichts anbrennen lassen. So auch Ian Bradley und Lara McKenzie. ...
Ein Enemies-to-Lovers-Roman zum Niederknien! Ich liebe es, wenn sich die Protagonisten anfangs fetzen, vor allem, wenn sie redegewandt sind und nichts anbrennen lassen. So auch Ian Bradley und Lara McKenzie. Er ist schwerreicher supererfolgreicher Broker an der Wallstreet mit Playboy-Selbstbewußtsein, sie eine vom Staat eher mäßig bezahlte Ermittlerin der amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde mit Ehrgeiz auf eine Stelle beim FBI.
Und gleich auf den ersten Seiten ist die Show eröffnet: Er baggert sie im Pausenraum an, wie er es eben immer macht, während sie ihm gleich mal klar macht, daß er auf dem Opferstuhl sitzt. Das ist schon mal absolut lesenswürdig. Zum Glück verpufft die Schlagfertigkeit nicht schon nach der Leseprobe, sondern zieht sich durchs ganze Buch. Dabei habe ich immer wieder schmunzeln bis hin zu kräftig lachen können.
Dadurch, daß die Kapitel abwechselnd aus der Sicht der beiden Protagonisten geschrieben sind und sie den Leser ansprechen, als würden sie ihm ihre Geschichte wie einem guten Freund erzählen, hatte ich sofort einen Draht zu beiden.
Hier ein paar Beispielsätze, die besonders hängengeblieben sind:
„Unter uns. Ich bin ein Arschloch.“ „ ich schlafe niemals zweimal mit derselben Frau – denn ich muss es nicht.“
„Verdammt, er riecht wirklich gut. Was ist das, Sandelholz? Zeder? George-Clooney-Schweiß?“
Sehr ungewöhnlich finde ich die deutsche Übersetzung. Bei Ausdrücken wie wisperzart, erkühnt, Spirituosensnob und glattzüngig würde ich das amerikanische Original gerne mal sehen. Auch wenn sich der Übersetzer hier Freiheiten erlaubt hat, was ich nicht weiß, finde ich sie äußerst passend und herausragend.
Es handelt sich nicht um einen Wirtschaftskrimi, dazu wird der Fall zu oberflächlich abgehandelt. Der Fokus liegt vielmehr auf den zwischenmenschlichen Interaktionen, nicht nur zwischen Ian und Lara, sondern auch zwischen den Nebendarstellern, denen ja noch weitere Bände der Reihe gewidmet sind, worauf ich mich schon sehr freue.
Die Erzählung ist sehr gut entwickelt, die Abschnitte bauen logisch aufeinander auf. Ich fand sie niemals langweilig. Die Charaktere inklusive der Nebendarsteller sind wundervoll ausgearbeitet. Die expliziten Szenen sind eher harmlos, aber prickelnd.
Es ist ein Buch über Freundschaft und Loyalität, Chancen und Abstammung und natürlich die große Liebe. Es hat mich von der ersten bis zur letzten Seite wunderbar unterhalten. Ich habe nichts vermisst. Ich hätte noch Tage so weiterlesen können. Deswegen gibt es von mir für dieses kurzweilige Lesevergnügen selbstverständlich die volle Punktzahl und eine unbedingte Leseempfehlung.